Das Institut für Sozialstrategie versteht unter Globaler Zivilgesellschaft die weltweite Gemeinschaft aller Personen und nicht-staatlicher Organisationen, wobei davon jegliche kriminelle Vereinigungen, wie beispielsweise die Mafia, ausgeschlossen sind. Kurz gesagt: Zivilgesellschaft sind alle Personen und Institutionen, die weder Staat sind noch „organisiertes Verbrechen“.
Mit dieser im Zentrum stehenden Definition vertritt das Institut für Sozialstrategie ein gestaltungsoffenes, nicht determiniertes Globalisierungsverständnis und strebt einen Austausch ‘der besten Köpfe’ an. Dabei gilt ein Vorrang des guten Arguments, das dem konstruktiven Dialog dient. Zu guter Letzt ist unser Ausgangspunkt eine christlich inspirierte, aber ausdrücklich dialogoffene Kultur:
Damit ist die globale Zivilgesellschaft größer als jede Sprachgemeinschaft, jede Nation und jedes sonstige Bündnis. Über den klassischen Begriff der Zivilgesellschaft und Nicht-Regierungs-Organisationen hinaus sehen wir daher auch Sportvereine, Kirchen und Religionen, ja sogar Wirtschaftsbetriebe und Unternehmen als Teil der Zivilgesellschaft an. Vorteilhaft an dieser Definition ist es, dass jeder Akteur der Zivilgesellschaft, also beispielsweise auch Unternehmen, von Haus aus Verantwortung hat. Verantwortung muss also nicht erst von außen zugeschrieben werden. Mit diesem weiten, inklusiven Konzept löst sich das Institut für Sozialstrategie von der üblichen Abgrenzung von Zivilgesellschaft, die explizit von „Staat“ und „Wirtschaft“ unterschieden wird.
Eng verknüpft ist mit der Globalen Zivilgesellschaft die Frage, wie wir unser gemeinsames, globales Zusammenleben auf transnationaler, nationaler, regionaler und auch lokaler Ebene gestalten wollen. Die Kernfrage des Instituts für Sozialstrategie lautet daher: „In welcher Gesellschaft wollen wir leben?“. Grundsätzliche Bezugsgröße ist aber nicht eine lokale Zivilgesellschaft, eine Region oder ein Land, sondern die Gesamtheit aller auf diesem Planeten lebenden Menschen.
Kern- & Forschungsfragen:
Mit diesem Verständnis ist die Globale Zivilgesellschaft der zentrale Bezugspunkt für die Forschungen und Diskussionen rund um das Institut für Sozialstrategie. Zentral geht es – wie z.T. bereits ausgedrückt – um folgende Fragen:
- In welcher Gesellschaft wollen wir leben? – Gerade dann, wenn die Angst vor Kontrollverlust uns dazu treibt, den Wert der eigenen Identität zu betonen und neu über Grenzen nachzudenken, gerade dann ist die Frage nach dem großen Ganzen noch dringender als zuvor. Denn wir sind Menschen, und wir haben die Chance, uns in Achtung zu begegnen. Dies setzt keine vollkommene Übereinstimmung der Ideen, Sitten und Gebräuche voraus. Der Dialog setzt nicht einmal voraus, dass Gesprächspartner_innen in einer vollkommenen Demokratie leben oder diese anstreben. Vorausgesetzt wird allein das gemeinsam Menschliche, einfach weil es einen Grundbestand an Würde und Achtung, an Bedürfnissen und Erfahrungen, an Ängsten und beglückenden Erfahrungen nach sich zieht.
- Wie können formulierte Mindeststandards unserer Forschungsbereiche (z.B. Zugang zu elementarer Bildung und zu Gesundheitsleistungen, demokratiefähige Religion, Fairness, Transparenz und gute Governance in Unternehmen, wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel durch Ressourceneffizienz und CO²-Neutralität sowie die Beachtung der Rechte von religiösen, ethnischen, sexuellen, sprachlichen und sonstigen Minderheiten) langfristig implementiert werden?
- Welche Interaktionen kommen unter Menschen und Institutionen frei von Staat und frei von organisiertem Verbrechen zustande? Können wir die Stärke einer lokalen oder nationalen Zivilgesellschaft messen, etwa durch die Anzahl der Interaktionen, die ohne Beteiligung von „Staat“ oder „organisiertem Verbrechen“ zustande kommen?
- Was bewegt die Zivilgesellschaft? Ein zentraler Ausgangspunkt für Themen der globalen Zivilgesellschaft und damit auch von Zusammenschlüssen von Betroffenen oder Beteiligten sind große und auch kleine Fragen des Gemeinschaftlichen. Insbesondere aber sind es wohl weitreichende Krisen, Konflikte oder (politische) Entscheidungen, die zivilgesellschaftliches Engagement auslösen. Dabei zielt zivilgesellschaftliches Engagement auf die Veränderung, oftmals perspektivische Verbesserung des (Zusammen-)Lebens und nimmt Einfluss auf Wertesysteme und Lebensstile.
Themen:
Die Themen der Globalen Zivilgesellschaft spiegeln sich in den sieben Forschungsbereichen des Institut für Sozialstrategie wider:
- Bildung
- Digitalisierung & KI
- Gesundheit & Soziales
- Minderheiten
- Religion
- Umwelt & Nachhaltigkeit
- Wirtschaft
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