Abstract [de]: Ziel dieser Studie ist es, Digitaler Globaler Zivilgesellschaft nachzuspüren. Dies geschieht an Hand einer Falluntersuchung in den südamerikanischen Anden von Ecuador über Peru bis Chile. Dabei handelt es sich um einen empirisch vergleichenden Ansatz auf Basis einer Netzwerkanalyse zivilgesellschaftlicher Akteur_innen. Untersucht werden sich selbst so fassende indigene Minderheiten, die digital für Minderheitenrechte eintreten. Auf Grundlage der empirischen Untersuchung und theoretischer Überlegungen kann sich dem Phänomen Digitaler Globaler Zivilgesellschaft insgesamt genähert werden.


Januar 2015

Digitale Globale Zivilgesellschaft zur Verbreitung und Umsetzung von Minderheitenrechten?

Eine Falluntersuchung im andinen Südamerika

Digitale Vernetzung indigener zivilgesellschaftlicher Akteur_innen der Verbreitung von Minderheitenrechten in Ecuador, Peru und Chile

Einleitung

Ziel dieser Studie ist es, Digitaler Globaler Zivilgesellschaft nachzuspüren. Dies geschieht exemplarisch in einem vergleichenden Ansatz entlang der Anden Lateinamerikas von Ecuador südlich über Peru bis nach Chile. Betrachtet werden sich selbst so fassende indigene Minderheiten[1] in ihrem Wirken und ihren Strategien sich zu organisieren, zu vernetzen und Interaktion wie Unterstützung zu generieren. Die untersuchten Gruppen werden dabei zwar als sich abgrenzende und abgegrenzte Gruppen verstanden, jedoch ohne Trennschärfe und sowohl instrumentell als auch instrumentalisierbar Abgrenzungen funktionell nutzend als auch übergestülpt bekommend. Zentral bei der Beschreibung und Analyse aller entsprechenden Aktivitäten ist zu hinterfragen, warum und ob eine ethnische (Selbst)zuschreibung gewählt wird, warum sich Gruppen als indigene finden, wie und warum Identität als zentral gewählt wird und wie sich diese wandelt.[2] Die hier untersuchten Akteur_innen treten als zivilgesellschaftliche Kräfte in Aktion, durch ihren Netzwerk- und vernetzenden Charakter, nicht als begrenzte Gruppen an sich. Sie werden verstanden und untersucht als Teil und als Exempel Digitaler und Digitalisierter Zivilgesellschaft in einem globalen und transnationalen Rahmen. Hervorzuheben ist, dass dabei nicht die Exempel an sich in der Tiefe zentral stehen, sondern ihre Kontextualisierung und Verknüpfung, als Beispiele Digitaler Zivilgesellschaft und zugleich zur Generierung und Ableitung allgemeinerer Aussagen und Tendenzen über Funktionen und Wirkweisen. Am Ende können und sollen so Aussagen über das Funktionieren Digitaler Zivilgesellschaft in den Anden, generalisiert aber auch zu Faktoren stehen, die das Wirken beeinflussen und prägen. Dies erhöht sowohl das wissenschaftliche Verständnis, erleichtert aber auch das Wirken entsprechender Akteur_innen, wenn sie sich an den herauszuarbeitenden Faktoren orientieren. Dazu soll nun zunächst Indigenität und indigenen Gruppen in den drei hier untersuchten Ländern nachgegangen werden, ihr Wirken als Akteur_innen oder auch als Bewegung dargestellt werden.

In Ecuador sind circa 35 Prozent der Bevölkerung Indigene, in Peru sogar 47 Prozent und in Chile geschätzte 10 Prozent, bei allen Definitionsproblemen und Herausforderungen. Die Zahlenwerte sind zumeist bearbeitete Zahlen, da in einigen Ländern, wie in Chile, sich deutlich weniger selbst als indigen klassifizieren als sich nach verschiedenen Klassifizierungsmethoden so fassen lassen. Auch sind diese Werte nicht als absolute Zahlen, sondern eher als Orientierung zu lesen. Gerade die Abgrenzung zwischen Mestizen und Indigenen ist keineswegs trennscharf und es gibt auch klar nicht-indigene Aktivist_innen, die für und als Teil indigener Minderheiten kämpfen.[3] Generell ist festzuhalten, dass im Rahmen sozialer Bewegungen in vielen Ländern Lateinamerikas indigene Gruppen eine besondere Rolle spielten, auch in Ecuador und Peru.[4] Dabei wird von einigen Autor_innen spätestens ab den 1990er Jahren vielerorts in Lateinamerika eine „Ethnisierung“ der Politik beschrieben. Gerade wenn Indigenität auch als soziale Konstruktion gefasst wird, wird ein Umgang mit sozialen Herausforderungen auch zu einer Indigenitätspolitik. Interessanterweise veränderte sich in diesem Rahmen der Gebrauch des Terms Indigen. Von einer Fremdzuschreibung, die deutlich abgelehnt wurde, wurde der Begriff zu einer Selbstfassung, ja sogar zu einem Sammelbegriff für Marginalisierung und die Einforderung von Rechten und Partizipation. Die Selbstqualifizierung als Indigen ist und war also auch ein Prozess selbst wieder Macht über die eigene Darstellung und Wahrnehmung zu gewinnen.[5] Das deutlichere Aktivwerden indigener Akteur_innen war kein uniformer Prozess, noch weniger ein überall gleich verlaufender. Wichtig bei der Betrachtung von indigenen Akteur_innen ist es deshalb, deren historische Verortung und Entwicklung zu beachten. Simplifizierungen, die Indigenität als Gegensatz zu Modernität zeichnen, sind so nicht haltbar. Vielmehr suchten auch sehr viele indigene Gruppen vielerorts Anschluss an „die Moderne“, an Teile und Elemente einer solchen perzipierten. Des Weiteren gab es mehr oder minder früh indigene Akteur_innen in nationalen und transnationalen Politiken, diverse sich indigen verortende Gruppen, die beispielsweise Wahlrechte anstrebten oder auch sich mit anderen zu verbinden suchten. Das Streben indigener Akteur_innen nach transnationaler Einbindung und für bestimmte Rechte ist somit keineswegs neu, und gleichfalls der Grad der Organisiertheit oder Strukturiertheit erklärt sich oftmals mindestens auch historisch. Das Ausmaß hat zugenommen, der Grad der Vernetzung, doch insbesondere so etwas wie nationale Ebenen als Kooperationsrahmen gibt es bereits lange, gerade wenn dort Veränderungen angestrebt wurden oder werden. Neu sind die Medien, die Pluralität der Vernetzungen und wohl auch die zunehmende transnationale Verflechtung, und doch muss bei lokalen Akteur_innen immer auch mindestens begrenzt auf historische Voraussetzungen und Rahmen geschaut werden.[6]

Dennoch lassen sich einige generelle Tendenzen festhalten: Gewissermaßen eine erste Phase waren in den meisten Ländern bezüglich breiter indigener Aktivitäten rurale Bewegungen um Land und die Arbeit auf Großfarmen Ende der 1960er Jahre. Darauf folgten eher diverse Phasen, sie standen aber oft im Kontext von Urbanisierung und Konzepten von Multikulturalität und Plurinationalität. Daraus folgten vielerorts circa ab den 1990er Jahren eine neue Form von Ethnopolitik[7] und ein Aufstieg des Indigenismo. Eine Folge waren politische Anerkennungen Indigener Rechte, zumindest de jure. Auf Grund dieser Einschränkung entstanden wiederum vielerorts neue schlagkräftige Verbindungen, die auch für die de facto Durchsetzung kämpften, inklusive Protestmärschen oder auch anderer Druckausübung.[8]

Noch in den 1970er Jahren galten Klasse oder Nationalismus als Grundkategorien politischer Aktivität, Indigene galten als solche nicht als politisch aktiv. Spätestens ab den 1990er Jahren änderte sich dies radikal und deutlich. Dazu trug auch bei, dass „Indigene als solche“ immer weniger als Kategorie akzeptiert wurden, sondern tatsächliche Heterogenität auch realisiert wurde. Denn schon in den 1970er Jahren waren mindestens einzelne indigene Gruppen regional deutlich aktiv.[9] Doch gerade Proteste gegen Landnutzungen oder die Ausdehnung von Minenaktivitäten sind nicht stets als „indigen“ zu klassifizieren, noch weniger haben sie generell mit Minderheitenrechten zu tun, wenn diese auch mit Landbesitz zu tun haben. Zumeist handelt es sich um breite und tatsächlich plurinationale Proteste, die nicht auf das Argument „Minderheitenrechte“ setzen und auch nicht als reine indigene Bewegung klassifiziert werden sollten.[10] Darüber hinaus gilt festzuhalten: Widerstand und Interessenvertretung diverser Gruppen, die möglicherweise nur unter den selben Dingen leiden oder auf dem selben Stück Land leben, sonst aber sich nicht subsummieren lassen (wollen), müssen stets hergestellt und befördert werden. Dabei spielen zumeist einzelne Gruppen oder Akteur_innen eine besondere Rolle. Diese agieren dann oftmals auch für die transnationale Einbindung, die wiederum Gruppen in Interessen oder Protesten vereint. Es gibt keinen Automatismus und oft auch keine vorherigen belastbaren Verbindungen. Diese entstehen durch Anlässe oder aber werden generiert und bewusst gestärkt und erzeugt.[11] Sich zu einer Bewegung zusammen zu finden, und so auch wahrgenommene Unterschiede und Grenzen zu überwinden oder hinten anzustellen, bedarf Anlässen. Dies kann die Kulmination einer Situation sein, wie zunehmende Ungleichheit bei gleichzeitiger Zunahme von Bildung und Artikulationsmöglichkeiten, oder auch das Aufkommen neuer (Verbindungs)kanäle und Ausdrucks- wie Verbreitungsmöglichkeiten, so die Verbreitung digitaler Medien oder generell des Internets.[12]

Menschenrechte und so auch Minderheitenrechte werden über und in Aushandlungsprozessen zu praktizierten und wirksamen Rechten. Dabei beziehen sich globale und transnationale Ebenen auf lokale und regionale, teilweise auch nationale, gleichfalls aber auch andersherum. Zentral sind die Aushandlungen zwischen kollektiven und individuellen Rechten, aber auch Fragen, wie Strafverfolgung oder -ahndung indigen gewährleistet werden können. Internationale Rechtsakte und ihre Ratifizierung setzen Rahmen, die jedoch nicht mit der Praxis gleichzusetzen sind.[13] In diesem Kontext bedarf es aktiver zivilgesellschaftlicher Kräfte. Deren größere Einbeziehung wird demokratietheoretisch breit befürwortet, als Chance auf eine responsivere Demokratie, weniger Hierarchie, mehr Partizipation und Strukturen, die Interessenkommunikation erlauben und stützen, auf Basis sozialer Beziehungen ohne Diskriminierungen.[14]Dies bedarf auch klar Minderheitenschutz und –rechten; der Kampf für diese ist also nicht nur einer für eine andere Demokratie oder Staatsverfasstheit, sondern auch für eine Grundlage der Änderungen. In diesem Kontext ist das Heranwachsen indigener Akteur_innen zu politischen Akteur_innen zu sehen, als politisch wirken wollende Kräfte organisierter Zivilgesellschaft. Durch neue Herausforderungen und Konflikte, durch Phänomene wie ein (Wiedererstarken von Demokratie in Südamerika und gleichzeitig zunehmende Effekte einer voranschreitenden Globalisierung wurden indigene Akteur_innen zu schlagkräftigen politischen Akteur_innen. Dazu gehörten aber auch neue Teilhabemöglichkeiten an globalen Diskursen über neue Medien und professionalisiertere Akteur_innen und Leitungspersonen. Und zuletzt gilt es zu erwähnen, dass gerade auch supranationale wie transnationale und internationale Akteur_innen in indigenen Gruppen zunehmend lokale Ansprechpartner_innen sehen und sahen und sie zu ihren Umsetzungsakteur_innen vor Ort werden ließen und machen wollten. All dies beförderte das Aktivwerden, lokal, national, aber auch trans- und international.[15]

Dabei gibt es in Südamerika verschiedene länderübergreifende Verbindungen und Akteur_innen, teilweise über oder als indigene Gruppen verbunden oder durch gemeinsame Belange, so im Kampf um Wasser oder gegen Mienen. Zentral ist dabei für die hier untersuchte Region beispielsweise die Coordinadora Andina de Organizaciones Indígenas(CAOI). Oftmals ist die Kooperation jedoch begrenzt, sowohl thematisch, aber auch auf bestimmte Ländern. Gerade Chile kam bezüglich indigenen Belangen zu vielen Verbindungen eher spät hinzu. Doch gerade Mapuche in Form der Coordinación de Identidades Territoriales Mapuche (CITEM) wurden zunehmend und werden immer wieder eingebunden, insbesondere über zentrale Versammlung wie das Weltsozialforum oder auch Versammlungen Indigener der Anden.[16] Die Verbindungen dienen dazu, über staatliche Entwicklungen zu kommunizieren, sich auszutauschen, aber auch über die eigenen Aktivitäten und Ziele zu reflektieren, quasi als vorgehaltener Spiegel in der Aktivität der anderen. Darüber hinaus geht es um Präsenz, Sichtbarkeit und das Sehen und Aufzeigen von Alternativen. Der Austausch zentraler Akteur_innen steht dabei fokal, wenn dieser auch debil und nicht stets gewährleistet ist, teilweise kooperatives Verhalten explizit gemieden wird. Nichtsdestotrotz stehen solche doch existenten Verbindungen für eine aktive und partizipative Zivilgesellschaft, gerade auch in Fragen bezüglich der Entwicklung von Politiken und Staaten. Die Themenschwerpunkte andiner indigener Kooperation sind divers, Minderheitenrechte spielen aber eine deutliche Rolle, einerseits als Ziel, aber auch zur Festigung und Stützung der eigenen Aktivitäten.[17] Als zivilgesellschaftliche Akteur_innen suchen sie klar Öffentlichkeit und Einfluss, auf Staaten, um beispielsweise juristische Rahmen zu verändern, aber auch auf andere Akteur_innen wie große transnationale Firmen. Die angestrebte Öffentlichkeit und der öffentliche Raum hängen klar zusammen mit der Öffentlichkeit von Politik(en). Dabei überlagern sich diverse Kommunikationen, die wiederum von Medien getragen und verstärkt werden. So könnte hier die Rolle von Medien als Akteur_innen untersucht werden, dies soll jedoch explizit nicht geschehen. Hier sind Medien tatsächlich als Mittel, nicht als Akteur_innen zu verstehen, anders als bei Untersuchungen, die beispielsweise die Rolle von Medien bei Protesten untersuchen. Kollektive Aktivitäten entstehen durch Kommunikation und das Herstellen von Öffentlichkeit, verbreitern sich so oder werden (um)gelenkt. Politische Krisen sind in diesem Sinne genauso als „öffentliches Problem“ zu verstehen, wie Akteur_innen beispielsweise Minderheitenrechte oder andere indigene Belange zu einem solchen machen möchten.[18]

Bevor sich nun indigenen Bewegungen und Akteur_innen in Ecuador, Peru und Chile genähert wird, gilt es nochmals zu unterstreichen, dass nationale Vergleiche wenig Sinn machen. Dies gilt gerade, wenn es um regionale oder wenn dann transnationale Akteur_innen und Anliegen geht, und Nationen als Staaten hier klar als Konstruktionen und doch auch reale Rahmen zu sehen sind. So sollen chilenische zivilgesellschaftliche Akteur_innen durchaus als chilenische betrachtet werden, doch keineswegs als „Chile“ peruanischen zivilgesellschaftlichen Akteur_innen (als für „Peru“ stehend) gegenüber gestellt werden. Vielmehr gilt es die Komplexität zwischen Voraussetzungen und Bedingungen, Kontexten und transnationalen Rahmen herauszustellen und zu erarbeiten.[19]

Zunächst soll sich nun Indigenen in Chile genähert werden, als bezogen auf die Gesamtbevölkerung im hiesigen Vergleich kleinste und doch homogenste Gruppe, um sich dann nach Peru mit Ecuador dem Land deutlichster indigener Aktivitäten zu widmen. In Chile leben diverse indigene Gruppen, wobei klar die Mapuche die Mehrheit stellen. Die Gesamtzahl und Heterogenität sind gerade im Vergleich zu anderen andinen Staaten jedoch gering. Die Mapuche sind inzwischen nicht mehr nur im angestammten südlichen Hochland, sondern im gesamten Land zu finden, wie auch andere indigene Gruppen tendenziell, besonders auch an der Küste und in der Hauptstadt. Absolut leben heute in der Metropolregion der Hauptstadt relational im interregionalen Vergleich in Chile sogar die meisten Mapuche. Die Mapuche selber sind jedoch eine Metakategorie für diverse Untergruppen. [20]

Durch die besondere Bedeutung der Staaten für die Nationalität vielerorts in Lateinamerika, die manche so extrem fassen, dass sie keine Nationalität, keine Nation den heutigen Staaten entsprechend ohne Staat sehen, ist das Verhältnis von nicht-staatlichen zu staatlichen Akteur_innen speziell und besonders. Dabei speist sich viel Selbstverständnis und Identität indigener Akteur_innen aus der eigenen Geschichte respektive deren Wiedergabe und Erfassung.[21] Historisch spielten gerade die Mapuche für Chile eine große Rolle, begründeten sie doch das für Chile zentrale Narrativ, nie vollständig von Spanien besiedelt und letztlich besiegt worden zu sein, sondern als einziges indigenes Volk einen dauerhaften Vertrag mit Spanien geschlossen zu haben. Dies änderte sich nach der Unabhängigkeit Chiles im Rahmen einer blutigen Kampagne 1883; nicht die Spanier, das unabhängige Chile besiegte letztlich seine indigene Bevölkerung. Doch der Ruf blieb bestehen und gerade wieder ab den 1990er Jahre waren die Mapuche die aktivste indigene Gruppe im Widerstand gegen die umgesetzte Politik, nie jedoch die einzige. Im unabhängigen Chile wurden die indigenen Wurzeln lange klein gehalten, weniger beachtet. Generell sah sich Chile lange als Nation der Mestizen, ein „indigenes Problem“ oder auch Indigene wurden lange nicht gesehen, selbst wenn Stolz auf die Geschichte verwiesen wurde. 

Es bedurfte erst einer Art „Wiederentdeckung“ bis auch verlässlichere Zahlenwerte über die eigene indigene Bevölkerung vorlagen. Und selbst danach hieß Beachtung noch keineswegs Berücksichtigung. Gerade die Implementierung einer klaren neo-liberalen Politik ging zu Lasten vieler Indigener, gerade in ruralen Regionen. Dies begründete dann auch unter anderem den geschlossenen Widerstand dieser. Darüber hinaus leiden auch heute noch die Zensusergebnisse aus der Sicht vieler an einer Unterschätzung des Anteils indigener Bevölkerung, gerade da sich viele, möglicherweise aus Angst vor sozialer Stigmatisierung, nicht als indigen identifizieren.[22] Die Selbstzuschreibung als Gruppe findet dabei generell divers statt. Einerseits kann auf historisches Rückbezug genommen werden, gemeinsame kunsthandwerkliche Gegenstände verbinden, aber auch ein Stereotyp konstruiert werden. Dieses muss keineswegs real anknüpfbar sein, es kann auch lediglich breit kommuniziert oder genutzt werden. So stellen sich diverse Gruppen der Anden als „Inkas“ dar, auch in Chile, selbst wenn der historische Kontakt maximal begrenzt war. Auch die Diskursebene verschiebt sich im Laufe einer Konstituierung als Gruppe, von der vermittelnden-bildenden vielerorts mindestens auch zur politischen.[23]

Während es über die Länder Süd- und letztlich ganz Lateinamerikas hinweg durchaus Ähnlichkeiten zwischen indigenen Bewegungen gibt und gab, zeigen sich doch auch deutliche Unterschiede im Vorgehen, Strategien, aber auch Rahmen, Selbstverortung und -bild(ern) sowie Ausgangspositionen. Und auch die Forderungen und Vorstellungen anzustrebender Rechte unterscheiden sich mehr oder minder deutlich. Dahinter steht jedoch stets, wie generell bei Minderheitenrechten, die Frage, wie weit universelle Rechte wie Menschenrechte eine Homogenität voraussetzen oder anstreben soll(t)en, oder ob Universalität nicht Spielraum braucht, um Heterogenität gerecht zu werden. Daneben schwingen zumeist zugleich auch soziale Forderung der Inklusion und Teilhabe mit. Die Gründe jeweils aktiver zu werden oder sich zu verbinden waren ebenso divers, vielerorts hing dies mindestens zum Teil mit einer Zunahme des Rohstoffabbaus ab, oft im Rahmen von Konzessionsvergaben. So wurde nicht der Staat aktiv, sondern schwerer zu bindende und zu belangende „private“ Akteur_innen, so in Mapuche-Gebieten in Chile. Dies war neben der neo-liberalen Politikausrichtung und zugleich als Spezifikum dieser klar mit auslösend für zunehmende indigene Aktivitäten in Chile, die zumeist mit Mapuche verbunden waren.[24] Hier könnten auch andere Indigene Gruppen betrachtet werden, gerade ein Blick auf Aktivitäten von Rapanui wäre von großem Interesse, würde allerdings bezüglich andinen Vernetzungen wenig Erkenntnismöglichkeiten bieten, so dass eine Untersuchung von digitalen Aktivitäten von Gruppen und Akteur_innen der Rapanui auf eine andere Studie verschoben werden muss. Vielmehr gilt es hier Mapuche Akteur_innen zu untersuchen, als Wirkende für Minderheiten(rechte) im Rahmen einer transnational vernetzten Digitalen Zivilgesellschaft.

Peru hat einen hohen Anteil an indigener Bevölkerung. Dies wird jedoch nicht immer wahrgenommen. Klar liegt dies auch am Mangel einer repräsentativen Organisation oder Konföderation. Der ausgeprägte Regionalismus, eine eher heterogene und fragmentierte Zivilgesellschaft und die klar umgesetzte Dezentralisierung[25] verhinder(t)en weitgehend überregionale Koordination oder Organisationsstrukturen. Dies geht soweit, dass einige Peru quasi als Land „ohne Indigene“ wahrnehmen, oder zumindest als Land, das auf nationaler Ebene indigene Belange nur begrenzt berücksichtigt.[26] Doch gegen solche Wahrnehmungen gibt es auch deutliche Widerstände und deutlichen Widerspruch. Trotz eines Mangels an einer oder weniger zentraler Organisationen gibt es deutliche indigene Aktivitäten und Akteur_innen. Diese waren lange durchaus mit Schwierigkeiten sich zu organisieren konfrontiert, nicht nur durch Migrationsbewegungen, sondern in den 1990er Jahren deutlich auch noch mit historisch bedingter staatlicher Skepsis bis Widerstand gegen gerade auch ethnische Verbindungen, auf Grund der Sorge, neue Gruppen wie den Sendero Luminoso oder ein weiteres Movimiento Revolucionario Túpac Amaru, also neue gewalttätige Widerstandsgruppen entstehen zu lassen. Andere sehen im auch peruanischen Konzept einer Nation der Mestizen die größte Barriere, im Konzept seien die assimilierten Indigenen, die sich Bildung und Moderne öffnen, auch Mestizen, der Rest, also „die Indigenen“, seien quasi die Modernisierungsverweigerer. Selbst wenn dieses öffentliche Bild zu beachten ist, gibt und gab es doch stets indigene Gruppen, die durchaus spezifische Forderungen, gerade auch bezüglich Sprache und Kultur stellen und stellten und sich selbst als indigen identifizier(t)en. Dies waren und sind jedoch vor allem regionale und begrenzte Aktivitäten, die im Rahmen transnationaler Vernetzung und breiterer zivilgesellschaftlicher Kooperation ihren Einfluss entfalt(et)en.[27]

1998 gründete sich eine zentrale Koordinationsstelle auch in Peru, es entstand die Conferencia Permanente de los Pueblos Indígenas del Perú, die bald zur Coordinadora (COPPIP) wurde. Sie blieb jedoch eine konfliktreiche Verbindung; gerade auch zwischen den beteiligten Non-Governmental Organizations (NGOs) und indigenen Führer_innen, die diesen durchaus skeptisch begegneten, gab es immer wieder Probleme. Die Reichweite blieb sehr begrenzt, deutlich aktiver waren und blieben kleinere Gruppierungen und Verbindungen.[28] Gerade in Peru war lange der Einfluss organisierter indigener Gruppen des Tieflandes deutlich höher als der des Hochlandes. Sie waren schneller regional und auch transnational und international vernetzt und konnten ihre Agenden vorbringen. Dies ist als klarer Unterschied zu deutlichen gesamtstaatlichen Verbindungen wie in Ecuador oder auch deutlich an einer indigenen Metagruppe wie den Mapuche orientierten wie in Chile.[29] Ein besonders zentrales Thema in Peru war die bilinguale Erziehung respektive Sprachpolitik. Dabei lehnten viele indigene Gruppen die Lehre indigener Sprachen mindestens zunächst ab, da für viele Spanisch für Anschluss und Quechua für Ausschluss stand und sie teilweise zugleich eine Vereinnahmung oder Fixierung ihrer selbstperzipierten Kultur fürchteten. Ebenso entbrannte in diesem Kontext eine Diskussion darüber, ob Spanisch nicht inzwischen (auch) als Sprache Indigener gelten könne. Auch war stets fraglich, wer Schulen koordinieren oder kontrollieren sollte, NGOs, die Regierung oder lokale indigene Gruppen – alles verbunden mit unterschiedlichen (Ziel)vorstellungen. Letzte Option stand durchaus für Selbstbestimmung, aber auch für ein sich-selbst-überlassen-Sein, das immer wieder auf Ablehnung stieß. Der Kampf um linguistische Rechte lief parallel zu dem um eine bessere Bildung. Beides ist und war in Debatten um Indigene Rechte eingebettet und um die bessere Einbindung von Minderheiten als Bürger_innen. Dass diese Thematik so zentral werden konnte, lag auch an einer zunehmenden Beachtung real existierender Heterogenität. Multikulturalität als Realität sollte mit der Integration von Interkulturalität in die Bildung entsprochen werden. Gerade das Ende der Regierung Alberto Fujimoris 2000 und die Amtseinführung von Präsident Alejandro Toledo 2001 waren durchaus Momente der Hoffnung für indigene Aktivist_innen in Peru. Symbolisch unterstrichen wurde dies durch die Verlegung eines Teils der Amtseinführung in die Ruinen von Machu Picchu. Zwar blieb das Thema Indigener Rechte und Belange hoch auf der Agenda, große Änderungen waren jedoch nicht zu verzeichnen. So ist für Peru ein zwar transnational-vernetztes Vorgehen indigener Gruppen zu verzeichnen, jedoch weiterhin ein begrenzt national koordiniertes. Vielmehr ist in aller Generalität die lokale Aktivität zu unterstreichen, ein Fokus auf Kultur und ein klares Abwägen zwischen Minderheitenrechten und gesellschaftlichem Anschluss, wie es sich symbolisch in den Diskursen über Sprachpolitik zeigte.[30]

Oft spielt im Sinne eines nationalen Impacts der zunehmende oder organisiertere Widerstand gegen Politiken und Setzungen eine große Rolle, so in Ecuador. Dort spielte vor allem in den 1990er Jahren die Confederación de Nacionalidades Indígenas del Ecuador (CONAIE) als politischer Arm und Sammlungsbecken eine zentrale Rolle bei der Einforderung von Rechten. Dies führte generell durchaus zu neuen Konzepten von Staatlichkeit und Bürger_innen, hin zu einem Selbstverständnis als multiethnischer und plurinationaler Staat. Die CONAIE in Ecuador ist insofern eine Besonderheit, da sie einen seltenen Fall nationaler geeinigter Repräsentation darstellt und noch dazu Macht und Einfluss entfalten konnte. Sie vereint, anders als in vielen anderen Ländern Südamerikas, Tiefland- und Hochland-Indigene zu einer Stimme. So wurde sie zunehmend mächtiger als beispielsweise Gewerkschaften, teilweise mit ähnlichen Mitteln, wie großen Märschen. Es wurde aber auch mit anderen zivilgesellschaftlichen Kräften kooperiert und koordiniert, um gemeinsam mehr Schlagkraft beispielsweise gegen Privatisierungen zu erreichen.[31]

Die deutliche Koordination als „breite Front“ führte allerdings auch dazu, das eigene, spezifische oder eben Minderheitenrechte weniger das Thema waren. Im Vordergrund standen politischer Protest, wirtschaftliche und soziale Forderungen. Dennoch stand die CONAIE stets für indigene Belange; auch im Rahmen breiterer und zivilgesellschaftlich deutlich divers verankerter Forderungen wurden diese hochgehalten und zentral gestellt, jedoch auch und nicht alleinig zentral. Dies war mehr als eine taktische Entscheidung. Die breite indigene Bewegung CONAIE stand stets für diverse Forderungen, nicht einen rein ethnischen Zuschnitt, sondern auch für soziale Belange Ausgegrenzter, selbst wenn diese Mestizen oder Afroecuadorianer_innen waren oder sind. Reine indigene Forderungen als „Sonderforderungen“ hätten vermutlich weniger Reichweite gehabt, und auch nicht die Unterstützung aller Mitwirkenden der CONAIE. Das Verbindungsglied der CONAIE ist Identität, oft verbunden mit einer Rückbesinnung auf Geschichte. Andere suchten im Sinne und Rahmen ihrer Indigenität jedoch bereits in der Hochphase der CONAIE vielmehr eine Erneuerung und keine empfundene Abgrenzung in Rückbesinnung. Die Subsumtion im Rahmen der CONAIE als Indigene war schon in diesen politisch doch recht erfolgreichen Tagen stets nur ein strategisches Konstrukt. Dies war notwendig, um Pluralität überhaupt anerkannte Realität werden zu lassen, aber zugleich auch die Bruchlinie nach gewissen Errungenschaften. Sowohl sozial als auch kulturell oder linguistisch sind enorme Unterschiede der in der CONAIE organisierten Akteur_innen zu verzeichnen; reiche urbane Indigene gab es lange schon, ebenso wie arme, weniger gebildete rurale, entlang selbstgesetzten ethnischen Grenzen, aber oft auch quer zu diesen. Multiplität und Plurinationalität wurden und werden jedoch immer bewusster. Wie weit ein Staat wie Ecuador eine Nation darstellt, wurde immer deutlicher hinterfragt. Doch wie Interessen in einem plurinationalen Staat (re)präsentiert werden sollten, war damit noch lange nicht gesichert. Und selbst gleiche Grundlagen führen nicht notwendigerweise zu gleichen Interessen.[32]

Die CONAIE war ab Mitte der 2000er Jahre deutlich weniger aktiv als zuvor, und wurde auch deshalb von Präsident Rafael Correa seit dessen Amtsantritt 2007 angegangen oder mindestens in Grenzen zu halten versucht. Dies lag unter anderem daran, dass die CONAIE durchaus heterogen war und für unterschiedliche (Interessen)gruppen stand und steht, und auch weitere nationale Sammlungsbecken bestehen. Besonders zentral war jedoch, dass unter Präsident Lucio Gutiérrez 2003 zunächst eine politische Einbindung der CONAIE stattfand. Einerseits demobilisierte dies quasi die Basis, andererseits ließen sich so Unterorganisationen und Konkurrenzorganisationen in Stellung bringen, die als Statthalter_innen einsprangen, nachdem die CONAIE sehr bald in die Opposition eintrat. Dies spaltete und lähmte die CONAIE, die folgend vor allem noch für das Hochland und immer weniger für die Küste oder das Amazonas-Becken stand. Der breite politische Erfolg lähmte und beschleunigte zugleich innere Spannungen, die vorher im gemeinsamen politischen Kampf überdeckt waren. Die CONAIE blieb und bleibt bestehen, jedoch mit deutlich eingeschränkter Reichweite und einem geringeren Mobilisierungspotential. Die Teilhabe an offizieller Macht und staatlicher Verwaltung und Strukturen führt oftmals zu neuen Herausforderungen, einer Entfernung von Basisakteur_innen, der als notwendig perzipierten Anpassung an Konditionen, einer Konzentration der Artikulation und ähnlichem. Oftmals kommt die Notwendigkeit hinzu, andere Agenden und Entscheidungen mitzutragen, oder gar die eigene Agenda hinten anzustellen. Dies kann soziale Bewegungen spalten. Die Teilhabe an Macht ist deshalb auch nicht stets und nicht Ziel aller Akteur_innen. Einige Akteur_innen setzten eher auf eigene, begrenztere aber potentiell konzentriertere Aktivitäten, andere auf politische Teilhabe oder doch klarere Opposition. Ein anderes Problem ist, dass bereits die Inklusion einiger zentraler Anliegen und Aspekte indigener oder anderer zivilgesellschaftlicher Akteur_innen, selbst wenn dies vor allem in der Rhetorik geschieht, deren Gesamtreichweite deutlich einschränkt. Besonders wenn bestimmte zentrale Forderungen mit hohem Symbolgehalt umgesetzt werden, ist es umso schwieriger, weitere Anliegen vorzubringen. Genau dies geschah in Ecuador.[33]

Die zentrale organisierte indigene Bewegung in Ecuador diskreditierte sich in einem gewissen Maße nach dem Erreichen des Erfolges einer neuen Verfassung 1998 durch die Beteiligung an einem Coup, nicht-öffentliche Vereinbarungen und eine zunehmende Distanz zwischen der politischen Führung in Quito und den reklamiert Repräsentierten. Doch dass es nach 2003 oder besonders unter Correa ab 2007 nicht wieder zu stärkerem Wirkungspotential kam, lag auch am klaren staatlichen und präsidentiellen Agieren gegen eine starke gesamtstaatliche Vertretung indigener Interessen. Eine große Bedeutung hatte dabei die Anerkennung und Festigung der Plurinationalität des Staates. Dies war ein einigendes Anliegen sozialer Akteur_innen und auch der CONAIE gewesen, inkludierte es doch Fragen der bilingualen Erziehung oder auch von Landansprüchen oder anderen Gesundheitsvorstellungen. Die offizielle Anerkennung und Verkündung entkräftete die Forderungen und ließ das Einigungspotential schwinden. Offiziell wurde so Heterogenität Realität, wurden die Wege und Rechte multipler. Doch die reine Verkündung führte maximal zu de jure Veränderungen. Die Fassung Ecuadors als plurinationaler Staat durch die neue Verfassung im Jahre 2008 führte keineswegs dazu, dass Minderheitenrechte oder Indigene Rechte nun sofortig umgesetzt wurden. Einerseits gab es staatlich eine deutliche Skepsis gegen unabhängige Zusammenschlüsse, die als mindestens potentiell beeinflussend und beeinflusst galten, wenn nicht gar als stabilitätsgefährdend; die Zivilgesellschaft sollte hingegen staatlich informiert und mit staatlichen Akteur_innen in Dialoge treten. Zum anderen blieb es beispielsweise bei bilingualer Bildung bei einem Konzept für Indigene, keineswegs sollte diese ausgedehnt werden. Plurinacionalidad hieß maximal Toleranz, keineswegs positive Konnotierung, auch nicht unter Präsident Rafael Correa. Und dennoch erschwerte dieses generelle Erfüllen zentraler Anliegen es entsprechenden Akteur_innen andere Anliegen noch vorzubringen.[34]

Gerade im Staatskonzept von Rafael Correa ist eine organisierte Zivilgesellschaft schwer zu halten. Sie wird staatlich als Gefahr wahrgenommen und zugleich als Sinnbild für zu überwindenden Klientelismus dargestellt. Selbst wenn die generellen Ziele übereinstimmen, die generelle politische Verortung, so wird doch gegen Organisiertheit außerhalb staatlicher Kontrolle deutlich vorgegangen. Die zentrale Macht, die sich durch Wahlen auch unter Rafael Correa bestätigt und legitimiert sieht, steht damit Organisationen wie der CONAIE nicht nur kritisch gegenüber, sondern malt auch das Bild einer Gefährdung des Erreichten durch diese nicht legitimiert angesehenen Akteur_innen an die Wand. Dies erschwert es tendenziell indigenen zivilgesellschaftlichen Akteur_innen bei allen bereits de jure erzielten Erfolgen von Anerkennungen von Minderheitenrechten deutlich für weitere oder eine klarere Umsetzung einzutreten. Organisierte Zivilgesellschaft wird so bewusst als nicht politisches Subjekt angesehen, Dialoge mit dieser werden beschränkt und staatlich auf bestimmte Themenfelder begrenzt. Komplexe oder größere Anliegen sind so unter Correa kaum vorzubringen, erschwert noch durch die Schwächung zentraler organisierter Gruppen in den 2000er Jahren. Dass einige der organisierten Akteur_innen im System wirken und wirken wollen und andere, teilweise der gleichen Organisation, zugleich auf eine Art außerparlamentarische Opposition setzen, erleichtert es nicht gerade, ihre Ansprüche durchzusetzen oder deren Artikulation Wirkung zu verleihen, sondern fördert eher noch die Diskreditierung – nicht der Anliegen, aber des Vorgehens. Doch diese Trennung wird oftmals nicht vorgenommen oder wahrgenommen, eine öffentliche Gesamtdiskreditierung ist immer wieder möglich. Eine klare Distanzierung, eine nicht offizielle politische Rolle scheint deshalb einigen Akteur_innen der effektivere Weg zu sein – dies gilt auch für viele Akteur_innen einer in Ecuador basierten Digitalen Zivilgesellschaft.[35] Denn klar sind Minderheitenrechte auch in Ecuador noch nicht umgesetzt und Realität, ist die Einbeziehung indigener Akteur_innen nach wie vor deutlich eingeschränkt.[36]

Hier soll es nun nicht um (Protest)bewegungen und ihren Einfluss auf Staaten oder Systeme und auch nicht um demokratietheoretische Überlegungen gehen. Hier steht das zivilgesellschaftliche Vernetzen und Kooperieren im Vordergrund, weniger als eine große Bewegung, ohne dies auszuschließen, sondern insbesondere zur gezielten Aktivität für ein und in einem klar umgrenzten Themenfeld. Dennoch sind dabei große organisierte Bewegungen als mindestens länderspezifischer Hintergrund zu beachten, wie in Ecuador.[37] Soziale Bewegungen treten zumeist für Rechte, Schutz und Präsenz ein, dies passt auch auf Akteur_innen für Minderheitenrechte. Dabei gibt es sehr große Organisationen, die beispielsweise zentrale Menschenrechte einfordern, aber auch eher kleinere und spezifischer ausgerichtete, die beispielsweise Reproduktive Rechte einfordern – beides lässt sich als soziale oder zivilgesellschaftliche Bewegung subsumieren. Der für Lateinamerika gerade ab den 1990er Jahren oftmals angewandte Begriff „Neuer Sozialer Bewegungen“, an Hand von Identitäten und nicht Klassen, deutet auf die Zentralität zivilgesellschaftlicher Aktivitäten in diversen Ländern Südamerikas hin. Bei Indigenen Rechten geht es immer auch um breiteres Begehren, generelle wirtschaftliche, soziale und auch juristische Ansprüche, nicht nur kulturellen Respekt. Dies lässt und ließ Verbindungen zu anderen Akteur_innen zu, die auch Ungleichheiten angehen woll(t)en, erleichtert(e) aber nicht stets die eigenen spezifischeren Anliegen voranzubringen; das klare Dilemma zwischen Universalität und Partikularitätsakzeptanz zeigte sich gerade bei den Aktivitäten der CONAIE in Ecuador. Die entsprechenden Akteur_innen werden nicht mehr breit als Gefahr für eine staatliche Einheit gesehen, gerade wenn Heterogenität Grundlage staatlicher Selbstsicht wurde oder wird. Doch Minderheitenrechte bleiben eine Herausforderung, gerade wenn sie sehr spezifisch sind oder als zentral staatlich angesehene Bereiche tangieren. Die entsprechenden Akteur_innen wählen und wählten auch deshalb spezifische Wege, und konzentrieren sich doch zunehmend auf nicht genuin politisches Handeln vielerorts. Dies wurde auch aus Erfahrungen wie beispielsweise in Ecuador als Notwendigkeit abgeleitet.[38]

Die hier im Fokus stehenden Akteur_innen sind durchaus als soziale Bewegung zu verstehen, die jedoch zentral anders als bisher zumeist umgesetzt Öffentlichkeit suchen. Gerade auch ihre zivilgesellschaftliche Verankerung gilt es deshalb herauszuarbeiten. Während beispielsweise in Ecuador der Ansprechpartner beziehungsweise die Ansprechpartnerin indigener Bewegungen vor allem der Staat war und ist, gilt dies für die hier untersuchten Akteur_innen nicht mit solcher Deutlichkeit. Ebenfalls eine transnationale Öffentlichkeit soll angesprochen werden, aber auch dies immer mit dem Ziel der Rückwirkung auf den jeweiligen Staat, die Instanz, die Rechten Geltung verschaffen kann. Akteur_innen Digitaler Zivilgesellschaft sind nicht die klassischen Vertreter_innen sozialer Bewegungen. Dies liegt unter anderem daran, dass eine zentrale Forderung für soziale Bewegungen nur bedingt erfüllt wird oder zumindest nicht notwendigerweise: „Un aspecto trascendental en el análisis y la comprensión de la constitución y dinámica de los movimientos sociales es su dimensión relacional que define su existencia objetiva, es decir: la existencia de un movimiento social solo se puede comprender en interconexión con otros actores-sujetos sociales, ya que es el resultado de una trama de relaciones que obviamente se dan en contextos estructurales determinados.“[39] Ungleichheit oder Marginalisierungen führen zu sozialen Bewegungen, sind deren Grund und Basis. Dies anzugehen ist ihr Ziel, eine Veränderung der Umstände und Bedingungen. Damit sind ihr Dasein und ihre Beweggründe politisch, sie steuern auf Alternativen zu und propagieren diese.[40] Dabei ist der Rahmen der Aktivitätsmöglichkeiten zumeist mindestens begrenzt, wenn nicht gar gesteckt. Dagegen wehren sich aber gerade digitale Akteur_innen. Diesen Rahmen versuchen sie zu umgehen bis zu sprengen. Sie sind und agieren als eine andere Art von Öffentlichkeit – gerade dies gilt es, neben anderem, im folgenden Abschnitt zu hier zentralen Theorien und Methoden zu vertiefen. Darauf aufbauend folgt die Betrachtung der Fälle beziehungsweise Akteur_innen in der Beispielregion, möglichst nah an den Gruppen und ihren Eigendarstellungen.

