Zwischen Trump und Putin: Europa im Zangengriff

Abstract (ENG): Both Trump and Putin share a deep aversion to the universal liberal order. Internally and externally, they have a preference for arbitrary and disruptive action. Could that lead to an alliance between Washington and Moscow against a liberal Europe that is vitally dependent on the rule-based international order? There are still obstacles to this, and even for Trump, a Russian hegemony over Eastern and Central Europe would hardly be acceptable. Another problem is Russia’s strategic partnership with and sustained dependence on US main rival China. If Europe acts in unity, it has enough instruments to defend itself. The biggest challenge, however, lies, in reversing JD Vance’s challenging statement at the Munich Security Conference, in the „threat from within“, namely the rise of the far-right parties throughout Europe.
Inhalt
- Trump und Putin: Vereint gegen die internationale Ordnung
- Putinismus = Den Westen besiegen, damit Russland wieder Großmacht wird
- Trumpismus = America First, aber mit System
- Dugins Triumph: Die Trump’sche Raumrevolution
- Die Folgen für Europa
Trump und Putin: Vereint gegen die internationale Ordnung
Trump und Putin haben außenpolitisch auf den ersten Blick kaum Gemeinsamkeiten. Anders als Putin führt Trump keine expansionistischen, auf eigene Gebietsgewinne zielenden Angriffskriege. Die Proteste im „MAGA“-Lager gegen die völkerrechtlich fragwürdige Bombardierung iranischer Atomanlagen im Juni 2025 durch die USA zeigen: Der „reine“ Trumpismus steht für interessengeleitete militärische Enthaltsamkeit und Stationierung von US-Truppen und anderer militärischer Ressourcen in Übersee mit Fokus auf Rivalen wie China, durch die strategische US-Interessen unmittelbar berührt sind.[1]
Gleichzeitig ist mit Händen zu greifen, dass Trumps Devise I am going to make them pay Putingeopolitisch in die Hände spielt. In Europa stehen militärische Präsenz der USA und die Nachhaltigkeit des transatlantischen Bündnisses auf dem Prüfstand.
Das Haager NATO-Gipfelkommuniqué vom 25. Juni 2025 enthält auf Drängen der USA keine explizite Verurteilung des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine mehr.[2] Das frühere Bekenntnis, die Zukunft der Ukraine liege in der NATO, wurde mit Rücksicht auf die US-Position nicht wiederholt. Russland wird immerhin noch als langfristige Bedrohung der NATO benannt.[3] Erhebliche Unsicherheiten verbleiben: „Wie die USA sich im Beistandsfall verhalten würden, ist hochgradig ungewiss. In Den Haag wurde einmal mehr deutlich, dass der Schutz Europas nicht mehr im Zentrum amerikanischer Sicherheitspolitik steht.“[4]
Hochgradig irritierend ist Trumps wechselhaftes, aber von einer positiven Grundsympathie geprägtes Verhältnis zu Putin einerseits und seine kritische, tief gestörte Beziehung zum ukrainischen Präsidenten Selenskyi andererseits. Diesem hatte er noch im April 2025 eine Mitschuld an Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine gegeben. Trumps Preisgabe wesentlicher Verhandlungspositionen wie Integrität des Staatsgebiets der Ukraine und außen- und sicherheitspolitische Bündnisfreiheit Kyjiws noch vor dem Beginn eigentlicher Verhandlungen mit Russland mag der geschilderten Befindlichkeit des US-Präsidenten entspringen, erklärt sein Verhalten aber nicht wirklich.
Putin führt anders als Trump keine Handelskriege, hat aber noch nie davor zurückgeschreckt, Russlands Energieexporte als geoökonomische Waffe einzusetzen.[5] Ihn treibt der Kampf gegen den „Westen“ an, den er als größten Feind Russlands und der „Wiederherstellung“ russischer Großmachtstellung perzipiert, die er nicht wirtschaftlich, sondern nur militärisch erreichen kann. Aus seiner Sicht betreibt der Westen die Spaltung und letztlich Zerstörung Russlands, wofür er die Ukraine als anti-russischen Brückenkopf missbrauche.[6] Die aktuell gültige (dritte) Nationale Sicherheitsstrategie Russlands vom 2.7. 2021 brandmarkt explizit die NATO und indirekt die USA als Hauptgegner Russlands.[7] Dabei ist „eine der größten Bedrohungen nun die ‘Verwestlichung‘, worunter aber weniger eine Übernahme ‚westlicher‘ Sitten verstanden wird als die Durchsetzung von als westlich verstandenen Ideen, d.h. Demokratie, ein liberales Gesellschaftsmodell, Pluralismus, ein auf den Rechten des Individuums basierendes Staatsverständnis – kurzgesagt, von allem, was das gegenwärtige autokratische und repressive System Russlands ins Wanken bringen könnte.“[8] Anders als ihr Vorgängerdokument von 2015 zieht die Sicherheitsstrategie von 2021 Kooperationen mit den USA oder der EU überhaupt nicht mehr in Betracht. Sie ist ein „Manifest für eine neue Ära“[9], der „vorläufige Endpunkt einer ideologischen Radikalisierung, die im Westen nur noch den Gegner sieht“[10] Fazit: Russland befindet sich „in einem existenziellen Kampf mit dem als Antithese alles Russischen begriffenen Westen“.[11] Russlands Invasion der Ukraine erfolgte nicht nur in Abwehr der NATO-Erweiterung oder „westlicher Provokationen“, sondern weil Putin davon überzeugt ist, Russland habe das Recht, über die Ukraine zu herrschen, deren nationale Identität auszulöschen und das Volk der Ukrainer in einen russischen Großraum zu integrieren.[12] Ausführlich legt Putin seine These, dass die Ukraine wie Belarus niemals eine eigene historische Identität besessen habe und die Ukrainer stets nur Teil der russischen Nation gewesen seien, in seinem am 12.7. 2021 vom Kreml veröffentlichten Aufsatz Über die historische Einheit der Russen und der Ukrainer dar.[13] Dort diffamiert er die gegenwärtige Ukraine als „Anti-Russland“, als Objekt eines geopolitischen Spiels des Westens mit dem Ziel, das Land in ein Aufmarschgebiet gegen Russland zu verwandeln. Er macht klar, dass er der Ukraine Existenzrecht allenfalls als amputierter Vasallenstaat Russlands zugesteht.
