In der in den Vereinten Nationen seit mehreren Jahren geführten Diskussion um den Klimawandel können derzeit zwei Schwerpunkte identifiziert werden: die Risiken, die sich für die Weltbevölkerung aus der globalen Erwärmung ergeben, und die Anstrengungen, die notwendig erscheinen, um den Klimawandel zu mindern und die Lebensumstände der Bevölkerung an den irreversiblen Folgen des Klimawandels anzupassen. Im Mittelpunkt der Erörterung steht das Bestreben, Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer einer nachhaltigen Wirtschaftsweise zuzuführen, um einen Ausgleich zwischen dem limitierten Ressourcenangebot einerseits und der Ressourcennachfrage durch eine kontinuierlich wachsenden Weltbevölkerung andererseits zu erreichen. Insbesondere scheinen die steigenden Konzentrationen an Treibhausgasen in der Atmosphäre, die bei der Verbrennung fossiler Energieträger entstehen, die Fähigkeit der Erdoberfläche, Wärme abzustrahlen, stark einzuschränken. Zu den Folgen dieser Prozesse werden extreme Hitzeperioden, veränderte Niederschlagsmuster, Überschwemmungen und Gletscherschmelzen gezählt. Als mögliche Risiken können u.a. der teilweise Ausfall der Nahrungsmittelproduktion, Waldbrände, die Gefahr, dass sich Infektionskrankheiten sehr viel schneller ausbreiten als bisher, und das Szenario, dass der Meeresspiegelanstieg unerwartet hohe Schäden in den Küstengebieten verursacht, wo der größte Teil der Weltbevölkerung angesiedelt ist, genannt werden.
Forschungsfragen
Der Klimawandel stellt die Weltgesellschaft vor großen Herausforderungen. Es stellt sich die Frage, ob und in wie weit es der globalen Zivilgesellschaft gelingen kann, ihre Rolle bei der Unterstützung des Nordens und des Südens bei dem Wechsel von einem nichtnachhaltigen zu einem nachhaltigen Wachstumspfad zu finden. Welche Art von sozialen Bewegungen, Nichtregierungsorganisationen und aktiven Bürgergruppen werden imstande sein, die erforderlichen regionalen und globalen Netzwerke zu bilden, auch über das Internet, um die bisherigen Akteure in den internationalen Klimaverhandlungen (einzelne Staaten) zu einer gemeinsamen Lösung der anstehenden Probleme zu bewegen? Werden die herkömmlichen Umweltverbände im Norden und im Süden die Aufgabe wahrnehmen können oder muss es erst zu einer weit kräftigeren Mobilisierung sozialer Kräfte kommen, um nennenswerte Erfolge zu erzielen? Oder muss in Zukunft mit einer Aufteilung der Weltgemeinschaft in Ländergruppen, die zügig, und solchen, die eher verhalten die notwendigen Anpassungen in Angriff nehmen, gerechnet werden? Wird es dabei zu einer Spaltung der globalen
Zivilgesellschaft kommen? Welches Gewicht werden dabei indigene Gruppen erlangen? Wie werden sich die gesellschaftlichen Kosten der Transformation in Richtung Nachhaltigkeit im Norden und im Süden entwickeln? Wer wird die Kosten tragen? Welche nationalen und internationalen Konflikte werden nachhaltige Wachstumsstrategien hervorrufen? Kann das Problem der Ressourcenknappheit dauerhaft gelöst werden?
Methodischer Ansatz
Die Untersuchungen sollen nach Möglichkeit theoriegeleitet, aber empirischer Natur sein und überwiegend im internationalen Vergleich durchgeführt werden. Für den Fall, dass neuere belastbare Daten nicht verfügbar sein sollten, können eigene Erhebungen erwogen oder Metastudien bisheriger empirischer Analysen in Betracht gezogen werden. Im Rahmen der Forschungsarbeiten soll in der ersten Phase ein Überblick über weltweit vorhandene relevante Datenbanken erstellt werden.
Beratungsleistungen
Von der Untersuchung der oben genannten Fragen werden Ergebnisse erwartet, die sich für eine Beratung von zivilgesellschaftlichen Gruppen/Organisationen, staatlichen Stellen und Unternehmen/Verbände auf nationaler und internationaler Ebene eignen, sofern diese vor ähnlichen Fragestellungen stehen sollten.
letzte Veröffentlichungen
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