Theorien und Methoden

Zur Erarbeitung der Thematik dieser Studie ist eine theoretische Einbettung notwendig. Dabei soll der Fokus auf Minderheitenrechte gelegt werden, auf Globale und Digitale Zivilgesellschaft und die Bedeutung von nicht-staatlichen Akteur_innen, gerade bezüglich Aktivitäten von und zu Indigenen in Südamerika. Doch auch eine methodische Verortung ist notwendig, die das dann folgende Vorgehen und die anschließende Analyse wissenschaftlich erläutert. Im theoretischen Rahmen sollen zunächst zentrale Begriffe und Konzepte vorgestellt werden. Dabei werden die zentralen Begriffe und Konzepte sowohl phänomenologisch, begriffsanalytisch wie von ihrer Genese her erfasst und verschiedene Blickwinkel und Betonungen vorgestellt. So soll ein möglichst differenziertes Begriffs- und Konzeptbild entstehen, um daraus jeweils in einem letzten Schritt die hier verwendete Engführung abzuleiten. Dabei meint Engführung die Extraktion aus dem aufgezeigten Tableau von hier in dieser Studie zentralen Aspekten, Begriffen und Konzepten. Die Vorstellung und Analyse zentraler Begriffe und Konzepte vermittelt sowohl ein Bild des Status von Diskursen, aber zeigt auch den Rahmen auf, in dem sich sowohl diese Analyse, aber auch die beteiligten Akteur_innen bewegen. Dies hat durchaus etwas „berichtendes“. Es vereint aber dadurch die Vorzüge einer phänomenologischen mit denen einer begriffsanalytischen wie jenen einer historischen Genese folgenden Betrachtung. Denn nur auf Grundlage dieses umfassenden Bildes kann in diesem weiten Feld eine begründete Engführung für die hier untersuchten spezifischen Fälle vorgenommen werden. Dabei gilt es neben der Frage was Minderheiten sind und was ihre Rechte beinhalten, sich zunächst dem Konzept Zivilgesellschaft mit einem Fokus auf Südamerika zu nähern. Als Handlungsträger werden hier Indigene und nicht-staatliche Akteur_innen sowie Indigene als nicht-staatliche Akteur_innen untersucht. So ist es auf Grundlage der ersten Begriffe und Konzepte notwendig, diese beiden Konzepte und Felder zu erfassen. Ein deutlicher theoretischer Rahmen ist der von Kommunikation, Stimmenerzeugung und Öffentlichkeitsgenerierung. Dabei wird es zunächst zentral sein dem Konzept „Öffentlichkeit“ zu begegnen, um darauf aufbauend Kommunikation und ihre Verbindung zum Handeln als theoretischen Rahmen vorzustellen. Als letzter Aspekt wird eine Engführung dieser beiden letzten Felder, Kommunikation und Öffentlichkeit, auf ihre südamerikanische indigene Füllung stattfinden, um den theoretischen Rahmen zu konkretisieren. Der methodische Rahmen erstreckt sich vor allem auf und umfasst Konzepte einer Netzwerkanalyse, denn nichts anderes als Vernetzungen sollen hier erfasst werden. Dabei geht es, bei einem Fokus auf Minderheiten und Minderheitenrechte, insbesondere und klar um Policy-Netzwerke, die eines speziellen Zugangs bedürfen. Spezifisch wird dazu noch das Konzept „Rekursiver Öffentlichkeiten“ vorgestellt. 

In der Studie wird zentralen Hypothesen gefolgt, die die Studie anleiten und deren Überprüfung Handlungsauftrag ist. Diese sollen hier vor allen Begriffen und Konzepten vorgestellt werden, um die Stoßrichtungen und Engführungen einzubetten, aber auch, um die Auswahl der Theorien wie den gewählten methodischen Rahmen zu erklären. Zentral leitend ist hier die These, dass eine zunehmende digitale Vernetzung indigenen Gruppen neue und breitere Artikulationsmöglichkeiten bietet. Dies klingt zunächst wenig spektakulär, bildet jedoch den Rahmen, warum im Kontext indigener Minderheiten und ihrer Rechte auf ihre digitale Vernetzung geschaut werden soll. Dazu kommt die These, dass sich so neue und diverse Artikulationsformen ausbilden, die unterschiedliche Verwendung finden und sehr unterschiedlich interpretiert werden. Neue Artikulationsformen suchen weder alle Gruppen, noch wünschen alle Gruppen solche. Auch eine Sicht auf diese als „Möglichkeit“ ist nicht überall zu finden. Dies erklärt sich teilweise durch die dritte leitende These, dass gerade die Deutungshoheit über die eigene Identität zentrales Konfliktfeld ist und zugleich der Rahmen für politische Rechte und soziale Anerkennung. Nicht für alle Gruppen ist eine kommunikative Öffnung mit Deutungshoheit vereinbar, nicht alle setzen Minderheitenrechte, aber auch nicht alle eine Identitätsdeutungshoheit zentral. Auf diese drei Thesen aufbauend, und diese gewissermaßen wieder breiter führend, leitet diese Studie eine letzte, und doch größere und zentrale These an: Indigene digitale Vernetzung steht sinnbildlich für und ist zu verstehen als Teil Digitaler Globaler Zivilgesellschaft. Dahinter steht in aller Deutlichkeit, dass sich Digitale Globale Zivilgesellschaft in der Vernetzung von indigenen Akteur_innen im Kampf um Minderheitenrechte zeigt und dort offenbar wird. Klar steht diese Studie damit gegen Thesen, die die „Besonderheit(en)“ indigener Gruppen in Südamerika, aber auch in und zwischen den verschiedenen Ländern Südamerikas betonen und damit Vergleiche ablehnen. Auch konstruierte Polaritäten, wie die Abwehr indigener Gruppen gegen moderne Kommunikationsformen oder digitale Vernetzung, werden klar abgelehnt. Stattdessen wird das selektive, differenzierte und veränderbare Vorgehen indigener nicht-staatlicher Akteur_innen betont. Mit diesem Hintergrund wird nun zum theoretischen Rahmen übergeleitet, der hier zentral das Vorstellen und Darstellen von Konzepten und Begriffen umfasst, die diese Arbeit prägen werden.

Minderheitenschutz und -rechte

Menschenrechte entwickelten sich international in Stufen: aus einer ersten Dimension, politischen Rechten, weiter zu einer zweiten, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen. Diese zweite Dimension betonte klarer als die erste Dimension Minderheitenrechte. Im Sinne gesellschaftlichen Miteinanders aber auch zivilgesellschaftlicher Vernetzung und Kooperation gewinnen und gewannen Rechte einer dritten Dimension an Bedeutung, so genannte Solidarechte, wie ein Recht auf Entwicklung oder eine saubere Umwelt. Solche Rechte förder(te)n und führten wie führen zu vermehrter auch transnationaler Vernetzung und Verbindung zur Durchsetzung und Einforderung der entsprechenden Rechte.[41] Deutlich gestärkt wurden Minderheitenrechte durch den „Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte“ von 1966. Darin garantiert Art. 27 für Angehörige von Minderheiten diverse Rechte, unter anderem auf ein eigenes kulturelles Leben und die Verwendung einer eigenen Sprache. Der Pakt ergänzte die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948, geht in Teilen jedoch weniger weit. Wichtig zu erwähnen ist, dass die genannten Rechte beschränkt werden dürfen, zum Schutz der öffentlichen Ordnung beispielsweise. Im Falle eines Notstandes dürfen sie sogar zeitweise außer Kraft gesetzt werden.[42]

Die Repräsentation von Minderheiten forderte schon im 19. Jahrhundert John Stuart Mills als Grundpfeiler einer Demokratie.[43] Ethnische Minderheiten waren dabei jedoch nicht der Diskursgegenstand. Und auch viele andere Theoretiker_innen sprachen sich gegen eine starke Betonung ethnischer Minderheitenrechte aus. Andere betonten die Möglichkeiten von Minderheiten gerade in repräsentativen Demokratien ihre Interessen und Rechte zu vertreten, so sie denn eine kritische Masse hätten und einen gewissen Organisationsgrad und Beteiligungswillen.[44]Minderheitenschutz war und ist ein Dauerthema. Dazu gehörten und gehören Fragen, wer Teil „des Volkes“ oder „des Staates“ sei, was Bürger_innen oder Bevölkerung seien – denn dies bedingt die Frage, ob es sich um eine Minderheit handelt, oder etwas quasi „außerhalb“, und damit rechtlich problematischer zu fassendes. Wieder stärkere nationalistische Debatten, separatistische Tendenzen im Sinne eines Nationalstaates bestärken entsprechende Diskurse und Herausforderungen. Die Frage, ob Gruppenrechte gegenüber individuellen abzuwägen sind, stellt(e) sich virulent. Ob dabei jedoch sich geschlechtlich, über sexuelle oder andere Präferenzen definierende Gruppen von ethnisch oder kulturell sich hauptsächlich fassenden Gruppen zu trennen sind, ist schwierig und umstritten, gerade wenn zur Begründung einer solchen Trennung nur letzteren ein gesellschaftlicherer Charakter zugesprochen wird. Auch Lesben können beispielsweise für sich, so sie wollen, eine eigene Kultur und einen gesellschaftlichen Charakter beanspruchen. Immer deutlicher wird deshalb die Unmöglichkeit von Trennschärfe betont, von Isolation und Abgrenzung. Vielmehr wird das Diffuse, Situative und vor allem auch Sich-Selbst-Verorten herausgestellt. Wesensmerkmale sind immer ein Konstrukt einer Zeit, mehr oder minder willkürlich und in der Anwendung sehr unterschiedlich. Auch eine Abgrenzung über Sprache ist keineswegs stets nutzbar, exkludiert es doch Gruppen, die „ihre Sprache“ verloren haben oder inkludiert außerhalb stehende Sprechende. Aber sie kann immerhin bei der Selbstverortung helfen.[45]

Minderheitenrechte gründen sich historisch in Debatten über Rechte von und über Personen. Die Rechte von Minderheiten selbst fanden dabei durchaus zunehmende Beachtung. Gewissermaßen ein Rückschritt ist nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu beobachten – die UN-Menschenrechtspolitik in ihrem Beginn kannte keine expliziten Minderheitenrechte. Auch die durch den Kalten Krieg geprägte Politik dieser Zeit, die eher auf Assimilation in Begriffen von Modernität setzte, half wenig diese geringere Beachtung von Minderheitenrechten aufzuheben. Denkschulen, denen Nationalismen gegenüber Individualität suspekt waren, vermieden Debatten über Minderheitenrechte als kollektive kulturelle Rechte ebenfalls. Jedoch gab es zugleich Bewegungen, die Minderheitenrechte explizit thematisierten, so nationale Befreiungsbewegungen gerade in damaligen Kolonien, aber auch Bewegungen beispielsweise von Frauen oder in den USA von Afroamerikaner_innen, die für ihre oft als Minderheitenrechte gefassten Rechte eintraten. Dabei ging es darum gleiche Rechte einzufordern, aber auch Barrieren abzubauen, die trotz nominell gleicher Rechte dennoch existieren konnten. In den späten 1980er Jahren und dann deutlicher noch ab den 1990er Jahren zeigte sich ein Wiederaufflammen der Debatten über Minderheitenrechte, gerade auch von kulturellen und ethnischen Gruppen innerhalb moderner Staaten. Dies hing klar auch mit dem Ende des Kalten Krieges und dem Zusammenbruch der UdSSR zusammen und führte nicht nur zu breiteren Publikationen, sondern auch zu mehr öffentlichen Debatten. Damit ging oft eine Kritik am politologisch-philosophischem Liberalismus einher. Dessen Konzentration auf individuelle Freiheit und einen neutralen Staat stand im Fokus der Kritik; zu viel staatliche Neutralität wurde mit einer kulturellen aber darüber hinaus auch sozialen und politischen Dominanz als Folge kritisch verbunden. Gleichfalls wurde deutlich unterstrichen, dass gleiche Rechte keineswegs gleiche Startbedingungen oder Chancen bedeuten. Fragen nach Macht und kultureller Diversität wurden dabei und werden teilweise heute noch häufig vermischt, zusammengeworfen oder gar verwechselt – dies gilt es kritisch zu vermeiden. Auch die Grundlegung von Rechten und Theorien in der Gleichheit der Menschen geriet dabei in die Kritik, Kontexte wurden und sollten mehr betont und der Empirie mehr Beachtung geschenkt werden. Dies negiert nicht Gleichheit, betont aber die notwendige Beachtung von Diversität, gerade auch von gesuchter und reklamierter Diversität.[46]

Die Debattenstränge wandelten sich dabei mit der Zeit. Zunächst wurde vom Gegensatz liberaler und kommunitaristischer Denkansätze ausgegangen, der Frage folgend, wie frei Individuen seien oder wie sehr diese in ihrer Umwelt, in ihrer Gemeinschaft oder Gesellschaft zu verstehen seien und existieren. Auch die Frage von Modernität(en) und Anpassung(en) hing damit zusammen. Bezüglich Minderheitenrechten wird dabei weniger zentral der Frage nachgegangen, was eine Gemeinschaft ausmacht, wie Zugehörigkeit erfasst wird, sondern wie weit Gemeinschaft und ihre Rechte individuelle Freiheit beschränkt oder beschränken darf. Dabei gilt es die Rechte einer Gruppe gegen ihre Mitglieder, um Zusammenhalt zu wahren und zu gewährleisten, von denen dieser Gruppe gegenüber einer größeren Gesellschaft zu unterscheiden. Letztere sind unumstrittener und besser mit individueller Freiheit, Chancengleichheit und Nicht-Dominanz zu vereinen. Die Ansprüche und Notwendigkeiten von Gruppen in und gegenüber größeren Gesellschaften gerieten so oftmals zunächst in den Fokus.[47] Selbst wenn Minderheitengruppen aus der Sicht mancher keine absolute Autorität über ihre Mitglieder beanspruchen, und deshalb manche Standards nicht erfüllen müssten, so kann dies empirisch nicht gesehen werden – der Anspruch besteht zumeist und generell durchaus, die Respektierung und Sicherung grundlegender Werte allerdings nicht. Gruppenautonomie kann individuelle Freiheitsrechte gefährden. Wenn beide zu sichern sind, kann ein einfacher „Übertritt“ oder „Austritt“ aus diesen Gruppen nicht mehr gegeben werden. Minderheitenrechte kollidieren dabei mit individuellen und Gruppenrechten. Dies bedeutet zuletzt auch, dass der Anspruch auf Minderheitenrechte Grenzen kennen kann, Bürden und Hindernisse, die sich in der Konzeption und Garantie des Individuellen finden.[48]

Seit den 1990er Jahren nahm die Beachtung, Berücksichtigung und der Respekt für Minderheiten in Staaten und für indigene Gruppen deutlich zu. Ideen von Selbstbestimmung und nationaler Berücksichtigung fanden generell Verbreitung, wenn auch bezüglich der Rechte von Migrant_innengruppen deutlichere Abstriche festzustellen sind, bezüglich dieser neue Skepsis in vielen Fällen und Ländern auftraten und auftreten. Dies verstanden als Multikulturalismus steht unter Beschuss, nicht jedoch solche im Sinne von Plurinationalität und –kulturalität. Bezüglich Migration ist das Bild sehr divers, verschiedene Gruppen werden unterschiedlich wahrgenommen, unterschiedlich stark als gegen oder für anerkannte Rechte stehend gesehen, als gefährdend oder tolerierbar. Gemeinsame angenommene kulturelle Werte helfen oft der Anerkennung, ihr Mangel erschwert diese. Diesbezüglich kochen die Debatten hoch, gerade auch bezüglich der Auswirkungen der Anerkennung oder Nicht-Anerkennung entsprechender Rechte, der Vor- oder Nachteile dieser. Generell positiv wird eine Anerkennung bezüglich indigenen oder innerstaatlichen Minoritätsnationalitäten gesehen.[49]

Minderheitenrechte sind dabei zum einen individuelle Menschenrechte und zum anderen parlamentarische Rechte, wie sie die Geschäftsordnung für Minderheiten festlegt. Dies ist jedoch mit der Problematik verbunden, Minderheitenrechte vor allem zu Abwehrrechten zu machen und Gesellschaft und Staat künstlich zu trennen; politische Minderheitenrechte werden so negiert. Volk und Staat können so ein Gegeneinander werden, mit Gerichten als Einflusswege des Volkes.[50] Verschiedene Umgänge mit Minderheiten sind vorstellbar und historisch entwickelt. Dabei kann es zum einen eine bloße Tolerierung geben, ohne tatsächliche Rechteanerkennung; Tolerierungen waren und sind jedoch zumeist temporär, strategisch und immer wieder in Gefahr aberkannt zu werden.[51] Eine andere Form ist die gegenseitige Respektierung von diversen Gruppen.[52] Beides kennt und kannte seine Grenzen und Debatten, gerade bezügliche religiöser Toleranz und Freiheit.[53] Eine andere Möglichkeit ist die von Autonomie und damit einhergehender Respektierung. Dieses Konzept inkludiert deutliche und weite individuelle Autonomie, auch in Entscheidungen. Dies weißt auf die Notwendigkeit von Reziprozität hin, dass Minderheiten- und Mehrheitsrechte beide sowohl gegeneinander abgewogen werden müssen und eine Anerkennung der einen die anderen keinesfalls vollständig negieren soll oder darf. Da Toleranz Grenzen haben kann, ist es zentral bei Minderheitenrechten und -schutz in multikulturellen Gesellschaften über bloße Toleranz zur Sicherung von Minderheiten hinaus zu gehen.[54] Die Grenzen der Reichweite eines Konzeptes von Toleranz zeigen sich gerade bezüglich Phänomenen der Intoleranz. Intoleranz nutzt und verfestigt Kulturkonzepte, Ideen von Blöcken und „Anderem“ – Toleranz als Konzept ohne rechtliche Sicherung genauso wie die zugehörige Rhetorik erweisen sich als durchaus zweischneidig. Toleranz, die sich historisch durchaus aus Konflikten generiert, und auch einer entsprechend geprägten Sprache folgt, hat so eine gewissermaßen begrenzte Reichweite. Auch ein Konzept von umfassender Gerechtigkeit steht und fällt mit der Reichweite, aber gleichfalls der Absicherung von Toleranz und Autonomie als Grundeinheiten tatsächlicher Minderheitenrechte.[55]

Ein Weg Minderheitenrechten Geltung zu verschaffen wird darin gesehen, ein Recht auf Widerspruch zu verfestigen, damit stets ein letzter Widerspruch von Individuen und Gruppen möglich ist, selbst bei mangelnder Repräsentation. Dieses Recht wäre gewissermaßen ein Veto, mindestens mit aufschiebender Wirkung, um agieren und Aktivität organisieren zu können. Dies widerspricht klar einer weiten Gleichheitsidee, rechtfertigt sich jedoch aus Sicht einiger durch die oftmals vorhandene mangelhafte Repräsentation und Teilhabemöglichkeiten betroffener Minderheiten. Dieses Privileg muss jedoch, wie betont wird, darauf beruhen, dass eine Gruppe als Minderheit anerkannt wird, besser nicht gerichtlich, sondern beispielsweise über einen gesellschaftlichen Ausschuss, und eine absolute Verhinderungsmöglichkeit unterbunden wird. Dies wäre zumindest ein Weg Nicht-(Re)präsentanz zu begegnen, gerade bei Wahlhürden wie Prozentklauseln, und eine Stärkung von Diskurs und Diskursivität zu ermöglichen.[56] Minderheitenrechte als eine Art „Austritt“ aus einer Mehrheitsgesellschaft zu verstehen, oder auch als „Eintritt“ in diese, hat durchaus Befürworter_innen. Allerdings bedarf es zur Wahl und Umsetzung eines Bewusstseins der Möglichkeiten. Darüber hinaus müssen gewisse Schutzmechanismen innerhalb eines Staates auch innerhalb einer Gruppe nach dem „Austritt“ erhalten und gesichert bleiben, was eine freie Wahl mindestens einschränkt. Die Idee eines „Exits“ als Möglichkeit liberal Minderheitenrechte zu sichern und zu gewährleisten wurde auch deshalb weit in Frage gestellt.[57]

Generell gilt bezüglich Minderheiten, dass Unterschiedlichkeit auf zwei Arten und Weisen begegnet wird, mit der vollständigen Anerkennung und Gleichheit an Rechten und Pflichten, oder mit einer positiven Aufladung von Unterschiedlichkeit und der Unterstreichung auch teilweise notwendiger unterschiedlicher Rechte- und Pflichtensets. Generelle gleiche Rechte bedeuten keine gleichen Chancen, nicht einmal die Rechte gleich umzusetzen, nutzen zu können oder garantiert zu haben. Insbesondere gilt dies für Menschenrechte der zweiten und dritten Dimension. Körperlichkeit, Gender, soziale Herkunft, Lebensort und vieles mehr bestimmen über Chancen und Herausforderung, unterscheiden, trotz generell gleicher Rechte. Dagegen stellt sich das Konzept Gleichheit durch Schutz und tatsächliche Berücksichtigungssicherungen, wie durch Quoten, zu erzielen, Gleichheit aktiv umzusetzen zu versuchen, nicht einfach diese als „logische Konsequenz“ gleicher Rechte zu sehen.[58] Traditionell gab es zudem in vielen Ländern Südamerikas eine Herrschaftsform, die als „Pigmentokratie“ gefasst wird, eine Macht- und Herrschaftszuschreibung nach Hautfarben und Farbige wie Indigene generell exkludierend. Dies wirkte und wirkt lange nach.[59] Auch kulturelle Unterschiede gefährden Gleichheit selbst bei gleichen Rechten. Eine andere Sprache, ein anderes kulturelles Verständnis erschweren das Fortkommen in einer Art „Mehrheitsgesellschaft“. Die Herausforderungen dabei sind „Vollständigkeiten“ auszumachen, eine geschlossene Kultur anzunehmen, statt Unterschiede und Diffusion, Differenziertheit und Ambivalenz zuzulassen. Gruppen, Kulturen oder Gesellschaften sind genau wie Nationen oder Ethnien eben keine geschlossenen Compartements, sondern offen, über die Zeit veränder- und verhandelbar, und oft vermischt und gerade nicht trennbar. Dies bedeutet auch, dass soziale Unterschiede, Unterschiede in Gender oder Race nicht durch bloße kulturelle Rücksichtnahme automatisch zu lösen sind. Vielmehr bedarf es diverser Prozesse, kleinteiliger, situativerer Ansätze, um einen Lösungsweg aufzubauen. Indigene werden vielerorts nicht nur kulturell, sondern auch sozial oder durch Race-Prozesse benachteiligt, selbst bei offiziell gleichen Rechten. Die Herausforderung Minderheitenschutz bedarf also eines multiplen, diversen und stets reflektorischen Ansatzes.[60] Gerechtigkeit und Gleichheit sind divers zu konzeptualisieren, gerade auch bezüglich ihrer Normativität und Tragweite. Ungerechtigkeit und der Umgang mit dieser können dabei mit Menschenrechten und ihrer universellen Gültigkeit verknüpft werden, wobei die Menschenrechte der verschiedenen Generationen unterschiedliche Akzeptanz und Reichweite haben.[61] Gerade in Süd- und ganz Lateinamerika ist die Herstellung von Gleichheit und Gerechtigkeit eine Herausforderung. Dies führt zu Kommentaren wie: „Über soziale Gerechtigkeit in Lateinamerika zu sprechen, heißt, etwas in Augenschein zu nehmen, was es dort nicht gibt. Lateinamerika ist traditionell die Weltregion mit der schärfsten Ausprägung sozialer Ungleichheit.“[62] Diese rein negative Sicht wird der Realität allerdings nicht gerecht. Klar gibt es Ansätze und Versuche, kleine Schritte und Wege mehr Gerechtigkeit umzusetzen. Gerade im Rahmen demokratischer Entwicklung und Konsolidierung kommt auch in Lateinamerika das Thema von Gerechtigkeit in den Fokus, wurde und wird zur Zielkoordinate. Damit verbunden war und ist auch der Schutz von Menschenrechten.[63]

Minderheitenrechte stehen juristisch vor dem Problem, dass Menschenrechte generell auf Individuen ausgerichtet sind. Lediglich gibt es das Recht, nicht wegen seiner Herkunft, Sprache oder ähnlichem diskriminiert werden zu dürfen, eine Art indirekter kollektiver Minderheitenschutz. Reine Individualinteressen sind aber schwerlich repräsentierbar und nicht alle Gruppen finden Wege ihre Interessen vereint zu vertreten. Diese Nicht-Inklusion und –Berücksichtigung führt letztlich zu neuen Formen der Artikulation aber auch zivilgesellschaftlicher wie gruppenspezifischer Verbindungen. Der Schutz von Gruppen, ihrer Rechte und auch (Rechts)traditionen, durchaus als diskursive Bereicherung globalerer Traditionen, ist schwach. Kollektive Welten sind bisher nur individuell geschützt, eine Beschränkung, auf die immer öfter klar hingewiesen wird. Staaten mit starker Forderung von Assimilierung und Integration, aber auch solche, die stattdessen eher die Praxis von Isolation oder Diskriminierung bestimmter Gruppen kennen, stehen klar gegen die Rechte von politischen Gemeinschaften, die durchaus mit ethnischen oder anderen Gruppen übereinstimmen können. Viele Minderheiten stehen „ihren“ jeweils offiziellen Staaten nicht nur deshalb äußerst kritisch gegenüber, sondern auch auf Grund negativer Erfahrungen wie Sklaverei oder Unterdrückungen. Dabei bietet das Selbstbestimmungsrecht der Völker einen klaren Anknüpfungspunkt als Minderheit in einem Staat akzeptiert und doch integriert zu werden, in Grenzen und ohne Zwang, so es denn eine Neu- oder erweiterte Interpretation erfährt.[64]

Menschenrechtsschutz erfolgt zentral staatlich. Staatliche Erosionen aber auch Globalisierungstendenzen können der Stärkung und dem Erhalt staatlicher Strukturen dabei durchaus entgegenwirken, wenn dies auch keine notwendige Folge sein muss. Der Mangel staatlicher Strukturen führt allerdings zumeist zu einer Schwächung des Schutzes von individuellen Menschenrechten. Die Förderung von Kapazitäten und staatlichen Institutionen ist auch deshalb im Rahmen vieler internationaler Entwicklungsförderungen zentral. Zwar setzt eine globale und suprastaatliche Ebene zunehmend Standards, doch deren Umsetzung und Implementierung erfolgt (möglicherweise noch) staatlich.[65] Eine Entwicklungstendenz, und von vielen betonte -notwendigkeit von Menschenrechten und deren Schutz, ist jedoch die Ausdehnung der Bindung von Menschenrechte. Nicht nur Staaten sollen durch diese gebunden und zu deren Sicherung und Respektierung verpflichtet werden, sondern auch weitere Akteur_innen, die mindestens ebenso gefährdend wie ermöglichend für diese sind, beispielsweise große Unternehmen und Medienverbünde. Dabei kann entweder Staaten auch ein „gesellschaftlicher“ Menschenrechtsschutz auferlegt werden oder deren Wirkung und Bindung erweitert werden auf eine gesellschaftliche und dann sogar transnationale Ebene. Bisherige Umsetzungs- und Ordnungsversuche beruhen jedoch vor allem und nur auf einem System von Codes of Conduct. Bedeutung haben dabei Verfahren von Compliance als Selbstüberwachung, aber auch Öffentlichkeitserzeugung und Monitoring.[66]

Die Zunahme von Globalisierungstendenzen führte und führt vielerorts zu einem Zurückweichen des Staates. Sei es aus Sparzwängen oder im Sinne politischer Entscheidungen für einen „schlanken Staat“, in vielen Weltregionen, und auch in der hier untersuchten, gab und gibt es Tendenzen von anderen so gesehene „staatliche Aufgaben“ zu privatisieren. Dies kann durchaus mit einer Gefährdung der Sicherung von Menschenrechten verbunden sein, gerade wenn so gefasste „Kernbereiche“ ausgegliedert werden. Generell bleiben dabei Staaten verpflichtet Verträge und so auch Menschenrechte einzuhalten, selbst wenn andere, wenn nicht-staatlich Akteur_innen ausführend wirken. Privatisierungen, auch von grundlegenden Gütern, sind keinesfalls illegal. Sie können auch aus Sicht vieler durchaus Vorteile bringen. Doch sind sie kein Freifahrtschein Menschenrechte nicht zu sichern. Zugleich ist zu bemerken, dass erhoffte Kapazitäts- oder Budgeteinsparungen oft Hoffnungen bleiben. Notwendige Regulationen, Lenkungen und Kontrollen benötigen neue der frei gewordenen Ressourcen – Privatisierungen haben keinen stets gleichen Verlauf, vielmehr sind sie situativ unterschiedlich, aber kritisch zu begleiten.[67] Dass diese möglicherweise bis teilweise Menschenrechte gefährden, liegt auch daran, dass nicht-staatliche Akteur_innen einem anderen Rechtsstatus unterliegen. Dies befreit diese aber nicht davon, gewisse Rechte achten zu müssen. Ihr Wirken gilt als Ausweis eines gewissen internationalen Rechtscharakters und somit auch gewisser Verpflichtungen. Zugleich gelten einige Rechte und ihr Schutz inzwischen als Teil des internationalen Gewohnheitsrechtes. So binden sich selber immer mehr klar transnational wirkende Akteur_innen an eigene Vorgaben, die sie verpflichten, Menschenrechte zu achten. Dies gilt gerade für UN-Organe oder sehr große Organisationen, keineswegs aber für alle nicht-staatlichen Akteur_innen, auch nicht für alle internationalen oder deutlich transnational wirkenden.[68] Hinzuzufügen ist, dass auch wenn ökonomische, soziale und kulturelle Menschenrechte nur als fortschreitend zu entwickeln gelten, dies Staaten nicht davon befreit, dies anzustreben. Dafür gilt es möglichst umgehend die entsprechenden Maßnahmen umzusetzen. Der Nachweis von Fortschritten ist auch bezüglich dieser Rechte, und somit auch Minderheitsrechten, notwendig und darf nicht auf die Zukunft verschoben werden. Die konkreten Schwerpunkte sind setzbar, aber die Erfüllung an sich nicht diskutabel oder aufschiebbar. Globalisierungstendenzen und Privatisierungen stehen somit, zumindest juristisch und konzeptionell, der Stärkung und Sicherung von Menschen-, und so auch Minderheitenrechten nicht entgegen.[69]

Eine andere Problematik ist es, Konzepte eines Staates, einer Nation oder gar eines Nationalstaates als Grundlage für Menschen- und so auch Minderheitenrechte anzunehmen. Begriffe wie „Volk“ inkludieren dabei durchaus das Bild einer Einheit, gerade in Form eines „Staatsvolkes“. Dass dabei jedoch alle zugerechneten oder in einem Gebiet lebenden Menschen dieses bilden, völlig in diesem aufgehen und von diesem repräsentiert sind, wird vielfach als fiktional und fehlerhaft herausgestellt. Ein Parlament als tatsächlich repräsentativ wird als Konstrukt betont. Gleichfalls wird hervorgehoben, dass keineswegs nur ein Parlament „das Volk“ vertritt. Vielmehr gilt es gemäß vieler Autor_innen die Bedeutung basisdemokratischerer und zivilgesellschaftlicher Prozesse hervorzuheben, gerade auch bezüglich der Inklusion und Vertretung von Minderheiten und ihren Rechten.[70] Dabei ist noch zu beachten, dass ein Gegensatz Staat-Zivilgesellschaft nicht zu scharf gezeichnet werden darf. Während staatliche Institutionen und Rahmen breit so gesehen zumeist durch eine Art Mehrheit(sgesellschaft) geprägt sind und es der Anerkennung und Berücksichtigung von Minderheiten bedarf, gilt dies auch für die Zivilgesellschaft oder Zivilgesellschaften. In diesen laufen gleichfalls Unterdrückungs- und Benachteiligungsmechanismen, sie werden verstärkt, es wird aber auch gegen sie angegangen. Zivilgesellschaften erlauben die Organisation von Minderheiten und ihren Interessen, aber auch Schutzversuche von Privilegien. Das dabei gerne von einem „wir“ ausgegangen und mit einem solchen argumentiert wird, zeigt, wie weit selbst bei einer Akzeptanz von „anderem“ eine Normalität angenommen wird, die maximal neues erlaubt und integriert. Staatlich kann vieles erlaubt und berücksichtigt werden, Gerechtigkeit situativ oder kontextabhängig erweitert und differenziert werden. Die zivilgesellschaftliche Umsetzung wie Debatten müssen dies keineswegs umfassen. Eine Akzeptanz eines „anderen“ ist selbst bei staatlicher Garantie noch keineswegs zivilgesellschaftlich gesichert, gleiche Rechte bedeuten auch diesbezüglich nicht tatsächlich gleiche Rechtnutzungsmöglichkeiten.[71]

