Juni 2011


Liebe Freunde und Freundinnen des Instituts für Sozialstrategie,

unser Ziel ist ein Beitrag zur Gestaltung der globalen Zivilgesellschaft, verbunden mit der Frage “In welcher Gesellschaft möchten wir leben?” Von Anfang an hatten wir die Meinung vertreten, dass das Internet ein wesentliches Kommunikationsmittel für die Gestaltung der globalen Zivilgesellschaft darstellt. Der freie Fluss von Information erschwert Diktatoren das Leben: Die Ereignisse in Ägypten, Tunesien und anderen arabischen Ländern haben wir hier als Bestätigung erfahren. Gleichzeitig war die Europäische Union eher hilflos im Umgang mit solchen demokratischen Bewegungen inmitten von Staaten, deren Mehrheitsreligion islamisch ist.

Die Themen der Zivilgesellschaft sind von Haus aus vielfältig. Aus diesem Grund finden Sie auf unserer Home Page Beiträge zu unterschiedlichen Themengebieten, die Farbe in das Bild bringen sollen.

Zwei Themen haben uns in den letzten Monaten besonders beschäftigt:

1. Wie lassen sich ethische Werthaltungen und wie lässt sich Nachhaltigkeit im Unternehmensalltag verankern?

2. Wie finden wir ein Konzept des Wirtschaftens, das für das 21.Jahrhundert weiter hilft?

Im Rahmen des Arbeitskreises “Habituelle Unternehmensethik” gemeinsam mit dem Forschungsinstitut für Philosophie in Hannover wird das erste Thema intensiv verfolgt. Dabei ist letztlich eine Spur aufgetaucht, die wir weiter verfolgen wollen: Die Bestimmung des Wirtschaftlichen als eines zweckrationalen, auf Wohlstand gerichteten Handelns unter Bedingungen der Knappheit.

Interessant an dieser begrifflichen Eingrenzung ist die Überwindung eines ausschließlich monetär bestimmten Ansatzes der Ökonomie. Steinzeitliche Jäger versorgen ihren Clan mit Fleisch, mittelalterliche Bauern leben überwiegend im Rahmen der Subsistenzwirtschaft. Im 21.Jahrhundert gibt es verstärktes Interesse an der Arbeit von Non-Profit-Organisationen, die einen umfassenden Begriff von Wohlstand voraussetzen, die sehr wohl unter Bedingungen der Knappheit zweckrational handeln, die aber nicht primär von monetären Zielen bestimmt sind. Darüber hinaus öffnet sich der Handlungsbegriff, der auf Wirtschaft angewendet wird, für eine inhaltliche Kritik, die sich beispielsweise an Leitlinien des menschenwürdigen Handelns ausrichtet oder dessen Fehlen legitimerweise kritisiert.

Einige Überlegungen zu diesem Thema finden Sie in Anlage 1.

Dass Unternehmen gut daran tun, ihre CSR- und Nachhaltigkeitsstrategie mit ihrer generellen strategischen Ausrichtung zu verknüpfen, ist inzwischen ein schon weiter verbreiteter Gedanke. Eine Anwendung auf den Themenbereich des Controllings finden Sie in Anlage 2 (Thema “Ökocontrolling”). Wer sich mehr für das Thema der Nachhaltigkeit interessiert, kann sich an den Arbeitskreis Nachhaltige Unternehmensführung der deutschen Schmalenbach- Gesellschaft wenden (www.AKNU.org).

Ein Institut kann nicht leben ohne den offenen Austausch. Wir haben daher in den letzten Monaten eine Reihe von Kooperationen intensiv gelebt, beispielsweise mit dem Roman Herzog Institut in München. Vor wenigen Tagen erschien die Dokumentation “Was ist Corporate Social Responsibility (CSR)?” (München 2011), als Dokumentation einer Tagung aus dem Jahr 2010.

Gerne berichte ich auch von einer neuen Kooperation. Hier geht es um “Fair Observer” (www.fairobserver.org), einem jungen Start-up-Unternehmen mit dem Ziel, Nachrichten aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten, etwa aus dem kulturellen Rahmen Europas, Indiens, Afrikas und Amerikas. Der mehrperspektivische Ansatz soll hier zu einer besseren Erkenntnis, letztlich aber auch zu Toleranz, Dialog- und Standpunktfähigkeit führen.

Die soziale Verantwortung von Unternehmen findet in der Zwischenzeit auch in der Öffentlichkeit einen größeren Widerhall. Daher finden Auszeichnungen für CSR-Aktivitäten stärkere Aufmerksamkeit. In diesem Zusammenhang ist Ulrich Hemel für das Institut für Sozialstrategie Mitglied der Jury beim Bayer-Aspirin-Sozialpreis (www.bayer-aspirin- sozialpreis.de) und beim Mittelstandspreis für soziale Verantwortung “LEA” des Wirtschaftsministeriums in Stuttgart in Verbindung mit der Caritas der Diözese Rottenburg-Stuttgart (www.lea.de). Allein 2011 haben sich im einen Fall über 150, im anderen über 200 Unternehmen für einen Preis beworben. Gerne erhalten Sie bei Bedarf nähere Informationen hierzu.

Schließlich wird in unserer Gesellschaft das Thema der energetischen Systeme heiß diskutiert. Bereits im Januar 2011 fand hierzu ein Vortrag über die “Ethik der Energiesysteme” an der HTWK Leipzig statt, der Ihnen bei Bedarf zugeht.

Gerne stelle ich Ihnen als neues Teammitglied Frau Sonja Knobbe vor, die nach ihrem Studium und einer Weiterbildung in den USA ein Praktikum bei uns macht. Sie wird sich mit den Themen “Aktuelle Literatur rund um die globale Zivilgesellschaft” und “Assoziationsräume zu Fragen der Unternehmensethik” beschäftigen.

Interessanterweise findet unsere Home Page trotz knapper verfügbarer Mittel durchaus Beachtung; wir vermerken rund 5000 Visits im Monat.

Als eine der nächsten Aufgaben werden wir uns der Frage nach der Rolle der Religion in der Zivilgesellschaft widmen, auch auf dem Hintergrund widersprüchlicher Reaktionen sowohl zu den Demokratiebewegungen in arabischen Ländern wie auch zum Tod von Osama Bin Laden.

Gerne stehen wir für Anregungen und Fragen zur Verfügung. Beste Grüße


Ulrich Hemel

Prof.Dr.Dr.Ulrich Hemel
Direktor
Institut für Sozialstrategie Laichingen-Jena-Berlin www.institut-fuer-sozialstrategie.org

Posted by Ulrich Hemel