Mai 2010


Liebe Freunde und Interessenten des Instituts,

auch in den letzten Monaten hat sich das Institut trotz bescheidener Ausstattung weiter entwickelt. In diesem Newsletter geht es um die wichtigsten Etappen, aber – aus aktuellem Anlass- auch um das Thema “Finanz- und Wirtschaftskrise Teil II”, insbesondere im Blick auf Griechenland.

Der beigefügte Artikel (Die wahre Ursache der griechischen Haushaltstragödie) ist zwar schon einige Wochen alt, verweist aber auf eine oft vernachlässigte Problematik: Die Gefahr, die für den griechischen Staat- und damit für den Euro- durch den gigantischen Umfang der Bankenrettung entstanden ist. Die “Finanz- und Wirtschaftskrise Teil II” hat unmittelbar mit dem ersten Teil der Krise nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers am 15.9.2008 zu tun.

Die weiteren Aussichten können schon deshalb nicht optimistisch sein, weil staatliches Geld von den Bürgerinnen und Bürgern erwirtschaftet werden muss. Die meisten Euro- Staaten sind daher zu striktem Sparkurs gezwungen. Da der direkte und indirekte Anteil des Staates am Bruttosozialprodukt zwischen 30 und 50% besteht, wirkt dieser notwendige Sparkurs wie ein Wachstumsdämpfungsprogramm. Bei 50% Staatsquote und einem Rückgang der Staatsausgaben um 2%, muss die Wirtschaft um 4% wachsen, damit am Ende ein “Wachstum des Bruttosozialprodukts” um 1% hängen bleibt (denn 50% von -2 ist -1; 50% von 4 ist 2; die Summe aus -1 und 2 ist +1).

Was eine lange Zeit der Stagnation bedeutet, kann man an Japan beobachten.

Zu diesen schwierigen Aussichten kommt ein weiteres Problem hinzu: Der Druck auf den Euro kann dadurch gemildert werden, dass die Europäische Zentralbank die Zinsen erhöht. Dadurch wird der Euro attraktiver, und der Kurs im Verhältnis zum Dollar steigt. Nur wird ein steigender Zinssatz die Kosten für die Bedienung der Staatsschulden deutlich erhöhen. Außerdem wird es zu weiteren Unternehmensinsolvenzen kommen, was wiederum das Wirtschaftswachstum nicht gerade beflügelt. Auch aus diesem Grund muss die Europäische Zentralbank dem Treiben ziemlich ohnmächtig zusehen: denn das Gift der Zinserhöhung mit einem “Abwürgen der Konjunktur” will sie sich nicht vorwerfen lassen.

Gleichzeitig versagen unsere Politiker bedauerlicherweise bei einer sinnvollen Bankenregulierung. Ausgehend von der “Tobin-Steuer” auf Finanztransaktionen ließen sich Mittel von denjenigen einholen, die sich an Finanzwetten beteiligen. Obwohl der Eigenhandel der Banken inzwischen rückläufig ist, gehört auch dieses Thema auf die Tagesordnung. Handelt eine Bank nämlich mit dem von der Zentralbank zur Verfügung gestellten Geld auf eigene Rechnung, kann das gleiche Geld nicht in die Finanzierung von Unternehmen und Haushalten fließen. Bitte beachten Sie hierzu meinen Blog für den Harvard Business Manager.

Mit dem “Institut für Sozialwirtschaft” und seinem Netzwerk stehen Ihnen kompetente Ansprechpartner für den Zusammenhang zwischen wirtschaftlichen und ethischen Fragen zur Verfügung. Für das Institut konnte ich am 23.2.2010 an der Frühjahrsversammlung des Freundeskreises des “Instituts für Weltwirtschaft” in Iphofen und an der Wirtschaftsethik-Tagung des “Roman-Herzog-Instituts” am 29.April 2010 in München teilnehmen.

Im Bereich CSR ist u.a. die Mitwirkung an der Jury für den Aspirin-Sozialpreis 2010 (5.März 2010) sowie am LEA-Preis Baden-Württemberg für die soziale Verantwortung von Unternehmen (13.April 2010) hervorzuheben.

Schließlich darf ich Sie auf meinen Beitrag “Führen in der Krise und die Balance von Wettbewerb und Kooperation in Wirtschaft und Gesellschaft” hinweisen, der im Frühjahr 2010 im Sammelband “Führung-Macht-Sinn” (hrsg. von Uto Meier/Bernhard Sill, S.293-301) im Pustet-Verlag in Regensburg erschienen ist und an dem u.a. Horst Köhler, Annette Schavan, Hans-Jochen Vogel, Horst Seehofer, Bischof Reinhard Marx, der Journalist Heribert Prantl, Hans Küng und zahlreiche anerkannte Wissenschaftler mitgewirkt haben.

Die nächsten Aktivitäten des Instituts beschäftigen sich u.a. mit dem Thema der Bildungsarmut und Möglichkeiten, dieser im lokalen Zusammenhang einer Gemeinde entgegenzuwirken, etwa unter dem Stichwort “Kommunaler Bildungsfonds”.

Intern arbeiten wir an einer Modernisierung der Home Page, die dann auch die internationale Zusammenarbeit erleichtern wird. Federführend ist hier Frau Marlene Kammerer.

Es freut mich in diesem Zusammenhang sehr, dass wir mit Herrn Winfried Abele eine kompetente Persönlichkeit gefunden haben, der das Institut in der Schweiz aufbaut (www.institut-fuer-sozialstrategie.ch). Die Anschrift des Schweizerischen Instituts für Sozialstrategie ist Poststrasse 24, CH 6301 Zug.

Nun freue ich mich auf Ihre Rückmeldungen und Anregungen und werde Sie auch weiterhin zur Arbeit des Instituts auf dem Laufenden halten!

Beste Grüße Ulrich Hemel

Posted by Ulrich Hemel