Auch die Frage, was eine Kultur, eine kulturelle Einheit ist, ist umstritten und wird kontrovers diskutiert. In wie fern Kultur etwas essentielles, etwas fixes, oder auch veränderbares aber abgrenzbares ist, wird unterschiedlich beantwortet. Je nach Kulturbegriff und -konzept müssen die Antworten sehr unterschiedlich ausfallen. Eine Gruppe zu stabilisieren und Individuen die Möglichkeit bis das Recht zu geben, für eine Gruppe zu stehen, verlangt Abgrenzungen, die jedoch nie trennscharf erfolgen können. Eine gewisse situative Abgrenzung und Essentialität ist als durchaus positiv und notwendig zu unterstreichen, Kultur als Compartement aber zu negieren. Was gemeinsam sein muss oder sollte, was verbindet, ist nicht fixiert festgelegt. Jeweilige Feststellungen sind verbunden mit Konzepten von Nation(en), Ethnie(n) oder Kultur(en).[72] Annahmen einer unabhängigen und vollständigen Kultur sind dabei deutlich zu dekonstruieren. Das Verständnis von Kulturen als Inseln ist abzulehnen. Kein Individuum „tritt“ in die eine Kultur ein, ist hingegen Teil diverser, sich verändernder und auch durch jedes Individuum veränderte Kulturen. Selbst Gruppen, die Autonomie anstreben, erreichen diese zumeist maximal bedingt. Damit werden auch aus internen Minderheiten keine „autarken Inseln“, die quasi gegen eine Mehrheit stehen. Sie können diesen Weg argumentativ wählen, ihn tatsächlich umzusetzen ist dann aber immer noch etwas anderes. Vielmehr sind alle Gruppen wie Individuen wiederum Teil einer Gesamtmenge. Dabei ist jedes Individuum divers und unterschiedlich gebunden; jedes, wie jede Gruppe, wirkt mit anderen, über andere und auf andere, definiert andere und wird durch andere definiert. Eine Gesellschaft inkludiert ihre Minderheiten und diese wiederum Beziehungen auf Größeres und Kleineres. Dies negiert nicht die Notwendigkeit und Bedeutung von Schutz und Minderheitenrechten, allerdings das Konstrukt einer (notwendigen) Opposition von Mehrheit zu Minderheit, die Idee eines anderen, denn dieses ist stets Teil und Diskurselement.[73]

Die Idee Nationen generierender Staaten, der Sicherung und Etablierung solcher, teilweise auch mehrerer in einem Staat, über Sprachpolitik oder Schulen, führt zu einem Staatsbild, das wieder Einheit inkludiert, wenn nicht gar eine gewisse Abgeschlossenheit. Dies führt zur Frage, wie weit ein solches Konzept Minderheitenrechte gefährdet, herausfordert oder doch schützt. Generell gilt, dass stets eine oder auch mehrere offizielle Sprachen oder geförderte Kulturen wieder andere ausschließen, negieren oder gefährden. Dies ist so simpel wie für gewisse Minderheiten gefährdend-herausfordernd. Die Antwort ist oft eine eigene Identität, eine eigene „Nationalität“ einzufordernd oder zu reklamieren, um Anerkennung und so Ermächtigung zu kämpfen. Dies funktioniert häufig bei Immigrant_innengruppen anders, doch auch sie können für Gruppenrechte eintreten, Assimilation und Anpassung hinterfragen und Eigenheiten bewahren wollen. Auch wenn die Diskurse variieren mögen, die Frage von Identität(en) und Gemeinschaft stehen auch hier zentral. Gegner_innen neigen dazu, in Minderheitenrechten und -schutz eine Art Privilegierung zu sehen, sei doch mindesten die Justiz stets neutral. Immer mehr empirische Studien zeigen die Fehlannahme dieses Einwandes, legen dar, dass die „Privilegien“ eher Schutzrechte sind. Die stete Gleichheit (vor dem Gesetz) wird damit durchaus negiert, es gilt vielmehr abzuwägen und Benachteiligungen nachzugehen. Vertreter_innen absoluter Neutralität und Gleichheit müssen zunehmend nachweisen, dass daraus keine Nachteile erwachsen. Der Kontext rückt in den Fokus. Dies verändert Debatten, generelle Ablehnungen von Minderheitenprivilegien nehmen ab. Zunehmend gilt es im spezifischen Fall zu zeigen, dass die Ergebnisse nicht die erwünschten sind, die falschen gefördert werden oder neue Ungleichheiten entstehen. Gerade solche gefährden auf Dauer das Zusammenleben und die Funktionsweise eines Staates, einer Demokratie – doch auch dies sind situative Entscheidungen und Exempel. Spezifisch gilt es nachzuvollziehen, ob Minderheitenschutz und -rechte das Zusammenleben gefährden oder auch nur hinterfragen.[74]

In Europa gibt es diverse Institutionen zur Überwachung und zum Schutz von Menschenrechten in diversen Formen.[75] Da der Fokus dieser Studie allerdings auf den Amerikas, und hierbei Südamerika liegt, soll hier ein kurzer Blick auf dortige diesbezüglich besonders relevante Institutionen geworfen werden. Bei deren Herausbildung ging es zentral um eine regionale institutionelle Absicherung der globalen Ansätze von Menschenrechten und deren Schutz, und dies bedeutete stets auch Minderheitenschutz. In den Amerikas ist dabei die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) zentral, die sowohl ein Menschenrechtssystem im Rahmen ihrer Charta als auch eine Amerikanische Menschenrechtskonvention ausgebildet hat. Die Charta gibt es seit 1948, seit 1951 ist sie in Kraft. Diese enthält jedoch keinen Menschenrechtskatalog, sondern nur allgemeinere Erwähnungen von Menschenrechten; Zusatzprotokolle stärkten die Konkretheit der Menschenrechte. Einen entsprechenden Katalog stellt die 1948 verabschiedete „Amerikanische Deklaration der Rechte und Pflichten des Menschen“ da. Dieser ist jedoch, analog zum System der UN, nicht verbindlich. Im Laufe der Zeit wurde die rechtliche Verbindlichkeit aber klar gestärkt. In diesem Kontext werden neben Rechten von Menschen auch zentrale Pflichten erwähnt, von Menschen gegenüber der jeweiligen Gesellschaft. Zur Kontrolle und Sicherung wurde 1960 die Interamerikanische Menschenrechtskommission in Washington, DC, geschaffen. Sie wacht gewissermaßen über die Umsetzung und Fortentwicklung der Menschenrechte in den einzelnen Ländern, erstellt Länderberichte und untersucht bei Verdachtsfällen konkret vor Ort. Die Kommission ist auch beratend aktiv und wird in Entscheidungen einbezogen. Auch in sehr konkreten Fällen, wie Geiselnahmen, wirkte sie mit und betonte die Zentralität von Menschenrechten. Seit 1966 kann dabei auch Individualbeschwerden nachgegangen werden. Jedoch ist der Mangel der Rechtsverbindlichkeit entsprechender Antworten auf Beschwerden als deutliche Grenze der Wirksamkeit zu betonen – Öffentlichkeitswirksamkeit beziehungsweise die Erzeugung von Öffentlichkeit bietet dabei eine gewisse Abhilfe. Auf Grund der mangelnden Wirksamkeit wurde seit den 2000er Jahren ein System von Nachuntersuchungen eingeführt, um Druck und Öffentlichkeit zu erhalten. Zur Durchsetzung von Menschenrechten im Rahmen der Amerikanischen Menschenrechtskonvention ist ebenfalls der nicht-ständige Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte in San José, Costa Rica von großer Bedeutung. Dieser wird nach der Kommission aktiv, wenn Staaten Empfehlungen nicht umsetzen. Individualbeschwerden können an diesen allerdings nur über die Kommission gelangen, die den entsprechenden Fall an den Gerichtshof überweisen muss – dies ist eine deutliche Beschränkung. Der Gerichtshof wirkt darüber hinaus nur in den Staaten, die seine Zuständigkeit anerkennen respektive anerkannt haben. Eine weitere Funktion des Gerichtshofes ist die als Gutachter, doch die Zunahme der Fälle vor Gericht schränkt diese Funktion zunehmend ein.[76]

Festzuhalten ist: Gleichheit als Annahme und auch nicht als Rechtsrahmen garantiert keineswegs gleiche Möglichkeiten. Diversität und auch deren Betonung und Einforderung sind zu berücksichtigen als zentrale Elemente von Minderheitenrechten und -schutz. Dabei bedarf es eines aktiven Staates, eines nicht nur neutral tolerierenden, sondern Gleichheit in Möglichkeiten aktiv forcierenden Staates. Zugleich bedarf es aber eines Staates und Rahmens, der eher versucht Diversität zu schützen, positiv zu wahren und zu betonen, statt Gleichheit durchzusetzen. Doch Minderheitenrechte und ihr -schutz werden immer wieder mit der Frage und Herausforderung konfrontiert, individuelle Rechte und Schutz und kollektive Rechte und Schutz gegeneinander abzuwägen. Was dabei als Einheit und kollektive Welt gewählt oder vorgebracht wird, ist oft eine Frage der Macht. Aber die Deutungshoheit zu gewinnen ist auch zentrales Anliegen vieler beteiligter Akteur_innen, ja in gewissen Grenzen Teil von Minderheitenrechten. Dabei sollten Minderheitenrechte nicht zu bloßen Abwehrrechten werden, sondern eine aktive Beteiligung als Gruppe aber auch für Individuen gewährleisten. Dies kann und muss teilweise über Einspruchsrechte geschehen, jedoch haben diese stets Grenzen. „Andersartigkeit“ kann nicht mit der Option eines „Austritts“ aus einer „Mehrheit(sgesellschaft)“ gleichgesetzt oder verbunden werden. Vielmehr gilt es eine kritische Beteiligung zu ermöglichen, dies verbunden mit der positiven Aufladung von Unterschiedlichkeit und teilweise eigenen Rechte- und Pflichtensets. Dafür ist auch ein Empowerment notwendig, genauso wie ein positives Anstreben realisierter Gleichheit und Gerechtigkeit. Wichtig ist es dabei stets, keine Abgeschlossenheit anzunehmen oder zuzulassen. Viele Abgrenzungen sind Zuschreibungen, auch Selbstzuschreibungen, sie sind situativ und veränder- wie konstruierbar. Verschiedene Prozesse und Forderungen überlagern sich dabei, kollidieren teilweise. Staatliche Garantien sind eben nicht äquivalent zu zivilgesellschaftlicher Umsetzung. Ebenso wenig verhindern staatliche Hürden zivilgesellschaftliche Prozesse der Forderung aber auch Umsetzung von Minderheitenrechten. Bevor sich mit diesem Hintergrund nun Indigenen in Südamerika genähert werden soll, bedarf es zur weiteren Verständnisschärfung eines Blickes auf den hier untersuchten Hintergrund, auf die für Minderheitenrechte und -schutz so zentrale(n) Zivilgesellschaft(en).

Zivilgesellschaft(en), gerade in Südamerika

Generell wird Zivilgesellschaft als andere Sphäre konzipiert als der Markt und der Staat. Doch diese rigide Trennung führt dazu, genauso wie die Fassung, dass entweder Kooperation oder Konfrontation möglich sind, dass ein empirisch treffendes Bild sich in Diskursen nicht ergibt. Zivilgesellschaftliche Akteur_innen sind vielmehr deutlich mit Markt und Staat verbunden und wirken alle gegenseitig aufeinander ein. Zivilgesellschaften haben beispielsweise Einfluss auf Markt oder Staat und werden über diese und von diesen beeinflusst; der Gedanke einer klaren Autonomie ist deutlich abzulehnen. Eine solche Konzipierung folgt der Idee einer Trennung oder auch Trennbarkeit von Staat und Gesellschaft, welche hier klar abgelehnt wird. Und auch Organisiertheit ist nicht konstitutiv, um Teil einer Zivilgesellschaft zu sein, ebenfalls Einzelpersonen sind Teil einer Zivilgesellschaft. Darüber hinaus verbinden einige mit Zivilgesellschaft eine besondere Art des Handelns. Davon soll hier gleichfalls abgesehen werden, lediglich bewusst kriminelles Handeln wird hier ausgeschlossen. Globale Zivilgesellschaft umfasst dem folgend alle weltweiten Personen und Organisationen außerhalb organisierter Kriminalität. Dies umfasst eine sehr große Heterogenität, mit positiv wie negativ deutbaren Folgen. Unterschiedliche Wertvorstellungen und soziale Bedingungen treffen dabei und in einer Globalen Zivilgesellschaft aufeinander. Lokale Zivilgesellschaften oder zivilgesellschaftliche Akteur_innen, die keineswegs mit nationalen Grenzen gleichzusetzen sind, sind generell zugleich Teil Globaler Zivilgesellschaft, können zu dieser aber auch (gleichzeitig) in Spannung stehen wie sie beeinflussen und verändern. Lokale Grenzen lassen sich durch globale Vernetzung und Anbindung überwinden, globale Tendenzen oder Aktivitäten einer Globalen Zivilgesellschaft können aber auch zu lokalen Gegenreaktionen führen. Spannungen sind dabei existent, genauso wie Einbindungsstrategien und Abgrenzungen. Trennschärfe und finale Scheidungen müssen diesbezüglich klar abgelehnt werden. Globale Zivilgesellschaft ist und bleibt etwas Diffuses und doch Existentes, ist breit zu fassen und doch in Realisierungen konkreter zu umgrenzen. Aber auch lokale Zivilgesellschaften haben etwas Diffuses und sind mindestens nicht klar abzugrenzen, auf keinen Fall mit Staaten oder nationalen Grenzen gleichzusetzen. Doch Begrenzungsversuche, auch zur Identitätsstiftung oder Solidaritätseinforderung, werden immer wieder vorgenommen, können aber auch stets in Frage gestellt und überwunden werden durch andere und breitere Einbindungen. Lokale Zivilgesellschaften als Teil und Spannungsbogen Globaler Zivilgesellschaft prägen und verändern diese und werden durch diese verändert. So ist stets beides zu erfassen, globale Ein- und Verbindungen, wie auch lokale Abgrenzungen oder Veränderungsversuche. Beides erfolgt nicht stets oder absolut, sondern zeitlich unterschiedlich stark betont.[77]

In Südamerika klingt bei dem Begriff aber auch das „zivile“ gegenüber autoritärem oder militärischem Herrschen an, das „populäre“ mit realer Macht, als Gegensatz zu formaler Macht. Zivilgesellschaft bekommt so eine normative Note, verbindet sich mit Vorstellungen von Demokratie oder sozialer Gerechtigkeit. Doch auch ohne diese Komponenten gibt es Zivilgesellschaftlichkeit, wenn auch generell diese normativen Ideen verbreitet sind in diesem Rahmen.[78] In einem neoliberalen Verständnis kommt dann aus Sicht einiger noch eine antietatistische Grundhaltung hinzu, die einer Zivilgesellschaft zugeschrieben wird. Im Gegensatz zum Neoliberalismus betonen andere aber den kommunitaristischen Charakter von Zivilgesellschaft(en).[79] Durchgesetzt hat sich als Interpretation immer mehr die von Zivilgesellschaft(en) als verflochtenem Intermediär, Staat oder auch Markt ergänzend und durch diese ergänzt, statt in einem Nullsummenspiel beteiligt. Dabei ergeben sich Macht und Einfluss aus den individuellen Beziehungen und deren Verlagerung in Institutionen. Von vielen, und gerade auch in Südamerika, werden Parteien in diesem Kontext eher abgelehnt, als als Intermediäre nicht geeignet, wenn nicht versagt habend, als zu nah an Staat und Politik. Aber zunehmend wird darauf verwiesen auch diese zivilgesellschaftlich zu fassen, statt von einem entweder-oder auszugehen.[80] Maximal in einer Transitionsphase können zivilgesellschaftliche Akteur_innen als staatlichen Strukturen entgegenstehend, gegen diese vorgehend konzipiert werden. Aber schon in dieser, spätestens im Rahmen von Konsolidierungen, vermengen sich die Ebenen immer deutlicher. Sollen nicht große Akteur_innengruppen ausgeschlossen werden, kann an einer strikten (Ebenen)trennung nicht festgehalten werden. Stabilität entsteht vielmehr durch Vermittlung, durch Intermediation, nicht durch autonomisierende Abgrenzung. Zugleich wird bei starker Vermittlungsfunktion wieder deutlich, dass es vielen zivilgesellschaftlichen Kräften an Repräsentanz, Themenbreite und Verantwortung fehlt. Pluralität und innere Demokratie sind durchaus verbreitete Forderungen an Akteur_innen, die Strukturen zu verändern suchen. Dies ist unter anderem möglich durch Anbindungen an Parteiensysteme. Das Zusammenwirken mit staatlichen und parteilichen Akteur_innen ist also aus Sicht vieler zu betonen und zu fördern, für Stabilität und Demokratisierung(en).[81]

Die Ausprägung von zivilgesellschaftlichen Gruppen, ja Zivilgesellschaft(en) selber, sind sehr unterschiedlich. Dies bedingt sich durch Traditionslinien, Brüche wie Kriege, autoritäre Herrschaften oder Repressionen, aber auch durch Heterogenitäten oder Mobilisierungsmöglichkeiten durch Ressourcen oder Infrastruktur. Auch unterschiedliche Transitionen, der Grad der Steuerungsmöglichkeit dieser von oben, der nie vollständig ist, haben dabei Einfluss. Indigene Gruppen, die zumeist keinen eigenen Staat, sondern Autonomie und Rechte in einem Staat anstreben, haben dabei inzwischen in fast allen Ländern Südamerikas großen Einfluss auf die Entwicklung zivilgesellschaftlicher Strukturen.[82] Einbringungsmöglichkeiten sind jedoch sehr divers, schon auf Grund von Wissensfragmentierungen, es gibt deutliche graduelle Unterschiede.[83] Ohne Organisations- und Partizipationsmöglichkeiten ist die Beteiligung an Veränderungen und gesellschaftlichen Umbauten stets begrenzt. Regulierung über den Markt bleibt stets begrenzt und kann zu sozialen Spannungen und gesellschaftlichen Polarisierungstendenzen führen, die eigentlich durch zivilgesellschaftliche Beteiligung überwunden werden sollten. Die Problematik dabei ist die Notwendigkeit eines in einem gewissen Rahmen wirksamen Staates, auch um Rahmen setzten zu können. Auch in Südamerikas gilt, dass Demokratie mehr bedarf als Wahlen, so Teilhabe und möglichst plurale Debatten über öffentliche Angelegenheiten. Zugleich aber ist festzuhalten, dass keineswegs alle zivilgesellschaftlichen Gruppen sich auf das Gemeinwohl ausrichten. So und deshalb bedarf partizipative Weiterentwicklungen, im Sinne eines Miteinanders und von Demokratie, staatlicher Rahmen.[84]

Die innerstaatlichen Koordinationen entgrenzen sich jedoch zunehmen, globale Forderungen werden zentraler. So können sich völlig neue Allianzen bilden, Globale Zivilgesellschaft aktiv und real werden; so wurde beispielsweise der Kampf indigener Bewegungen Ecuadors gegen einen ausgemachten Neoliberalismus globalisiert. Auch internationale Migration führt(e) dabei zu Dynamiken über einzelne Länder hinaus.[85] Staatliche Veränderungen oder Veränderungen der Umstände führen dazu, dass Teilhabe vermehrt eingefordert wird. Staaten sehen sich sowohl der Vergabe von Souveränität an supranationale Körperschaften oder deren Bindung durch Verträge gegenüber, wie zunehmender Lokalisierung und Dezentralisierung. Wie dabei Teilhabe zu sichern ist, wenn alte Mechanismen wie Repräsentanz nur noch bedingt funktionieren, ist eine Herausforderung, auf die mit unterschiedlichen Antworten reagiert wird. Ungleichheiten zu begegnen und Demokratie zu stärken, gelten dabei als zentral in fast allen Ländern Südamerikas.[86] Zugleich ist dies zu verstehen als Stärkung zivilgesellschaftlicher Strukturen. Ein Weg dabei ist es, Bürgerrechte und -pflichten auszudehnen und neu zu interpretieren. Damit soll auch existierender Diversität und Ambivalenz der Zivilgesellschaft(en) begegnet werden. Dafür muss aber auch ein anderes Demokratieverständnis her, das Transparenz, Information(en) und Befragung(en) oder andere responsive Mechanismen inkludiert, sollen Zivilgesellschaft(en) oder auch nur Staaten weit reichende Bedeutung und Entscheidungsgewalt wahren wollen. Zunehmend entgrenzt wirkenden Unternehmen kann sonst nicht begegnet werden. Zivilgesellschaft(en) und ihre Akteur_innen müssen staatlich wie global einbezogen, gepflegt und ausgebaut werden, als breites und diverses Feld, das mehr macht, als nur Staaten zu ergänzen. Vielmehr bedarf es einer tatsächlichen partizipativen Einbeziehung, auch in Entscheidungen.[87]

John Rawls argumentierte in die selbe Richtung, indem er ausführte, dass Individuen mit ihren jeweiligen eigenen Konzeptionen des Guten sich über rationale Argumente austauschen und eine Übereinstimmung finden können. Dies erfolgt gemäß bestimmter Spielregeln. Letzteres entspricht dem notwendigen Rahmen, ersteres zivilgesellschaftlichen Bemühungen und Partizipation. Zivilgesellschaftliche Bemühungen sind stets heterogen, genauso wie staatliche Ansätze. Auch deshalb sind Allianzen und konzentrierter Aktivismus notwendig, um Schlagkraft zu entwickeln und zu bewahren. Einflussentfaltung wird dabei lokal oder auch möglichst global, direkt auf Staaten oder durch Meinungsbeeinflussung indirekt gesucht. Gerade auf lokaler Ebene kann zivilgesellschaftlich viel erreicht werden. Tendenzen zu einer größeren Einbeziehung zivilgesellschaftlicher Akteur_innen liefen in diversen Staaten Südamerikas parallel zu Bemühungen tatsächliche Dezentralisierungstendenzen umzusetzen und Stimmen lokal zu hören. Doch dabei gab und gibt es immer wieder Grenzen, genauso wie lokale Konkurrenzen. Diesen wiederum kann durch strategische oder auch taktische überregionale oder globale Vernetzungen, der Eigenfassung als Akteur_innen Globaler Zivilgesellschaft begegnet werden. Festzuhalten ist, dass hier mit einem sehr offenen Konzept von Zivilgesellschaft(en) und auch Globaler Zivilgesellschaft gearbeitet wird. Diese sind heterogen und voller Spannungen, die jedoch wiederum Entwicklungen bedingen und Veränderungen vorantreiben. Die Eigenfassung und -verortung von Akteur_innen, lokal oder auch global, führt zu Potentialen und Grenzen; als Teil Globaler Zivilgesellschaft zu agieren kann dabei den Handlungsspielraum vergrößern, aber auch eine lokale Einflussbegrenzung zur Folge haben. Koordiniertes Agieren kann diese Begrenzungen angehen. Indigene Gruppen sind dabei sowohl Teil lokaler wie Globaler Zivilgesellschaft(en), selber eine Zivilgesellschaft und im Spannungsfeld zu all diesen. Sie sind damit kein Gegensatz, sondern verändernder und sich verändernder Teil kleinerer und größerer Einheiten zugleich.[88]

Indigene Stimmen

Es mangelt auch innerhalb der UN an einer klaren Definition, wer oder was „Indigen“ ist. Selbst-Zuschreibung wird dabei oftmals als hinreichend angesehen. Die koloniale oder imperiale Beherrschung ist ein weiterer, aber nicht notwendiger Aspekt. Die Grenzziehung ist dabei umstritten und schwierig, so bezüglich Basken oder Walisern oder gegenüber Gruppen ohne klare Lokalisierung. Die Begriffsoffenheit ist zugleich Möglichkeitsrahmen wie Diskussionsthema. Der Mangel an Klarheit der Erfassung führt dazu, dass einige Länder, wie China, Indigene im eigenen Staatsgebiet negieren, chinesischen Kolonialismus verneinen – aber jede klare Definition grenzt auch wieder aus. Verschiedene Kriterien werden und wurden zur offenen Abgrenzung vorgeschlagen, so 1. eine Früherzeitigkeit bezüglich territorialer Nutzung, 2. die freiwillige Bewahrung kultureller Differenz, 3. (Selbst)-Identifikation als bestimmte Gruppe oder Kollektiv und 4. eine Erfahrung von Unterdrückung und Ausschluss – alles mögliche, aber nicht notwendige Kriterien.[89] Die Fassung von Indigenen oder Stammes-Mitgliedern erfolgt sehr unterschiedlich, teilweise frei im Sinne von Selbstzuschreibungen, teilweise aber auch sehr restriktiv, insbesondere wenn besondere geldwerte Vorteile damit verbunden sind. Die Anerkennung alter Verträge oder das Erreichen hoher Staatsämter durch Indigene ist ein Fortschritt, doch nicht notwendigerweise für alle und alle Gruppen. Soziale oder rassische Zuschreibungen oder Konsequenzen lassen durchaus global an vielen Orten eine Identifikation als Indigen eher unerwünscht erscheinen – und dies gilt auch noch vielerorts in Südamerika. Dass die UN ein Selbstbestimmungsrecht der Völker zunehmend auch für Individuen festhielt und -hält, hilft und half jedoch entsprechenden Gruppen und Personen, bringt und brachte aber auch weitere (Ab)grenzproblematiken mit sich.[90]

Lange galt, dass die unabhängigen Staaten Süd- und Lateinamerikas ohne, wenn nicht gegen ihre indigene Bevölkerung gebildet wurden. Dies änderte sich langsam ab Mitte des letzten Jahrhunderts. Ein Recht auf eigene Kultur, Sprache, Identität oder Territorium wird immer breiter, mindestens theoretisch akzeptiert, und prägt die heutigen Staaten in ihrer Zusammensetzung und ihrer Identität. Indigene wurden politische Subjekte statt Objekte. Gerade die Notwendigkeit Heterogenität zu akzeptieren und als konstitutiv zu fassen, wurde in diesem Wandlungsprozess deutlich. Begriffe wie plurinacional oder pluricultural als staatsbeschreibend zeugen davon. Zugleich veränderten sich wandelnde Umstände Identitäten und Konzepte. Viele indigene Gruppen wurden notwendig mobiler, Vermischungen wurden klarer. Territoriale wie staatliche Reorganisationen spielten dabei ihre Rolle. Soziale Ungleichheit blieb oftmals und vielerorts bestehen, löste sich aber von der vorher doch sehr strikten Bindung an ethnischen Kategorien.[91] Spezielle Gesetze zum Schutz und zur Rechtssicherung indigener Völker, wie es sie beispielsweise in Chile seit 1991 gibt (Ley Indígena No. 19.253), werden dennoch selten vollständig umgesetzt, Normverstöße bleiben deutlich vorhanden.[92]

Gerade Urbanisierungstendenzen machen und machten Indigene sichtbarer, mobiler, aber auch aktiver. Vernetzungen nahmen und nehmen weiter zu, auch in ihrer Komplexität und Reichweite. Dabei führt interne Migration sowohl zu neuen Organisationsformen wie neuen Identitäten. Sowohl Ziel- als auch Herkunftsregionen verändern sich dadurch. Mit einher ging und geht noch vielerorts in Südamerika ein Wandel der wirtschaftlichen Organisation. Der Mangel an Arbeitsplätzen ließ informelle Sektoren wachsen. Neue Formen führten zu neuen Stabilitäten.[93] Diese generelle Feststellung zeigte sich regional sehr unterschiedlich, erfasst aber generelle Trends in Südamerika. Im Rahmen von Koordinationen und Verbindungen, zunächst beim Kampf um Rechte und Land, wurden Indigene vielerorts auch zu mehr oder minder schlagkräftigen politischen Akteur_innen. Gerade in Ecuador hat die indigene Bevölkerung länger schon großen politischen Einfluss, auch auf Grund sehr guter Organisiertheit. Der Einfluss geht und ging soweit, dass das Land still gelegt werden konnte (2001) und ein Präsident abdanken musste (2001).[94] Bezüglich Minderheitenrechten beziehen sich indigene Gruppen und Akteur_innen zumeist auf das UN Menschenrechtsregime oder die ILO. Damit können staatsfokussierte Diskurse umgangen werden. Die Frage von Souveränität wird zurück gedrängt hinter internationalisierte (Grundsatz)fragen. Dabei wird die Bindungsfrage an Individuen oder an Gruppen wiederum virulent.[95] Auch international gerieten spätestens in den 1980er Jahren Indigene in den Fokus von Rechtedebatten, zumeist mit klarem Bezug auf indigene Gruppen in Süd- und Lateinamerika. 1982 wurde die Working Group on Indigenous People von der UN etabliert, sie sollte sich mit der Ausweitung und Umsetzung von Menschenrechten auf und von Indigenen befassen. 1988 wurde schließlich die Draft Declaration on the Rights of Indigenous People herausgebracht, die stark diskutiert wurde. Ihre Umsetzung war jedoch schwierig. Auch deshalb sollte die Institutionalisierung Indigener Belange im Rahmen der UN gestärkt werden, unter anderem durch das Inslebenrufen des Permanent Forum on Indigenous Issues im Jahre 2000, welches als Beratungsgremium fungiert. Dieses entstand nach dem UN Jahr der Indigenen Völker 1993 und im Rahmen der entsprechenden UN Dekade zu den Indigenen Völkern der Erde von 1995 bis 2004. Auch viele internationale Organisationen, wie das UNDP oder die meisten Förderbanken, führten in dieser Zeit oder bald folgend spezielle Programme für indigene Gruppen ein. Mit der Neuschaffung des Human Rights Council, als Nachfolger der Commission for Human Rights, entstand 2006 auch die Declaration on the Rights of Indigenous People, auf der ersten Sitzung des Council. Deren Vorlauf reicht bis in das Jahr 1982. Diese Deklaration wurde mit über einem Jahr Verzögerung von der Generalversammlung angenommen. Sie umfasste klar das Recht auf Eigenständigkeit, gerade auch kulturell. Die Implementierung dieser Deklaration, die nicht bindend war, gestaltete sich dann eher schwierig.[96]

Debatten über Vor- und Nachteile zunehmender Globalisierung für Indigene gibt es seit Jahren, beide Positionen haben ihre Argumente. Bezüglich der Verbindung von Gruppen, ihren medialen Möglichkeiten, aber auch dem Gefühl zu einer globalen Struktur, einer globalen Bewegung zu gehören, gibt es jedoch breit gesehene klare Vorteile.[97]Dabei kann durchaus zum hier untersuchten regionalen Rahmen festgehalten werden: „So wie die indigene Bevölkerung in Peru, Bolivien und Ekuador einen tiefgreifenden sozialen Wandel über die Binnenmigration innerhalb der drei Länder eingeleitet hat, steht die internationale Migration sowie die politische Anteilnahme der indígenas an internationalen Belangen für den Wunsch, als politische Kraft in einem überregionalen, globaleren Kontext Position zu beziehen. Dabei ist die enorme Fähigkeit, sich sozial in einem weit gespannten territorialen Rahmen zu organisieren, multiple Netzwerke und damit einen hohen Grad an Flexibilität zu schaffen, um sich neuen Aufgaben zu stellen, mit anderen Worten, das soziale Kapital der andinen Gesellschaften, wahrscheinlich ihr wichtigstes kulturelles Erbe in einer neuen Weltordnung.“[98] Die Nutzung der Kategorie indígena verbindet dabei Gruppen, bindet aber auch konzeptionell diese Gruppen an territoriale Ansprüche, kulturelle Herkunft oder sozioökonomische Belange und Stellungen. Dies kann, muss sich jedoch nicht mit andere Kategorien wie Race verbinden, kann aber generell dazu positioniert werden.[99] Hier sollen nun Indigene gemäß ihrer Selbstzuschreibung erfasst werden. Nicht-indigenen Akteur_innen, die andere als Indigene, sich selber aber so nicht fassen, dies können staatliche Demograph_innen sein, wird damit klar nicht gefolgt. Hier sind Indigene sich selbst so fassende, selbst wenn diese Fassung nicht breit akzeptiert wird, generell Akteur_innen, die Minderheitenrechte einfordern. Dies umfasst sowohl Gruppen wie Individuen, bei einer notwendigen deutlichen Reflexion von Spannungen und Gegensätzlichkeiten, auch bezüglich Rechten, Möglichkeiten und Umgrenzungen.

Nicht-repräsentierte Minderheiten, und dies sind mindestens einige indigene Gruppen in Südamerika, suchen oft Ausdruck und Gehör auf nicht „üblichen“ Wegen, und dies inkludiert klar auch Gewalt und diverse Protestformen. Der französische Philosoph Jacques Rancière formulierte entsprechend, dass damit von einer Sprache Gebrauch gemacht würde, die sie „’haben’“, und die eine Rede produziert, die „nur als Lärm gehört wird“.[100] Dabei werden zum einen soziale Frage politisiert und zu politischen – ein Phänomen, das oft zum deutlichen Aktivwerden bis dato nicht aktiver und politisch mangelhaft repräsentierter Gruppen führt. Zum anderen zeigt sich das Phänomen, dass auch „traditionelle“ offiziell so agierende Vertreter_innen von Minderheiten Kontakt zu diesen verlieren oder von diesen nicht (mehr) akzeptiert werden. So wird Öffentlichkeitswirksamkeit zunehmend zentral. Damit aber nicht nur gegen etwas gewirkt werden kann, sondern der politische Prozess auch in eine Richtung gelenkt werden kann, bedarf es neuer Repräsentationsformen und Vernetzungen. Dabei spielen neue Medien wie neue zivilgesellschaftliche Akteur_innen eine zentrale Rolle. Gerade durch zunehmend entfernt wirkende wie durch Expert_innen bestimmt wahrgenommene parlamentarische Systeme entwickeln sich entsprechende Notwendigkeiten und Tendenzen.[101]Dies führt zur Frage der Rolle organisierter nicht-staatlicher Akteur_innen und von NGOs.