Putin, der den Untergang der Sowjetunion bekanntlich als „größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ ansieht, geht es um die Wiederherstellung eines großrussischen Reichs (russkij mir) mit Hegemonie Moskaus über den postsowjetischen Raum. Er sieht sich als Speerspitze im Kampf gegen die „Ausdehnung“ des Westens, den er als politisch, ökonomisch und kulturell transatlantisch dominierte anti-russische Kraft wahrnimmt. Dabei geht es ihm immer auch um Abwehr universeller („westlicher“) Werte wie Demokratie, Liberalismus oder Menschenrechte, die seine Diktatur unterminieren könnten.
Zurück zu Trump, dessen Außenpolitik vor dem Hintergrund seiner Annexionsdrohungen gegen Grönland, Panama und Kanada als imperialistisch bzw. expansionistisch in Bezug auf den amerikanischen Kontinent und isolationistisch mit Blick auf Europa charakterisiert wird, kurz als „Hardline-Version der Monroe-Doktrin“.[14] Der Rückzug der USA von ihrer angestammten Rolle als Hüter und Garant der völkerrechtlichen Ordnung und Stützpfeiler der multilateralen Institutionen zugunsten seiner America First-Politik kommt für Putins Mission einer „De-Westernisierung“ der Welt und Beendigung der globalen Dominanz des transatlantischen Westens wie gerufen:
- Putins Idee einer „polyzentrischen Welt“ mit Russland und den USA als Großmächte auf Augenhöhe und Trumps Konzept des America First sind perfekt miteinander vereinbar.
- Trump und Putin eint eine Aversion gegen die regelbasierte internationale Ordnung. Beide betrachten völkerrechtliche Prinzipien wie das Gewaltverbot, die Achtung territorialer Integrität oder den Schutz universeller Menschenrechte vor allem als Einschränkung der Handlungsfreiheit der führenden Großmächte, also sich selbst.
- Damit tragen Trump wie Putin erheblich zur Erosion des mit der UNO-Charta 1945 weltweit etablierten Gewaltverbots bei.[15]
- Trump wie Putin sind Gegner oder zumindest Skeptiker des Multilateralismus, es sei denn, sie selbst hätten multilaterale Bündnisse ins Leben gerufen und hielten deren Regelwerk in der Hand. Für beide Präsidenten sind unilateral handelnde Großmächte einzig relevante Völkerrechtssubjekte.
- Aber auch innenpolitisch gibt es Schnittmengen. Die Umsetzung der Unitary Executive Theory, die Lehre von der exklusiven Kontrolle der Exekutive allein durch den Präsidenten unter Rückschnitt des Einflusses des Kongresses, gefährdet Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Sie könnte die USA in Richtung eines autoritären Systems abdriften lassen. Damit dürfte Trump, dessen Diktum „He who saves his Country does not violate any Law”[16] die Bereitschaft zum Bruch rechtsstaatlicher Grundregeln signalisiert, auf Zustimmung Putins stoßen, genauso wie mit seinem Feldzug gegen Vielfalt und Inklusion mit Streichung aller DEI-Programme quer durch alle Institutionen.
Ist die Affinität in wichtigen Bereichen der Außen- und Innenpolitik zwischen Trump und Putin nur dem Zufall geschuldet oder steckt System dahinter? Ist das positive, wenn auch von Trumps Sprunghaftigkeit in Spannung gehaltene Verhältnis zu Putin mehr als Basis für ein vorübergehendes Zweckbündnis? Andererseits: Wie wirken sich der Rückzug der USA als globale Ordnungsmacht und der Zerfall des transatlantischen Westens auf den seit Jahrzehnten in Russland gepflegten Antiamerikanismus aus – als ideologisch zwingend notwendiges Feindbild in der Weltanschauung Putins? Könnte dieser ideologische Schwenk Russlands in Verbindung mit der wachsenden Distanz der USA zum alten Kontinent zu einer gemeinsamen Frontstellung gegen Europa führen?
Hier hilft ein näherer Blick auf die ideologischen Hintergründe Putins und Trumps.
Putinismus = Den Westen besiegen, damit Russland wieder Großmacht wird
Der Putinismus definiert die Russen als eine Wertegemeinschaft. Dabei beruft er sich auf im christlich-orthodoxen Glauben wurzelnde „Grundwerte“ wie Gerechtigkeit, Patriotismus und traditionelle patriarchalische Familienwerte. Geopolitisch gilt es, diese Wertegemeinschaft vom Westen, dem universellem und ewigen Feind Russlands, abzugrenzen und zu beschützen. Dafür muss Russland seine geopolitischen Grenzen durch Wiederherstellung einer „russischen Welt“, „russischen Zivilisation“ oder eines „Greater Eurasia“ transzendieren.[17] Putin ist davon überzeugt, dass es weder globale Werte noch eine universelle, allen Staaten gemeinsame historische Teleologie gibt, sondern dass sich jede Kultur und Zivilisation autonom in Übereinstimmung mit ihrem eigenen „genetischen Code“ entwickeln müsse, ohne eine andere Kultur zu imitieren.[18]
Putins Definition von geopolitischen „Großräumen“ anstelle einer universellen Ordnung mit Etablierung strategischen Gleichgewichts von wenigen Großmächten fußt auf einer zentralen These des deutschen Staatsrechtslehrers und völkerrechtlichen Apologeten des nationalsozialistischen Deutschlands, Carl Schmitt (1888-1985), der in Russland wie in den USA intensiv rezipiert wird.[19] Schmitt zufolge bilden wenige Großmächte („Reiche“, Putin: „Zivilisationen“) den Kern der von ihnen dominierten Großräume, in die sich „raumfremde Mächte“ nicht einmischen dürfen. Die Großmächte sind die einzig relevanten Völkerrechtssubjekte mit exklusivem Recht auf Freund-Feind-Definition und Bestimmung von Krieg und Frieden, Kontrolle außen- und sicherheitspolitischer Bündnisse der Staaten in ihrem Machtbereich, und Träger einer die eigene geopolitische Hemisphäre durchwirkenden politischen Idee, der „…Verbindung von politisch erwachtem Volk, politischer Idee und politisch von dieser Idee beherrschten, fremde Interventionen ausschließendem Großraum“.[20]
