Globalisierung bedeutet nicht nur den weltweiten Austausch von Gütern und Dienstleistungen, sondern auch und gerade die räumliche Flexibilität von Menschen, die weltumspannendes Wirtschaften in der heutigen Form überhaupt erst möglich macht. Aktuell leben und arbeiten ungefähr 160 Millionen Menschen außerhalb ihrer Herkunftsländer – rund 5% der erwerbstätigen Bevölkerung. Polnische Krankenschwestern in England, palästinensische Ingenieure in Dubai, pakistanische Taxifahrer in New York – sie alle leben als Minderheiten in der jeweiligen Aufnahmegesellschaft. Doch nicht nur für Arbeitssuchende kann Migration die Antwort sein. Auch politische oder religiöse Verfolgung, Armut und Hunger sowie der Wunsch nach Familienzusammenführung können Migration erforderlich machen.
Das IfS sieht in der daraus entstehenden kulturellen Diversität eine große Bereicherung und ist bestrebt, vorhandene Konfliktpotentiale durch institutionelle sowie zivilgesellschaftliche Lösungsansätze zu verringern, und so die Situation von Minderheiten nachhaltig zu verbessern. Dabei sollte nicht übersehen werden, dass der Begriff der Minderheit weitere Facetten umfasst. So gibt es beispielsweise alleine in Deutschland sprachliche Minderheiten wie Sorben und Friesen; es gibt sexuelle Minderheiten, und es gibt religiöse Minderheiten (in Deutschland z.B. 0,2 Mio. Juden und 0,3 Mio. Hindus).
Das IfS setzt sich klar für Minderheitenrechte ein, denn Menschenrechte gelten auch für Minderheiten. Denn dort, wo Minderheiten effektiven Schutz, Wahrnehmung und Anerkennung genießen, ist es um die Menschlichkeit einer Gesellschaft und um die Menschenrechte gut bestellt. Deshalb setzt sich das IfS beispielsweise für eine UN Migration Authority ein, eine Behörde, die verbindliche Standards schaffen und weltweit mittels eines Registers gezielt auf Angebot und Nachfrage von Arbeitnehmern und Arbeitgebern eingehen soll.
Mit Hilfe eines solchen äußeren Rahmens ist es dann die globale Zivilgesellschaft, die zur aktiven Ausgestaltung des Zusammenlebens und der Integration von Minderheiten aufgefordert ist. Hier knüpft der Forschungsbereich an eine Vielzahl von Themen des IfS an, stellt beispielsweise die Frage nach Bildungsteilhabe und religiöser Vielfalt.
Ziel des Instituts ist es dabei stets alle Beteiligte im Blick zu behalten und einseitige Perspektiven zu vermeiden.
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Prof. Dr. Dr. Ulrich Hemel
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