Nicht-staatliche Akteur_innen und NGOs

Nicht-staatliche Akteur_innen spielen im Bereich von Menschenrechten eine bedeutende Rolle, gerade auch bei der internationalen Durchsetzung von Normen oder der Schaffung sowie Forderung von Institutionen. Schon bei der Entstehung der UN und deren Menschenrechtscharta wirkten sie mit. Insbesondere organisierte zivilgesellschaftliche Akteur_innen in Form von NGOs spielen bei der Durchsetzung und Sicherung eine entscheidende Rolle, global, national wie regional und lokal. Forderungen nach Verantwortung und Transparenz sind dabei zentral, „öffentliche Interessen“ gegenüber säkularen werden betont und gefordert. Ihre Partizipation gilt als äußerst bedeutsam, soweit, dass NGOs als „Motoren der Weiterentwicklung des internationalen Menschenrechtsschutzsystems und [als] das Öl, welches die sogenannte Menschenrechtsmaschinerie am Laufen hält“[102] gefasst werden. Ihr Wirken und ihre Wirkungsweisen sind dabei sehr divers, genauso wie ihr Wirkungsradius. Breite Informationen wie Lobbyarbeit kennzeichnen viele Aktivitäten, häufig auch eine konkrete Anbindung und ein direkter örtlicher Bezug. Insbesondere Monitoring- und Kontrollfunktionen lassen sie als zivilgesellschaftliche Kräfte erscheinen, die Etablierung und kritische Beleuchtung von Berichtspflichten sind Wirkungsweise. Eine wichtige Funktion von Menschenrechtsakteur_innen ist es, Verstöße zu dokumentieren, zu publizieren und zu verbreiten, Zeugnis zu geben. Dabei wird zugleich oftmals legale Hilfe geleistet. Dieses Zeugnis-Geben über vergangene Verstöße soll zugleich proaktiv weiteren vorbeugen. Menschenrechtskommunikation besteht dabei immer noch zu einem großen Teil auf „Naming and Shaming“. Mediale Breite, Güte und Reichweite sind in diesem Kontext deutlich beeinflussend. Darüber hinaus besteht eine Hauptfunktion in der internationalen Vernetzung. Einbindung und Verbreitung sind dabei zentrale Mechanismen. Zuletzt wird auf Bildung gesetzt, um Rechte erst bewusst zu machen und das Einfordern zu stärken. Informationenweitergabe, Allianzen zu organisieren und zu kommunizieren bilden quasi den Rahmen der nicht-staatlichen Aktivitäten.[103]

Doch ihr Wirken wird auch kritisch betrachtet. Sowohl eine klare juristische Definition fehlt, was als NGO gilt, als auch eine klare Kontrolle. Ihr privater, oder eben zivilgesellschaftlicher Charakter und diverse nationale Ausprägungen kennzeichnen und verkomplizieren das Bild zusätzlich. Auf Ebene der UN wurde zu dem Mittel gegriffen, dass für Organisationen, die einen Konsultativstatus nachsuchen, bestimmte Kriterien aufgestellt wurden, doch darüber hinaus rechtsverbindlich oder allgemein akzeptiert sind diese Kriterien nicht. Nicht jede NGO ist repräsentativ, nicht jede stets demokratisch. Selbst für Demokratie kämpfende NGOs sind nicht stets selbst demokratisch organisiert. Generell verfolgt jede NGO Partikularinteressen durch Betonungen und Fokusse. Die Bedeutung der Finanzierung tut ihr weiteres. Gerade Finanzierungen von Staaten werden dabei kritisiert als staatliches Einwirken auf und vereinnahmen von „Zivilgesellschaft(en)“ – dass eine solche schematische Trennung jedoch unmöglich und nicht sinnvoll ist, wurde hier bereits aufgezeigt. Auch die Transparenz der Organisationen ist oftmals beschränkt. Gleichfalls wird NGOs fehlende Verantwortlichkeit vorgeworfen, mehr Kontrolle dieser gefordert. Dies knüpft an Debatten über notwendig mit Rechten (auch der NGOs) einhergehenden Pflichten an. Dazu müssten aber NGOs völkerrechtliche Subjekte werden.[104] Die Repräsentanz- und Legitimitätsfrage begleitet aber letztlich jegliches organisiertes nicht-staatliches Wirken, auch von Opferverbänden. Gerade die Rolle von Expertise und Intellektualität vieler nicht-staatlicher Akteur_innen macht deren Einbindung jedoch wertvoll bis notwendig. Erfahrungen im öffentlichen-politischen Wirken helfen zusätzlich, legitimieren und machen Einbeziehungen notwendig. So werden auch öffentliche Mittel für NGOs und von diesen verwendet, ein zusätzlicher Grund Kritik beispielsweise an mangelnder Transparenz zu äußern. Darüber hinaus kommt es immer wieder zu Missbrauch und Ebenenverschiebungen, bis dahin, dass Politiker_innen ihre eigenen NGOs schaffen, um politische Unterstützung zu generieren.[105]

Dabei sind NGOs keineswegs stets staatsfern, wie die meisten Definitionen es fassen, sondern auch mit Mandatsträger_innen verbunden und teilweise gewissermaßen Dienstleister_innen. Parteien werden, weil sie nach politischen Ämtern streben, oftmals der Zivilgesellschaft nicht zugerechnet. Doch ist diese Scheidung keineswegs aufrecht zu halten, sind doch auch viele NGOs oft politiknah und Parteien nicht generell nur amtsfixiert, sondern auch zivilgesellschaftlich gebunden und reflexiv. Deren Akteur_innen könnten und treten keineswegs aus einer Zivilgesellschaft „aus“. Einen solchen Moment gibt es nicht. Staatlich-Nicht-Staatliche Kooperation ist kein Nullsummenspiel. Vielmehr gewinnen beide Seiten: Legitimität, Expertise und Akzeptanz. Letztlich ist dies die Basis modernen Staatfunktionierens, auch in Südamerika. Organisierte zivilgesellschaftliche Kräfte, insbesondere NGOs, helfen dabei die Distanz zwischen staatlichen und nicht-staatlichen Akteur_innen zu überwinden. Staaten sind beispielsweise für deren Expertise empfänglich, deren Autonomie und mindestens vorgebrachte Transparenz hilft der Rückanbindung an Zivilgesellschaften. Dagegen wirkt die Kritik bezüglich mangelnder Verantwortlichkeit und mangelnder Repräsentanz. Der Kampf und das Bemühen um Legitimität zeichnen deshalb das Wirken vieler NGOs aus.[106]

NGOs können idealtypisch in Gruppen und Kategorien getrennt werden. Dies wird verschieden vorgenommen, soll hier aber auf Grund nur scheinbarer Trennbarkeit und Schnittgüte unterbleiben.[107] Gleiches gilt für Impactmessungen, die hier gemieden werden. Impactmessungen sind sowohl umstritten als auch herausfordernd. Gerade langzeitige Wirkungen auf bestimmte Aspekte oder Aktivitäten zurückzuführen erweist sich oftmals als letztlich nicht eindeutig möglich. Impact gar zu quantifizieren wird deshalb auch immer wieder abgelehnt und soll hier unterbleiben.[108] Strategische Allianzen zivilgesellschaftlicher Akteur_innen sind oft nur bedingt ausgebildet. Dabei ergibt sich eine deutliche Wirkung beispielsweise auf Gesetzgebungen tatsächlich nur, wenn sich NGOs mit sozialen Bewegungen, Basisbewegungen, Universitäten, wissenschaftlichen Akteur_innen und / oder Parteien strategisch abstimmen und zusammen wirken.[109] Dies kann jedoch auch zu Größenproblemen und einem Verlust an Schlagkraft und Fokus auf ein Thema führen. Gleichfalls die inter- oder transnationale Vernetzung darf nie fehlen. Diese ist aber viel weniger hierarchisch, wie immer wieder gezeichnet, sondern reflexiv und sich ergänzend, kooperativ, wenn auch mit Reichweiten- und Expertiseunterschieden.[110]

Lokale NGO-Arbeit verlangt horizontale Kommunikation, Reflexion, Variabilität und möglichst symmetrische Verhältnisse, um Partizipation zu ermöglichen. Wissenstransfer wird zu etwas reziproken, mit der Problematik, dass mindestens Geldgebende immer wieder auf direkte Übertragung setzen. Akteur_innen eines Wandels von Entwicklung und Entwicklungsmodellen, und dies sind die meisten NGOs bezüglich Minderheitenrechten, vermitteln zwischen zwei Wissenstypen, Expert_innenwissen und lokalem Wissen. Vermitteltes Wissen und vermittelte Konzepte stoßen dabei stets auf ein Feld, auf dem schon lokales Wissen und lokale Konzepte vorhanden sind. Teilweise werden Konzepte im Rahmen der Anwesenheit von NGOs lokal auch übernommen, nur um sie folgend, nach der Ende der Anwesenheit, wieder abzulegen. Dies zeigte sich beispielsweise im andinen Hochland beim Versuch der Implementierung eines Wandels von kollektivem Eigentum zu individuellem, welcher nur im Rahmen der Anwesenheit von NGOs bewahrt blieb. Es zeigt(e) sich immer wieder, dass die Negation kultureller Andersartigkeit nicht weit führt, sondern deren Realität bedacht werden muss. Sonst werden Ziele (der NGOs) teilweise nicht erreicht oder anderes ausgelöst.[111]

Im Rahmen der Transformation in Südamerika und darüber hinaus von der Politik (la política) zu dem Politischen (lo político), dem Inhalt und Debattierten, spielten und spielen Zivilgesellschaften eine zunehmende Rolle. Gerade im Rahmen der Krise von Repräsentanz führten zivilgesellschaftliche Prozesse, bis hin zu Protesten, zu Regierungsrücktritten und Veränderungen, regional mit sehr unterschiedlichem Niveau und Reichweite. Der staatliche Prägungsfokus verlor Terrain, durch ein Wachstum organisierter zivilgesellschaftlicher Kräfte oder auch wirtschaftlicher Akteur_innen. Letztlich führte dies vielerorts zu neuen öffentlichen Räumen, in denen staatliche mit nicht-staatlichen Akteur_innen interagieren. Das Aufbrechen traditioneller Systeme in Südamerika hing und hängt dabei nicht unwesentlich mit der deutlichen Privatisierung staatlicher Leistungen zusammen. Dies führt(e) zu neuen Definitionen staatlicher Funktionen und Wirkungsweisen. Da dies oft mit mangelnder Koordination einherging, mangelnder Repräsentanz und Verantwortung, bildete sich auch dagegen, quasi als Gleich- oder Gegengewicht, eine erstarkende Zivilgesellschaft. Die neue Betonung von Menschenrechten im Rahmen der Demokratisierungen in Südamerika führte insgesamt zu mehr Akzeptanz und Raum für NGOs, Staaten wurden Verbündete statt Gegner_innen. Dies verschob sich in einem gewissen Rahmen zwar durch die abnehmende staatliche Rolle unter anderem im Rahmen von Privatisierungen, doch auch in diesem Kontext und dadurch wurden NGOs als organisierte zivilgesellschaftliche Akteur_innen gestärkt. [112]

NGOs sind in Südamerika regional auch in der Bildungsarbeit ausführende Akteur_innen. Der Staat ist dabei zumeist ein legitimierendes Abstraktum, das in Form des zuständigen Ministeriums, der Regierung, des Parlaments oder der beziehungsweise des Präsident_i_e_n angeschrieben und einbezogen wird, wenn es Ebenenkonflikte gibt. NGOs werden in diesem Rahmen sowohl als Regierungsaufträge ausführend, aber auch als immer wieder diesen nicht entsprechend wahrgenommen. Sie sind die lokal Implementierenden und werden doch zugleich als etwas anderes wahrgenommen als der Staat. Eine weitere Ebene bilden dabei weitere Ausführende, wie oftmals die Lehrenden, die gerade rural von den einen als vorurteilsbelastet wahrgenommen werden, von anderen als Bringer von Wissen und Entwicklung. Während NGOs sich vor Ort durchaus darum bemühen, gerade auch Indigenen Stolz auf die eigene Kultur und Sprache zu vermitteln, durchaus als ein Sprachrohr indigener Interessen auftreten, gilt dies gerade für viele rural wirkende Lehrenden weniger. Beschwerden über diese gibt es häufig, an die NGOs, oder über die Lehrenden und die NGOs an eine perzipierte höhere Ebene. Auch so und dabei stehen NGOs wieder auf einer intermediären Ebene.[113] Zentral geht es bei Bildungsmaßnahmen auch stets um eine Aufhebung des konstruierten Gegensatzes von Tradition und Moderne. Vielmehr soll die Vermittlung der eigenen Kultur, die Vermittlung eines Stolzes auf diese dazu führen, dass Traditionen bewahrt werden und zugleich Modernität genutzt werden kann und nicht als feindlich negiert wird. Gerade die Verwendung moderner Kommunikationstechnologien steht dabei immer wieder im Fokus. Vermittelt werden soll generell in diesem Kontext, dass im Rahmen der Adaption und Nutzung entsprechender Technologien keinesfalls traditionelles aufgehoben werden muss, dass Technologie vielmehr helfen kann, Traditionen zu bewahren. Zu diesen NGO-Bildungsaktivitäten gehören auch die Einbindung in internationale Debatten und Konzepte, die Neuprägung von Indigenität und der Kampf, um Indigene und andere Minderheitenrechte, international bis lokal.[114] Eine Herausforderung bei der gesamten Bildungsarbeit ist es, Indigenität nicht von oben zu implementieren, sondern Wissen oder auch Werte zu vermitteln, um ein Eigenfinden zu ermöglichen. Gerade dabei spielen NGOs eine Rolle, gerade dabei gilt es allerdings auch großer Skepsis und großen Ängsten zu begegnen und doch in der Mittlerrolle nicht zu sehr zu einer Seite zu tendieren oder so wahrgenommen zu werden, ergo die eigene Rolle einzubüßen.[115]

Festzuhalten ist, dass auch hier, wie bei Zivilgesellschaft(en), einer breiten Definition gefolgt werden soll. Nicht-staatliche Akteur_innen sind generell in organisierter Form NGOs, ohne Notwendigkeit der Erfüllung weiterer Kriterien. Dies bringt Probleme von Repräsentanz oder Verantwortung, genauso aber auch bezüglich des rechtlichen Status’ mit sich, ermöglicht aber erst den Blick zu erweitern. Auch soll hier auf klare Abgrenzungen und Gegensatzkonstruktionen verzichtet werden. Nicht-staatliche Akteur_innen sind nicht notwendig staatsfern und können immer wieder auch staatlich agieren. Nicht-Staatlichkeit ist somit vor allem ein Modus zu agieren, genauso wie eine Selbstzuschreibung. Die entsprechenden Akteur_innen werden einzubinden gesucht, suchen teilweise Einbindung, aber auch globale wie regionale Eigenständigkeit und Multiplität in Ver- wie Einbindungen, um eigenen Anliegen einen möglichst hohen Impact zu bescheren. So wie staatliches Funktionieren, aber auch internationales oder supranationales, der Einbeziehung nicht-staatlicher Akteur_innen bedarf, bedürfen diese zur Wirkungsentfaltung diesen Kontakten und Rahmen. Dies führt zu Reibungen und Überschneidungen, ohne aber eine Gleichsetzung oder logische Vereinnahmung zur Folge zu haben. Nicht-Staatlichkeit ist so nicht der Gegensatz zu Staatlichkeit, sondern vielmehr ein anderer Modus und Rahmen agieren zu können.

Exkurs: Öffentlichkeiten, öffentlicher Raum und Mehrheit(en)

Öffentlichkeit herzustellen ist zentral für zivilgesellschaftliche Akteur_innen. Darüber hinausgehend ist zumeist ein klares Anliegen „das Öffentliche“, von manchen verbunden mit einem „öffentlichen Raum“ zu erzeugen oder zu beeinflussen. Dies ist sowohl für staatliche als auch für nicht-staatliche Aktivitäten notwendig. Historisch war dieser Raum stets fragil, von Ausschlüssen gekennzeichnet und von Ungleichheit. Gleiche Möglichkeiten in oder Zugänge zu diesem Raum waren zwar immer wieder ein Ziel, aber kaum real. Während das Öffentliche lange staatlich bestimmt war, verlor sich dies zunehmend, auch in Südamerika. Dies schließt aber verbleibende staatliche Hoheitssphären nicht aus.[116]

Insbesondere Jürgen Habermas beschäftigte sich früh mit der Kategorie der Öffentlichkeit, ihrer Bedeutung und ihrem historischen Werden. So stellte er fest, dass die Aufgaben des Staates sich deutlich wandelten, unter anderem hin zu einer Herstellung von Chancengleichheit. Wandlungsprozesse der Kategorie und der empirischen Öffentlichkeit(en) selber führen dabei zum Wandel staatlicher Funktionsnotwendigkeiten.[117] In der politischen Öffentlichkeit ist das Wirken darauf ausgerichtet staatliche Funktionen und Ausrichtungen zu beeinflussen. Dies kann auf diversen Wegen geschehen, vermittelt über Akteur_innen oder eher direkt. Das Konzept einer Privatsphäre, die quasi außerhalb staatlichen Zugriffs steht, ist in diesem Kontext laut Jürgen Habermas nicht mehr automatisch durch Ausgrenzung existent, sondern muss gewährt werden. Dies liegt deutlich an einer zunehmenden Durchdringung der Ebenen.[118] Jürgen Habermas befasst sich dabei zwar mit Sozialstaaten westlicher Prägung, aber einige Feststellungen sind durchaus auf den hier untersuchten Kontext übertragbar, so die Zersplitterung von Öffentlichkeit, die Mediatisierung von Meinungen, mit der Gefahr von Manipulationen, und doch zugleich das Festhalten an Öffentlichkeit als Kategorie kritischer Teilhabe durch Kommunikation.[119] Für Jürgen Habermas ist dabei eine Gesellschaft sowohl als eine soziokulturelle Lebenswelt, aber auch als systemisch stabilisierter Handlungszusammenhang zu fassen. Gesellschaft als Entität existiert für Jürgen Habermas, mit zwei Entwicklungstendenzen: hin zu einem steuernden System und zugleich einer symbolisch strukturierten Lebenswelt. Kultur, Gesellschaft und Individuen entfernen sich dabei durchaus voneinander.[120]

Die Frage wie weit Privatheit durch Mehrheitsentscheidungen zu beeinflussen ist, ist zentral, auch für Minderheitenrechte. Viele Minderheitenrechte schützen ein gruppenspezifisches oder gar privates Ausleben einer gewissen „Andersartigkeit“. Moralisch gestützte oder argumentierende Mehrheiten führen aber generell zu Gesetzen und anderen Arten der Regulierungen. Gerade dagegen müssen Minderheitenrechte abgewogen, und teilweise auch abgegrenzt werden. Eine gerechte Gesellschaft darf sich nicht auf starre Konzepte gründen, nicht auf eine stets auch ausgrenzende Gruppenidentität. Vielmehr ist Gerechtigkeit eine Kategorie die auf öffentlichen Sinn (public sense), Rationalität, Argumenten (reasons), Kooperationen und Reziprozität beruht. So werden Kontroversen gerecht gelöst, wenn es dazu öffentliche Mechanismen gibt, die soziale Kooperationen absichern.[121] Die Bedeutung von Mehrheitsentscheidungen im Sinne von Öffentlichkeit und Demokratie wird gerade bezüglich Minderheitenrechten kontrovers diskutiert. Weit gehen dabei Meinungen beziehungsweise Konzepte, die im Sinne von Konsensbildung und Mehrheitsfindung auch Beeinflussungen tolerieren und Minderheitenschutz scheinbar der Mehrheit und öffentlicher Meinung unterordnen. So lesen sich zum Beispiel folgende Ausführungen: „If what matters to political justification is the consensus of the governed, such a strategy (deploring PR etc.) is entirely legitimate. Furthermore, if public opinion is all that matters, irrespective of the way in which it is formed, the fact that is has been powerfully influenced by the public relations activities of individuals or corporations is irrelevant to its justifying function. (….) In a modern liberal democratic society, there can be no higher authority than the voice of the people. The outcome is a political ideal that inevitably lends ultimate authority to public opinion, however it is formed. […] This important change in political culture from the world of the eighteenth century is not a result of the destruction of the public sphere, but its transformation, brought about by the elevation of one of its features, namely, public opinion as the proper court of appeal in politics.“[122]

Dagegen sprechen diverse Einwände; gerade auch die Bedeutung von Wissen und Zugängen zu diesem ist dabei zu betonen. Wissen ist durch Netzwerkeinbindungen beeinflusst, durch Interessen und Öffentlichkeiten im Plural. Historische Gegebenheiten und Bedingungen beeinflussen das Wissen und die Wissensmöglichkeiten individuell wie für Gruppen.[123] Auch deshalb gilt, dass öffentliche Meinung, an sich und ohne Rahmen, noch dazu ohne gleiche Chancen oder andere Gerechtigkeitsparameter, weder ein Gemeinwohl oder eine Orientierung auf ein solches, noch überhaupt eine funktionierende Öffentlichkeit garantiert. Denn es gilt festzuhalten: „A working public sphere requires knowledge about what is relevant to the public, that is, it requires the kind of expertise – about science, about international relations, even about tax law – that most citizens simply do not posses. Indeed, some of the central issues in the debate about the public sphere concern the relationship between knowledge and democracy, and the role that knowledge can play, how it is disseminated and transmitted within different publics that are often in open conflict with each other.“[124] Beeinflussungen bis hin zu Gewalt aber auch verbreitetes Nicht-Wissen oder Nicht-Informieren deformieren öffentliche Diskurse; die öffentliche Sphäre ist nicht gleichzusetzen mit einem rationalen Diskurs, so wie ihn beispielsweise John Rawls wirken sieht. Ist aber die Massenmeinung stets legitimierend, generell die einzige Autorität, sind Gemeinwohl, Minderheitenschutz oder Rationalität keineswegs gesichert.[125]

Zugleich ist aber festzuhalten, dass nicht nur die besondere Betonung von öffentlicher Meinung oder Mehrheitsentscheiden problematisch ist, und nicht Jürgen Habermas’ Konzept eines öffentlichen Raumes entsprechen, sondern auch eine Überbetonung von Privatheit als zu schützendem Raum oder Recht. Die Verwobenheit und Eingebundenheit in eine Gesellschaft widersprechen diesem. Private Entscheidungen haben stets öffentliche oder mindestens breitere Wirkungen, mal als Minderheitenmeinung, die schützenswert sein mag, mal quasi als Mainstream. Gerade wenn Entscheidungen, Lebensführungen oder Meinungen auf Widerstand einer Mehrheit stoßen, entstehen Probleme, kommt es zur Frage der Schützenswürdigkeit. Zugleich sind diese als Beitrag einer öffentlichen Meinung einzubeziehen, als beeinflussend und beeinflusst – sie sind Teil einer Öffentlichkeit, einer (Zivil)gesellschaft und moderner Staaten. Weder kann dabei stets die Mehrheit entscheiden, noch jede Minderheitenmeinung toleriert werden, wenn ein funktionierendes Gemeinsames angestrebt wird. Bedeutend dafür ist es aber, beide Stimmen zu hören und wahrzunehmen. Und dafür bedarf es Minderheitenschutz genauso wie reflektierender Blicke auf „das Öffentliche“, das nie vollständiger Gegensatz zu einem „Privaten“ ist, sondern mit diesem kommuniziert, beide sich gegenseitig beeinflussen. In diesem Sinne ist Privates mindestens partiell auch immer öffentlich, gerade wenn es über Individuen hinaus geht.[126] Dies alles führt, und führte beispielsweise auch Jürgen Habermas oder John Rawls, zu Fragen der Kommunikation. So ist es nicht nur zentral Wissen und Informationen zu erlangen, sondern selber auch Gehör und Aufmerksamkeit, damit eine Minderheitenmeinung erst zu einer wirksamen Meinung und Teil partizipativer Mitwirkung wird.

Kommunikation und Handeln

Der öffentliche Raum und Massenmedien im Sinne Jürgen Habermas’ sind für diesen klare Elemente demokratischer Funktionsweise. Des Weiteren deutet er auf die materiellen Grundlagen, die benötigt werden, um einen öffentlichen Raum erst effektiv wirksam zu machen. Vor allem aber sieht Jürgen Habermas keine Dichotomie von Staat und dessen Kontrolle und freiem Markt, sondern in beiden durchaus Gefahren für demokratische Diskurse. Dies zeigt sich real beispielsweise bei indigenen Radiostationen, die bei einer Teilfinanzierung mit Regierungsgeldern teilweise keine Werbung schalten dürfen, aber zugleich ihr Anliegen erst ökonomisch ermöglichen müssen. Beide Kräfte, Markt und Staat, wirken stets, Objektivität und Freiheit der Verkündung sind so stets begrenzt, selbst bei Kostenminimierungen. Dies darf nicht vergessen werden und zeigt sich in jedem spezifischen Fall wieder.[127]Jürgen Habermas selber verfasste eines seiner Hauptwerke zu kommunikativer Interaktion, zu kommunikativem Handeln, wie er schreibt. Doch bereits zuvor erfasste er die Bedeutung der Kommunikation. Dabei unterscheidet er informelle persönliche und damit generell nicht-öffentliche Kommunikation und die zugehörigen Meinungen von formeller, die institutionelle Autorität erfährt. In diesem Kontext unterscheidet er Selbstverständlichkeiten von viel diskutierten Bereichen: „Die informellen Meinungen unterscheiden sich nach dem Grad ihrer Verbindlichkeit: auf der untersten Ebene dieses Kommunikationsbereichs werden die nicht diskutierten kulturellen Selbstverständlichkeiten verbalisiert, die überaus zähen Resultate jenes, der eigenen Reflexion normalerweise entzogenen Akkulturationsprozesses – zum Beispiel die Einstellung zur Todesstrafe, zur Sexualmoral usw. Auf der zweiten Ebene werden die wenig diskutierten Grunderfahrungen der eigenen Lebensgeschichte verbalisiert, die schwerflüssigen Resultate jener aus der Reflexion wieder abgesunkener Sozialisierungsschocks – zum Beispiel die Einstellung zu Krieg und Frieden, bestimmte Sicherheitswünsche usw. Auf der dritten Ebene finden sich die häufig diskutierten kulturindustriellen Selbstverständlichkeiten, die flüchtigen Resultate jener publizistischen Dauerberieselung oder auch propagandistischer Bearbeitung, der die Konsumenten vorzüglich in ihrer Freizeit ausgesetzt sind.“[128]Problematisch an dieser Schematisierung ist, dass es bezüglich Minderheitenrechten oder indigenen Gruppen um die von Jürgen Habermas ausgemachte „unterste Ebene“ geht, die sich seiner Feststellung nach der Reflexion quasi entzieht. Immerhin schränkt er dies mit einem „normalerweise“ ein, ein klarer Hinweis, dass es auch gemäß Jürgen Habermas Umstände geben kann, die Veränderungen dieser Ebene mit sich bringen. Dies kann stets nur, auch für Jürgen Habermas, durch die Erzeugung von Öffentlichkeit geschehen, durch kritische Kommunikation und Vermittlung. Dazu bedarf es, als Ziel und als Schritt, einer Beeinflussung der formellen Kommunikation, über Expertise oder zunächst breiter angelegter Kommunikation. Klar ist die Folgerung, dass es gezielter Kommunikation und Organisation bedarf. Formelle Kommunikation hat eine breitere Reichweite, da ihr offizielle Gültigkeit zugesprochen wird, ein weiterer Grund, auf diese Einfluss zu nehmen zu versuchen. Doch zugleich ist diese nicht stets beeinflussbar, gerade nicht, wenn es an Organisation mangelt. Massenmedien können da als Kanalisierungsoption Abhilfe schaffen, aber auch gezielte und strategische Information(en).[129]

Das Konzept von Jürgen Habermas, über Kommunikation Verständigung zu erreichen, hat viel Kritik auf sich gezogen. Gerade die Annahme es gäbe eine Orientierung auf Verständigung und ein rationale Debatte, wurde dabei kritisch unterstrichen. Dabei folgen Diskurse laut Jürgen Habermas gewissen „rationalen“ Regeln, die jedoch vor allem ideal und weniger konstitutiv sind. Diskursive Ethik nimmt die Heterogenität von Gruppen an und versucht doch eine gemeinsame Basis und den Weg dahin zu (re)konstruieren. Ein gewisses Verständnis des Diskurses ist dafür zentral. Wie weit dieses jedoch intuitiv und vorgelagert ist, ist äußerst umstritten. „Pure Diskurse“ werden von vielen angezweifelt, verschiedene Perspektiven und Wahrnehmungen als zu berücksichtigen angemahnt. Soziale Asymmetrien bleiben auch im Diskurs bestehen. Hinzu kommt, dass die entsprechenden Annahmen von Jürgen Habermas von vielen als „kulturimperialistisch westlich“ angesehen werden. Auch wird betont, es gäbe nicht nur eine, sondern Öffentlichkeiten als Plural, und Diskurse würden mindestens immer wieder funktional geführt, im Sinne von Beeinflussung und PR statt der Suche nach Konsens. Jede Öffentlichkeit an sich kann dabei durchaus nach Konsens streben, dies bedeutet aber keinen Automatismus für das Konstrukt einer (Gesamt)öffentlichkeit. Die Multiplität und Pluralität von Öffentlichkeit(en) ist kein neues Phänomen, wenn auch die Ausmaße neu sein mögen. Deren reine Existenz stellt dem Konstrukt einer Öffentlichkeit als eine Art Sammlungsbecken und Kommunikationsraum jedoch den Ausweis der Nicht-Existenz aus. Der Umgang mit Pluralität, das Bilden von Meinungen und deren Umsetzung ohne gemeinsame Basen völlig aufzulösen, ist zentrale notwendige Folge der Anerkennung von Pluralität und Differenziertheit. Dazu muss Öffentlichkeit herstellbar sein, müssen demokratische Verfahren wie Schutzmechanismen funktionieren, zum Schutz von Minoritäten und Pluralität wie dem Zusammenwirken insgesamt.[130]

Doch auch Jürgen Habermas sieht durchaus unterschiedliche Hintergründe von Kommunikation, eine Einbettung in sozialen oder individuellen Kontexten, bei zumeist der vorgebrachten Betonung eines: „Kommunikatives Handeln stützt sich auf einen kooperativen Deutungsprozeß, in dem sich die Teilnehmer auf etwas in der objektiven, der sozialen und der subjektiven Welt zugleich beziehen, auch wenn sie in ihrer Äußerung thematisch nur eine der drei Komponenten hervorheben. Dabei verwenden Sprecher und Hörer das Bezugssystem der drei Welten als Interpretationsrahmen, innerhalb dessen sie gemeinsame Definitionen ihrer Handlungssituation erarbeiten. Sie nehmen nicht geradehin auf etwas in der Welt Bezug, sondern relativieren ihre Äußerung an der Möglichkeit, daß deren Geltung von einem anderen Aktor bestritten wird. Verständigung bedeutet die Einigung der Kommunikationsteilnehmer über die Gültigkeit einer Äußerung; Einverständnis die intersubjektive Anerkennung des Geltungsanspruches, den der Sprecher für sie erhebt.“[131] So gibt es letztlich nur Wahrheits- und normative Ansprüche, und das Ziel gemeinsame Wege zu finden. Jürgen Habermas sieht auch keine „moralischen Fakten“, sondern nur entsprechende gesellschaftliche Übereinkünfte, die sich wiederum in der Praxis bewähren müssen und realisiert werden.[132] Bezüglich der hier behandelten Thematik heißt dies, dass Rechte erst zu solchen werden durch ihre Praxis und kommunikative Übereinkunft. Dazu bedarf es jedoch der Möglichkeit zur Kommunikation, zur Suche nach Verständigung. Interessanterweise führt dies bei Jürgen Habermas zu Gedanken von Sozialisation und „Lebenswelten“. Im Rahmen einer Handlungen beeinflussenden und prägenden Kommunikation bedarf es der Anerkennung von Sprechenden, dem Verständnis der anderen. Wenn jedoch die Interpretationen von Sozialisation abweichen, Minderheiten nicht als Teil oder als nicht-integrierter Teil einer Gesellschaft, quasi als nicht sozialisiert gelten, so ist deren Partizipation schwierig, leidet der kommunikative Einfluss. Das Bild, das Jürgen Habermas dabei konstruiert, schiebt Gruppen, die spezifische Anerkennung anstreben, eine Kommunikation für die Anerkennung als etwas anderes und eigenes und doch Teil einer Gemeinschaft führen, letztlich in Richtung von Personen mit gestörter Sozialisation.[133] Zwar ist es nachvollziehbar, dass eine ausgemachte „generalisierte Handlungsfähigkeit“ einer gemeinsamen Basis bedarf, aber genauso wenig, wie die Fixierung von (gesellschaftlichen) Konzepten Minderheitenrechten gerecht werden kann, kann es die Verabsolutierung einer Basis. Auch Minderheiten bedürfen und haben Wege zu kommunizieren, ohne notwendigerweise ihre perzipierte Kultur negieren oder unterordnen zu müssen. 

Diese Problematik Minderheitenrechte in Konzepte von Jürgen Habermas einzupassen, setzt sich fort bei seinen Gedanken zu Kulturkonzepten und geteilten Wissensvorräten.[134] Das dabei durchschimmernde Konzept kultureller Determiniertheit erschwert Forderungen nach Anerkennung einer eigenen Kultur ohne verbundene Forderung einer vollständigen Abscheidung, beispielsweise eines eigenen Staates. Kulturelles Wissen kennt auch Jürgen Habermas, ebenso kulturelle Gewissheiten, die jedoch durchaus ihren Geltungsanspruch Kritik aussetzen müssen.[135] Dies öffnet quasi die Tür für Minderheitenrechte und einem Wandel hin zu neuen Kulturkonzepten. Getragen werden Wandel und Kritik in diesem Kontext von Kommunikation, deutlicher noch Medien gestützter Kommunikation und Interaktion.[136] Diese sind zugleich Kontroll- als auch Beeinflussungsmöglichkeit. Über Massenmedien kann gewirkt werden, aber es kann auch auf sie eingewirkt werden. Jürgen Habermas stellt dies folgendermaßen dar: „Massenmedien […] lösen Kommunikationsvorgänge aus der Provinzialität raumzeitlich beschränkter Kontexte und lassen Öffentlichkeiten entstehen, indem sie die abstrakte Gleichzeitigkeit eines virtuell präsent gehaltenen Netzes von räumlich und zeitlich weit entfernten Kommunikationsinhalten herstellen und Botschaften für vervielfältigte Kontexte verfügbar halten. Diese Medienöffentlichkeiten hierarchisieren und entschränken den Horizont möglicher Kommunikationen zugleich; der eine Aspekt läßt sich vom anderen nicht trennen – und darin ist ihr ambivalentes Potential begründet. Die Massenmedien können, soweit sie Kommunikationsflüsse in einem zentralisierten Netzwerk einseitig, von der Mitte zur Peripherie oder von oben nach unten kanalisieren, die Wirksamkeit sozialer Kontrolle erheblich verstärken. Die Ausschöpfung dieses autoritären Potentials bleibt aber stets prekär, weil in die Kommunikationsstrukturen selber das Gegengewicht eines emanzipatorischen Potentials eingebaut ist.“[137] So ist eine Kommunikation über Massenmedien oder andere weit wirken könnende Medien durchaus ein Ansatz, formelle Kommunikation zu beeinflussen, für Forderungen einzutreten und sich Gehör zu verschaffen. Kulturkritik an Massenmedien, wie prägnant bei Theodor W. Adorno, wird aus verschiedenen Gründen und von verschiedenen Personen widersprochen, auch von Jürgen Habermas. Dies begründet sich unter anderem darin, dass technische Entwicklungen von elektronischen Medien nicht notwendigerweise zur Zentralisierung von Netzwerken führen, sondern große Potentiale für Individuen und kleinere Gruppen beinhalten können.[138] Zwar gibt es auch gegenläufige Thesen, die gerade im Bereich des Internets neue Zentralisierungen ausmachen,[139] doch gibt es ein Potential der Breitenwirkung „von unten“, mindestens noch. Tendenzen wie die Bevorzugung von einigen Internet-Anbietern bei der Übertragungsgeschwindigkeit, staatliche Kontrollen und Seitensperrungen, steigende Kosten und auch bewusste Fehl- oder Gegeninformierungen wiedersprechen durchaus dem Konzept großer Potentiale des Internets. Zentrale Verwaltungen und Beeinflussungen über die USA sorgen und sorgten gerade in Lateinamerika immer wieder für Skepsis. Dennoch wird gerade dieses Medium deutlich genutzt, öffnet die Digitalisierung und die zugehörige Kommunikation, bei aller Skepsis, Räume. Festgefahren scheinende Konzepte und Ansichten können sich dadurch öffnen, hin zu Minderheitenrechten und -schutz. Indigene nutzen vermehrt Massenkommunikation und neue Medien für ihre Belange, insbesondere auch das Internet, gerade auch in Südamerika. 

Zusammenfassend gilt es festzuhalten, dass es eine Breite an Kommunikations- und Diskursmodellen gibt. Aber keine „puren Diskurse“ sollen hier nachgezeichnet werden, vielmehr die Wirkungsmacht diverser Kommunikationsformen und -vorgänge, um für Interessen einzutreten und gesellschaftlich verbreitete Konzepte zu verändern. Neue Medien spielen dabei eine zentrale Rolle. Gruppenbasierte, individuelle wie Massenkommunikation sind Wege, die nutzbar sind, Veränderungen zu erreichen und Interessen vorzubringen. Kommunikation soll hier offen gefasst werden, doch zugleich auf die Notwendigkeit gemeinsamer Basen nochmalig hingewiesen werden. Kommunikationshindernisse und -unmöglichkeiten sind als real zu bewerten. Ein Anschluss an globale Konzepte ist dabei ein Zugangs- und Verbindungspunkt, eine solche Basis, genauso Kategorien wie Indigenität oder Minderheit. Dazu gibt es Füllungsdiskurse, wiederum beeinflusst durch Kommunikationsmittel und -zugänge. Im hier untersuchten Feld geht es zentral um Kommunikation, verschiedene Kommunikationsformen, zur Herstellung von Öffentlichkeit(en) wie auch der Vertretung von Interessen. Getragen wird diese von Mediennutzung(en). 