Bei der zeitgenössischen Rezeption der Ideen Carl Schmitts in Russland spielt der umtriebige ultranationalistische Philosoph und Publizist Alexander Dugin, „revanchistischer Eurasier“ und Chefideologe der russischen neuen Rechten, eine zentrale Rolle.[21] Unter Experten ist umstritten, wie stark seine Lehre vom „Neo-Eurasismus“ (auch „Eurasianismus, russ. евразийство ewrasijstwo), die eine in den 1920er Jahren von russischen Emigranten entwickelte Theorie aufgreift, wonach ein von Russland beherrschter „Kontinent Eurasien“ in einem fundamentalen Gegensatz zur „romano-germanisch“ geprägten westlichen Welt stehe, die offizielle russische Staatsideologie und Putin selbst prägt.[22]
Auch wenn viele Analytiker seinen politischen Einfluss für überschätzt halten, bleibt Dugin der zentrale Transmissionsriemen für die Rezeption des geopolitischen Denken Carl Schmitts in Russland.[23] Für Dugin ist die Großraumtheorie Schmitts „die sicherste Plattform für eine multipolare Welt, für Antiglobalismus, Antiamerikanismus und den nationalen Befreiungskampf gegen die amerikanische globale Dominanz“. Drei Großräume – der europäische, der eurasische (unter russischer Führung) und der asiatische Raum – seien zur Ausdehnung bestimmt, wogegen der „atlantische Raum“ eingedämmt werden müsse: „In order that the US returns anew to the original version of the ‚Monroe Doctrine‘, in order that it again becomes a ‚large space‘ and an ‚Empire‘, its influence must be appreciably curtailed.“[24]
Bei Dugin scheinen auch christlich gefasste apokalyptische Vorstellungen auf. Er sieht den Antichristen in der Welt, der sich in einer von den USA geplanten neuen Weltordnung manifestiere und die Absicht hege, den eurasischen Raum bzw. dessen Kultur zu zerstören. „Der Kampf mit dem Antichristen, in dem Russland die Figur des Katechons (2 Thess 2,3f.), also einer abwehrenden Gegenkraft zum Antichristen, einnehme, ist dabei stets antisemitisch geprägt und führt zur konfrontativen Gegenüberstellung von Judentum und Christentum.“[25] Moskau stehe damit in einer Reihe der translatio imperii von Rom über Byzanz, womit Moskau zum alleinigen Statthalter der Kulturbewahrung werde.[26]
Die russisch-orthodoxe Kirche (ROK) unter Patriarch Kirill ist trotz Trennung von Staat und Kirche[27] unverzichtbarer Bestandteil der staatlichen Identität Russlands und gleichzeitig essenzieller Lieferant von ideologischen Versatzstücken zur theologischen Begründung und Rechtfertigung staatlichen Handelns. Ein am 1. Juli 2020 eingeführter Zusatz in die Verfassung der Russischen Föderation enthält einen expliziten Gottesbezug (Art. 67,2), der mit dem ausdrücklichen Bekenntnis zur historisch begründeten Einheit des russischen Staates und seiner tausendjährigen Geschichte verbunden wird.[28] Auf diese Weise verbindet die Verfassung die imperiale Tradition Russlands mit einem sakralen Gründungsmythos und überhöht das Land damit zum „heiligen“ oder „ewigen“ Russland: „Das konkrete Ereignis, das den Beginn der tausendjährigen Geschichte Russlands markiert, ist offensichtlich die Taufe des Großfürsten Wladimir von Kiew im Jahre 988 auf der Krim.“[29] Patriarch Kirill ließ eine Theorie der Grundwerte der „orthodoxen Zivilisation“ entwickeln, bei der die zentralen drei Werte Glaube, Gerechtigkeit und Frieden als „Prinzipien der nationalen Identität“ Russlands festgeschrieben wurden.[30] Diese Grundwerte erlangen mit dem Begriff der „spirituellen Souveränität“ eine geopolitische Dimension. Als Legitimationsbasis, um Russlands Grundwerte und Kultur gegen westliche „Überfremdung“ zu verteidigen. Vor diesem Hintergrund rechtfertigt die ROK den Angriffskrieg gegen die Ukraine als legitimen Kampf um das Überleben der russischen Zivilisation, wobei die Ukraine als „geopolitischer Judas“ oder Brudermörder Kain herabgewürdigt wird.[31] Dazu passt der kirchliche Grundsatzbeschluss vom 27.3. 2024, der den Großangriff gegen die Ukraine als „neue Etappe im nationalen Befreiungskampf des russischen Volks gegen das verbrecherische Kiewer Regime und den dahinterstehenden kollektiven Westen“, als „Heiligen Krieg“, bezeichnet. Mit ihm verteidigten die Russen den „vereinten spirituellen Raum des Heiligen Russlands“ und erfüllten die Mission des ‚Aufhalters‘, „indem sie die Welt vor dem Ansturm des Globalismus und dem Sieg des Westens schützen, der dem Satanismus verfallen ist.“[32] Der Beschluss nimmt auch Bezug auf das Konzept der „russischen Welt“ (russkij mir), ein „spiritueller und kulturell-zivilisatorischer“, die Staatsgrenzen der derzeitigen Russischen Föderation überschreitender Großraum. Die „spirituelle Mission“ Russlands und der russischen Welt bestehe darin, als globaler „Aufhalter“ die Welt vor dem Bösen zu schützen, und immer wieder dessen Versuche zu vereiteln, eine universelle Hegemonie in der Welt zu errichten.[33] Damit greift die ROK die auch von Dugin verwandte Figur des Katechons auf, der im 2. Brief des Paulus an die Thessalonicher als „Aufhalter“ des Antichristen, des die Welt vor dem Jüngsten Gericht heimsuchenden Feind Gottes, gedeutet wird.
Trumpismus = America First, aber mit System
Auch im Trump-Universum wimmelt es von Verschwörungstheoretikern, die allen Ernstes die bevorstehende Ankunft des Antichristen beschwören und einen Katechon als „Aufhalter“ des Bösen herbeisehnen. An erster Stelle steht hier der deutschstämmige Multi-Milliardär und Tech-Investor Peter Thiel (PayPal, Facebook, Clarium Capital Management, Palantir u.a.), Strippenzieher hinter dem kulturellen Rechtsruck in den USA, rechtsextremer Libertärer und einer der wichtigsten Unterstützer von Donald Trump.[34] Er ist politischer, vor allem aber auch finanzieller Ziehvater von US-Vizepräsident JD Vance.[35] Im Wahlkampf 2016 hatte er Trump finanziell, aber auch mit Bereitstellung von Datenspezialisten und Software gefördert und trat beim Nominierungsparteitag Trumps am 22.7. 2016 mit einer Unterstützungsrede auf.[36] Er war Mitglied im Lenkungsausschuss des Übergangsteams Trump 2016/17, schied aber schon 2017 wieder aus dem Weißen Haus aus.[37] Thiels „Kreatur“ JD Vance gilt derzeit als sein wichtigster Hebel auf Trump.
Wie Dugin sieht Thiel die Endzeit herannahen, deren Menetekel das Wirken des „Antichristen“ in der Welt sei. Indiz dafür sei das falsche Versprechen von „peace and safety“, womit die Menschen getäuscht würden, um hinter dieser „woken“ Kulisse eine mächtige „Weltregierung“ bzw. einen „Welt-Einheitsstaat“ mit militärischen Mitteln zu etablieren, etwa mit Greta Thunberg (!) an der Spitze als „Gesinnungsdiktatorin“. Die „alte Ordnung“ des „Globalismus“ repräsentiere somit nichts Gutes. Die USA seien das einzige Land, das den Antichristen als Katechon aufhalten und Armageddon hinauszögern könne.[38] Das Hantieren mit dem „Aufhalter“ des Bösen hat übrigens einschlägige Tradition: Im nationalsozialistischen Deutschland hatten außer Carl Schmitt auch katholische Bischöfe und Historiker die mittelalterliche Vorstellung vom Reich als Katechon des Antichristen aufgegriffen, um den „Kampf gegen den jüdischen Bolschewismus“ zu legitimieren.[39]
Für Thiel ist der innerweltliche Idealzustand nach Überwindung des „Antichristen“ allerdings, anders als für Dugin oder Schmitt, keine Großraumordnung mit Aufteilung der Welt unter wenige „Reiche“ (Schmitt) bzw. „Zivilisationen“ (Dugin), sondern eine Herrschaft „kreativer Monopole“ oder innovativer Technologiekonzerne in marktbeherrschender Stellung, die diktatorisch geführt werden und keiner demokratischen Legitimation bedürfen. Diese Monopole, die allenfalls einer Kontrolle durch ihre Aktionäre unterliegen, werden laut Thiel dazu beitragen, die von ihm lamentierte 50jährige Stagnation von Technologie und Wissenschaft in den USA zu überwinden.[40] Thiel rückt damit in die Nähe des rechtsextremen, auch durch rassistische Äußerungen bekannten Curtis Yarvin, laut Thiel-Biograph Max Chafkin der „Hausphilosoph des Thielverse“, Büchsenspanner der obskuren rechtsextremen „Neoreaction“ oder NRx-Bewegung.[41] Yarvin, selbsternannter Vater des „dark enlightenment“, predigt das Aufbrechen aller Regierungen in der Welt in kleine Einheiten („patchworks“), die durch Tech-Konzerne zu steuern sind,[42] und die Einsetzung eines Monarchen, der die USA wie ein Startup-CEO führen soll.[43] Mit Trumps Umfeld verbinden ihn Netzwerke, JD Vance soll ihm nahestehen.[44] Vance hat sich nach eigener Aussage im Zuge seiner Mutation vom Kritiker zum Akolythen und Chefideologen des Trumpismus tief in „weird, right wing subcultures“ verstrickt, zu denen neben Peter Thiel eben auch Curtis Yarvin gehört.[45]
Die politischen Implikationen von rechtsextremen und rechtspopulistischen Ideologien à la Yarvin und Thiel mit ihrer Ablehnung von Demokratie, Bevorzugung hierarchischer Strukturen und Ablehnung der Moderne bei gleichzeitigem technologischem Optimismus sind immens – für die USA, für Russland und Europa. Die Netzwerke reichen tief in rechtspopulistische Parteien z.B. in Ungarn, Frankreich oder Deutschland hinein. Eine mächtige Plattform ist etwa die Website Substack, („subscription network for independent writers and creators“) mit 95 Millionen Besuchern allein im Dezember 2024, auf der Yarvin und Dugin intensiv publizieren.
Die Internationale des Rechtspopulismus sieht sich dabei selbst nicht an ihre tiefe Aversion gegen „Universalismus“ gebunden – im klaren Widerspruch zu ihrer von Carl Schmitt übernommenen Überzeugung, dass der Anspruch auf normative Universalität in eine globale „Tyrannei der Werte“ umschlagen werde, die zum Durchbrechen der Raumgrenzen und damit zum Kollaps der völkerrechtlichen Großraumordnung mit „Interventionsverbot raumfremder Mächte“ führen würde. Thomas Assheuer bringt das gut auf den Punkt:
Anders als man vermuten müsste, begnügen sich … die MAGA-Republikaner nicht mit der Theorie der realistischen Schule, wonach jede zwischenstaatliche Kooperation am Fels des nationalen Interesses zerschellen muss. Stattdessen behaupten sie, die natürliche Expressivität des Politischen, vulgo der gottgegebene Egoismus der Nation, dürfe nicht an der Entfaltung gehindert werden. Auf der freien Wildbahn der Weltgesellschaft, so hieße das, ist der Starke am mächtigsten allein, und er muss es auch sein, weil er sich nur auf diese Weise die Verliererstaaten vom Hals halten kann – jene free rider, die wir die innergesellschaftlichen ‚Versager‘ oder ‚Schwächlinge‘ den Siegern das Leben schwer machen. ‚Es ist Zeit, dass wir ein bisschen grob werden, Leute. Wir werden von praktisch jeder Nation der Welt ausgenutzt. Das wird nicht mehr passieren.‘ (Trump)[46]
JD Vance nahm den Aufruf seines Präsidenten, „ein bisschen grob zu werden“, wörtlich, als er am 14. Februar 2025 auf der Münchener Sicherheitskonferenz seine „ideologische Kriegserklärung an Europa“[47] abgab. Eine Woche vor den Wahlen zum Deutschen Bundestag am 23. Februar rief Vance zum Abbruch der Brandmauer zur rechtsextremen AfD auf („There is no room for firewalls“) und unterstellte Europa, Rede- und Meinungsfreiheit und andere demokratische Grundrechte zu gefährden:
Die Bedrohung, die mich in Bezug auf Europa jedoch am meisten besorgt, ist nicht Russland, nicht China, nicht irgendein anderer externer Akteur. Was mich besorgt, ist die Bedrohung von innen.[48]
Diese und eine Reihe ähnlicher Äußerungen zeigen: Trump betreibt, wenn es um Grundsatzfragen der Demokratie und die politische Unabhängigkeit von US-Alliierten geht, das Gegenteil von Rückzug, nämlich Einmischung. Er übt Druck aus, um die Europäer im Sinne einer globalen konservativen Agenda im Kampf gegen eine liberale Ordnung auf Linie zu bringen. Trumps Leute werben nicht nur offen für regime change bei uns, sondern treiben ihn auch durch Unterstützung rechtsextremer bzw. -populistischer Parteien in Europa, auch der AfD, an.