Indigene Mediennutzung

Generell kann sich bezüglich der Beziehung von medialer Kommunikation und Indigenen nach wie vor der Bemerkung von Michelle Stewart und Pamela Wilson angeschlossen werden: „In recent years, Indigenous media – which we loosely define as forms of media expression conceptualized, produced, and / or created by Indigenous people across the globe – have emerged from geographically scattered, locally based production centers to become part of globally linked media networks with increased effectiveness and reach.“[140] Die Unterscheidung, ob dies beispielsweise auch Katalan_innen inkludiert oder Filme mit und über indigene Gruppen von Nicht-Indigenen, Filme im Mainstream von Indigenen in anderen Kontexten, und was überhaupt als Indigen darzustellen ist, ob dies klar trennbar ist von anderen Kategorien, ist am Besten am jeweiligen Beispiel zu zeigen und auszuhandeln. Generelle Antworten müssen stets lückenhaft bleiben und sollen hier nicht gegeben werden. Doch festzuhalten ist, dass indigene Gruppen oder Rechteaktivist_innen mit Bezug zu entsprechenden Gruppen zunehmend multimediale Kommunikation für ihre Belange einsetzen, aber auch für die Vernetzung von Gruppen und Aktivist_innen. Das Internet hatte dabei früh Bedeutung für die indigene Vernetzung global. Bereits 1991 gab es eine entsprechende Mailinglistenverwaltung aus der Internet basierte Netzwerke wurden. So entstanden virtuelle Netzwerke und Gemeinschaften mit gemeinsamen Interessen und Zielen. Dies beflügelte indigene Bewegungen und Debatten weltweit. Ab Mitte der 1990er Jahre begannen immer mehr indigene Gruppen oder Nationen ihre eigene Web-Präsenz zu schaffen.[141] Auch die Archivierung von indigenem Wissen und Konzepten verändert(e) sich deutlich mit neuen Medien. Wie und auf welche Art diese festgehalten werden sollen, dramaturgisch, in aufgenommenen Interviews, graphisch oder nur textuell, variiert, hat aber klare Bedeutung für den Inhalt und Vermittlungsmodi. So kann es möglich werden, Barrieren zu überkommen, die eigene Geschichtsvermittlung zu übernehmen, die als von dominanten, Museen leitenden Staaten oder gar Nationen nicht gesichert wahrgenommen wird – das Virtuelle wird das eigene Museum, die Chance auf ein eigenes Bild.[142]

Festzuhalten ist, dass indigene Medienerzeugung oft auf einer begrenzten Ausstattung, begrenzter Ausbildung und Infrastruktur beruht, generell kollektiv und „nebenbei“ und so eher unregelmäßig erfolgt(e). Zentral sind dafür Fragen des Zugangs und auch des Wissens. Die eigene Medienpräsenz und -darstellungen zu kontrollieren ermöglicht es, über die eigene Geschichte und die eigene Identität Kontrolle zu gewinnen, oft sogar erstmals wieder zurück zu gewinnen und Modifikationen selber mit zu beeinflussen. Dafür muss sich jedoch auch Kommunikation und einem Markt ausgesetzt werden. Gerade die ausgemachte „westliche“ oder „kapitalistische“ Dominanz von Medien ist immer wieder ein Hindernis, Medien überhaupt erst zu nutzen, neben allen Fragen von technischem Zugang und Anschlüssen. Ein mehr oder minder fremdes bis fremdbestimmtes Medium kann Nutzung erfahren, aber auch Adaptionen verlangen. Die Möglichkeit kulturelle Souveränität, eine Stimme und (Minderheiten)rechte zu erlangen wird jedoch oftmals höher bewertet als diese Kosten respektive Herausforderungen. Die breite und allgemeine Verwendung indigener Bilder, Ikonographie oder Bildsprache ist in ganz Südamerika sowohl üblich als auch multipel kritisiert, geht es doch um die Selbstbestimmung der (Selbst)darstellung, eine Kontrolle über das eigene und öffentliche Bild. Indigene Bildgebungen und Konstruktionen sind gerade im Rahmen indigener Politiken von höchster Bedeutung, das Recht auf und der Umgang mit dem eigenen Bild zentral. Indigene Medien und Kommunikation stehen dabei vor allem für einen community-based-Ansatz, für eine lokale Kontrolle und Ausrichtung.[143] Für das Recht am eigenen Bild wurde auch juristisch gekämpft, durchaus mit Erfolgen. 1994 wurde beispielsweise in einer Deklaration in Quito von der CONAIE das Recht Indigener auf die Kreierung und Rekreation des eigenen Bildes veröffentlicht.[144] Doch der juristische Rahmen verspricht oftmals mehr, als dieser hält, so dass Medien und Kommunikation wieder notwendig sind, um die Verwirklichung von Ansprüchen einzufordern. Dies lässt sich am Beispiel Kolumbiens zeigen: In Kolumbien gibt es eine große indigene Minderheit, die sowohl unter mangelnder rechtlicher Stellung litt als auch unter dem langen internen Konflikten leidet. Mit der Verfassung von 1991 waren viele indigene Hoffnungen verbunden, auch auf Grund der Einbeziehungen indigener Gruppen in deren Ausgestaltung. Diese Hoffnungen erfüllten sich formal, in der Praxis jedoch weniger. Die so und deshalb weiterhin eingeforderten Rechte wurden von den elitär kontrollierten Medien aber breit ignoriert. Erst Möglichkeiten wie Protestzüge live im Radio zu begleiten und dies zugleich im Internet zu streamen verbreiterten das indigene Potential selbstbestimmter Kommunikation immens. Die Reaktionen nahmen deutlich zu, die Anteilnahme und Unterstützung, auch monetär, ebenso.[145]

Ebenfalls international gerät die Befähigung zur Kommunikation zunehmend in den Fokus unterstützender Aktivitäten. Doch wie notwendig es ist, digitale Gräben zu füllen, dies zum Teil von Entwicklungshilfe zu machen, ist strittig. Die Priorisierung der Befriedigung von Basisnotwendigkeiten, zu denen Digitalität nicht für alle gehört, bevorzugen viele.[146] Die UN jedoch begannen in den 2000er Jahren mit Programmen die Verbreitung von Kommunikationstechnologien zu erhöhen und gleicher zu machen, um bis dato Ausgeschlossene zur Beteiligung zu befähigen.[147] Generell blieben und bleiben indigene Gruppen online eher unterrepräsentiert, schon aus Gründen wie Armut oder Technologieferne, aber auch sprachlichen Hürden oder kulturellem Widerstand. Dennoch erhöhte sich die allgemeine Sichtbarkeit merklich, genauso wie der Grad der Vernetzung. Einflusssphären vergrößer(t)en sich so, aber auch Gemeinschaften und ihre Vernetzungen global. So wird die eigene Präsenz gestärkt, die Kontrolle des eigenen Bildes und der eigenen Darstellung angestrebt und erhöht.[148]

Um Proteste und Bewegungen zu erhalten, Unterstützung zu generieren, aber auch, um „Gesichter“ dieser Bewegung zu verbreiten, bedarf es einem Umgehen mit Medien, einem eigenen Gebrauch dieser. Eine Art „Sprechende_n“ voran zustellen, die oder der zwar oft zur oder zum Führende_n_m gemünzt wird, hilft der Vermittlung. Die Bedeutung dennoch als Masse und Bewegung zu erscheinen, nicht bloß als Individuen dazustehen, zeigt sich auch oftmals bei online-Aktivitäten, die zugleich für Deutungshoheit und Stimmengewinn stehen, aber auch für Verdecktheit und Anonymität. So bedarf es beides, Symbolen und Kollektivität wie auch deutlich identifizierbaren Sprechenden. Zugleich bedeutete dies, dass bei einem Mangel an Sprechenden, wie beispielsweise bei zapatistischen Frauen in Mexiko, Forderungen und Schwierigkeiten weniger Verbreitung und Unterstützung erfahren. Das extern wahrgenommene Frauenbild war dabei eher von Opferkategorien geprägt. Auch wenn Frauenrechte zentrale zapatistische Forderungen waren, lief die Vermittlung anders ab. Spezifische online-Aktivitäten wären dabei möglicherweise durchaus ein Weg gewesen. Generell wurden ihre eigenen Botschaften und Anliegen jedoch zu denen anderer und von diesen verändert und vorgebracht. Die Bedeutung nicht nur über sich Bilder produzieren zu lassen, sondern selber auch welche zu erstellen, zeigte sich in Lateinamerika zu vielen Gelegenheiten, beispielsweise im Rahmen zapatistischer Aktivitäten in Mexiko nach 1994. Viele mussten in diesem Kontext zunächst sowohl über den technischen Gebrauch, aber auch über die Möglichkeit und Legalität des Gebrauchs beispielsweise von Filmkameras aufgeklärt werden – nicht nur Journalisten dürften filmen. Erst transnationale und zivilgesellschaftliche Unterstützung und Informationsweitergabe führten so zu einem eigenen und selbstgesteuerten Mediengebrauch, zur erhofften Stärkung der eigenen Bewegung. Gerade das Zusammenwirken online, offline und gemeinsam auf der Straße, teilweise als „inline“ gefasst, ist und war bei Untersuchungen der zapatistischen Aktivitäten immer wieder im Fokus. Ein Augenmerk dabei richtet(e) sich auf Vermittlungsverhältnisse, Moderationen und Mediationen und die entsprechenden Akteur_innen. Gleichfalls werden und wurden Ressourcen, Stimmen und Strategien in den Blick genommen. Spezifisch ist dieser Untersuchungsgegenstand jedoch gerade, weil es sich um eine Bewegung über Klassen- oder ethnische Grenzen hinweg handelte, wenn auch ein Fokus auf arme indigene Bevölkerung gerne wahrgenommen wurde.[149] Zentral sind für einen Impact bei den entsprechenden Aktivitäten stets Verbindungen, Einbindungen und kollektive Aktivitäten. Vernetzung und zivilgesellschaftliche Verankerung in einem mindestens transnationalen Sinne und Kontext erhöhen und ermöglichen oftmals erst Wirksamkeit. Diesem wird zunehmend gefolgt, auch von indigenen Gruppen und Gruppen für Minderheitenrechte in Südamerika. Dabei verbinden sich staatliche mit nicht-staatlichen, organisierte und weniger organisierte Ebenen. Wichtig ist auch das Anknüpfen an internationale oder mindestens international verbreitete Konzepte und Begrifflichkeiten: „Increasingly, Indigenous activists and organizations link place-based collective action to projects undertaken by state agencies and national, supranational, intergovernmental, and nongovernmental organizations (NGOs), foundations, and agencies with specific interests such as the environment, agriculture, women, education, and religion. Their work taps into transnational networks of advocacy that stretch their sociospatial relations and amplify the impact of ethnopolitics. (…) (R)esearch on Latin American Indigenous organizations and their more globalized allies reveals similarities between sociopolitical agendas and the language used to express them and underscores how Indigenous leader critically appropriate ways of speaking and bargaining in order to understand and address threats to territorial and cultural autonomy.“[150] So zeigt sich neben der Vernetzung ein kritischer Umgang mit Sprache und sprachlichen Konzepten als zentral. Es muss ein Zugang zu Kommunikationstechnologien hergestellt werden, der erst breite Kommunikation ermöglicht, Austausch und Vernetzung. Mit diesem steigen Dialog und Austausch von Informationen, über alle Ebenen hinweg. Zugleich müssen Wissen und Informationen aber wieder Autorität erfahren, Akzeptanz finden und bedürfen der Anknüpfung an Begriffe und Konzepte, ohne in diesen zu verschwinden. Es bedarf nicht nur einer Stimme und klaren Forderungen, sondern auch sozialer Einbindung wie Unterstützung und dem Potential Bilder und Konzepte neu zu füllen und zu verhandeln, um nicht nur „Entwicklung“ selber anders zu fassen, sondern auch in der Gesellschaft als Ziel und Konzept zu verändern.[151]

Auch reale geopolitische Konflikte haben oftmals einen virtuellen Gegenpart. Landansprüche, für die realpolitisch gekämpft wird, werden online gerechtfertigt oder sind dort fiktiv bereits Realität. Dies gilt bezüglich tatsächlichen Kriegs- oder Krisenregionen stärker als in den hier untersuchten Ländern Südamerikas. Aber gleichfalls dort gibt es Landkonflikte und konstruierte Großgemeinschaften, nicht gelöste geopolitische Fragen, über deren Deutungshoheit und Lösung auch online stark gestritten wird. Gerade im Rahmen von (auch perzipierten) Lebensraumbedrohungen erweisen sich Vernetzungen oft als sehr gute, wenn nicht einzige Wahl. Ein Kampf gegen große Konzerne als kleine Gruppen hat ohne Aufmerksamkeit wenig Chancen, dies ändert sich, sobald Aufmerksamkeit generiert und sich mit anderen Gruppen vernetzt wird. Einerseits können sich dabei Erfolge oder erfolgreiche Strategien verbreiten, Mut machen oder animieren. Andererseits können Argumente und Wege ausgetauscht und verbreitet werden. Sich global(er) aufzustellen, dem Konzept „think local, act global“[152] zu folgen, birgt durchaus gewisse Risiken. Die Partizipation liefert zugleich aus, lässt Instrumentalisierungen, aber auch Fehlwahrnehmungen oder andere Effekte zu. Doch Grasswurzelerfolg basiert zumeist auf der und sichert sich durch die Ausbreitung über die aktive Vernetzung hinaus, bedarf Öffentlichkeitsgenerierung. Und auch, wenn eine gewisse Notwendigkeit besteht sich auszuliefern, etwas aus der Hand zu geben, ist der Schluss wohl legitim, dass eine Nicht-Teilhabe noch viel größere Risiken birgt; abgeschlossen und unvernetzt ist kaum ein Konflikt zu gewinnen. Die Nutzung digitaler Medien ist nicht stets eine Stärkung, ein Empowerment, zumindest nicht vollständig. Bekanntheit macht(e) einige Gruppen eher zu Tourismuszielen, als dass deren Ansprüche wahrgenommen wurden oder werden. Fremdbestimmung kann sich verschieben und doch bestehen bleiben, gerade auch bezüglich Gender-Kategorien. Insgesamt und generell bieten digitale Medien aber mindestens ein ebenso großes Potential wie Risiken, eher sogar mehr. Wenn das Nutzungsziel aber die Bewahrung von Altem und Traditionen ist, kann eine Adaption im Rahmen der Nutzung digitaler Medien durchaus unerwünschte oder mindestens ungeplante Folgen mit sich bringen.[153]

Gerade rural verändert vielerorts eine digitale Anbindung viel. Eine tatsächliche Erweiterung des Horizonts kann oftmals konstatiert werden, einige gehen sogar soweit, neue Mentalitäten durch den vereinfachten Zugang zu Informationen und Wissen zu erwarten. Dabei war und bleibt die Reichweite rural in Südamerika bezüglich aller Medien geringer. Dies gilt, obwohl Indigene in verschiedenen Ländern Südamerikas staatlich wie nicht-staatlich dazu befähigt werden, mit Medien umzugehen, Kommunikation umzusetzen und sich selbst zu (re)präsentieren. Doch es bleiben stets Gruppen außen vor, bewusst oder auch beabsichtigt genauso wie ungeplant. Gerade die Frage, was „tatsächliche“ Indigene sind, wer also dazu gehören soll, Teil der Programme aber auch der eigenen Repräsentanz sein soll oder kann, ist dabei umstritten. Neue Informationstechnologien können durchaus eine neue Basis für Gemeinschaften sein, gerade für weitverteilte oder Diaspora-Gruppen, die virtuell eine neue Basis finden. Damit verändert sich auch deutlich der Zuschnitt, was es unter solchen Bedingungen bedeutet „indigen“ zu sein oder sich so zu fassen, wenn das Internet eine „neue Heimat“ oder ein „Treffpunkt“ wird. „Heimat“ als Identitätsort bekommt so eine neue Bedeutung. Im Rahmen der Nutzung digitaler Medien verschieben sich Begriffe von Zentrum und Peripherie hin zu einer diffusen Setzung je nach Beobachtungsposition. Auch Diaspora-Gruppen werden so jeweils eigene Zentren und schaffen sich neue. Damit einher geht eine gewisse Verortung „in der Welt“, als Teil einer Globalität oder der Menschheit. Schon der Nachweis purer Existenz treibt dabei manche indigene Gruppe zur Nutzung des Internets im Sinne eines „hier sind wir“ an. Dazu gehört dann auch die Verortung des „hier“ und eines „wie“, als „dies“ und „so“ sind wir, über die reine Existenz hinaus hin zu einer wiedererkennbaren Identität. Wie dabei Informationstechnologien adaptiert und angeeignet werden, ist genauso zentral zu untersuchen, wie dem nachzugehen, wie diese Technologien selber die Nutzenden verändern und veränderten. In diesem Kontext und Prozess verschieben sich Begriffe wie Konzepte, von „nativity“ oder Indigenität, genauso aber die Vorstellungen von Konstruktion und Empirie. Dabei soll diese Studie keine sein, die die Kämpfe um Repräsentation nachzeichnet, auch weil diese weiterhin im Gange sind und wohl bleiben, sondern eine, die sich mit der vorhandenen Repräsentation und den Auswirkungen und Zielen dieser befasst.[154]

Hier soll nicht die Wirkung staatlich genutzter oder getragener digitaler Entwicklungen auf Gruppen erfasst werden, sei es Abstimmungsteilhaben oder online-Beratungen.[155] Vielmehr geht es hier um die aktive indigene Nutzung digitaler Medien, um nach außen zu treten, nach außen zu kommunizieren, eine Identität zu konstruieren oder zu verbreiten. Gerade die (Wieder)gewinnung der Deutungshoheit über die eigene Identität ist dabei zentral, insbesondere in postkolonialen Kontexten. Ein eigenes öffentliches Selbst kann so kreiert, aber ebenso wieder angegangen und konterkariert werden, beispielsweise durch Kommentare oder andere Webseiten. Auch die Gefahr nur Neugierde bis Voyeurismus zu wecken, eine Art digitalen Zoo aufzubauen, ist als real zu unterstreichen. Einige meiden diese Darstellungsform daher im Sinne des Verbergens oder Geheimniswahrens. Dies spielt entgegen Bemühungen eine Zuschauerschaft zu schaffen und zu halten, auch zur eigenen Absicherung und Unterstützung, so von politischen Aktivitäten wie Protesten. Die Deutungshoheit über Gewalt oder Proteste ist eine Ressource, die auch online hart umkämpft ist, und viele indigene Gruppen antreibt, eine solide online-Basis an Zuschauenden bis aktiv Unterstützenden zu haben. Dabei ist zu beachten, dass Medien generell autoreferentiell sind, sie werden „gelesen“ und „zitieren“ zugleich, gerade auch digitale Medien sind dynamisch referentiell und verbunden [156] Indigene im Internet zu finden, ist dabei nicht immer eine einfache Angelegenheit. Repräsentierende aber nicht notwendigerweise verbundene treten genauso auf wie Individuen als Gruppen. Unterstützungsgruppen, sich selbst so fassende oder von außen so gefasste Gruppen mischen sich, verbergen sich teilweise in- und voreinander. Lange Zeit waren indigene Aktivisten im Internet vor allem Migrant_innen, dies wandelte und wandelt sich erst mit der Ausbreitung von Infrastruktur und der Ein- und Anbindung an Netzwerke, über die Zugang ermöglicht wurde und wird.[157] Bei der empirischen Untersuchung von online-Aktivitäten sind einige Herausforderungen zu beachten. Vieles ist nur temporär vorhanden, räumlich in verschiedenem Sinne begrenzt, hat eine andere Materialität. Mobilität zeichnet die Aktivitäten aus, experimentierende Ansätze, fließende Identitäten und Umsetzungen, aber mindestens teilweise auch Anonymität. Ein Rückbezug ist oft nur begrenzt möglich. Aber auch die Frage des Beobachtens und Teilhabens stellt sich, ob nicht, wie so oft, die Nutzung einer Web-Seite schon Teilhabe und Veränderung ist. Ein „außen bleiben“ ist dabei schwierig umzusetzen, ein „innen“ gleichfalls kaum eindeutig zu fassen. Einige Seiten und Ansätze entziehen sich dabei mehr oder minder ganz bewusst der Erfassung. Stets sind Facetten und Pluralitäten zu beachten, die Konstruierenden und das Konstruierte wie die Nutzenden und das Genutzte, um es bloß ganz simplifiziert überhaupt erfassen zu können.[158]

Festzuhalten ist das große Potential, bei allen zu beachtenden Risiken und Herausforderungen, das neue Kommunikationstechnologien für indigene Gruppen bedeuten. Sie erschaffen und sichern neue Netzwerke, konstruieren und verändern Bilder, Sprache und Konzepte und verbinden lokale mit globalen Agenden. Dadurch erhalten indigene Akteur_innen Handlungsspielräume und unter anderem und zentral die Chance ihre eigene Identitätsdarstellung zu kontrollieren. Juristisch erreichte Rechte können als umzusetzen eingefordert, neue als juristischer Rahmen unterstrichen werden. Die Zentralität von Symbolen und Konzepten ist dabei genauso hervorzuheben, wie von identifizierbaren Sprechenden in Verbindungen und nach außen. Viele Anliegen können nur über Aufmerksamkeit erreicht werden, gerade bei kleineren Gruppen, bei dezentralen Forderungen oder nicht allgemein-gesellschaftlich deutlich gesehenen Themenkomplexen wie Minderheitenrechten. Dies bedarf der vernetzten Kommunikation, eines Anschließens an größere Rahmen wie eine Digitale Globale Zivilgesellschaft. Und dies erfordert wiederum Adaptionen und beinhaltet Risiken, bietet aber zugleich Chancen auf Veränderungen. Dabei kann indigene Mediennutzung als Beispiel für Veränderungen durch zunehmende Interkonnektivität betrachtet werden, für Versuche Hierarchien dabei klein zu halten und Modernität anders zu fassen. Genauso kann die Veränderung indigenen Lebens durch neue Medien in den Fokus genommen werden, Dynamiken und wiederum ihre Repräsentanz.[159] Doch hier soll, ohne letztere Aspekte vollständig außen vor zu lassen, zentral auf das “wie” der Verbindungen eingegangen werden, auf das “wie” der Kommunikation indigener Gruppen bezüglich Minderheitenrechten in einem vernetzten Kontext Globaler und Digitaler Zivilgesellschaft. Und bevor sich nun dem dabei gefolgten methodischen Vorgehen gewidmet wird, soll abschließend als Unterstreichung der Bedeutung von online-Aktivitäten und -Aktivismus für indigene Gruppen und Minderheitenrechte ein letztes Zitat aufgeführt werden, das auch betont, welche Herausforderungen und Positionen dabei zu untersuchen sind. Es verdeutlicht nochmals klar, warum gerade die Betrachtung indigener Gruppen und ihrer online-Aktivitäten Erkenntnisgewinn verspricht, und dabei die Frage von Gerechtigkeit, Gleichheit und eben Minderheitenrechten im Fokus steht, wenn Digitale und Globale Zivilgesellschaft untersucht werden soll: „A growing number of indigenous peoples are clearly making themselves a(t) home in new-media environments, whilst also altering these environments in the process. […]. Historically marginalized peoples are not only taking roles, but in certain respects taking the lead, as savvy, techno scientific actors themselves “colonizing“ global media channels and converting them into fertile habitats for the exercise of identity and voice across distances. Digital technologies and computer-mediated communications are accordingly firmly situated in the quest for “indignity within globality“, as they progressively take center stage in framing the question of indignity within globality. Indignity’s “moment“ may have come, but it remains to be seen whether this moment will prove intractable or ephemeral, weighty or inflationary, validated or violated. For, to digitally chaperone vox populi from the margins and onto geopolitical scene depends not only on who is speaking, but equally on who is listening and on the nature of dialogue being worlded.“[160]

Netzwerkanalysen und Policy Netzwerke

Mit Hilfe von Netzwerksanalysen lassen sich Akteur_innen aber auch Handlungen und Ereignisse verbinden, gewissermaßen Muster herauslesen. Genau dies soll hier geschehen bezüglich Minderheitenrechten als Topos und indigenen Gruppen in den südamerikanischen Anden als Akteur_innen. [161] Generell gilt, dass die dabei zentralen und herauszuarbeitenden Netzwerke weder hierarchisch sein müssen, noch nur Eigeninteressenverfolgung zum Ziel haben. Vielmehr sind Abstimmung und Selbstorganisation zentral. Anders als beim Markt sind Verbindungen verbindlicher und längerfristig ausgelegt. Ein Netzwerk wird so auch als Form solidarischer Vergemeinschaftung verstanden. Wichtig ist die Grenzüberschreitung, die Netzwerke ermöglichen. Die Kommunikation und Vermittlung geht sowohl über Systemgrenzen hinweg als auch über kulturelle Barrieren und nationale Grenzen. [162] Dies ist gerade für Minderheitenrechte und indigene Gruppen zentral, die so ihre Interessen artikulieren, stärken und verbreiten können und zugleich sowohl juristisch-politisch als auch breiter gesellschaftlich für diese werben und sorgen können. Die dabei vorhandenen Netzwerke können als Beziehungsgeflecht verstanden werden, das es zu erfassen gilt. Andere sehen in Netzwerken eher ein planvolles Gebilde, entstanden durch Akteur_innen mit strategischem Handeln. Dabei wird eine Erwartung konkreter Vorteile festgesetzt, die die Interaktionen prägt.[163]Beide Konzepte müssen sich jedoch nicht ausschließen, sondern können vielmehr als Pole wahrgenommen werden, zwischen denen jedes einzelne identifizierbare Netzwerk einzuordnen ist. Netzwerke haben generell einen Akteur_innenfokus. Verbindungen sind sowohl technisch möglich (beispielsweise die gleichen Internetprovider), können von Beobachtenden konstruiert werden, so die gemeinsame Kongressteilnahme ohne notwendige tatsächliche kommunikative Verbindung, oder tatsächliche interaktive Realisierung finden. Damit sind Netzwerke zunächst ein methodisches Konstrukt und keineswegs notwendigerweise bewusst. Dennoch können aus Stellungen im Netzwerk Handlungsfähigkeiten abgeleitet werden. Dabei wird sich zumeist auf die Form der Beziehungen konzentriert, nicht auf deren substantiellen Gehalt, der eher schwer zu erfassen ist.[164] Eine Möglichkeit ist von Sozialem Kapital als Konstrukt auszugehen, das Handlungsräume und -möglichkeiten, auch unbewusste, darstellt und erklärt. Dies ermöglicht Handlungen und Akteur_innen analytisch zu erfassen, zu erklären und zu verbinden. Soziales Kapital kann dabei sowohl individuell, als auch von und im Sinne von Gruppen Einsatz erfahren. Im Sinne eines Kreislaufes wird dieses Kapital übersetzt und umgesetzt.[165] Dieses Konzept, dass Soziales Kapital angestrebt wird und Möglichkeitsräume zur Folge hat, soll hier keineswegs als einzig wahre oder beste Möglichkeit gesehen oder dargestellt werden, Netzwerke und Netzwerkprozesse darzustellen und analytisch zu erfassen. Vielmehr soll dieses Konzept hier als Hinweis verstanden werden, wie verschieden starke und bedeutende Verbindungen zu verstehen sind und sich analytisch begründen lassen.

Generell werden bei Netzwerkanalysen strong ties und weak ties als Beschreibungskategorien für Netzwerkverbindungen unterschieden. Dabei führen strong ties eher zu sozialen Schließungen – Bekannte von Bekannten lerne ich eher kennen, Kreise schließen sich. Allgemein werden gerade solche Verbindungen gepflegt und teilweise strategisch ausgebaut. Weak ties hingegen liefern eher neues, überwinden größere Distanzen, stehen für Mobilität und Wandel. Trotz dieser Vorteile ergibt sich Solidarität fast nur aus strong ties, soziale Schließung kappt weak ties. Bei bestimmten Berufen gelten starke weak ties als klare Vorteile, so bei Managern, jedoch weder zum Einstieg, noch für alle. Allgemeine Aussagen zu Stärken und Schwächen der verschiedenen Verbindungen sind stets nur mit Vorsicht und begrenzt möglich, deutlich sind situative Beschreibungen notwendig. Sozialer Einfluss generell bedarf starker und wirksamer Verbindungen, gerade zu Beginn des Wirkens. Strong ties erleichtern kollektive Identitäten, durch gemeinsame Normen, gegenseitiges Lernen und niedrige Transaktionskosten. Dies führt zugleich aber wieder zu Verschließungen nach außen. Eine Balance zwischen beiden ties gilt deshalb als zentral.[166] Auch im Rahmen dieser Studie gilt es der Bedeutung und dem Charakter der Verbindungen nachzuspüren, wenn hier auch nicht verhehlt werden soll, dass dies nur begrenzt möglich sein wird. Bei einer Fernanalyse, wie in diesem Fall, kann nur Indizien für den Charakter der Verbindungen gefolgt werden. Dennoch sind auch so Aussagen dazu möglich, ob eher auf breite, auf lokale-fokussierte, transnationale, differenzierte oder möglichst homogene Netzwerke gesetzt wird, also vor allem auf strong ties oder auch bis vor allem auf weak ties. Diesem Wechselspiel gilt es im Rahmen der untersuchten Fallbeispiele nachzugehen. 

Zentral für Netzwerkanalysen sind neben der Mikro-Makro-Debatte strukturorientierte Konzepte, nach denen Akteur_innen primär Rollenträger_innen sind, die nach Normen handeln und so die Gesellschaft reproduzieren. Strukturen prägen dabei Handlungsräume und –potentiale. Neben der Eigenbewertung von Räumen und Chancen gehört dazu auch, dass Strukturen und Räume erst durch Handlungen entstehen. Dies umfasst intentionales wie spontanes Handeln. Diesem folgend werden Netzwerke zur Mesoebene, die zwischen Handlungs- und Strukturebene steht und die Übergänge und Verbindungen aufzeigt und möglicherweise erklären kann. Dabei „mildert“ und richtet die Mesoebene gesellschaftliche Bedingungen an Akteur_innen. Soziale Formate wie Familien, Organisationen, ja Netzwerke stehen dabei für diese Mesoebene. Netzwerke stehen so für einen Mechanismus der für Sozialintegration sorgt. Zu unterscheiden sind dabei bottom-up-Prozesse, die emergente gesellschaftliche Strukturen bilden, und top-down-Prozesse, die (gesellschaftliche) Handlungsorientierung an Individuen vermitteln. Beides muss dabei zugleich und gleich stark betrachtet, nicht auf eine reine Determinierung von Individuen abgezielt werden. Die Mesoebene entsteht durch Interaktionen und so stets durch bottom-up- wie top-down-Prozesse zugleich. Determinierung gibt es in einem gewissen Rahmen, aber Wahl und Alternativen ebenso; subjektive Präferenzen sind nicht zu negieren.[167]Dies ist der Anknüpfungspunkt, wie überhaupt Minderheitenrechte und als Minderheiten von vielen wahrgenommene Gruppen Einfluss und Gehör finden. Würde von reiner oder hauptsächlicher Determinierung durch top-down-Prozesse ausgegangen, lohnte sich keine Analyse, gäbe es kaum Veränderungen hin zu Minderheitenrechten auf deutliche Weise. So stehen hier gerade (auch) bottom-up-Prozesse als Veränderungswege verknüpfter Digitaler und Globaler Zivilgesellschaft im Fokus.

Hier soll durchaus eine bedingte Netzwerkanalyse erfolgen, jedoch keine allgemeine, sondern eine Analyse von Policy-Netzwerken. Dieses Vorgehen scheint bei der Untersuchung eines klaren Policy-Ziels, Minderheitenrechte, geboten, selbst wenn weitere Aspekte, wie Identitätskonstruktion, auch zentrale Bedeutung erlangen. Auch diese sind dem Policy-Ziel und –Feld Minderheitenrechte zuzuordnen. Der Ansatz dieser Studie ist es daher, Policy-Netzwerke zu erfassen und zu analysieren. Policy umfasst die Inhalte von Politiken, inklusive deren Ziele. Dabei sind Policy-Netzwerke zumeist auf ein Politikfeld konzentriert und auch begrenzt. In diesem sollen Kompromisse und Konsense erzielt werden. Ausgleich und Aushandlungen zeichnen das jeweilige Netzwerk aus. Für solche Netzwerke gibt es keine stets gültigen Merkmale, die Anzahl der Akteur_innen, ihre Fluktuation, ihre Offenheit oder ihre Institutionalisierung verändern sich von Fall zu Fall. Dennoch sind die zentralen Kontakte in solchen Netzwerken zumeist persönlich und nicht anonym, wenn auch nicht notwendigerweise face-to-face. In den entsprechenden Netzwerken gibt es sowohl staatliche wie nicht-staatliche Akteur_innen, individuelle wie kollektive. Dabei werden oftmals staatliche wie systemische Grenzen überschritten. Die Verbindungen beziehen sowohl monetäre mit ein, wie auch den Austausch von Informationen, Expertise, Anerkennung oder Kapazitäten. In Policy-Netzwerken wird zentral ver- und ausgehandelt, asymmetrische Interessen sind konstitutiv. Teilweise ist das Agieren aber auch eher ein Gegeneinander, welches Ausgleich sucht. Generell mögliches Ziel ist der Interessenausgleich, also die Vermeidung von Nachteilen für die verschiedenen Akteur_innen. Dies kann jedoch zu Kompromissen führen, die Folgen wenig bedenken und keineswegs sachgerechte Lösungen bieten. Als optimaler wird eine Orientierung am Allgemeinwohl statt an Partikularinteressen angesehen und unterstrichen. Eine solche Scheidung ist in der Praxis jedoch deutlich zu schematisch, schon auf Grund unterschiedlicher Verständnisse von Allgemeinwohl, beispielsweise ob Minderheitenrechte dazu zu rechnen sind. Die Bedeutung von Vertrauen zwischen den Akteur_innen darf jedoch nicht verkannt werden, sollen nicht nur Partikularinteressen zentral stehen. Es bedarf stets einer gewissen Zahl an Akteur_innen, damit überhaupt von Interaktionen und einem Netzwerk geschrieben werden kann. Da Policy-Netzwerke den Werdungs- und Veränderungsprozess von Politiken, von Policy aufzeigen und nachvollziehbar machen, sollten politische Änderungen auch im Netzwerk ablesbar sein. Dabei sind Netzwerkgrenzen generell fließend, die Zusammensetzungen wie Netzwerke an sich sehr variabel. Eine Besonderheit bei Policy-Netzwerken ist, dass sich in diesen staatliche und nicht-staatliche Akteur_innen nicht in klarer Hierarchie wieder finden, sondern sich letztlich gleichranging begegnen, die Beziehungsstruktur ist horizontal. Dies darf jedoch nicht als absolute konstitutive Aussage angesehen werden. Klar gibt es immer auch Machtbeziehungen und Abhängigkeiten, Asymmetrien und ungleiche Interdependenzen, Ausschlüsse und Eintrittshürden, doch sind die Beziehungen eher horizontal. Daraus jedoch das Kriterium für Policy-Netzwerke zu machen, ist abzulehnen. Vielmehr ist auf das Ziel dieser Netzwerke als Unterscheidungsmerkmal zu verweisen, also auf die Formulierung und Implementierung von Politiken.[168] Alle Akteur_innen beteiligen sich in einem solchen Netzwerk generell frei, organisieren sich selbst und prägen das Netzwerk mit. Staatliche Akteur_innen suchen in diesem Rahmen Verhandlungslösungen, gerade dann, wenn eine reine Rechtsetzung nicht ausreicht. Eine definitorische Begrenzung ist oftmals die, dass sich ein solches Netzwerk auf ein Politikfeld bezieht, was Cross-Verbindungen jedoch nicht ausschließt, und in diesem öffentliche Angelegenheiten (mit)reguliert werden. Kommunikation stabilisiert in einem Policy-Netzwerk und Verhaltenserwartungen wie -orientierungen sind generell kongruent. Die Beziehungen beruhen auf Kooperation und einem Austausch, wie dem staatlichen Nachsuchen nach Expertise beispielsweise; wechselseitige Abhängigkeiten sind konstitutiv.[169] Solche Policy-Netzwerke zum Politikfeld Minderheitenrechte Indigener sollen hier herausgearbeitet werden, jedoch mit einem Fokus auf nicht-staatliche Akteur_innen und ihre weiter gehenden zivilgesellschaftlichen Vernetzungen. Dabei wird an Hand von Fallbeispielen nicht-staatlicher indigener zivilgesellschaftlicher Kräfte einerseits ihr Wirken im jeweiligen Policy-Netzwerk verfolgt und aufgezeigt, andererseits aber auch tiefergehend dargelegt, welche zivilgesellschaftlichen Verbindungen über das Policy-Netzwerk hinaus existieren und die Stellung und Einflüsse in diesem erklären. 

Hier sollen Policy-Netzwerke nicht bloß als Sinnbild staatlicher Funktionsweise, für die notwendige Einbeziehung nicht-staatlicher Akteur_innen herangezogen werden. Auch sollen dadurch nicht verschiedene Staatsmodelle in ihrer Funktionsweise erfasst oder geschieden werden. Ob Ecuador nun pluralistisch ist oder teilweise auch korporatistisch, ist hier nicht zentral. Der Schritt Policy-Netzwerke gar als Steuerungsform in Staaten zu erfassen, soll hier ebenso wenig gegangen werden. Es soll hier vielmehr thematisiert werden, wie Politikziele erreicht werden können, jedoch nicht per se öffentliche Güter oder „allgemeine“ staatliche Ziele. Mit dem Fokus auf Minderheitenrechte und -schutz geht einher, dass hier zwar Policy-Netzwerke als Systematik der Durchsetzung von Politikzielen untersucht werden, diese Ziele jedoch nicht per se vorher bereits bei weiten Akteur_innen verbreitet sein mussten. Es genügt(e) ein Bewusstsein für die Notwendigkeit der Thematik, ein internationaler Fokus darauf oder entsprechender Druck, so dass durchaus partikular zu fassende Interessen zu öffentlichen Gütern und staatlichen Zielen wurden und werden können. Wie dies geschieht, wie die Akteur_innenwirkungen dabei gestaltet sind, soll hier an Hand des Konzeptes von Policy-Netzwerken in einer breiten und offenen Auslegung analysiert werden. Klar sind dabei die Beziehungen durch eine gewisse Langfristigkeit, durch Planung(en), Strategie(n) und Interaktion(en) geprägt. In dieser Untersuchung kann der Staat, können staatliche Akteur_innen keineswegs mehr als privilegierte oder herausgehobene Akteur_innen betrachtet werden. Vielmehr prägen zunächst andere Akteur_innen. Und auch die quasi zusätzliche Gesetzgebungskompetenz des Staates ist bei der Einführung, Förderung und bei Stabilisierungen von Minderheitenrechten oder Identitätskonstruktionen nicht so herauszuheben. Öffentlichkeitskonstruktionen oder das nicht-staatliche Wirken über andere, regionale wie supranationale Ebenen, macht staatliche Akteur_innen nicht notwendigerweise zu Getriebenen, aber lässt sie auch nicht (mehr) privilegiert sein. Das es dabei durchaus demokratisch-repräsentativ Probleme durch und in solchen Netzwerken gibt, es klare Abschließungen nach außen geben kann, Intransparenz, und nicht alle Eigendynamiken stets von allen Seiten positiv bewertet werden, soll hier nicht bestritten werden. Doch geht es hier weder zentral um die Bewertung solcher Prozesse für staatliches Funktionieren, noch um eine moralisch-ideelle Bewertung. Vielmehr sollen Prozesse nachvollzogen werden. Die Nicht-Optimalität solcher Netzwerke ist mindestens wahrscheinlich, für die primäre Analyse jedoch kein Grund, auf das Analysewerkzeug Policy-Netzwerk zu verzichten.[170]

Eine entsprechende Analyse steht durchaus vor Herausforderungen, so kann beispielsweise die Akteur_innenrate schwer erfassbar sein, zu viele „irgendwie“ involviert sein. Doch hier herrscht auch nicht der Anspruch das oder ein vollständiges Netzwerk zu zeichnen. Exemplarität und notwendige Lücken kennzeichnen die Analyse. Auch soll hier keine „Theorie von Policy-Netzwerken“ umgesetzt werden, die es auch kaum gibt, sondern dass Modell als Ansatz und Analysewerkzeug wie -rahmen genutzt werden. Es geht um ein Konzept zur Erfassung und Analyse von tatsächlichen Netzwerken, nicht eine tatsächliche Theorie. Mit dieser Analyse kann die Bedeutung Sozialen Kapitals ebenso herausgearbeitet werden, wie die Wirkungsweise von Macht und Kommunikation(en) – gerade diese Offenheit spricht für die Verwendung des Konzeptes als analytisches Werkzeug. Die Bedeutung von Institutionen soll hier ebenso untersucht und hinterfragt werden, so beispielsweise wie wichtige Mitgliedschaften sind, wie die von einzelnen Akteur_innen. Am Ende steht so gewissermaßen ein Katalog welche Aspekte zentral sind, Erfolge zeig(t)en, und welche Hürden es gab beziehungsweise gibt. Hingegen wird es in dieser Studie nicht möglich sein, kognitive Faktoren zu untersuchen. Um die Bedeutung beispielsweise von Wertvorstellungen zu erfassen, wäre eine Vor-Ort-Analyse geboten, die hier nicht durchgeführt werden kann, durchaus aber ein weiterer Schritt beziehungsweise eine herauszustellende Forschungsnotwendigkeit wäre. Auch die theoretische Erfassung und Erklärung von Handlungen und Kommunikation wird hier gering gehalten, die Studie ist vor allem analytisch-deskriptiver Natur, erst darauf folgt und kann eine bedingte theoretische Bereicherung folgen. Doch sind entsprechende Theorien gleichfalls als vorhandener Deskriptions- und Analysehintergrund zu verstehen.[171]

Die Analyse wird nicht-standardisiert sein. Es erfolgt gewissermaßen eine Querschnittsanalyse und zugleich Einzelfallstudien, um generelle Tendenzen und Spezifitäten gleichermaßen erfassen zu können. Policy-Netzwerke zeigen dabei auf, dass Politiken nicht nur oder auch nur zentral über Wahl- und Parlamentsakteur_innen und -abläufe geprägt und entwickelt werden, sondern vielmehr von diversen, gerade auch nicht-staatlichen Akteur_innen. Dies liest sich banal und „logisch“, widerspricht jedoch vielen älteren Staatskonzepten. Gerade die prägende Wirkung beispielsweise von Expertisenzuführung ist dabei etwas erst empirisch deutlich akzeptierter gewordenes. Netzwerke erlauben den Blick auf dezentralisierte soziale Beziehungen und governance, ein Weg weg von der Idee einer zentralen steuernden Intelligenz und zur Berücksichtigung tatsächlicher diverser und differenzierter Einflussgrößen.[172] Bei der zunehmenden Beachtung von Netzwerken aber auch tatsächlich verstärkter Bedeutung dieser spielen verschiedene Aspekte eine Rolle. Klar dazu zählt eine Veränderung von Staaten und Staatswesen, von politischen Realitäten. Dazu gehören höhere Grade an Vernetzung, funktionale Differenzierungen oder auch Verschiebungen der Bereiche staatlicher Regulierungen. Ebenso zunehmende Internationalisierungen und transnationale Verflechtungen sind dazu zu rechnen, wie auch Dezentralisierungstendenzen, die einer ebenfalls zunehmenden Vermischung der Grenzen zwischen öffentlichem und privatem Raum jedoch keinesfalls entgegenstehen. Höhere Grade an Komplexität wie eine mindestens bedingte Verwissenschaftlichung von Politik sind gleichfalls zu nennen. Damit einher geht eine Zunahme von Koordinierungen und horizontalen Verknüpfungen. Staatliche Planungen zerbrachen und brechen immer mehr an der Wirklichkeit und dem Agieren diverser Akteur_innen. Deshalb gilt es Policy-Netzwerke als gewählten Ausweg und prägende Realität zu untersuchen.[173] Einige Autor_innen nutzen das Konzept von Policy-Netzwerken nur für bestimmte Entscheidungsprozesse und Strukturen, während andere letztlich für jedes Policy-Feld entsprechende Netzwerke als Erkenntniswert erhöhende methodologische Ansätze für sinnvoll erachten.[174] Hier wird eher letzterem Ansatz gefolgt, und doch auf die unterschiedliche Reichweite und Güte der so erfassbaren Netzwerke verwiesen.