Der Kampf gegen die liberale Ordnung und für die Restauration eines Systems unilateral handelnder Großmächte sind die zwei zentralen Projekte, bei denen Trump und Putin an einem Strang ziehen. Auch systemisch gleicht sich Trump II dem Putinismus an, weil er jetzt, anders als von 2017-2021, in einem strategisch-ideologischen Rahmen handelt. Dieser basiert auf einem systematischen, von einem handverlesenen Team über mehrere Jahre und mit viel Geld erarbeiteten Masterplan zur Erweiterung der Macht des Präsidenten und Ausschaltung der Gewaltenteilung, dem Project 2025.[49] Diese klar strukturierte bürokratische „Roadmap“ gibt Trumps Ideologen den administrativ-programmatischen Rahmen, um ihre Vorstellungen in operative Politik umzusetzen. Dabei sind die gezielten Provokationen des Präsidenten und die zitierten Äußerungen aus seinem Umfeld keine erratischen „Ausrutscher“, sondern integraler Bestandteil des Systems Trump. Die Grenzüberschreitungen sind nötig, um Widerstände auszutesten, sie anschließend zu beseitigen und die Macht der Exekutive stetig zu erweitern.
Dugins Triumph: Die Trump’sche Raumrevolution
Wie interpretiert Moskau den Wahlsieg Trumps, und wer ersetzt nach dem Zerfall des transatlantischen Westens das alte Feindbild USA? Am ausführlichsten hat hierzu wieder der quirlige Alexander Dugin Stellung genommen, der nach Wahlsieg und Amtsantritt Trumps in aller Eile sein jüngstes Buch zusammengeschrieben bzw. aus aktuellen Einzelinterviews kompiliert hat.[50] Darin spart er nicht an überschwänglichen Superlativen: Der Sieg des Trumpismus markiere eine Zeitenwende, den geopolitischen Auftakt für eine multipolare Welt, die Überwindung der „liberal-globalistischen Ideologie“. Bei den US-Wahlen 2024 seien die ideologischen Konfliktlinien erstmals nicht zwischen Amerika und „Eurasien“ verlaufen, sondern zwischen dem kontinentalen „fly-over“-Amerika als Herzkammer des Trumpismus und den progressiv-liberalen Küsten als Befürworter von „Globalismus“ und der Zivilisation des freien Meeres (Carl Schmitt lässt grüßen). Damit habe es Trump geschafft, die Geopolitik von einer globalen auf eine regionale Dimension zusammenzustauchen. Liberalismus und Internationalismus seien mit Trump endgültig „abgeschafft“, ersetzt durch das Prinzip „America First“. Im Kern sei Trumps Welt multipolar, allerdings kälter, harscher und zynischer als die von Russland, China und den anderen BRICS verfolgte „humane und kooperative“ Multipolarität. Denn die USA blieben auch unter Trump eine knallharte Hegemonialmacht, allerdings beschränkt auf die westliche Hemisphäre, dort aber nach Expansion strebend (Kanada, Grönland, „Golf von Amerika“). Zum US-dominierten Westen gehöre aus Sicht Trumps auch Europa, wo dessen Leute gemeinsam mit Alice Weidel, Nigel Farage oder Marine Le Pen an der Demontage liberaler und globalistischer Regierungen arbeiteten und eine „europäische konservative Revolution“ („MEGA-Projekt“) vorantrieben. Letztendlich strebe Trump eine „Konsolidierung des Westens als eine vereinte geopolitische und ideologische Zivilisation“an, ein „fully-fledged American empire“. Damit sei klar, dass „eigentlicher“ Wahlsieger in den USA der Putinismus (!) sei: „America has voted for … ‚we want someone like Putin‘.“[51] Jenseits der westlichen Hemisphäre bleibe für Washington nur China als Rivale auf Augenhöhe wichtig, Russland spiele demgegenüber eine sekundäre Rolle. Die Ukraine werde für die US-Politik zunehmend irrelevant, „eine Gelegenheit für uns, die wir ergreifen müssen“. Putins Russland und Putin persönlich seien für die USA und Trump keine Feinde mehr. Chancen für Zusammenarbeit ergäben sich aus gemeinsamer Weltanschauung („traditionelle Werte“) und vereinte Gegnerschaft gegen LGBT, moralischen Niedergang und „Degeneration“. Den Kampf gegen die Ukraine müsse Russland aber allein fortsetzen und siegreich zum Abschluss bringen.
Die EU sei für Trump ideologischer Gegner und geopolitischer Wettbewerber. Europa könne nur unter rechtsgerichteten Regierungen wieder zum souveränen, von Washington respektierten Akteur werden. Auch Russland sei kein Feind der Europäer, sondern des Globalismus. Wenn Trump seine Unterstützung der Ukraine einstelle, „werden wir gemeinsam gegen europäische Globalisten kämpfen“[52].
Die Folgen für Europa
- Putinismus und Trumpismus sind zwei miteinander verwandte antiliberale und populistische Ideologien, die in den zwei diametral entgegengesetzten Systemen der liberalen Demokratie in den USA und der autoritären Präsidialherrschaft in Russland entstanden sind. Sie preisen autoritäre Führung und Rückkehr zu „traditionellen“ Werten als vermeintliches Allheilmittel zur „einfachen“ Lösung komplexer Krisen in unserer globalen Welt an. Durch ihr Zusammenwirken und zunehmende Vernetzung mit rechtspopulistischen Parteien wächst ihr Einfluss auch in Europa.
- Europa steht damit unter Druck von zwei Seiten, von Russland und den USA, sowohl nach innen (Demokratie versus Autoritarismus) als auch nach außen (regelbasierte internationale Ordnung versus Recht des Stärkeren). Ein förmliches Bündnis zwischen Washington und Moskau wird es nicht geben, wohl aber ein Zusammenwirken der Propagandatruppen des Kremls mit dem Trump-Umfeld bei der Förderung rechtspopulistischer Parteien in Europa.
- Europa wächst zunehmend in die Rolle des Hauptgegners Russlands hinein, nachdem das über Jahrzehnte in Moskau gehegte Feindbild der USA und des transatlantischen Westens verblasst. Im Kampf Moskaus gegen Europa geht es nicht um klassische großflächige militärische Konfrontation, deren unabsehbare Risiken für Putin zu hoch wären, sondern langfristige Destabilisierung und gezielte kleinere Provokationen (durchaus auch militärischer Art) zum Testen von Verteidigungsbereitschaft und -fähigkeit. Moskau wird seine hybride Kriegsführung mit Cyberattacken und anderen Mitteln auf lebensnotwendige Netzwerke steigern.
- Russland und offensichtlich mittlerweile auch die USA streben aus unterschiedlichen Gründen nach regime change in Europa, wobei der Fokus auf Deutschland als größtem und wichtigstem EU-Land liegt. Gemeinsam genutztes Hauptinstrument ist die Förderung rechtspopulistischer Bewegungen in Europa.
- Das Interesse der USA am Schicksal der Ukraine und an der Gefahr einer Hegemonie Russlands in der Mitte Europas wird weiter abnehmen, das Thema der Waffenlieferungen an die Ukraine wird schwierig bleiben. Die europäischen Verbündeten der Ukraine, allen voran Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Polen, sind daher noch stärker in der Pflicht.
- China ist auch vor dem Hintergrund des Handelskonflikts mit Trump an einem wirtschaftlich starken Europa als Gegengewicht zu den USA gelegen. Es ist aber auch strategischer Partner Russlands, das seinen Krieg gegen die Ukraine ohne die Unterstützung aus Beijing schon seit geraumer Zeit verloren hätte. Wie gering die Schnittmengen Brüssels mit China auch handels- und wirtschaftspolitisch sind, hat der EU-China Gipfel Ende Juli 2025 gerade noch einmal sehr deutlich gezeigt.
- Wirtschaftspolitisch muss die EU gegenüber Trump klare Kante zeigen. Sie darf in der Zollpolitik nicht nachgeben, sonst macht sie sich erpressbar.
- Außen- und sicherheitspolitisch bleibt Europa in einem Dilemma. Ohne die USA würde die NATO zum Papiertiger. Wegen seiner massiven militärischen Fähigkeitslücken muss Europa die USA bei der Stange halten, wenigstens in den nächsten Jahren. Das beim NATO-Gipfel in Brüssel im Juni 2025 erneuerte Beistandsversprechen ist wichtig, aber wenig nachhaltig. Auch für eine belastbare Waffenstillstands- und Friedenslösung einschließlich Sicherheitsgarantien für die Ukraine bleiben die USA unverzichtbar.
- Europa hat gute Chancen, sich als demokratisch verfasste Industrie- und Handelsmacht mit einem globalen Wertschöpfungsanteil von immerhin noch 15% und drittgrößtem Wirtschaftspotenzial nach China und den USA zu behaupten. Wirtschaftspolitisch wird es darauf ankommen, die beeindruckende Regulierungsmacht Brüssels viel stärker auszuspielen, um das Wirken der großen US-Internetkonzerne einzudämmen. Was militärische Ertüchtigung, die überfällige Fusion konkurrierender europäischer Rüstungskonzerne, Sanierung der Infrastruktur und vor allem Strukturreformen für attraktive wirtschaftliche Rahmenbedingungen angeht, liegen Handlungsbedarf und Reformpläne offen zutage.
- Die größte Herausforderungkommt, um es mit dem abgewandelten Diktum von JD Vance auf der Münchener Sicherheitskonferenz zu sagen, „von innen“. Unsere Demokratien brauchen mehr Überzeugungskraft, aber auch Wehrhaftigkeit, um sich zu behaupten und gegenüber den vielfältigen Herausforderungen nachhaltig zu bestehen.
[1] Vgl. Jennifer Lind/Daryl G. Press, Strategies of Prioritization. American Foreign Policy After Primacy. In: Foreign Affairs 104 (4), Juli/August 2025, 94-107, 96: “Instead of trying to create global order, the Trump administration now appears to be pursuing a more focused strategy: prioritization. Its reasoning is simple. The United States has limited resources, and China is its greatest geopolitical threat, so Washington must energize recalcitrant allies around the world to manage their own regions, freeing the United States to concentrate on Asia”
[2] Immerhin wird die Beistandsverpflichtung unter Artikel 5 des Washingtoner Vertrags (Art. 1) bekräftigt und ein bis 2035 zu erreichender Verteidigungsbeitrag der Alliierten in Höhe von 5 % ihres eigenen BIP festgelegt.
[3] The Hague Summit Declaration, issued by the NATO Heads of State and Government participating in the meeting of the North Atlantic Council in The Hague 25 June 2025. https://www.nato.int/cps/en/natohq/official_texts_236705.htm
[4] Pia Fuhrhop, Die NATO nach dem Gipfel in Den Haag. SWP-Aktuell 33, Juli 2025, 1. https://www.swp-berlin.org/publications/products/aktuell/2025A33_Nato-Gipfel_Den_Haag.pdf
[5] Zuletzt gegen die Republik Moldau, vgl. Die Welt vom 28.12. 2024, Gazprom dreht Moldau den Hahn zu – „Energie als Waffe“, https://www.welt.de/politik/ausland/article254988130/Russischer-Energiekonzern-Gazprom-dreht-Moldau-den-Hahn-zu-Energie-als-Waffe.html
[6] „Das Ziel dieses Westens ist es, unser Land zu schwächen, zu spalten und letztlich zu zerstören. Sie sagen bereits direkt, dass es ihnen 1991 gelungen sei, die Sowjetunion zu spalten, und dass es nun an der Zeit sei, dass Russland selbst in eine Vielzahl von Regionen und Gebieten zerfällt, die tödlich miteinander verfeindet sind. (…) Sie haben die totale Russophobie zu ihrer Waffe gemacht und jahrzehntelang gezielt den Hass auf Russland geschürt, vor allem in der Ukraine, für die sie das Schicksal eines antirussischen Brückenkopfes vorgesehen haben.“ In: Putins Rede zur Teilmobilmachung im Wortlaut, ZEIT online vom 21.9. 2022, https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-09/russland-krieg-ukraine-teilmobilmachung-wladimir-putin-rede
[7] Text der Nationalen Sicherheitsstrategie in russischer Sprache auf http://www.scrf.gov.ru/media/files/file/l4wGRPqJvETSkUTYmhepzRochb1j1jqh.pdf
[8] Deutscher Bundestag, Wissenschaftliche Dienste, Die russische Sicherheitspolitik seit dem Jahr 2000. Formelle Grundlagen, Entwicklung, ideologischer Überbau. WD 2 – 3000 – 071/22, 5. Hervorhebungen im Originaltext.