Als letzter methodischer Aspekt wird hier auf ein spezielles Konzept von Öffentlichkeit zurückgegriffen. Damit soll untersucht werden, warum bestimmte Akteur_innen gemeinsam wirken, oder eben auch gerade nicht. Dabei wird zwar vom Konzept von Policy-Netzwerken und von diesen selbst aus-, doch auch darüber hinaus gegangen, um weitere Verflechtungen mit Bezug zum Policy-Feld aufzuzeigen. Dies ermöglicht transnationale Verflechtungen besser in den Blick zu bekommen, aber auch die Bedeutung nicht-staatlicher Akteur_innen und ihrer Kommunikation. So kann auch auf die Verschiedenartigkeit der Kommunikationen eingegangen und diese analytisch erfasst werden. Kommunikation erfolgt dabei zur Stärkung als Gruppe, zur Generierung von Unterstützung oder auch zur Abstimmung im Netzwerk. Das Öffentlichkeitskonzept, auf das hier zurückgegriffen werden soll, ist das „Rekursiver Öffentlichkeiten“. Eingeführt wurde dies für Internetakteur_innen und die Untersuchung, warum diese Ziele, aber auch eine Sprache teilen. Definiert wurde eine Rekursive Öffentlichkeit dabei folgendermaßen: „A recursive public is a public that is constituted by a shared concern for maintaining the means of association through which they come together as a public.“[175] Das Konzept, auf das sich dabei bezogen wird, ist ein mathematisches, das der Rekursion, welches von Iterationen zu trennen ist. Entscheidend ist, dass bei einer Rekursion ein Ende festgelegt wird, bis zu dem berechnet wird, und sich die jeweilige Funktion aus sich selbst definiert. Warum dieses Konzept als geeignet für die analytische Arbeit mit Akteur_innen gelten kann, gerade für die hier untersuchten Akteur_innen, ergibt sich aus verschiedenen Gründen: Dabei ist der Selbstbezug der Akteur_innen als zentral herauszustellen, aber auch die Bedeutung des Technischen, hier die Notwendigkeit digitaler Vernetzung, um zu einer Digitalen Zivilgesellschaft zu werden. Diskursiv wie technisch ist ein stetiger Rückbezug notwendig. Des Weiteren gilt herauszustellen: “Recursiveness is always contingent on a limit that determines the depth of a recursive procedure. (…) The “depth“ of recursion is determined by the openness necessary for the project itself. (…) The concept of “recursive publics“ is, then, used for two reasons: first, to signal that this kind of public includes the activities of making, maintaining, and modifying software and networks, as well as the more conventional discourse that is thereby enabled; and second, to suggest the recursive “depth“ of the public, the series of technical and legal layers (…) that are the subject of this making, maintaining, and modifying.“[176] Auch bezüglich Minderheitenrechten und entsprechenden indigenen Akteur_innen treffen diese Aspekte als Begründung zu. Wenn auch die Software-Modifikationen wenig bedeutsam sind, so sind doch Netzwerk- und Diskursbildungen, -erhaltungen und –modifikationen konstitutiv für die Beeinflussung des und über ein Policy-Netzwerk. Auch wie weit die Reichweite ist, bis zu welchem Punkt Minderheitenrechte und Forderungen gehen, steckt in diesem Konzept. Die rekursive Tiefe, der Punkt, bis zu dem gerechnet werden soll, steht analog zu den Fragen, wer als indigen anerkannt werden soll, ob neben kulturellen auch territoriale Rechte oder gar eine eigene Justiz das Ziel sind, oder wie weit sich eher geschlossene Gruppen öffnen, gegenüber Medien aber auch anderen Öffentlichkeiten. Dieses Konzept ist gegenüber anderen Öffentlichkeits- und Netzwerkkonzepten vor allem geeignet, da die eigene Abschließbarkeit als dynamischer und modifizierbarer Moment eingefangen werden kann und zugleich die technisch-dynamische Ausbreitung und Kommunikation zentral erfasst wird. Es wird hier nicht darum gehen, dass Konzept Rekursiver Öffentlichkeit(en) auf hier untersuchte Gruppen indigener Minderheitenrechteakteur_innen als Teile einer Digitalen Globalen Zivilgesellschaft überzustülpen, sondern vielmehr, dieses mit seinen konstitutiven Aspekten als Analyse-, Interpretations- und Verständnisvorbild zu nehmen. So sind die hier untersuchten Akteur_innen Digitaler Zivilgesellschaft nicht notwendigerweise als Teil einer Rekursiven Öffentlichkeit zu verstehen oder zu deuten; sie aber so und mit diesem Konzept als Hintergrund zu analysieren, bietet deutlich neue Erkenntnismöglichkeiten.

Das Konzept bietet aber noch mehr, nämlich eine mögliche Antwort auf die Frage des gemeinsamen Bezugs, die Frage, wie überhaupt etwas Gemeinsames gegeben werden, sich entwickeln und verändern kann. Es wurde schon betont, wie zentral die Möglichkeit zur Kommunikation ist, zur Verständigung, und von gemeinsamen Bezugsrahmen, um Übereinkünfte zu erzielen. Zentral sind aber auch geteilte Vorstellungen, soziale oder auch kulturelle, die verbinden, abschließen oder auch öffnen. Eine Rekursive Öffentlichkeit kann in diesem Sinne als durch geteilte Vorstellungen konstituiert und sich entwickelnd verstanden werden. Die zu diesem Konzept gehörende Begrenztheit, wie auch die Selbstbezogenheit, analog zur Definition durch sich selbst, aber auch Möglichkeiten zur Modifikation wie zum Erhalt, erlauben mit diesem Konzept diverse erfassbare Prozesse analytisch zu begreifen, zu ordnen und zu bewerten.[177] Die Zugehörigkeit beruht darauf, gemeinsame Werte und Vorstellungen zu teilen, beispielsweise auch bezüglich der verwendeten Medien. Eine durchaus bei indigenen Gruppen immer wieder findbare Skepsis bezüglich der Verwendung des Internets ist darunter genauso zu fassen, wie klare Vorstellungen eines offenen Internets, der Hoffnung, durch dieses Medium freier kommunizieren zu können. Die hier untersuchten Akteur_innen sind als Digitale Zivilgesellschaft zu verstehen, die sich in einem gewissen Maße so erst schafft(e) und in diesem Rahmen versucht Handlungsmacht und Kontrolle über sich und ihre Darstellung(en) zu erlangen. Zugleich bedarf es dafür einer gewissen Koordinierung, aber dies inkludiert durchaus die Möglichkeit geringer(er) Implementierungskosten. Durch breite Kommunikation und Vernetzung kann der Grund für die Akzeptanz neuer Politiken oder von (Minderheiten)rechten gelegt werden, über deren reine politisch-juristische Verankerung hinaus. Dafür sind die hier untersuchten Akteur_innen Digitaler Zivilgesellschaft als Rekursive Öffentlichkeit vernetzt und differenziert divers aktiv, sowohl zur Kontrolle wie dem Voranbringen von Konzepten, aber auch zur Selbstschaffung, Selbsterhaltung und Selbstdefinierung.[178] Their [the connected actors] „affinity with one another is structured by shared moral and technical understandings of order. They are a public, an independent public that has the ability to build, maintain, and modify itself, that is not restricted to the activities of speaking, writing, arguing, or pretesting. Recursive publics form through their experience with the Internet precisely because the Internet is the kind of thing they can inhabit and transform. Two things make recursive publics distinctive: the ability to include the practice of creating this infrastructure as part of the activity of being public or contesting control; and the ability to “recurse“ through the layers of that infrastructure, maintaining its publicness at each level without making it into an unchanging, static, unmodifiable thing.”[179]

Fallstudien

Im Folgenden soll nun digitale zivilgesellschaftliche Vernetzung in Chile, Peru und Ecuador nachvollzogen werden. Genauer heißt dies, an Hand von Akteur_innen, die klar einem der drei Länder zuzuordnen sind, transnationale und globale Vernetzungen aufzuzeigen. Gesucht werden letztlich Akteur_innen, die sich durchaus als Teil einer globalen vernetzten Zivilgesellschaft fassen lassen und für diese stehen. Wichtig ist es dabei Akteur_innen zu finden, die sich tatsächlich zunächst aus einem dieser Länder heraus oder auf dieses fokussiert einem größeren Netzwerk öffnen und dieses suchen. Keineswegs sollen globale Akteur_innen vor Ort gesucht werden, vielmehr lokale global digital vernetzte. Das Vorgehen ist zunächst in jedem Land mögliche zu untersuchende Akteur_innen zu suchen und aufzuzeigen, um auf dieser Grundlage die Wahl des jeweiligen Fallbeispiels zu begründen. Die Suche erfolgt dabei sowohl intuitiv wie systematisch. Vernetzung zeigt sich durch Verlinkungen und Such- wie Findmöglichkeiten von Akteur_innen. Dahinter steht die These, dass Akteur_innen, die auch durch verschiedenes Suchen über diverse Suchmaschinen kaum zu finden sind, keineswegs als digital gut vernetzt gedeutet werden können. Dies ist keine Aussage über die tatsächliche Vernetzung, aber klar eine zum Aktivsein als Teil einer Digitalen Globalen Zivilgesellschaft. Untersucht werden dann die jeweilige Selbstdarstellung auf der eigenen Internetseite oder anderen öffentlich zugänglichen Seiten im Internet. Neben der Frage, wie und ob sich diese Akteur_innen als auf Minderheitenrechte besonders konzentriert darstellen, nur dies kann die Auswahl begründen, geht es um die eigene Vernetzung und deren Darstellung, die als Hinweis gelten kann und soll für das Aktivsein in einer Digitalen Globalen Zivilgesellschaft. Die Untersuchung erfolgt von Chile nach Ecuador, mit dem Land geringster indigener Bevölkerung im Sample beginnend und dem höchster indigener Organisiertheit in Gruppen schließend, was keineswegs eine Aussage zu digitaler Organisiertheit vorweg nehmen kann.

Chile

Eine Suche nach indigenen nicht-staatlichen Akteur_innen im Internet mit einem Fokus auf Chile aber internationaler Verknüpfung ist zugleich herausfordernd wie überraschend ergiebig.[180] Gerade wenn nach Akteur_innen mit zentralem Bezug zu Mapuche, der größten indigenen Gruppe in Chile, gesucht wird, ergibt sich eine sehr hohe Trefferquote. Und anders als bei Suchen nach anderen indigen Gruppen in Chile überwiegen nicht deutlich wissenschaftliche Beschäftigungen mit diesen. Das Ausmaß der Selbstpräsentation ist sehr hoch. Auch die internationale Vernetzung zeigt sich immer wieder. Die geht dabei weit über Südamerika hinaus, teilweise ist auch die jeweilige Organisation, sind Mapuche die einzigen Repräsentanten für Südamerika, dies trifft für die die Unrepresented Nations and Peoples Organization (UNPO) (http://www.unpo.org) zu. Die UNPO vertritt nicht bei der UN vertretene Völker, teilweise steht sie auch für Regierungen, ist selber aber kein Teil der UN. Hauptsächlich in Asien und Afrika werden Gruppen vertreten, aber beispielsweise auch in Europa. Das Volk der Mapuche, dabei Chile und Argentinien umfassend, ist tatsächlich die einzige Gruppe aus den Amerikas. Die Vernetzung der UNPO ist sehr gut, sie ist sowohl in internationale Strukturen wie auch lokal sehr gut eingebunden, unter anderem in Kampagnen. Doch auf Grund ihrer überhaupt nicht südamerikanischen Vernetzung und ihres Fokus maximal auch auf Mapuche wird von einer näheren Untersuchung abgesehen. Ähnliches gilt für Enlace Mapuche Internacional (http://www.mapuche-nation.org/index.htm), ebenfalls eine Organisation, die außerhalb Chiles entstand, 1996 in Groß Britannien, und international versucht zu sensibilisieren und zu informieren. Zwar wird auch hier betont, dass die Interessen indigener Völker in ganz Südamerika der Fokus sind, aber der de facto-Fokus sind Mapuche. Die intrasüdamerikanische Vernetzung ist kaum von Belang, vielmehr geht es darum, Mapuche-Anliegen international zu verbreiten und zu vertreten. Dies soll durch Informierung und Sensibilisierung geschehen. Die Vernetzung von Mapuche-Gruppen nach Europa, nicht mit anderen indigenen Gruppen, ist das Ziel. Die Einbindung richtet sich vor allem auf die Ebene der UN oder die UNPO. Hier zentral soll jedoch eine zivilgesellschaftliche Vernetzung mindestens auch mit anderen indigenen Akteur_innen sein. 

Andere Seitentypen umfassen auch Minderheiten- oder Indigene Rechte, beschäftigen sich aber viel allgemeiner mit Konzepten zur Zukunft des Landes. Dabei sind die Akteur_innen dahinter keineswegs generell oder auch nur zumeist indigene Akteur_innen; auch ihr Fokus sind nicht Indigene Rechte, sondern unter anderem Minderheitenrechte, und dies umfassend gleichfalls LGBT-Rechte[181] und ähnliches, sowie Partizipation und neue Mitwirkungsmöglichkeiten. Diese Seiten sind von großem informativen Gewicht und helfen einer breiten Ein- und Verbindung zu anderen Akteur_innen, Themen und Gruppen. Doch sind diese nicht die hier zentral zu untersuchenden, keine von indigenen Akteur_innen der Zivilgesellschaft zur Vernetzung. Ein Beispiel für eine solche Seite ist die der Fundación Chile 21 zu Indigenen Rechten (http://derechosindigenaschile21.blogspot.de). Die Fundación Chile 21 wurde 1992 gegründet, sowohl von Einzelpersonen wie Institutionen, um einen Raum für Reflexionen und Analysen über die Zukunft Chiles zu schaffen. Sie versteht sich selbst als politisch links orientiert und progressiv, steht aber selbstbeschrieben im Dialog mit allen politischen Richtungen und spricht sich gegen Exklusionen aus. International ist sie gut verknüpft, vor allem mit anderen Organisationen ähnlicher Art, die als eine Art Think Tank verstanden werden können. Verbindungen bestehen nach Europa und in die USA, zu anderen „Progressiven“. Die Themenpalette dabei ist eher breit, speziell gibt es Unterprogramme zu Gender-Themen, und eben auch eines zu Indigenen Rechten. Diese werden dabei aber vor allem als Teil des chilenischen Weges in eine Zukunft angesehen. (http://www.chile21.cl)

Sehr viele Seiten zur Thematik widmen sich der Informationsverbreitung. Dabei geht es entweder zentral darum aktuelle Informationen und Anliegen zu kommunizieren, oder auch um eine historische Verortung. Ersteres wird sehr divers angegangen. Unter anderem ist dabei eine akademische Richtung zu betonen, die Entwicklung von Internetseiten aus universitären Projekten. So ging aus einem Projekt der Universität Uppsala in Schweden die Seite des Centro de Documentación Mapuche (http://www.mapuche.info) hervor. Auf solchen Seiten können sich auch aktuelle Anliegen, allgemeine Informationsweitergabe und historische Verortung vermischen. Gerade solche Seiten haben sehr diverse Autor_innen und Akteur_innen, sie sind häufig organisiert wie ein Forum für Beiträge, das auch Verbindungen und Vernetzungen ermöglicht. Gerade mapuche.info ist dabei keineswegs nur auf Mapuche ausgerichtet, sondern bietet auch Informationen zu Aymara genauso etwas wie zu Guraní. Die Internetseite gibt es bereits seit 1997, sie gilt als effektive Materialisation der Ansätze des Centro, Interessierte zu informieren und Interesse zu generieren. Aber auch Forschungsdiskurse sollen online stattfinden können. Die Internetseite öffnet dabei das Feld für Interessierte weltweit, die internationale universitäre Vernetzung über und zu Mapuche soll (auch) über diese Seite gewährleistet werden. Dies wird durchaus als Bildungsprojekt verstanden. Das Centro selber organisiert daneben noch diverse akademische Aktivitäten und hat auch einen Pressedienst. Die Seite mapunet.org (http://mapunet.org/mapunet/index.html) geht ähnliche Wege, verbindet Informationen zu Kultur oder Kunst mit aktuellen Dokumenten. Sie sieht sich als virtuelle Verbindung von Professionellen, die sich für die Thematik Mapuche interessieren, seien es selbst Mapuche oder nicht. Die Seite soll ein Ort für Diskussionen, Reflexionen und Verbreitung sein. Dabei wird ein explizit politisches Anliegen verfolgt, der Kampf der Mapuche um territoriale Selbstbestimmung und Autonomie wird klar unterstützt. Die Seite soll einen offenen Ort darstellen, zum Austausch Interessierter und Engagierter, aber auch zur Vernetzung, als Ort des Treffens. Ideen und Problemwahrnehmungen sollen verbreitet werden und so Folgen entwickeln. Einerseits sollen professionelle Mapuche so ein Forum finden, aber auch interessierte und aktive Nicht-Mapuche. Dies verbreitert zugleich die Basis, vernetzt und öffnet, lässt aber auch Fokusse über den allgemeinen Mapuche-Fokus hinweg schwieriger werden; Minderheitenrechte sind so kein alle verbindendes Thema dieser Seite. Ganz bewusst wird eine Anbindung an eine spezifische Gruppe unterlassen. 

Eine Seite, die vor allem kulturelle Informationen zu indigenen Völkern, zu ihrer Geschichte oder ihrer Lebensweise bietet, ist serindigena.org (http://www.serindigena.org/index.php/es/). Entgegen des Namens geht es nur um indigene Völker in Chile und eine deutliche historisch-kulturelle Verortung. Zwar gibt es Artikel mit Zukunftsperspektiven und Aktualitätsbezug, dies ist aber nicht das zentrale Thema. Bei dieser Seite handelt es sich um eine von der Regierung in Form des Consejo Nacional de la Cultura y las Artes unterstützte. Sie bietet reichhaltige Informationen, inklusive digitalen Büchern, ist aber weniger ein Forum oder Raum zivilgesellschaftlicher Möglichkeiten, eher eine Seite zum darauf Verweisen, zur Untermauerung von Forderungen auf anderen Seiten. Von dieser Art Internetseiten gibt es einige, bei der vorgestellten handelt es sich jedoch um eine der vollständigsten und weit reichensten. Daneben gibt es digitale Zeitungen oder auch Meinungs- und Blogseiten. Diese sind vor allem Informationsforum oder auch Austauschplattform. Sie können als tatsächliche Zeitung und Informationsquelle daherkommen, wie azkintuwe (http://www.azkintuwe.org/quienesomos.htm). Dabei handelt es sich sowohl um ein Informations- wie um ein Bildungsmedium, mit multikulturellem Hintergrund. Zur Internetpräsenz kommt noch eine gedruckte Zeitung. Zentral setzt sich azkintuwe für Indigene Rechte ein und betont den Wert von Multikulturalität. So sollen auch Massenmedien beeinflusst werden. Andere Internetseiten können aber auch deutlicher Archiv- und Austauschort sein, wie Chile Indígena (http://indigenaschile.wordpress.com), oder politische Plattform und Ort um Vergehen anzuzeigen und Rechte einzufordern, wie beispielsweise PuLofMapuXawvn / Alianza Territorial Mapuche(http://alianzaterritorialmapuche.blogspot.de). Die erste dieser Internetseiten wird von indigenen Professionellen betrieben, die über diese Eindrücke berichten wollen, zu indigenen Themen, aber auch der politischen Situation in Chile. Die andere wird zentral von Aktivist_innen gefüttert, liefert zu diesen aber keine weiteren Informationen.

Sprachlich sind die meisten Seiten auf Spanisch gehalten, einige, mit vor allem über Südamerika hinaus reichender Vernetzung, auch auf Englisch. Oft werden indigene Worte eingebracht und genutzt, besonders um Ansprüche, Konzepte und Territorien zu umfassen. Seiten für Beiträge oder auch Blogsammlungen haben teilweise weitere Spracheinträge: mapuche.info hat neben spanischen und englischen Beiträgen auch einen italienischen, wenige deutsche, norwegische und französische, und dazu noch recht viele schwedische. Die Zugänglichkeit ist damit divers, aber durch Sprachhürden selten vollständig. 

Der Organisation, der sich hier nun gewidmet werden soll, ist schließlich eine, die weder nur eine Vernetzung global und kaum in Südamerika sucht, noch vor allem eine Informations- oder Meinungsseite betreibt. Vielmehr handelt es sich um eine Organisation, die zwar informieren und verbreiten will, aber tatsächlich klare und aufgeschlüsselte Anliegen verfolgt. Gerade Minderheitenrechte sind dabei zentral. Und auch wenn der Ausgangspunkt Chile ist, Mapuche die Akteur_innen sind, so wird doch eine Vernetzung angestrebt, besteht eine Verbindung zu diversen anderen indigenen Akteur_innen. Bei dieser Organisation handelt es sich um Liwen ñi Mapu & Asoc. (http://liwenmapu.wordpress.com). Die Organisation beschreibt sich selbst als pluralistisches Mapuche Kollektiv, das Informationen verbreiten, Themen setzen und Wissen implementieren möchte. Gerade die Themenbereiche Menschenrechte und Freiheit werden dabei betont, mit Bezug auf Mapuche, aber auch generell indigene Völker der Welt. Politische Rechte wie Rechte als Kollektiv werden zugleich betont, aber auch Empowerment, Repräsentation und Teilhabe. Ein neuer Diskurs über Fortschritt, Verhandlungen und friedliche Konfliktlösungen bilden weitere Zielkoordinaten, zu denen schließlich auch noch Biodiversität, Umweltfragen und Nahrungssicherheit gehören. 

Liwen ñi Mapu sieht sich selbst als Red de Noticias e Información sobre Pueblos Indígenas y Derechos Humanos.Das Hauptanliegen ist also klar das Informieren und das Beeinflussen über Informationen. Aktivitäten außerhalb des Netzes decken andere ab, Liwen ñi Mapu verbreitet und vernetzt diese, versucht so deren Wirkungsreichweite klar zu erhöhen. Dabei gibt es Unterkategorien zu diversen Themenfeldern auf der Internetseite. Neben Menschenrechten und indigenen Völkern in der Welt findet sich so eine Kategorie zu indigenen Völkern in Chile, ihren Gesellschaften und der entsprechenden Politik. Zu all ihren Hauptthemenfeldern finden sich eigene Unterkategorien, zu Empowerment, Selbstbestimmung, Partizipation und Repräsentation aber auch der Regierungspolitik in Chile bezüglich indigenen Gruppen. Bildung gilt als wichtig, um Wirkung zu erzielen und über das Informieren hinaus zu wirken. Dies schließt an Konzepte der Einflussgenerierung über die Trias Informationen, Kommunikation und Bildung an, wie sie viele nicht-staatliche wie staatliche Akteur_innen verfolgen. Insofern ist Bildung fast zwangslogisch eine eigene Kategorie auf der Internetseite, genauso die Kommunikation von Mapuche Organisationen und Indigenen in Chile. Ebenfalls Informationen zur entsprechenden UN- und OAS-Politik sind zu finden. Auffällig ist, dass einige Kategorien leer oder quasi leer sind, andere dafür umso mehr Informationen enthalten und sogar weitere Unterkategorien haben. Nichts findet sich zu Selbstbestimmung, sehr viel zur aktuellen politischen Situation. Die Artikel sind von diversen Autor_innen verfasst und berichten über aktuelle Ereignisse und Debatten. Dabei gibt es sehr häufig Verlinkungen zu anderen Seiten, die Informationen dazu bieten. Einige Beiträge werden auch direkt von Blogs übernommen. Dies wird allem Anschein nach jedoch stets ausgewiesen. Die Artikel können geratet werden, Verknüpfungen zu Facebook sind ebenso vorhanden wie die Möglichkeit zu einem Beitrag eine e-mail zu schreiben. Die Aktivitäten werden so interaktiver, schon dies fördert Teilhabe und Vernetzung. Alle Artikel sind verschiedenen Schlagwörtern zugeordnet. Damit tauchen sie teilweise auch gedoppelt in verschiedenen Kategorien auf. Dies erhöht den Eindruck einer wahren Artikelschwemme, dieser relativiert sich jedoch, wenn Mehrfachverzeichnungen berücksichtigt wird. Es erleichtert aber immens die Recherche zu einem spezifischen Thema. Darüber hinaus sind Suchen möglich; die neuesten Einträge werden separat gelistet. Wird im Internet nach Liwen ñi Mapu gesucht, zeigt sich, dass diese vor allem als Informationsquelle auftaucht. Diverse Seiten verweisen als Quelle ihrer Informationen, als Beleg auf Liwen ñi Mapu. Damit stärken sie zugleich deren Reichweite, aber auch deren Glaubwürdigkeit und Vernetzung. Generell zeigt sich, dass bei vor allem auf Informations- und Meinungsdistribution ausgerichteten Akteur_innen und Seiten die Querverweise immens sind, viele Belege wandern quasi hin und her. Deutlich wird Informationshoheit also auch verstanden als engmaschige gegenseitige Verweise und Einbindungen. Einige Themen werden so quasi von wenigen selber generiert und zu einem breiten und vernetzten Thema gemacht, durchaus im Sinne einer Rekursiven Öffentlichkeit.

Darüber hinaus bietet die Seite Verlinkungen zu darüber hinaus gehenden Informationen von Liwen ñi Mapu. Bedeutsam ist dabei der Twitter-Account von Liwen ñi Mapu (https://twitter.com/liwenmapu). Dieser verlinkt zu neusten Aktivitäten und Seiten die darüber informieren. Auch YouTube-Videos mit weiteren Informationen werden so präsentiert und verlinkt. Über die Homepage sind auch die neusten Twitter-Aktivitäten einzusehen. Die Internetseite ist so quasi das Supramedium, das verschiedene Informationen verschiedener Quellen aber auch von Liwen ñi Mapu selber darstellt und schnell zugänglich macht. Dazu ist es ebenso möglich, sich in einen e-mail-Verteiler eintragen zu lassen, um neuste Informationen zu erhalten. Die Internetseite beinhaltet auch ein Archiv, sortiert nach Monaten oder Kategorien. Die gleichen Verlinkungen wie auf Twitter finden sich auf der Facebook-Seite, sonst werden auf dieser nur einige Links geteilt (https://www.facebook.com/liwenmapu). Facebook wie Twitter, also die sozialen Medien, sind damit vor allem eine Erweiterung der Internetseite und nur bedingt eine Ergänzung. Die Facebook-Seite dient aber auch der Verlinkung und Einbindung. Viele der Freunde sind Individuen, keine Organisationen. Freundschaften auf Facebook sind möglich, da dort Liwen ñi Mapu als (männliche) Person angemeldet ist. Vermutlich handelt es sich um den Gründer oder eine zentrale Person, dies ist aber nicht zu verifizieren.[182] Die „Gefällt mir“-Markierungen von Liwen ñi Mapu verbinden vor allem zu anderen indigenen Organisationen, eher kleineren, aber auch zentraler stehenden. Einerseits wird sich so zu Akteur_innen verlinkt und verbunden, die auch auf der Internetseite präsent sind, aber auch zu größeren anderen wie Amnesty International in Argentinien. Gerade auch eine deutliche sozialistisch-linke Verortung wird dadurch sehr deutlich. Vernetzungen finden als „Freundschaften“ aber auch zu Universitäten statt. Es werden aber ebenso Seiten markiert, deren Verbindung zu indigenen Themen oder auch sozialistisch-linken nicht deutlich ersichtlich sind, so zur Facebook-Seite von no al aborto en chile. 

Die Facebook-Seite verweist auf zwei weitere Internetseiten von Liwen ñi Mapu: http://www.liwenmapu.org und http://www.liwenmapu.cl. Die erste findet sich jedoch nicht, die zweite befindet sich noch im Aufbau. Auf dieser zweiten wird nochmals deutlicher gemacht, wer hinter Liwen ñi Mapu steckt. Es handele sich um eine private Organisation in Form einer SRL (Sociedad de responsabilidad limitada). Diese soll Mapuche wie nicht Mapuche zusammen bringen, um Informationen und Forschung, Beratung und Studien zu teilen, im Sinne von RSE (responsabilidad social corporativa). Die Mitwirkenden sind jedoch ausnahmslos Indigene, aber nicht nur Mapuche, auch Indigene über Chile hinaus wirken mit. Es wird auch nochmal deutlicher, was unter Minderheitenrechten verstanden werden soll: „Creemos en una sociedad pluricultural, tolerante y respetuosa de las culturas y derechos humanos de los pueblos indígenas… que expresan formas de vida y compartan una cosmovisión distinta a la sociedad nacional.“ [183] Dieses deutliche Bekenntnis zur Andersartigkeit, die geschützt und bewahrt gehöre, erfordert in der Folge auch andere Herangehensweisen, wie im Bildungsbereich, aber auch andere Partizipations- und Repräsentationsformen – dies zu befördern sieht Liwen ñi Mapu als ihre Aufgabe. Auf dieser Seite, die über Suchmaschinen, anders als die Seite über wordpress, kaum zu finden ist, sind viele Kategorien noch nicht ausgefüllt. Nur über Patente und Eigentum findet sich schon einiges. Dies zeigt, dass diese Thematik, geistiges und materielles Eigentumsrecht indigener Gruppen, fortan noch zentraler werden wird. Diese Seite firmiert dem folgend auch unter Liwen ñi Mapu Ltda. & Asoc. – Consultorías y Asesorías integrales, agroindustria, medio ambiente y empresas. Sie ist somit kein Ersatz für die wordpress-Seite, die vielmehr Inhalte in Breite behandelt, als eine Ergänzung zu dieser mit noch spezifischerer Ausrichtung. Generell kann so Liwen ñi Mapu als ein ganzes Konglomerat von Informationsseiten und Quellen gesehen werden. Es ist eine breite Aufstellung, die es ermöglicht, als Expertin zu einer Breite von Feldern wahrgenommen zu werden und in möglichst vielen Feldern Einfluss zu generieren. 

Die Hauptseite bei wordpress verweist auf weitergehende Seiten und Organisationen. Diese stellen somit zentral auch das digitale Netzwerk von Liwen ñi Mapu dar. Als zentrale Informationsquelle wird unter anderem auf Servindi verwiesen (http://servindi.org). Dabei handelt es sich um einen in Lima ansässigen Informationsservice, der von Interviews zu Nachrichten über ein breites Portfolio verfügt. Auch dies soll Indigene befähigen, aktiv zu werden, lokal bis international. Eine plurale interkulturelle Kommunikation ist das verfolgte Ideal. Dabei wird zentral zur Teilhabe eingeladen, mit Quellennachweis darf die Seite auch mit Inhalten gefüllt werden. Darüber hinaus wird auf diverse Blogrolls verwiesen. Unter anderem finden sich dabei Informationen zu Stipendien der UN für indigene Repräsentant_innen (http://www2.ohchr.org/spanish/issues/indigenous/fellowship.htm) oder die Seite zu Indigenen des Hohen Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte (http://www2.ohchr.org/spanish/issues/indigenous/index.htm). Auch Links zu chilenischen Radiostationen finden sich (Radio ADNRadio Bio-BioRadio Cooperativa und Radio Universidad de Chile), die als Informationsquellen dienen können. Letztlich handelt es sich um die zentralen Radiostationen Chiles. Unter dem Stichwort Solidaridad y Apoyo a los PI (Pueblos Indígenas) findet sich ein Link zu Survival, der selbsterklärt einzigen Organisation die für Indigene Rechte und indigene Völker weltweit kämpft (http://www.survival.es). Sie setz sich für deren Schutz und Verteidigung ein. Survival finanziert Bildungsprojekte genauso wie Gesundheitsmaßnahmen. Dabei setzt sich Survival gar nicht für indigene Völker in Chile, nicht für Mapuche ein, vielmehr in Südamerika vor allem für indigene Völker in Basilien, aber auch isolierte Stämme in Peru oder Indigene in Kolumbien. Sitz von Survival ist London. Die Verlinkung dient deutlich eher der Bezugnahme zum größeren Kontext als etwas anderem, eine direkte Verbindung von Liwen ñi Mapu zu Survival lässt sich nicht feststellen. Außerdem gibt es Links zu zentralen internationalen Akteur_innen der Menschenrechtssicherung, die Inter-American Commission on Human Rights (http://www.oas.org/es/cidh/), den Inter-American Court of Human Rights (http://www.corteidh.or.cr) und das United Nations Permanent Forum on Indigenous Issues(http://undesadspd.org/Default.aspx?alias=undesadspd.org/indigenouses). Damit sind die für die Amerikas zentralen Akteur_innen auf internationaler Ebene sehr gut abgedeckt. Auch hier gilt, dass es keineswegs eine klare Verbindung von Liwen ñi Mapu zu diesen gibt oder geben muss, vielmehr dienen die Verweise dazu, die größere Ebene zu unterstreichen und zugleich einzubeziehen. Interessanterweise wird nur auf eine NGO als NGO verwiesen, dabei handelt es sich wieder um Survival. Die NGO-Kontakte werden also minimal gezeichnet, ganz anders die zu anderen indigenen Akteur_innen und Seiten, die teilweise auch als NGOs hätten erfasst werden können. So wird eine gewisse Distanz geschaffen, NGOs werde so etwas „westliches“, von außen helfen wollendes. Tatsächliche Hilfe und Aktivitäten werden davon getrennt bei indigenen Akteur_innen und ihren Seiten gesehen und betont. Liwen ñi Mapu bezeichnet sich nicht ohne Grund als indigene Organisation, als Mapuche Kollektiv. Es geht darum die eigene Identität und die eigenen Informationen bestimmen zu können. Vernetzte regionale und lokale Aktivitäten in einem südamerikanischen Rahmen sollen zentral stehen, nicht der Weg weiter nach außen oder zur großen internationalen Ebene. Dieser Weg gilt als wichtig und unterstützend, doch die Eigendefinition der Aktivitäten erfolgt lokal und regional, indigen und selbst. Die Thematik Indigener Rechte wird so mit einem gewissen Lokalkolorit quasi selbst erzeugt und gesetzt, global vernetzt und doch begrenzt. Liwen ñi Mapu ist in diesem Sinne und demnach Teil und Repräsentant_in einer Rekursiven Öffentlichkeit.