[9] Dmitri Trenin, Russlands nationale Sicherheitsstrategie: Ein Manifest für eine neue Ära. In: Zur nationalen Sicherheitsstrategie Russlands (2021). Kommentar und Dokumentation. DGKSP-Diskussionspapiere, September 2021. https://slub.qucosa.de/api/qucosa%3A75756/attachment/ATT-0/Dresden
[10] Deutscher Bundestag, a.a.O., 12.
[11] Ebd.
[12] So Fiona Hill/Angela Stent, The World Putin Wants. How Distortions About the Past Feed Delusions about the Future. In: Foreign Affairs, 25.8. 2022.
[13] Veröffentlicht in englischer Sprache (Article by Vladimir Putin „On the Historical Unity of Russians and Ukrainians”) am 12.7. 2021 auf der Kreml-Website. http://en.kremlin.ru/events/president/news/66181. Vgl. dazu Andreas Kappeler, Revisionismus und Drohungen. Vladimir Putins Text zur Einheit von Russen und Ukrainern. In: Osteuropa 7/2021 (71), 67-76.
[14] Vgl. Wikipedia-Artikel: Foreign policy of the second Donald Trump administration, https://en.wikipedia.org/wiki/Foreign_policy_of_the_second_Donald_Trump_administration
[15] Vgl. Trumps Drohungen vom Frühjahr 2025, militärische Gewalt zur Aneignung von Grönland oder des Panamakanals anzuwenden, die Erwägung der Annexion des Gazastreifens durch die USA nach Vertreibung von zwei Millionen Palästinensern oder sein Druck auf die Ukraine, Teile ihres Staatsgebiets an Russland im Gegenzug zu einem Waffenstillstand sbzutreten. Vgl. Oona A. hathaway/Scott J. Shapiro, Might Unmakes Right. The Catastrophic Collapse of Norms Against the Use of Force. In: Foreign Affairs Juli/August 2025, 80-93. Vgl. auch: “Trump’s various rhetoric salvos and policy shifts may seem chaotic. But they all form part of a wider attempt to dismantle the postwar legal order. This assault is especially dangerous because it is being carried out by the country that built, and, albeit imperfectly, maintained that system” (a.a.O, 89).
[16] @real Donald Trump on X, 15.02. 2025, 19:32.
[17] Mikhail Suslov, Putinism – Post-Soviet Russian Regime Ideology. London/New York 2024, 274f.
[18] A.a.O., 276.
[19] Vgl. Johannes Regenbrecht, Im Schatten von Carl Schmitt: Putins und Trumps Ideen zur Aufteilung Europas. In: Zentrum Liberale Moderne, Analyse, 27.2. 2025. https://libmod.de/im-schatten-von-carl-schmitt-putins-und-trumps-ideen-zur-aufteilung-europas/.
[20] Carl Schmitt, Völkerrechtliche Großraumordnung mit Interventionsverbot für raumfremde Mächte. Ein Beitrag zum Reichsbegriff im Völkerrecht (1939), Berlin 2022, 30.
[21] Alexander Geljewitsch Dugin (* 7. Januar 1962 in Moskau) ist ein russischer ultranationalistischer politischer Philosoph, Publizist, Universitätslehrer und Politiker. Er war von 1994 bis 1998 Co-Vorsitzender der 2005 verbotenen Nationalbolschewistischen Partei Russlands (NBP); von 2010 bis 2014 leitete er den Lehrstuhl für Soziologie der Internationalen Beziehungen an der Soziologischen Fakultät der Lomonossow-Universität Moskau. https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Geljewitsch_Dugin
[22] Andreas Umland schildert ihn als „telegenen Redner, der das Stereotyp des archetypischen russischen Philosophen erfüllt. Er kann für seine Zuhörer Unterschiedliches sein – ein moderner Dostojewski, rechter Trotzki, orthodoxer Mönch, zweiter Rasputin oder alternativer Tolstoi.“ In: Andreas Umland,
Der gefährlichste Philosoph der Welt – Alexander Dugin und die Rolle von Russlands extremer Rechten bei dem völkermörderischen Eroberungskrieg Russlands gegen die Ukraine. NZZ vom 18.11.2023, https://www.nzz.ch/meinung/r-gefaehrlichste-philosoph-der-welt-aleksandr-dugin-ld.1764246
[23] Schon 1991 schreibt er einen Artikel mit dem Titel „Carl Schmitt: 5 Lektionen für Russland“. Dazu zählen der Primat des Politischen in allen gesellschaftlichen Beziehungen (1), der Gegensatz von Freund und Feind als Wesenskern des Politischen (2), „Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet“ (3), Imperative des Großraums (4). Conclusio: “Russland ist ein Großraum, und sein Volk trägt den großen Gedanken in seiner gigantischen kontinental-eurasischen Seele. Wenn der deutsche Genius unserem Erwachen dient, dann werden sich die Germanen gerade dadurch einen privilegierten Platz unter den ‚Freunden Großrusslands‘ verdienen, werden ‚unsere‘, werden ‚die uns Zugehörigen‘, werden ‚Asiaten‘, ‚Hunnen‘, ‚Skythen‘ wie wir, die Ureinwohner des Großen Waldes und der Großen Steppe.“ In: A.G. Dugin, KARL SHMITT: 5 UROKOV DLYA ROSSII, verfasst 1991, publiziert in „Nash Sovremennik“ 1992, Nr. 7,https://virmk.ru/read/d/Dugin_Shmitt.htm.
[24] Alexander Dugin, The Rise of the Fourth Political Theory (The Fourth Political Theory vol. II), London 2017, 86.
[25] Hans-Ulrich Probst, „Es ist ein geistiger Kampf“: Predigten des Patriarchen Kirill im Kontext des Ukraine-Krieges. In: ZRex Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung, Jahrgang 3 Ausgabe 1, April 2023, 3-18, hier: 5f. https://elibrary.utb.de/doi/10.3224/zrex.v3i1.01
[26] A.a.O., 6.
[27] Art. 14 der Verfassung der Russischen Föderation in der Fassung vom 1.7. 2020, http://publication.pravo.gov.ru/Document/View/0001202007040001?index=57. Gleichwohl ist ein enges bzw. „harmonisches“ Verhältnis (Symphonia) von Staat und Kirche eine Konstante in der orthodoxen Kirche insbesondere Osteuropas.
[28] So Hans-Ulrich Seidt, Verfassungsänderung in Russland. Imperium und Orthodoxie. In: Herder Korrespondenz 6/2020, 39-43. Art. 67,2 lautet: „Die Russische Föderation, die geeint ist durch eine tausendjährige Geschichte und die die Erinnerung an die Vorfahren bewahrt, die uns die Ideale und den Glauben an Gott übermittelt haben sowie die Kontinuität in der Entwicklung des russischen Staates, bekennt sich zu dessen historisch begründeter Einheit“.
[29] A.a.O., 40.
[30] Mikhail Suslov, a.a.O., mit Bezug auf das Dokument „Basic Values-The Foundation of National Identity”, verabschiedet von der 15. Universal Russian People’s Assembly (Vsemiryni Russkii Narodnyi Sobor) im Mai 2011.
[31] A.a.O., 242.
[32] Nakaz XXV Vsemirnogo russkogo narodnogo sobora «Nastoyashcheye i budushcheye Russkogo mira»
(Anordnung des XXV. Russischen Weltvolksrates „Gegenwart und Zukunft der russischen Welt“) vom 27.3.2024, Artikel 1. https://www.patriarchia.ru/db/print/6116189.html
[33] A.a.O., Art. 2.
[34] Vgl. DLF-Podcastserie „Die Peter Thiel-Story“ (Mai-Juli 2025), https://www.deutschlandfunk.de/die-peter-thiel-story-100.html
[35] Als Student an der Yale Law School hörte Vance 2011 einen Vortrag von Thiel, der ihn tief beeindruckte, Thiel sei «möglicherweise der klügste Mensch», den er je getroffen habe. Von 2016 bis 2017 war er Geschäftsführer von Thiels Firma Mithril Capital in San Francisco. Später trat Vance in eine von Thiels Investmentfirmen ein und gründete 2019 mit Thiels Unterstützung sein eigenes Unternehmen (Narya Capital). 2022 stiftete Thiel angeblich bis zu 16 Mio US$ für den Senatswahlkampf von Vance in Ohio und soll 2024 Trump überredet haben, seinen früheren Kritiker Vance als Vizepräsidentschaftskandidat zu nominieren. Vgl. „Blick“ vom 3.10. 2024, https://www.blick.ch/wirtschaft/peter-thiel-ist-der-vordenker-der-neuen-rechten-der-libertaere-tech-milliardaer-hinter-dem-aufstieg-von-j-d-vance-id20193980.html
[36] PayPal Co-founder Peter Thiel’s full speech at the 2016 Republican National Convention, https://www.youtube.com/watch?v=P2cemLrzpr4
[37] Vgl. Max Chafkin, Peter Thiel. Wie der Pate des Silicon Valley die Welt beherrscht. München 2022, 367f.: Thiel habe versucht, für „maximale Disruption im Weißen Haus zu sorgen, indem er sich mit Bannon zusammentat und versuchte, brandstifterische Libertäre in die Regierung Trump einzuschleusen.“ Damit war er nicht sehr erfolgreich: „Von den 150 Personen, die er für Regierungsposten vorgeschlagen hatte, hatten nur rund ein Dutzend einen Job bekommen.“
[38] Vgl. DLF-Podcast „Die Peter Thiel Story“ 6, 5.6. 2025, „Antichrist”. https://www.deutschlandfunk.de/die-peter-thiel-story-6-6-antichrist-100.html
[39] So Heinrich August Winkler, Der lange Weg nach Westen, München 2000, Band 2, 83f. Siehe auch Carl Schmitt, Der Nomos der Erde im Völkerrecht des Jus Publicum Europaeum, Berlin 2011, hier: Das christliche Reich als Aufhalter (Kat-echon), 28-32.
[40] Vgl. Peter Thiel, A time for truth and reconciliation. Trump’s return to the White House augurs the ‘apokálypsis’ of the ancient regime’s secrets. In: FT vom 10.01. 2025, https://www.ft.com/content/a46cb128-1f74-4621-ab0b-242a76583105
[41] Vgl. Giannuzzi, P. (2022). Curtis Yarvin (Mencius Moldbug): An Open Letter to Open-Minded Progressives. In: Meiering, D. (Hg.), Schlüsseltexte der ‚Neuen Rechten‘. Edition Rechtsextremismus. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-36453-3_22
[42] Vgl. Gil Duran, Dark Realm. Where JD Vance Gets His Weird, Terrifying Techno-Authoritarian Ideas. In: The New Republic, 22.7. 2024, https://newrepublic.com/article/183971/jd-vance-weird-terrifying-techno-authoritarian-ideas
[43] Haddas Gold, Curtis Yarvin wants to replace American democracy with a form of monarchy led by a ‘CEO’, CNN-Website vom 30.5. 2025, https://edition.cnn.com/2025/05/30/politics/curtis-yarvin-wants-to-replace-american-democracy-with-a-form-of-monarchy-led-by-a-ceo
[44] Vgl. z.B. Ava Kofman, Curtis Yarvin’s Plot Against America, The New Yorker, 2.6. 2025, https://www.newyorker.com/magazine/2025/06/09/curtis-yarvin-profile
[45] So Ian Ward, The Seven Thinkers and Groups that Have Shaped JD Vance’s Unusual Worldview. In: Politico, 18.7. 2024, https://www.politico.com/news/magazine/2024/07/18/jd-vance-world-view-sources-00168984
[46] Thomas Assheuer, Rechte Systemsprenger: Die Politik mit dem Mythos. In: Blätter für deutsche und internationale Politik 1/2023, https://www.blaetter.de/ausgabe/2023/januar/rechte-systemsprenger-die-politik-mit-dem-mythos
[47] Le Monde, In Munich, JD Vance declares Ideological War on Europe, 15.02. 2025, https://www.lemonde.fr/en/international/article/2025/02/15/in-munich-jd-vance-declares-ideological-war-on-europe_6738189_4.html
[48] https://www.schwaebische.de/politik/jd-vance-die-rede-im-wortlaut-3335105
[49] The Heritage Foundation, Mandate for Leadership. The Conservative Promise. Project 2025, Presidential Transition Project, Washington 2023. https://static.heritage.org/project2025/2025_MandateForLeadership_FULL.pdf . Siehe auch David A. Graham, Der Masterplan der Trump-Regierung. Wie ein radikales Netzwerk in Amerika die Macht übernimmt, Frankfurt 2025.
[50] Alexander Dugin, The Trump Revolution. A New Order of Great Powers. London: Arktos 2025
[51] A.a.O., 68.
[52] So Dugin im Interview mit Fareed Zakaria/CNN am 30.3. 2025, https://edition.cnn.com/2025/03/30/world/video/gps0330-putin-russia-ukraine-dugin.
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