Die indigenen Seiten und Akteur_innen, auf die verwiesen wird, sind divers. Ein großer Anteil sind weitere Informationsseiten. Darunter finden sich Abya-Yala Internacional (http://abyayalainternacional.wordpress.com), eine Seite, die Nachrichten der „naciones y pueblos indígenas, originarias de Abya Yala – Pacha Mapu – América“ verbreitet. Der Fokus liegt hier auf Chile, geht aber auch darüber hinaus. Ein weiterer Link verweist auf Noticias de Abya-Yala (http://www.ayi-noticias.blogspot.de), dies ist quasi die Nachrichtenseite von Abya Yala. Dazu kommt Mapuexpress (http://mapuexpress.org), vom Konzept her ähnlich wie Liwen ñi Mapu, nur bedeutend kleiner. Ukhamawabietet ebenfalls indigene Nachrichten (http://ukhamawa.blogspot.de). Indigene Themen aus den Anden und der Welt sollen über diese Seite Verbreitung finden, Aktivitäten bekannt gemacht und aufgezeigt werden, was indigene Organisationen machen und planen. Damit soll die offizielle Presse, der ein Mangel an Differenziertheit und Breite unterstellt wird, ergänzt und bereichert werden. Der Fokus sind allerdings Aymara, womit die Thematik von Liwen ñi Mapu wiederum ergänzt wird, es sich aber auch erklärt, warum die direkten Verbindungen bedingt bleiben. Auch die Seite Agencia Intercultural de Noticias Indígenas (AINI) hat einen anderen lokalen Fokus (http://www.aininoticias.org). Sie wird betrieben vom Centro de Estudios Aplicados a los Derechos Económicos, Sociales y Culturales, welches in Bolivien sitzt, sich aber in den gesamten Anden und im Amazonas-Tiefland für Indigene Rechte einsetzt. Einen sehr starken Fokus auf indigene Themen, jedoch lediglich in Venezuela, bietet Venezuela Originaria (http://venezuelaoriginaria.blogspot.de). Doch auch auf dieser Seite werden größere Kontexte stets geschaffen, auf überregionale und transnationale Aktivitäten verwiesen. Deutlicheren Bezug zu Mapuche hat Comunicación Mapuche – Avkin Pivke Mapu, deren Seite jedoch nur bedingt nutzbar ist. Dabei handelt es sich um eine Mapuche-Seite aus Argentinien, also die Möglichkeit sich nahe am Thema in der größeren Region zu vernetzen. (http://www.avkinpivkemapu.com.ar) Dazu kommen internationale Nachrichtenquellen. So gibt es einen Link zu Inter Press Service (http://www.ipsnoticias.net). Dieser Nachrichtenagentur mit Sitz in Rom geht es darum, „unabhängige Nachrichten“ zu verbreiten, gerade auch zum „globalen Süden“, aber auch zu zivilgesellschaftlichen Aktivitäten oder Minderheitenrechten. Sie ist damit eine internationale Ergänzung und Verbreitungsoption für Seiten wie Liwen ñi Mapu. Eine andere Art der Ergänzung ist Prensa Latina (http://www.prensa-latina.cu/index.php), die kubanische Nachrichtenagentur, die durchaus eine selektive Informationspolitik betreibt, aber sich gerne als Vorreitende für Minderheitenrechte und Indigene Belange darstellt. 

Zu diesen eher auf Informationen ausgerichteten Seiten kommen andere eher auf Aktivitäten bedachte. Dabei wird Südamerika durchaus breit abgedeckt. In Kolumbien wird auf die Asociación de Cabildos del Norte del Cauca. Cxab Wala Kiwe (http://www.nasaacin.org) verwiesen, die sich in der Region Cauca für indigene Belange stark macht. Ebenfalls in Kolumbien wird auf die Organización Nacional Indígena de Colombia verwiesen. Diese ist das zentrale Dach indigener Organisiertheit in Kolumbien, und sowohl lokal wie national aktiv. Sie vertritt indigene Interessen politisch, wirkt aber auch an Umsetzungen und Koordinierungen mit. Die Organización ist international hervorragend eingebunden. (http://cms.onic.org.co) In Mittelamerika wird auf die Alianza Mesoamérica de Bosques y Pueblos (http://alianzamesoamericana.org) mit Sitz in Managua verwiesen, die sich für indigene Belange und Biodiversität stark macht und klar über Mittelamerika hinaus wirkt. Zu El Salvador wird auf das PRISMA (Programa Salvadoreño de Investigación sobre Desarrollo y Medio Ambiente) verwiesen. Dieses versteht sich als Austauschplattform und führt selber Studien durch und publiziert diese. Es soll Raum für Dialoge geschaffen werden und dabei diverse Akteur_innen einbezogen und repräsentiert werden. Aus den Dialogen sollen Aktivitäten erwachsen – durchaus etwas, dass Liwen ñi Mapu auch anstrebt. (http://www.prisma.org.sv)

Eine weitere Gruppen von Verweisen sind die auf Seiten mit spezifischem Fokus auf Rechte. Dazu gehört die Internetseite der Coordinación por los Derechos de los Pueblos Indígenas (CODPI), eine Verbindung diverser nicht-staatlicher Akteur_innen zur Verteidigung der Rechte Indigener im Sinne internationaler Solidarität. Der Sitz befindet sich in Spanien. Dabei geht es um die Kombination von Expertise und die gegenseitige Bereicherung. Aktivitäten vor Ort werden von den Gründungsorganisationen ausgeführt, die CODPI dient vor allem dem Austausch und der Bündelung der Kräfte zur Vertretung nach außen. Sie ist aber auch Ansprechpartnerin und Sprachrohr. Auch deshalb wird sie von Liwen ñi Mapu zentral gelistet. (http://www.codpi.org) Der Link zu Derechos Humanos y Pueblos Indígenas führt allerdings zu keinem andere Akteur, zu keiner anderen Akteurin, vielmehr erscheint eine weitere Seite von Liwen ñi Mapu, die lediglich zentrale Gesetzen und Verträgen zur Thematik enthält.[184]

Die zwei letzten Links führen zu zwei Observatorios. Einmal wird auf das Observatorio de Derechos Humanos de los Pueblos Indígenas verwiesen. Dabei handelt es sich um eine argentinische NGO, die es seit 2009 gibt. Sie hat sich zur Aufgabe gemacht, Mapuche Rechtsbeistand zu bieten, sowohl gegenüber staatlichen wie internationalen Akteur_innen, und bei deren Organisation zu helfen. Dabei sollen Menschenrechte für wie unter Indigenen gestärkt und Debatten initiiert wie gelenkt werden. Die Verbreitung von Informationen gilt auch dieser NGO als zentral. (http://odhpi.org) Beim anderen handelt es sich um das Observatorio del Derecho a la Comunicación de los Pueblos Indígenas. Dieser Link leitet zur Coordinadora Latinoamericana de Cine y Comunicación de los Pueblos Indígenas(CLACPI). Dabei handelt es sich um eine größere Verbindung zur Stärkung und Ermöglichung indigener Kommunikation. Kommunikation wird von dieser als Lebenspfeiler und von besonderer Zentralität angesehen, ihre Ermöglichung ist damit klares (Minderheiten)recht. Es geht darum, Indigenen eine Stimme zu verleihen, und zugleich zu kontrollieren, dass juristische Fortschritte in diese Richtung auch umgesetzt und Realität werden. (http://www.clacpi.org) CLACPI sitzt in Santiago de Chile. Sie versteht ihr Wirken letztlich analog zu dem von Liwen ñi Mapu, der Sicherung und Ermöglichung eines Rechtes auf Kommunikation und eine Stimme. Liwen ñi Mapu will Informationen quasi wieder „indigenisieren“ und sieht in freien Informationen und Meinungen nicht nur ein zentrales Menschenrecht, sondern auch erst die Möglichkeit und Basis, Menschenrechte und Minderheitenreche zu ermöglichen. Die beiden letzten Links zeigen also deutlich den Rahmen, in dem sich Liwen ñi Mapu selber agieren sieht.

Mit der Auswahl von Liwen ñi Mapu als näher zu untersuchende_n Akteur_in vernetzter Digitaler Zivilgesellschaft fiel die Wahl nicht auf die größte Mapuche-Organisation Chiles. Es wurde auch nicht die zentrale Dachorganisation gewählt. Vielmehr wurde ein_e Akteur_in betrachtet, welche_r sich besonders, letztlich fast gänzlich online betätigt. Durchaus treten Akteur_innen von Liwen ñi Mapu auch bei Konferenzen oder Demonstrationen in Erscheinung, dazu finden sich Belege, aber als Organisation wird quasi nur online und vernetzt gewirkt. Liwen ñi Mapu anderen Seiten und Akteur_innen dabei vorzuziehen, begründet sich vor allem im selbstgesetzten Fokus von Liwen ñi Mapu (auch) auf Menschen- und Minderheitenrechte in diversen Ausprägungen und Ansätzen, von Empowerment über Bildung und Kommunikation zu Repräsentanz. Die Vernetzung und zivilgesellschaftliche Einbindung erfolgt weniger über Geldflüsse oder als Partnerorganisation. Hingegen wird über die Zitation von Nachrichten vernetzt, durch geteilte, verbreitete und hervorgebrachte Informationen. Tatsächlich wird dabei besonderer Wert auf die Eigengenerierung von Informationen gelegt. Es gibt Vernetzungen zur internationalen Ebene oder nach Europa, zumindest Verweise dorthin, auch der größere Rahmen Süd- und Lateinamerikas wird durchaus gesucht. Doch Informationen werden lokal generiert, der Fokus auf Minderheitenrechte für Mapuche wird durch lokale Informationen in einer transnationalen Bereicherung bedient. Die Themen werden tatsächlich selbst erzeugt, selbst modifiziert. Damit kann Liwen ñi Mapu als ein_e bedeutende_r Akteur_in einer auf Minderheitenrechte und Mapuche speziell fokussierten Rekursiven Öffentlichkeit verstanden werden. Doch so zu agieren ist wiederum nur möglich durch Verweise auf, Vernetzungen mit und Belege durch eine internationale und eine vernetzte süd- und lateinamerikanische Ebene. Die Anliegen werden auf Mapuche ausgerichtet und reduziert, zugleich aber wieder geöffnet. Der Bedeutungszuwachs von Forderungen für und von indigenen Völkern in mehreren Ländern, gar für Minderheiten allgemeiner, ist ein auch von Liwen ñi Mapu gesuchter. Doch die stete Rückorientierung und Fokussierung auf Mapuche und Chile fällt ins Auge. Argentinien als ebenfalls Heimat von Mapuche wird durchaus noch deutlich einbezogen, schon Aymara-Belange in Nordchile weniger. Der Fokus auf Minderheitenrechte ist deutlich, er ist der eine Vernetzungspfeiler, auch einer globalen Vernetzung. Der andere Pfeiler ist Indigenität. Dabei versucht Liwen ñi Mapu diese beiden zusammen zu führen und macht dies über die Distribution, Sammlung und multikanale Verbreitung von Informationen, Aufrufen und Stimmen. Liwen ñi Mapu hat keinen Status im Rahmen der UN, ist auch über google nicht mit abermillionen von Treffern gesegnet, doch handelt es sich um eine Akteurin mit einer zentralen Rolle bei der Verbreitung von und dem Kämpfen für indigene Minderheitenrechte in Chile, und darüber hinaus. Der Kampf wird dabei nicht von Liwen ñi Mapu auf der Straße oder im Parlament gefochten, sondern im Netz, durch Netzwerken, Informieren und Sensibilisieren. Liwen ñi Mapu ist ein zentraler Knoten für Informationen zu Mapuche-Aktivitäten und -Anliegen bezüglich (Minderheiten)rechten, die Organisation ist eine dynamische Akteurin im entsprechenden Netzwerk.

Peru

Die Suche nach indigenen Akteur_innen im Internet in und aus Peru mit Bezug zu Minderheitenrechten gestaltete sich deutlich herausfordernder als für Chile. Sowohl die auffindbare Menge an Seiten als auch deren Diversität waren geringer. Vielmehr fanden sich immer wieder schnell und umgehend eine Reihe an Seiten internationaler oder transnational agierender Akteur_innen, die auch in Peru aktiv sind. Dies liegt an diversen Gründen: Der zentrale ist wohl, dass es nicht möglich ist, in Peru nach einer isolierbaren zentralen indigenen Gruppe zu suchen. Seiten über Mapuche beherrschen die Suchergebnisse zu und in Chile. In Peru kann zwar nach Sprachgruppen gesucht werden, aber Abgrenzungen und diverse, sich auch überschneidende Kollektivierungen prägen das Bild. Darüber hinaus findet sich ein recht großes Angebot an Seiten, die sich nicht auf die Anden beziehen, gerade zu indigenen Gruppen im Amazonas-Tiefland, aber auch zu Afroperuaner_innen als bedeutende Minderheitengruppe. Seiten andiner indigener Akteur_innen aus Peru sind eher in begrenzterer Zahl vorhanden, insbesondere Seiten von diesen Akteur_innen und nicht zu diesen.

Die Seiten, die sich finden lassen, können wiederum unterschiedlich gruppiert werden. Zum einen finden sich Seiten zur bedeutenden Minderheit der Afroperuaner_innen. Diese definieren sich zwar nicht als Indigene, fördern und fordern aber in Peru Minderheitenrechte ein. Die Fokusse sind klar die peruanische Küste und Afroperuaner_innen. Doch es gibt auch Vernetzungen mit allgemeiner wirkenden Gruppen zur Umsetzung eines breiten Menschenrechtskonzepts und dem Schutz von Jugendlichen oder Frauen. So finden über zentrale thematische Akteur_innen auch Verbindungen zu indigenen Akteur_innen statt. Es zeigt sich deutlich, wie vernetzt entsprechende Akteur_innen wie die Asociación Negra de Defensa y Promoción de los Derechos Humanos (ASONEDH) (http://asonedhperu.org) sind. Gerade da sie eine eher begrenzte und in der Öffentlichkeit weiterhin oft marginalisierte Minderheit repräsentieren, scheint eine Vernetzung über die Landesgrenzen zentral zu sein. Verbindungen in ganz Lateinamerika bestehen, zu den zentralen Organisationen, die sich für Minderheiten afrikanischer Herkunft besonders im spanischsprachigen Lateinamerika einsetzen.

Eine andere und größere Gruppe an Seiten sind solche zu indigenen Gruppen im Amazonas-Tiefland. Diese sind außerordentlich gut vernetzt, in Peru, aber auch darüber hinaus. Anders als andine indigene Peruaner_innen haben sie klare Dachverbände und sehr gut aufgemachte Internetseiten voll mit Informationen und Verlinkungen. Dabei werden zumeist mehrere indigene Gruppen vertreten, teilweise über Tochterorganisationen eingebunden. Zentrale Thematik sind auch hier Minderheitenrechte, insbesondere territoriale Rechte. Ein Fokus liegt auf Indigenen in ihrer so dargestellten „natürlichen Umgebung“, auf Wald und Indigenen. Besonders auch die Frage eines Rechts auf freiwillige Isolation treibt die entsprechenden Organisationen um. Dies gilt zentral für die Asociación Interétnica de Desarrollo de la Selva Peruana (AIDESEP), die sich auf ihrer Homepage (http://www.aidesep.org.pe) für freie Selbstbestimmung und eine indigene Rechtsprechung mit Verfassungsrang einsetzt. Kollektives Wissen soll bewahrt und auch vor Konzerninteressen geschützt werden. Interkulturalität soll zentraler Entwicklungshintergrund werden, damit aus Peru ein tatsächlich plurinationaler, pluriethnischer und plurilingualer Staat wird. Diese Forderungen der AIDESEP verbinden diese mit anderen indigenen Gruppen. Zugleich sind sie aber stets auf Indigene im Amazonas-Tiefland umgemünzt, gerade Isolation und Unberührtheit sind Themen, die im andinen Hochland weniger im Rahmen von Minderheitenrechten diskutiert werden. Andere Gruppen, wie Derecho Ambiente y Recursos Naturales (DAR) fokussieren mit einem spezifischen Blick auf Extraktivismus und Umweltveränderungen auf Indigene Rechte (http://www.dar.org.pe/inicio.htm). Dabei steht generell auch das Amazonas-Tiefland im Fokus. Es wird als besonders bedroht und verletzlich ausgemacht. Dies schließt Aktivitäten im Hochland keineswegs aus, doch das Zentrum der Aktivitäten und Aufmerksamkeit ist das Amazonas-Tiefland. Dies zeigt sich auch im Rahmen der institutionellen Einbindung und Vernetzung. Verbindungen gibt es vor allem zu Organisationen mit einem Umwelt- und Nachhaltigkeitsschwerpunkt, teilweise noch mit einem auf Indigene und Minderheitenrechte, keinen aber spezifisch zu Organisationen mit einem Schwerpunkt auf Indigene im andinen Hochland. Hingegen gibt es diverse Verbindungen zu Akteur_innen, die sich mit dem Amazonas-Tiefland befassen. 

Eine weitere große Gruppe von Seiten sind die von Jurist_innen, die sich mit der Thematik beschäftigen. Dies sind sowohl universitäre Seiten, als auch Seiten professioneller Jurist_innen. Diese können selber durchaus indigene Akteur_innen sein, treten in diesem Kontext jedoch nicht als solche auf. Der Fokus liegt bei diesen auf Minderheitenrechten, als juristisches (Forschungs)feld, aber auch als anzustrebendes Ziel. Zentral ist in diesem Rahmen unter anderem die Comisión Andina de Juristas (http://www.cajpe.org.pe/index.html). Diese setzt sich seit 25 Jahren für die Verteidigung, Verbreitung und Festigung von Menschenrechten ein, der Aktionsradius reicht von Venezuela bis nach Chile entlang der Anden. Dabei geht es darum, kritisch zu begleiten, bei Gesetzesdebatten zu intervenieren, Vorschläge zu unterbreiten, aber auch andere Organisationen zu unterstützen. Die Einbindung ist weit reichend, bis hin zur Ebene der UN und der OAS. Die Verbindungen bestehen vor allem mit anderen juristisch ausgerichteten Akteur_innen; über allgemeiner zu Minderheitenrechten international und transnational agierende Akteur_innen sind aber auch Verbindungen direkter zu indigenen Minderheitenrechteakteur_innen gewährleistet. Zwar ist das zentrale Feld Menschenrechte und Demokratie, Minderheitenrechte wie Selbstbefähigung sind dabei aber zentrale Standbeine. Universitär gebundene Akteur_innen sind oftmals Einzelpersonen oder aber ganze Fakultäten, die jedoch mit anderen nicht-staatlichen Akteur_innen zu bestimmten Themen, wie eben Minderheitenrechten, zusammen arbeiten. Dies trifft in Peru auf die Facultad de Derecho der Universidad de San Martín de Porres zu (http://www.derecho.usmp.edu.pe/index.html).

Es gibt auch einige Seiten internationaler Akteur_innen mit einem reinem Peru-Fokus, die sich auch für Interkulturalität und Minderheitenrechte einsetzen. Dabei ist das Forum Solidaridad Perú zu nennen, das von ausländischen Missionar_innen in Peru gegründet wurde (http://www.psf.org.pe/xto/). Ziele dieses sind unter anderem die Einbindung Nicht-Eingebundener sowie die Bekämpfung von Gewalt. Die Sensibilisierung von Öffentlichkeiten über Menschenrechte ist ein zentrales Anliegen, und zwar sowohl in Peru, aber auch in potentiellen Unterstützungsnetzwerken in den USA oder Europa. Es wird sich dennoch zentral an zivilgesellschaftlichen Kampagnen in Peru beteiligt und vor allem lokal mit anderen lokalen Organisationen zusammen gewirkt. Eine südamerikanische Verknüpfung ist hingegen weniger das Ziel. Die Ziele in und für Peru sind breit, die Verbesserung der dortigen gesellschaftlichen Bedingungen und der zivilgesellschaftlichen Möglichkeiten, aber auch Schuldenbekämpfung und (internationale) soziale Reformen sind klare Interessenschwerpunkte. Interkulturalität und Minderheitenrechte sind dabei ein zentrales Standbein, aber nicht der Fokus des Forum. Darüber hinaus handelt es sich keineswegs um eine Gruppe indigener Akteur_innen. 

Dazu kommen Seiten von Akteur_innen, die eine deutlichere oder sich anders darstellende Spezialisierung ihres Handlungsfeldes aufweisen, als indigene Akteur_innen für Minderheitenrechte. Dies trifft auf das Centro de la Mujer Peruana Flora Tristán (http://www.flora.org.pe/web2/) zu, eine feministische Organisation, die sich seit über 30 Jahren für eine verbesserte Beteiligung von Frauen und die Umsetzung ihrer Rechte einsetzt. Durch den Fokus des Agierens gegen Diskriminierungen und für Menschenrechte gibt es deutliche Überschneidungen mit den hier zentralen Akteur_innen. Dies gilt auch, da Menschrechte in Form von Frauenrechten gerade auch im Umfeld indigener Akteur_innen umgesetzt werden sollen. Die Vernetzung der Seite selber ist gering, aber viele andere verlinken auf diese Seite, wie die Facultad de Derecho. Damit ist die Seite gewissermaßen ein thematisches Zentrum, und doch zu anderen verwandten Themen nur bedingt geöffnet. Gerade die Frage von Minderheitenrechten in einer breiteren Fassung steht eher außen vor, zentral sind Menschenrechte inklusive Reproduktiven und Sexuellen Rechten und der Kampf gegen Gewalt.

Eine weitere Gruppe von Internetseiten, die sich im Rahmen der Suche finden, sind elektronische Publikationen, wie das Magazin Construyendo Nuestra Interculturalidad. Dieses ist insofern ein sehr interessantes Beispiel, als es sich dem Dialog zwischen verschiedenen Kulturen auf einer horizontalen Ebene verschrieben hat. Austausch soll die Kulturen bereichern, Bürgerrechte stärken und die Demokratie ebenso. Es ist vor allem eine Diskussionsplattform, die aber auch kulturelle wie andere Themenfelder vorstellt. So interessant das Projekt ist, und so positive Meldungen sich dazu auch finden, so mäßig ist die Webpräsenz. Immer wieder ist die Seite (http://www.interculturalidad.org) nicht zu erreichen. Eine gewisse Aushilfe schafft die Facebook-Seite. Viele betrachtete Akteur_innen sind tatsächlich besser via Facebook zu finden und darüber vernetzt als auf Ebene ihrer Web-Seiten, halten ihre Facebook-Präsenz aktueller. Doch dies ist bei diesem Magazin nur ein gradueller Unterschied.

Die meisten betrachteten Internetseiten zu und aus Peru sind lediglich auf spanisch gehalten, teilweise finden sich einige wenige englischsprachige Dokumente und Beiträge. Aber diese müssen schon gesucht werden, so bei AIDESEP. Teilweise finden sich auch nur einige wenige Publikationen auf Englisch auf einer Seite, jedoch keine weiteren Beiträge, so bei DAR. Auch die Seite von ASONEDH ist vollständig auf Spanisch gehalten. Dabei fällt deutlich auf, dass auch die gelisteten Partner_innen sich vor allem auf spanischsprachige Afrikastämmige konzentrieren. Lediglich beim Forum Solidaridad Perú sind Übersetzungsmöglichkeiten auf der Seite verfügbar, eine Verlinkung zu Google Translator für Englisch, Französisch, Deutsch, Russisch, Portugiesisch (Brasilien), Italienisch und Niederländisch – ein klarer Verweis auf die Zielländer, um Unterstützung zu generieren. Deutlich ist bei der Beschäftigung mit den entsprechenden Seiten aus und zu Peru ein viel deutlicherer Fokus auf Spanisch als noch bezüglich Chile, wozu sich auch noch gut auf Englisch suchen ließ.

Die am Ende schließlich gewählte Organisation ist das Centro de Culturas Indígenas del Perú (CHIRAPAQ) (http://www.chirapaq.org.pe). Das Zentrum besteht seit 1986, gegründet noch unter anderem Namen, und wurde sowohl von andinen wie Amazonas-Tiefland Indigenen gegründet. Gerade das Bewahren und Stärken der eigenen Identität ist und war zentrales Anliegen. Damit waren Minderheitenrechte stets im Fokus. Der Kontext der Gründung ist die politische Gewalt dieser Jahre in Peru; der Schutz des Lebens, gerade von Migrant_innen und Vertriebenen, war so eine erste selbstgesetzte Aufgabe. Dabei sollte stets versucht werden, ein kommunales gemeinsames Leben zu bewahren. Ziel und Aktivitätsgrundsatz ist es sich selbst zu stärken, Indigene helfen Indigenen und stärken diese. Gerade die Stärkung und Bewahrung von Kultur und Kunst ist dabei ein Standbein. Kulturelle Identität ist das dabei verfolgte Konzept. Um diese zu bewahren, werden national wie international indigene Aktivitäten und Vorgehen zum Stärken und zur Anerkennung Indigener und so Minderheitenrechte gestützt und an diesen teilgenommen. 

Die Internetseite befasst sich sehr eingehend mit der Selbstverortung der Organisation. Neben vielen Bildern und einer Seite dazu, wie die Organisation sich selbst sieht, gibt es noch eine historische Zeitlinie, die zentrale Entwicklungsstationen nachzeichnet. Unter anderem gehört dazu die Mitgründung von Enlace Continental de Mujeres Indígenas de las Américas (ECMIA) 1993. Insbesondere Gruppen und Organisationen zum Thema „indigene Frauen“ wurden vom CHIRAPAQ gegründet und mitgegründet. „Indigene Frauen“ ist neben „Nahrungssicherheit“ für indigene Gruppen eines der zentralen immer wieder aufgeführten Themen, durchaus im Kontext von Menschen- und Minderheitenrechten. Immer wieder wurden nationale Konferenzen und Zusammenkünfte organisiert. Aber auch international wurde breit mitgewirkt, im Rahmen von Unterzeichnungen, internationalen Konferenzen aber auch UN-Dekaden und -Jahren. Gerade das Zusammenkommen und –wirken in Südamerika wurde dabei gesucht und gefördert. Zusammen mit CLACPI wurde sich beispielsweise dafür eingesetzt, Kommunikationsmöglichkeiten Indigener zu verbessern. Auffällig ist jedoch, dass die Zeitlinie im Jahre 2009 endet, die Aktualität der Seite in diesem Bereich ist sehr dürftig, aktuellere Informationen werden über andere Bereiche der Seite verbreitet.

Unter der Kategorie „Nosotros“ findet sich eine ethnolinguistische Karte von Peru, die die verschiedenen Sprachgruppen und -familien verortet, aber auch zeigt, wo indigene Gruppen selbstgewählt isoliert in Peru leben. Dies gibt es stets, so auch in Ecuador, nur im Amazonas-Tiefland. Dazu kommt eine Ausführung, was im Rahmen des CHIRAPAQ Indigenität bedeutet. Dies ist ein zentraler Aspekt, versteht sich das CHIRAPAQ doch als indigene Organisation. Unter „Ser Indigena“ wird ausgeführt, wie viele Indigene es laut Schätzungen weltweit in wie vielen Ländern mit wie vielen Sprachen gibt. Für Peru wir auf offiziell 27 Prozent indigene Bevölkerung verwiesen, aber hervorgehoben, dass diese Zahl durchaus eine Unterschätzung sein dürfte. Unterstrichen wird, dass es in Peru eine klare Verbindung von Indigenität und Armut gibt, arme Peruaner_innen sind überproportional häufig Indigene. Indigenität wird als Selbstzuschreibung bezeichnet, die einem langen Prozess folgte und andere Begriffe ersetzte und zugleich inkludiert, wie Indios, Aborigines, Natives oder Autochtone. Da es sich um eine Selbstsetzung handelt, eignet sich der Begriff sich darunter zu sammeln und zugleich darunter Basisrechte zu fordern, quasi grundlegende Minderheitenrechte. Dabei werden ein Recht auf Territorium, eine eigene Sprache, eine Konsultation vor Projekten, die sie respektive „uns“ betreffen (consulta previa) und die freie und würdige Ausübung der eigenen Kultur aufgezählt. Betont wird zuletzt, dass Traditionen und altes Wissen zwar Ausdruck und Identifikation sind, deshalb aber moderne Fortschritte keineswegs abgelehnt werden. Es wird dargestellt und betont, dass Indigene sich stets (auch) als solche fühlen und (auch) als Indigene agieren, sei es im Dorf, akademisch oder in anderen Kontexten. Kulturelle Werte seien integraler Alltagsbestandteil. Damit soll deklariert zum Respekt und dem Frieden unter den Völkern der Erde beigetragen werden. Das Handeln als Indigene wird so in einen nationalen, lateinamerikanischen aber auch globalen Kontext gestellt, für Menschen- und Minderheitenrechte, freien Ausdruck und Partizipation. 

Eine andere zentrale Kategoriengruppe der Internetseite ist die über die Programme vom CHIRAPAQ. Dabei werden vier Programme aufgeführt: Das Programa Mujer Indígena soll die Rolle indigener Frauen stärken und ihnen eine zentrale Rolle zuweisen helfen. Nicht nur die Doppelbelastung notwendiger vollwertiger Arbeit und des Haushaltes soll angegangen, gerade auch das Selbstbild soll gestärkt werden. Die Notwendigkeit dazu wird aus Praxiserfahrungen abgeleitet. Machismo und Gewalt, aber auch fehlende Entwicklungschancen für Frauen sollen durch die Stärkung von Frauen angegangen werden. Welche Rechte existieren und jede Frau hat, soll kommuniziert werden: Bürgerrechte, Indigene Rechte oder auch Frauenrechte. Dabei wird bei der lokalen Umsetzung mit lokalen Organisationen kooperiert. Das zweite Programm ist das Programa Ñoqanchiq. Dessen Benennung leitet sich aus dem Quechua aus Ayacucho ab und bedeutet „hacia nosotros mismos“. Es entwickelte sich für Jugendliche und Kinder und soll Räume schaffen die kulturelle Identität zu stärken. Die kulturelle Selbstbejahung ist ein zentrales Konzept dahinter, gerade künstlerisch soll dies erfolgen. Dazu kommt eine Befähigung in Indigenen Rechten, auch um sich selbst als solche zu begreifen. In Peru soll in diesem Rahmen auch eine inklusive und interkulturelle Bildung gefördert werden. Dieses Programm entstand zentral aus der Erfahrung von Flucht und Vertreibung in Peru und der Neuverortung als „Migrant_innen“ in Ayacucho. Eine fast verloren geglaubte Generation an Quechua sollte so dazu gebracht werden, ihre kulturelle Identität zu bewahren und zu stärken. Dabei wurde kulturelles Bewahren durchaus mit Nahrungssicherung verbunden. Nach wie vor handelt es sich um ein Programm in der Region Ayacucho. Das Programa Soberanía y Seguridad Alimentaría hat einen noch deutlicheren Fokus auf Nahrungssicherung. Dabei geht es auch um die lokale Ernährungssicherung und Biodiversität, sowie um die Erhaltung traditioneller landwirtschaftlicher Methoden. Dies verneint nicht die Umsetzung neuer landwirtschaftlicher Methoden, sondern betont die Notwendigkeit diese zu integrieren. Letztlich ist das Ziel eine gewisse Nahrungsautonomie zu erreichen, tendenziell autarkes Leben bezüglich Lebensmitteln zu gewährleisten. Auch hier ist die Motivation zum Programm in den gewaltsamen Konflikten der 1980er Jahren zu suchen, die gerade im ländlichen Ayacucho besonders gravierend waren, zu Landflucht führten, mangelhafter Felderbestellung und Hunger. Der spirituelle Wert von Landwirtschaft für indigene Gemeinden wird klar betont, die Einheit mit der Natur und das Kreislaufdenken hervorgehoben. Dies wird in den globalen Kampf gegen Hunger und Armut auf der Welt eingebunden gesehen und dargestellt, genauso wie den indigenen Kampf um Reche auf Land, Territorium und Ressourcen. Das letzte vorgestellte Programm ist schließlich das Programa Incidencia, Cultura y Política. Dieses soll die öffentliche Politik beeinflussen, um eine interkulturelle Perspektive einzubeziehen, und um die Teilhabe und die Rechte indigener Völker zu sichern, im Rahmen der Formulierung, Anwendung und Evaluierung der entsprechenden Politiken. Dabei werden auch weitere indigene Organisationen begleitet und unterstützt und gerade die Beteiligung von Frauen und Jüngeren angestrebt; Netzwerkbildung ist ein klares Ziel dahinter. Auch so sollen Debattenräume entstehen über die Bedeutung indigener Einflüsse und Aktivitäten für das Land, die Region(en) und darüber hinaus. Zum einen wird dabei einer Kommunikationsstrategie gefolgt, zum Austausch und der Verbreitung von Informationen, gerade auch bezüglich der Lage Indigener weltweit. Das Konzept einer eigene Stimme zeigt sich hier klar. Unter anderem geschieht dies über das Red de Comunicadores Indígenas del Perú; Radio gilt dabei als zentral. Dazu kommt ein Kommunikationszentrum. Zum anderen sollen öffentliche Räume geschaffen werden, zum Darstellen, zur Sensibilisierung und für Debatten. Rechte sind dabei ein zentral angestrebter Diskussionsstrang.

Dazu kommen auf der Internetseite noch so gefasste „Secciones“. Diese umfassen ein virtuelles Archiv, des Boletín Wayra und auch von Pronunciamientos. Zu bestimmten Events gibt es in den Secciones breitere Informationen, so zum 25-jährigen Jubiläum. Sonst fallen unter Events Kulturveranstaltungen, aber auch solche gegen Gewalt und für Rechte. Darüber hinaus finden sich ein Glossar und wieder die ethnolinguistische Karte. Unter Noticias finden sich die neusten Meldungen. Dabei gibt es auch auf dieser Seite deutliche Mehrfachverlinkungen, einige Artikel finden sich in verschiedenen Sektion wieder. Dies zeigt sich deutlich in den vier Sektionen Nuestra Acción, Nuestra Imagen, Nuestra Palabra und Nuestra Voz. Alle verweisen auf diverse Artikel, nochmals eingeteilt in Untergruppen. Diese Untergruppen ergeben sich aus den oben ausgeführten Programmzielen und deren Bestandteilen. Es finden sich Links zu diversen Publikationsserien, die es wiederum ermöglichen, auf einzelne Publikationen zuzugreifen, von Flyern und Broschüren zu ganzen Büchern. Auch auf Radioprogramme kann so zugegriffen werden, zumindest theoretisch, die Verlinkung führt lediglich auf eine Seite mit Überschrift. Besser gelingt die Verlinkung unter Programa Radial Sapinchikmanta, da finden sich tatsächlich Audiodateien. Eine weitere größere Kategorie umfasst den Premio Anaconda 2011, wieder zeigt sich der Mangel an Aktualität. In den weiteren Kategorien finden sich noch wenige andere Artikel, teilweise auch Veranstaltungshinweise, die zumeist älter sind. Neuere Informationen sind vor allem über die weitere Verlinkungsliste „Temas“ zu finden, die sich unten auf der Seite befindet. Die Themen sind dabei sehr divers, sind teilweise aber auch Dubletten zu Kategorien der Secciones, so der Link zum Premio Anaconda 2011. Auch fallen hier die Doppeleinordnungen wieder auf. Dies ist jedoch bewusst so gemacht und deutlich ausgezeichnet. Jeder Artikel weist darauf hin, in welchen Kategorien er zu finden ist; dies gibt diesen zugleich wieder einen Interpretationskontext. Weder in den Secciones noch in den Temas gibt es eine Kategorie Derechos, sehr wohl aber einiges zu Diskriminierungen, Gender, Selbstbestimmung, Consulta Previa oder Gewalt. All diese inkludieren, umfassen und sind Teil von Minderheiten- und Menschenrechte, bestimmen und definieren diese. Insgesamt ist die Seiteneinteilung zugleich komplex und multipel, aber auch sehr verwirrend. Gerade das es drei Auswahlbereiche gibt, oben Nosotros und Nuestros Programas, rechts die Secciones und unten die Temas, verwirrt. Dabei scheinen sich diese auch gewissermaßen abgelöst zu haben: die Aktualität der Gruppe oben rechts endet 2011, die der Secciones nimmt ab 2012 ab, es gibt aber auch Einträge aus dem Jahr 2014, die aktuellste Aufteilung ist die unter Temas. Die aktuelle Startseite verweist neben den Programmen zentral auf Filme (Películas) und Publicaciones. Beide Sektionen sind chronologisch sortiert und beinhalten sowohl ganze Bücher wie auch längere Filme, teilweise (auch) auf Englisch. Ein letztes Fenster verlinkt zur Conferencia Global de Mujeres Indígenas 2013 (http://mujerindigena.com). Diese fand in Lima statt und wurde vom CHIRAPAQ mitorganisiert. Die Seite ist immer noch aktiv und dient der thematischen Bereicherung zu Indigenität und Frauen, durchaus auch mit aktuellen Posts. Sie ist zugleich ein Ort der Verlinkung vom CHIRAPAQ.

Deutlich aktueller und scheinbar zunehmend zentral ist die Facebook-Seite vom CHIRAPAQ (https://www.facebook.com/pages/Chirapaq/191569760893836). Auf dieser finden sich die aktuellsten Ankündigungen, sie sind sehr einfach zu finden. Es gibt reichlich Bildmaterial und eine eher klare Sortierung. Wird auf der Internetseite noch auf die begrenzte YouTube-Seite verwiesen (https://www.youtube.com/user/prensachirapaq?feature=results_main), geschieht dies bei Facebook nicht (mehr). Dafür dient die Facebook-Seite deutlich der Vernetzung und vernetzten Hinweisen. Sowohl andere Organisationen weisen auf Veranstaltungen und die Organisation selber hin, als auch das CHIRAPAQ auf andere Organisationen und deren Veranstaltungen. Es gibt auch eine Facebook-Seite vom CHIRAPAQ als „Person“, dies ermöglicht Freundschaften (https://www.facebook.com/chirapaq.centroculturasindigenas). Dabei fällt auf, wie wenige Organisationen hier als Freunde zu finden sind, es handelt sich tatsächlich vor allem um Einzelinteressierte. Kommunikation findet über die institutionelle Facebook-Seite bewusst nicht statt, es wird auf die Homepage verwiesen. Der abgedeckte Kosmos auf der Internet- und (institutionellen) Facebook-Seite ist sehr groß. Diverse indigene Themen werden aufgeführt, diverse Themen bedient. Anders als bei Liwen ñi Mapu in Chile wird jedoch auch deutlich auf das Handeln vor Ort verwiesen. Der Einfluss auf Informationen, die Macht auf und über Informationen wird durchaus als zentral markiert und klar umgesetzt, aber nicht singulär. Die verbreiteten Informationen stammen vom CHIRAPAQ selber, es wird nicht generell auf multiple Quellen gesetzt. Dabei kann durchaus von einer enormen Breite an Informationen und Medien geschrieben werden, die Menge an zugänglichen Filmen, Schriften bis hin zu Büchern, aber auch Artikeln oder Radiobeiträgen ist sehr groß. Sie zeigen das Spektrum der Aktivitäten des Zentrum auf, aber auch, dass keine real umgesetzte Aktivität nicht eine umgehende digitale Verarbeitung findet. Die Aktivitäten werden damit zu dualen, reale Umsetzung erfahren ihre digitale Verbreitung, Kontextualisierung und Vernetzung. Zugleich führen auch digitale Aktivitäten und Kontakte wieder zu realen Aktivitäten und Umsetzungen. Deutlich anders als bei Liwen ñi Mapu geht es dabei nicht vorrangig um Informationskontrolle. Es geht durchaus darum eine Stimme zu haben, zu finden und zu erhalten. Aber dies schließt eine bewusste und deutlicher unterstrichene globale Einbindung keineswegs aus. Sehr bewusst wird immer wieder auf den globalen und südamerikanischen Kontext verwiesen. Die Basis sind durchaus Aktivitäten in Peru, vor allem im Bereich der Quechua-Gebiete. Doch stets wird programmatisch wie deklamatorisch darüber hinauszugehen versucht. Indigene Rechte werden zum globalen Anliegen, deutlich auf internationale Konferenzen und Tätigkeiten verwiesen. Das CHIRAPAQ ist so die globale peruanische indigene Akteurin, und dies zugleich im Rahmen einer vernetzten Zivilgesellschaft in Peru und darüber hinaus, aber auch im Rahmen Digitaler Globaler Zivilgesellschaft. Die Mächtigkeit der tatsächlichen Informations- und Medienkontrolle, die deutliche Einbindung und auch internationale Bedeutung helfen dabei klar, diese Rollen auch auszufüllen.

In beiden Rahmen, digital wie real, ist die Einbindung und Vernetzung zentral. Diese geschieht auf zweierlei Wegen respektive wird auf zweierlei Wegen präsentiert. Zum einen gibt es auf der Homepage die Kategorie Nuestros Aliados. Weitere Vernetzungen finden über Facebook statt, durch gegenseitige Kommentare oder Verweise. Dafür sind „Gefällt mir“- Markierungen durchaus ein guter Hinweis, sowohl vom CHIRAPAQ bei anderen Organisationen, aber auch von denen beim CHIRAPAQ. 

Auf der Homepage werden diverse Aliados herausgestellt. Zunächst ist da Wapikoni Mobile (www.wapikoni.tv),eine Akteurin in Kanada, die sich dort mit indigenen Gruppen und Isolation befasst. Über Medienverbreitung soll der künstlerische Ausdruck genauso gestärkt werden wie die Kommunikation. Wapikoni Mobile wirkt in Peru im Raum Ayacucho ebenfalls in der Medienverbreitung. Dabei wird neben dem CHIRAPAQ auch CLACPI aus Chile einbezogen, aber auch eine Organisation aus Bolivien ist beteiligt. CLAPCI wird gleichfalls spezifisch als Aliado vom CHIRAPAQ herausgestellt, dabei ist das CHIRAPAQ selber Mitglied von CLAPCI, also eher Teil als Aliado (www.clacpi.org). Ein weiterer Aliado ist das Foro Internacional de Mujeres Indígenas, hervorgegangen aus der Weltfrauenkonferenz in Beijing 1995, spezifischer aus der dortigen Indigenen Versammlung (http://www.fimi-iiwf.org/organizaciones.php).[185] Dort arbeiteten die Beteiligten zusammen an der Deklaration der Indigenen Frauen der Welt. Das Foro selbst wurde auf der Nachfolgekonferenz 2000 in New York ins Leben gerufen, um die gemeinsamen Bemühungen zu stärken. 2008 führte dies schließlich in Lima zu einem Treffen, zum I Foro Internacional de Mujeres Indígenas. Das Foro soll auch außerhalb von Konferenzen ein globaler interkultureller und multilingualer Ort des Austausches und der Identitätswahrung sowie ein Sprachrohr sein. Letztlich zeigt sich, dass die Bemühungen des CHIRAPAQ zur Förderung von indigenen Frauen auch über das Foro laufen. Die Entsprechung des Foro in der Großregion, und als nächster Aliado herausgestellt, ist ECMIA.[186] ECMIA wurde bereits 1993 gegründet. Auch hier handelt es sich um ein Netzwerk mit Schwerpunkt. Die indigene Selbstpräsentation steht dabei im Vordergrund; besonders Forderungen, aber auch Lösungswege und Schwerpunkt sollen im Rahmen von ECMIA für die gesamten Amerikas abgestimmt werden. Das CHIRAPAQ gründete ECMIA nicht nur mit, sondern hat in diesem Rahmen auch eine Führungsrolle inne und nimmt an diversen thematischen Kommissionen teil. Gemeinsame Treffen, unter anderem in Lima 2004, führen dabei zu Deklarationen, die auch im Rahmen der UN ihre Wirkung entfalten können. Die Bedeutung der Verbindung von Minderheiten- und Indigene Rechte mit indigenen Frauen in Peru, den Anden, den Amerikas und weltweit ist als konstitutiver Pfeiler der Wirkens vom CHIRAPAQ hervorzuheben. Was dies über die Situation von indigenen Frauen gerade in Peru aussagt, im Vergleich zu Chile oder Ecuador, bedürfte durchaus einer weiteren, einer näheren Untersuchung. Als weitere Aliados folgen noch zwei Programme sowie The Hunger Project(www.thp.org). Diese Akteurin setzt sich speziell für die Verminderung von Hunger ein. Dies entspricht auch den Zielen des CHIRAPAQ. Gemeinsam wird für die Hungerbeseitigung weltweit gewirkt, dabei agiert das CHIRAPAQ in Peru, aber als Teil internationaler Bemühungen. Das erste erwähnte Programm ist das Programa Regional ComVoMujer (Combatir la violencia contra la mujer con enfoque específico en la mujer rural / indígena). Dieses von der GIZ geförderte Projekt soll das Zusammenwirken nicht-staatlicher und staatlicher Akteur_innen zur Begegnung und Beseitigung von Gewalt beflügeln. Dabei werden neben Peru noch Ecuador, Bolivien und Paraguay abgedeckt. Das CHIRAPAQ sieht sich in Allianz mit diesem Projekt, zur Verstärkung der Stimme von betroffenen Frauen. Gerade die Verbreitung von Best Practices zur Begegnung des Problems ist dabei klares Ziel.[187] Danach folgt noch das Programa de Intercambio, Diálogo y Asesoría en Agricultura Sostenible y Seguridad Alimentaria, an dem Gruppen aus Mexiko, Zentral- und Südamerika teilhaben. Hier geht es wieder um Nahrungssicherheit und Nachhaltigkeit, indirekt damit um Menschenrechtsschutz (www.pidaassa.org). Zuletzt gibt es noch eine Liste ohne Verlinkung aller Einschlüsse des CHIRAPAQ unter Espacios en los que CHIRAPAQ forma parte. International folgen neben den bereits deutlich länger ausgeführten noch die Asociación Mundial de Radios Comunitarias, der Consejo Consultivo de Pueblos Indígenas de la Comunidad Andina, welcher verschiedene ECMIA-Mitglieder umfasst, das Red Global de Pueblos Indígenas, sobre Cambio Climático y Desarrollo Sostenible und zuletzt noch das Foro Indígena Latinoamericano sobre Cambio Climático. Auch national und regional werden diverse Mitgliedschaften und Verbindungen aufgezählt. Hier treten wieder die Schwerpunkte Frauen, Ernährung / eine andere Landwirtschaft, Klimawandel / Biodiversität aber auch Kommunikation hervor. Die deutlichsten Rechtsbezüge finden sich national neben Gruppen zu Rechten auf Gesundheit und Bildung sowie Reproduktiven Rechten beim Mesa de Trabajo de la Sociedad Civil para el Seguimiento del Plan Nacional de Igualdad de Oportunidades. Regional ist das CHIRAPAQ vor allem in Ayacucho und Junín eingebunden. Auch hier sind die oben herausgestellten Schwerpunkt wieder sehr deutlich. (http://www.chirapaq.org.pe/seccion/nuestros-aliados)

Bei Facebook markierte das CHIRAPAQ bei sehr unterschiedlichen Organisationen Aktivitäten mit „Gefällt mir“ und zeigt sich so verbunden. Dies findet bei Zeitungen ebenso statt wie bei größeren internationalen Organisationen, wie Terre des Hommes. Dabei wird aber oft deren „Außenstelle“ oder Aktivitäten in Peru markiert, so bei Terre des Hommes Holanda en Perú. Aber auch zu bereits auf der Homepage hervorgehobenen Organisationen wird so Kontakt gehalten, beispielsweise zu Wapikoni Mobile. Eine weitere Gruppe sind Kontakte zu wissenschaftlichen Akteur_innen, die mal universitär gebunden sind, mal als NGO wirken, so beispielsweise zum Centro Peruano de Estudios Sociales.Auch zu den Facebook-Seiten zentraler Konferenzen wird klarer Kontakt gehalten, ebenso zu UN-Organisationen, unter anderem zum UNFPA in Peru, aber auch zu freien Medienseiten wie dem Canal Libre de Violencia. Gleichfalls wird zu anderen Kommunikationsmöglichkeiten und Verbreitungswegen Kontakt gehalten, so beispielsweise dem Museo Nacional de Arqueología, Antropología e Historia del Perú. Einige dieser Akteur_innen kommentieren auch auf der Seite vom CHIRAPAQ oder klicken dort „Gefällt mir“, bei weitem aber nicht alle. Sehr aktiv sind aber beispielsweise The Hunger Project und Wapikoni Mobile auf der Seite vom CHIRAPAQ, dazu kommen aber auch noch viele Einzelpersonen und -akteur_innen. Auffällig ist tatsächlich, dass die aktive Vernetzung vom CHIRAPAQ auf Organisationen, Institutionen und kollektive Akteur_innen abzielt, auf der Seite vom CHIRAPAQ selber und auch in den Kommentaren oder „Gefällt mir“-Bereichen Einzelpersonen aber viel deutlicher vertreten sind. Dies entspricht jedoch durchaus dem Bild und dem Ziel des CHIRAPAQ. Das CHIRAPAQ selber versteht sich als ein Sammlungsbecken von Akteur_innen, als Ort des Austausches, der Aktivitätssammlung. Die innere Heterogenität wird gebündelt für eine Kommunikation nach außen. Diese wird verstärkt, multipliziert und diversifiziert durch heterogene Kontakte, lokal, national, regional und global. Die eigene Facebook-Seite ist dabei vielmehr als die eigene Internetseite ein Ort des Austausches, der inneren Diskurse und Beeinflussungen. Die davon ausgehende Kommunikation ist einerseits deutlich auf der Internetseite zu sehen, aber ebenso auf den Posts auf der Facebook-Seite und im Rahmen der „Gefällt mir“- und weiteren Aktivitäten auf anderen Seiten.

Mit dem CHIRAPAQ wurde hier ein_e der zentralsten indigenen Akteur_innen Perus untersucht, ein_e Akteur_in, die spezifisch reale Aktivitäten mit digitaler Kommunikation und Verbreitung verbindet. Deutlich ist die Ferne zur Politik herauszustellen. Politik soll beeinflusst werden, durchaus auch mit dieser und diese beratend gewirkt werden. Aber das CHIRAPAQ ist weder eine Partei noch einer Partei nahe. Es werden keine eigenen Machtziele verfolgt, sondern mit anderen Akteur_innen zusammen gebündelte politische Ziele. Damit ist das CHIRAPAQ keineswegs apolitisch, aber doch auch kein_e politische_r Akteur_in an sich. Im Rahmen der Aktivitäten wie Vernetzung des Zentrums zeigt sich, dass anders als bei Liwen ñi Mapu Rechte weniger zentral stehen. Doch dieser Eindruck ist zu hinterfragen. Er wird dadurch erzeugt, dass zwar alle zentralen Themen mit Rechten zu tun haben, diese Rechte aber weder benennen, noch ihre Verbindung ausführen. Frauen oder auch Ernährung sind durchaus Themen mit starkem Rechtsbezug, oft auch klarem Bezug zu Minderheitenrechten, so bei Bildung, Nahrungssouveränität oder auch indigenen Frauen. Minderheitenrechte sind so durchaus eine verbindende Linie, werden aber weniger zentral in den Vordergrund gestellt. Die Vernetzung ist dem entsprechend. Keineswegs zeichnen sich die Verbindungen dadurch aus, dass Minderheitenrechte oder Rechte an sich zentral gestellt werden. Die meisten Verknüpfungen führen zu und über Akteur_innen, die deutlich spezifischer wirken als das CHIRAPAQ. Einige haben nur indigene Frauen als Fokus, andere Ernährung und wieder andere Kommunikation. Dies lässt sich auch wieder alles mit Minderheitenrechten verknüpfen. Diese als breites Thema weist damit aber das CHIRAPAQ viel eher auf, als die meisten verbundenen Netzwerkaukteur_innen. In diesem Sinne kann das CHIRAPAQ durchaus als zentraler Knoten im Rahmen diverser Minderheitenrechtediskurse und -themen für indigene Gruppen mit Basis in Peru und darüber hinaus verstanden werden. Peru als Basis ist zentral; für Peru ist das CHIRAPAQ der Knotenpunkt indigener Aktivitäten im weiten Feld von Minderheitenrechten, sowohl in der und für die real in Aktivitäten umgesetzte Zivilgesellschaft als auch der Digitalen Zivilgesellschaft. Doch darüber wird hinaus gegangen. Als peruanischer Knotenpunkt, der das CHIRAPAQ ist, wird sich in den Anden, in den Amerikas und global verknüpft. Auch dies findet deutlich thematisch spezifisch statt, bezüglich Frauen oder Ernährung, eher nicht beiden verbunden. Aber eine Organisation wie ECMIA verbindet zugleich wieder zu anderen Akteur_innen in den Amerikas, die ebenfalls Minderheitenrechte breiter betrachten und indigene Frauenrechte lediglich als einen Schwerpunkt haben. Dies zeigt sich auch bei weiteren Eckverbindungen und bei Facebook-Kontakten, die oft eher indirekt zu sein scheinen. Dies verstärkt die Aktivitätsmöglichkeiten und den Rahmen für Forderungen in den einzelnen Feldern von Minderheitenrechten, schafft so aber auch erst Einfluss, beispielsweise auf Ebene der UN. So wird das Netzwerk zugleich breit und über mehrere Ebenen erhalten als auch stetig erweitert. Verbindungen verengen sich temporär zu Ereignissen oder bestimmten Themen, zu zentralen Momenten wird so die Schlagkraft erhöht, andere Themen ruhen dann temporär etwas. Dies zeigt sich auch bei den Aktualisierungen auf der Homepage: nicht alle Themen werden zugleich im gleichen Maße zentral behandelt, dies ist wohl nicht möglich. Aber im Laufe der Zeit werden alle Themen mal zentral, die einen häufiger oder länger, die anderen kürzer aber möglicherweise konzentrierter. Konzentriertes Agieren trifft so auf konzentriertes Vernetzen, Kommunizieren und Präsentieren. Das CHIRAPAQ muss als Knotenpunkt Globaler Digitaler Zivilgesellschaft betrachtet werden, aber auch immer wieder, deutlicher zu bestimmten Themen und Zeiten, als (auch) peruanischer Knoten umsetzender Zivilgesellschaft, sei es nun zu indigenen Frauen oder Nahrungssicherheit. Diese Funktion wird durch die bestehenden Verbindungen bestärkt, aber auch durch die multiplen Ebenen dieser. Wenn in Peru etwas nicht voran geht, sind Verknüpfungen in den Anden, in den Amerikas oder global, die deutlich gepflegt und gesucht werden, zentral, um dies zu ändern. Diese erhöhen und stärken die Unabhängigkeit und Handlungsfähigkeiten. Dies sichert aber auch gegen Stimmungen, Bewegungen und politische Veränderungen in einem gewissen Maße ab. Liwen ñi Mapu kann durchaus an Bedeutung verlieren, wenn mehr und mehr Mapuche-Akteur_innen auf eine eher global beeinflusste und beeinflussbare Kommunikation setzten. Das CHIRAPAQ hat auch davon etwas, trotz aller Informationskontrolle, der klaren Einbindung sei dank. Das Risiko des Bedeutungsverlustes ist sehr gering, die Adaptionsfähigkeit hingegen sehr hoch. So ist Lima nicht nur für indigene Aktivitäten ein bedeutendes Zentrum geworden, gerade für internationale, sondern mit dem CHIRAPAQ auch ein Zentrum Globaler Digitaler Zivilgesellschaft bezüglich indigenen Minderheitenrechten, dazu auch noch vorangetrieben von indigenen Akteur_innen selber.

Ecuador

Die Suche nach indigenen Akteur_innen im Internet in und aus Ecuador mit Bezug zu Minderheitenrechten weist viele Parallelen zu der Suche zu und in Peru auf. Auch hier muss von einer begrenzteren Menge an Seiten und Diversität berichtet werden. Einige finden sich leicht und sogar immer wieder, andere erst über deutliche Umwege. Für Ecuador ist ebenfalls das Fehlen „einer“ zentralen indigenen Gruppe wie den Mapuche in Chile zu konstatieren, es gibt diverse mit diversen Interessenlagen und Kommunikationsreichweiten. Auch die Bedeutung der Amazonas-Tiefland Indigenen zeigt sich wieder deutlich. Als Unterschied zu Peru ist aber festzuhalten, dass es in Ecuador deutlich mehr verbindende Dachorganisationen gibt. Dies zeigte sich schon historisch an der besonderen Rolle der CONAIE. Daneben finden sich zumeist nur maximal lokal vernetzte Akteur_innen, die weit reichender wieder im Rahmen oder über die CONAIE oder andere Dachorganisationen wirken.

Auch in Ecuador gibt es viele Akteur_innen, die sich vor allem mit Extraktivismus und Menschenrechtsschutz in diesem Kontext beschäftigen. Dies führt generell zu einem Fokus auf das Amazonas-Tiefland. Dies zeigt sich unter anderem beim Centro de Derechos Económicos y Sociales (CEDES) (http://cdes.org.ec). Über die große Fragen anderer Entwicklungsmöglichkeiten öffnet(e) sich aber zugleich das und dessen Aktionsfeld. Dies nahm mit der neuen Verfassung von 2008 nochmals zu. Inzwischen versteht sich das CEDES auch als Überwachungsinstanz für die Umsetzung der neu verfügten Rechte und Möglichkeiten wie Buen Vivir. Im Rahmen der „Überwachung“ entstand, quasi als Tochterakteur_innen, eine eigene Webseite des Observatorio de Derechos Colectivos del Ecuador(http://observatorio.cdes.org.ec). Interessanterweise findet sich diese in Suchanfragen viel schneller als die des CEDES selber, auch durch ihre besondere Betonung von Minderheitenrechten und Indigenen allgemeinen sowie ihren deutlichen Bezug auf ganz Ecuador. Die Vernetzung des Observatorio ist dennoch sehr gering.

Als Observatorio arbeiten auch andere Akteur_innen; Observatorios finden sich vor allem für Ecuador im Sample. Dort findet sich im Suchfeld auch das Observatorio sobre discriminación racial y exclusión étnica(http://www.flacsoandes.edu.ec/observatoriodiscriminacion/). Dieses wiederum ist zentral universitär gebunden, es wurde unter anderem von der Facultad Latinoamericana de Ciencias Sociales (FLASCO) mit Sitz in Ecuador gegründet. Dabei ist FLASCO eine internationale Organisation mit diversen Sitzen in Lateinamerika, unter anderem in Ecuador. Gegründet wurde sie im Rahmen der UNESCO (https://www.flacso.org.ec/portal/paginas/el-sistema-internacional-de-flacso.1). Dieses Observatorio wurde zudem mit ministerialer Hilfe gegründet. Es hat somit eine quasi staatliche Aufgabe: die Überprüfung der Umsetzung von Programmen zur Erweiterung von Rechtskonzepten gegen Diskriminierung und Ausschluss. Dabei geht es um Minderheiten in einer breiten Definition, ebenso Afroecuadorianer_innen, aber eben auch um andine Indigene. Minderheitenrechte werden angemahnt und eingefordert, mindestens gemäß der Gesetzeslage. Aber auch deren Erweiterung im Sinne der notwendigen Anerkennung real existierender Plurinationalität ist eine Mahnungsaufgabe. Doch es handelt sich keineswegs um eine indigen getragene Organisation, und auch nicht um eine zentral nicht-staatliche. Die Funktionsübernahme der Überwachung führt generell in die Nähe von Regierungs- und Staatsaktivitäten. 

Eine zentrale Rolle bezüglich Minderheitenrechten spielen auch in Ecuador Jurist_innen. Auch dort gilt, dass diese durchaus selber indigen sein können, aber auf ihren entsprechenden Seiten als Jurist_innen agieren und argumentieren, nicht als Indigene. Dabei sind durchaus auch in Peru aktive Akteur_innen in Ecuador zu finden, wie die Comisión Andina de Juristas. Doch es gibt auch juristische Akteur_innen, die ihren Fokus auf Ecuador haben respektive dort zentral aktiv sind. Dabei ist vor allem die Fundación Regional de Asesoría en Derechos Humanos(INREDH) zu nennen, die in Ecuador seit 1993 aktiv ist (http://www.inredh.org/index.php?option=com_content&view=frontpage&Itemid=1). Sie unterstützt Jurist_innen darin politische, soziale und kulturelle Rechte, also Menschenrechte aller Dimensionen zu verteidigen. Neben Reproduktiven und Sexuellen Rechten sind auch Indigene Rechte ein Standbein. Dabei wird Forschung zur Rechtslage und Umsetzung eingesetzt, um Aktivitäten darauf basierend anzugehen. Menschenrechtsbildung ist ein weiterer Ansatz der INREDH. Die Aktivist_innen in diesem Kontext sind stets professionelle Akteur_innen, Jurist_innen oder auch Ärzt_innen. Indigene Rechte sind in diesem Rahmen jedoch nur ein Themenschwerpunkt, und keineswegs der alleinige zentrale. Dennoch wird bezüglich Minderheiten- und Indigenen Rechten in Ecuador immer wieder auf die Fundación verwiesen, die über Geldgeber auch international sehr gut eingebunden ist. 

Auch wissenschaftlich orientierte Akteur_innen finden sich in Ecuador. Dafür steht zentral das Instituto Científico de Culturas Indígenas (ICCI), das parallel zur CONAIE entstand. In ihm vereinigen sich interdisziplinär wissenschaftlich arbeitende und geschulte Indigene und Nicht-Indigene. Das ICCI wirkt vor Ort und bemüht sich Debatten und Aktivitäten mit Bezug zu indigenen Völkern anzuregen, in Ecuador, aber auch international. Dem ICCI geht es auf Grundlage von wissenschaftlicher Arbeit um eine andere und pluralere Gesellschaft. Dafür sollen indigenes Wissen und Praktiken bewahrt, erforscht und dokumentiert werden. Dahinter steckt die Idee einer Befähigung, um die Kontrolle über die eigene Identität wieder zu gewinnen. Diese Befähigung kommt dabei aber von außen. Das ICCI versteht sich klar als nicht indigene_r Akteur_in, sondern als für diese und in deren Sinne wirkend. Es entstand zwar aus der indigenen Bewegung, wurde sogar von ähnlichen Personen mitbewirkt wie die CONAIE, versteht sich aber als wissenschaftliche kritische Begleitung indigener Aktivitäten, nicht als Teil dieser. Das ICCI ist somit eher ein Scharnier, es dient der internen Reflexion aber auch der Verbreitung von Themen nach außen. Die Internetpräsenz soll vor allem auf Inhalte aufmerksam machen und die Prozesse hin zur Anerkennung Ecuadors als plurinationalen Staat darstellen. Sie dient kaum der Vernetzung, die vor allem über die CONAIE stattzufinden scheint. Verbunden sind das ICCI und die CONAIE auch über die gemeinsam getragene Universidad Intercultural de las Nacionalidades y Pueblos Indígenas Amawtay Wasi (UINPI) die seit 2004 in Quito existiert. Sie basiert auf und richtet sich nach indigenen Wissensbeständen aus. Als eigenständige_r politische_r und aktivistische_r Akteur_in wirkt das ICCI hauptsächlich über die CONAIE, eigenständig ist es vor allem wissenschaftlich aktiv. (http://icci.nativeweb.org/index.htm)

Eine andere Organisation, die vor allem im Rahmen der und über die CONAIE aktiv ist, ist ECUARUNARI, die Confederación Kichwa del Ecuador. Die Organisation wird als zentrale Repräsentantin der Quechua-Sprechenden in Ecuador angesehen. Sie gibt es seit 1972. Als Zentralrepräsentanz aller Quechua-Sprechenden in Ecuador ist sie zentraler Teil, zentrales Mitglied der CONAIE. Darüber hinaus ist ECUARUNARI mit einer politischen Partei in Ecuador verbunden. ECUARUNARI selber ist aber auch mit verschiedenen transnational agierenden Netzwerken verbunden, unter anderem der CAOI. Digital jedoch agiert ECUARUNARI kaum, sie wirkt vor allem über die CONAIE. Auf ihrer Internetseite stellt sie vor allem ihre Geschichte vor und einige Informationen und Termine zur Verfügung (http://ecuarunari.org/portal/). Die digital zentrale indigene Akteurin für Minderheitenrechte in Ecuador ist so tatsächlich zugleich die real zentrale, es ist die CONAIE, trotz der politischen Schwächung nach 2003. Deren digitales Wirken soll deshalb hier untersucht werden.

Doch bevor sich dieser gewidmet werden soll, bedarf es noch eines Blickes auf international veranlasste nicht-staatlich Akteur_innen mit Fokus auf Ecuador, wie es sie ja auch in Chile und Peru gibt. Auch in und für Ecuador finden sich solche. Und genauso wie in Peru, sind dies auch die einzigen Seiten, die nicht (nur) auf Spanisch sind. Fanden sich in Peru auf vielen Seiten wenigstens noch einige Einträge auf Englisch, sind alle zentralen Seiten in und zu Ecuador nur auf Spanisch. Anders ist dies bei Organisationen, die von Ausländer_innen gegründet wurden oder sogar ihren Sitz außerhalb Ecuadors haben. Die Yanapuma Foundation ist beispielsweise sowohl im Vereinten Königreich als auch in Ecuador als NGO registriert (http://www.yanapuma.org/en/index.php). Ihr Hauptbetätigungsfeld ist aber Ecuador, um dort Veränderungen zu erreichen im Sinne von Nachhaltigkeit oder auch sozialer Gerechtigkeit. Dazu wird vor allem auf Freiwillige aus Europa als Akteur_innen vor Ort gesetzt. Verantwortlichkeit soll ausgeübt und vermittelt werden. Die Rechte Indigener sind dabei durchaus ein Fokus, aber weniger als Minderheitenrechte, sondern mit einem Fokus auf Gesundheit oder soziale Gerechtigkeit, weniger bezüglich Identitätskontrolle oder ähnlichem. Interessanterweise findet die Ver- und Einbindung der Foundation vor allem über andere Organisationen statt, die auch Freiwillige suchen oder Spanisch-Kurse anbieten. Das Engagement für Ecuador und die dortige Gesellschaft wirkt so lediglich noch als ein Eckpfeiler. Und wie bei allen nicht im Land von dortigen Akteur_innen gegründeten Organisationen zeigt sich eine zentrale Ausrichtung auf und Vernetzung in Europa oder beziehungsweise und den USA.

So bleibt hier tatsächlich nur ein Blick auf die CONAIE, als zentrale indigene nicht-staatliche Akteurin Digitaler Zivilgesellschaft für Minderheitenrechte in Ecuador. Dabei ist von Beginn an festzuhalten, dass die Confederación de Nacionalidades Indígenas del Ecuador vor allem eine realpolitische Akteurin in Ecuador ist, die sich selbst so setzende zentrale zivilgesellschaftliche Vertretung indigener Interessen in Ecuador. Nur in einem zweiten Schritt ist sie digital aktiv. Hier handelt es sich nicht um eine Organisation, die durch ihre Internetpräsenz eine Ausdehnung ihrer Unterstützungsoptionen anstrebt, sondern vielmehr um eine, die darin eine Möglichkeit und auch Notwendigkeit der Selbstdarstellung sieht, ohne dies absolut positiv zu konnotieren. Die Internetpräsenz ist dementsprechend schlecht ausgebaut und immer wieder nicht erreichbar. Auch die Facebook-Selbstdarstellung (https://es-es.facebook.com/conaie.org) ist eher begrenzt und bescheiden. Dabei gilt es zwei Internetseiten bezüglich CONAIE zu untersuchen. Einmal ist dies die neue offizielle, die sich jedoch im Aufbau befindet und immer wieder nicht erreichbar ist: http://conaie.org.[188] Zum anderen ist dies die Seite über und von CONAIE auf nativeweb.org, die immerhin Grundinformationen bietet und einige zentrale Artikel und Beiträge, auf Spanisch wie Englisch: http://conaie.nativeweb.org/index.html.[189] Doch die CONAIE wirkt(e) in Ecuador nur so stark, weil sie auch über die sie konstituierenden oder mit ihr verbundenen Akteur_innen wirkt(e). Dies gilt auch im Rahmen digitaler Aktivitäten. So sollen hier die direkt mit der CONAIE verbundenen Aktivitäten von ECUARUNARI mit untersucht und als Teil dieser verstanden werden. Dabei geht es um mehr als eine zentrale Vernetzung, vielmehr gibt es ein gemeinsames Agieren über zwei Arme. Auch die Aktivitäten des ICCI sollen deshalb einbezogen, aber keinesfalls direkt mit denen der CONAIE gleichgesetzt werden, die Verbindungen sind deutlich, aber keinesfalls so klar und gerichtet wie zwischen ECUARUNARI und der CONAIE.

Auf ihrer nativeweb-Seite stellt sich die CONAIE selber dar, auf Englisch und auf Spanisch. Die CONAIE ist demnach Stimme und Denken der Indigenen Ecuadors, im Kampf der Menschen und der Natur für eine gerechte, friedliche, gleiche, respektvolle, solidarische und freie Zukunft. Dabei wird es als durchaus „logisch“ verstanden, dass nun insbesondere indigene Gebiete im Fokus von Extraktivismusinteressen stehen, hätten doch los blancosbereits die Rohstoffe auf den Gebieten, die sie zuvor in Besitz nahmen, ausgebeutet. Stattdessen würden sich die Indigenen als Teil der Natur begreifen, in Harmonie mit der Natur leben. Die Erde ist dabei Quelle allen Lebens, die Überlebenssicherung. Dies ist in Gefahr durch Rohstoffinteressen; Lebensformen unterschiedlicher Art seien dadurch gefährdet. Diesem zu begegnen sieht sich die CONAIE beauftragt, der Kampf um Territorien ist ein zentraler Auftrag. In der CONAIE gehen so historische Notwendigkeiten auf, für Indigene Rechte und einen plurinationalen Staat zu kämpfen, im Sinne von Alternativen. Unterschiedlichkeiten, auch bei Rechtsauffassungen, werden dabei klar bedacht, diesen soll Rechenschaft getragen werden. Sich selbst sieht die CONAIE in diesem Kontext als unabhängige Akteurin an, ungebunden an politische Akteur_innen, trotz ihrer langjährigen aktiven politischen Rolle in Ecuador. Diese wird an anderen Stellen auch betont: so wird die Rolle der CONAIE bei der Umsetzung und dem Voranbringen interkultureller Bildung herausgestellt, im Sinne des Staates. Die nicht klar deklarierte politische Rolle erklärt sich mindestens partiell dadurch, dass die dargebotenen Informationen sich scheinbar nur auf die Jahre vor 2000, also vor der größten politischen Einbindung beziehen. Im Rahmen der Selbstdarstellung wird erklärt, die CONAIE sei an der Front der internationalen indigenen Bewegung und wirke international für indigene Völker. Dafür seien auch diverse Preise erhalten worden. (http://conaie.nativeweb.org/folleto.html)

Auf der nativeweb-Seite finden sich neben der Selbstdarstellung noch weitere Dokumente und Links, die ältesten von 1991 verzeichnet, die neusten von 1999. Die meisten Dokumente sind auf Englisch, nur die „neusten“ von 1999 sind auf Spanisch, aber auch in einer englischen Übersetzung erhältlich. Die meisten Dokumente beschäftigen sich mit indigenen Erhebungen in den 1990er Jahren und der Stellung der CONAIE dazu. Sechs Dokumente alleine decken den März 1999 ab, das nächst neuere Dokument ist erst eines aus dem Jahr 1998, das zu bestimmten zentralen Konzepten Stellung bezieht. Zusätzliche Dokumente finden sich über einen weiteren Link zur Verfassung von 1998 inklusive eines Aufrufs an andere NGOs, an der Verfassung mit zu wirken (http://conaie.nativeweb.org/assembly/assembly2.html). Über indigene Kultur gibt es drei Artikel, zwei davon zu Festivales de Cine y Video aus den Jahren 1999 und 1996. Ersterer ist von Juni 1999 und der absolut neuste. Ein letzter undatierter zu indigener Kultur, der sich jedoch auf das Jahr 1993 bezieht, ist zu Musik indigener Gruppen. Nach den Artikeln zu 1998 und dem einen zu 1996 erfolgt ein großer Sprung, die nächsten Dokumente stammen aus dem Jahr 1993, ein Interview und eine politische Deklaration. Aus dem Jahr 1992 gibt es sechs Dokumente, inklusive Berichten über Gewalt, Erfolge der indigenen Bewegung und eine kurze Geschichte dieser, jedoch eben nur bis 1992. Dann gibt es sogar noch zwei Meldungen aus dem Jahr 1991. Dazu gibt es eine Karte indigener Gruppen aus dem Jahr 1989, die sehr unpräzise und sehr grob ist. Hinzu kommen drei Links. Einer führt zu einer nativeweb-Seite über indigene Gruppen in Ecuador. Letztlich mit ähnlicher Aktualität und vielen toten Links. (http://abyayala.nativeweb.org/ecuador/) Dazu kommt ein Link zu Abya Yala Net, der letztlich mit seinem Ecuador-Link wieder auf die erste Seite führt (http://abyayala.nativeweb.org). Ein letzter Link führt zum Red Intercultural Tinku Andino Nórdico, eine finnische Seite auf finnisch, wenn auch einige spanische Artikel laut der CONAIE vorhanden seien oder eben gewesen seien, finden lassen sich diese nicht (http://www.kaapeli.fi/~tinku/). 

Leider ist die conaie.org-Seite auf Grund ihrer zumeist nicht möglichen Aufrufung sehr schwer zu untersuchen. Diese ist klar aktueller, zugleich aber ebenso deutlich noch im Aufbau. Sie soll zumindest Fotos und Informationen zu indigenem Leben in Ecuador in Breite vereinen. Aufgeteilt wird dieses dabei nach den drei großen Regionen, der Küste, dem Hochland und dem Amazonas-Tiefland, und einigen größeren indigenen Gruppen. Auf ihr finden sich aktuelle Ankündigungen, wie den V. CONAIE Kongress im Mai 2014, aber auch Videos und Links zu Informationen über einzelne indigene Gruppen. Dazu kommen auf der Startseite einige Artikel, jedoch mit eher begrenzter Aktualität, zumeist noch aus dem Jahr 2013. Links führen zu den Mitgliedsorganisationen, zu Fotos und zum YouTube-Kanal. Letzterer enthält nur 4 Videos, alle aus dem Jahr 2011 (https://www.youtube.com/user/CONAIEVideos). Der Fotolink führt zu flickr.com. Dort gibt es 365 Fotos, jedoch ebenso eher begrenzter Aktualität, noch zum IV. CONAIE Kongress, keineswegs zum V. im Jahr 2014 (https://www.flickr.com/photos/conaieecuador/). Zuletzt gibt es noch die Möglichkeit sich als registriertes Mitglied anzumelden, Zugangsdaten sind auf der Seite jedoch nicht erhältlich. Eine weitere Unterkategorie der Seite, neben Fotos und Informationen zu Indigenen, beschäftigt sich generell mit Frauen und ihren Rechten, insbesondere auch Reproduktiven Rechten. Die Thematiken Frauen und Reproduktive Rechte sind durchaus Konstanten fast aller im Rahmen dieser Untersuchung betrachteten Akteur_innen. Minderheiten- und Menschenrechte in der untersuchten Region, gerade auch bezüglich Indigenen, haben einen deutlichen Schwerpunkt auch auf dieser Thematik. Ein anderer Schwerpunkt, der sehr viele verbindet, und sich auch hier findet, ist die Thematik Natur / Biodiversität aber auch Nahrungssicherung. Verbunden damit ist das Recht auf Selbstverwaltung, welches auch einen Unterpunkt auf der Seite der CONAIE bildet. Dazu gibt es auch einen (noch nicht gefüllten) Hinweis auf Video- und Audiodateien zum Thema sowie zu entsprechenden Versammlungen und Veranstaltungen. Unter Departamentos soll auf die verschiedenen zentralen Bereiche verwiesen werden. Dies sind Relaciones Internacionales, Comunicación, Educación Intercultural, Juventud, Fortalecimiento Organizativo, Mujer y Familia, Territorios und Vicepresidencia. Eine letzte, und bei einem möglichen Zugriff auch gefüllte Sektion ist Sobre Nosotros. Diese enthält wieder einen kurzen Artikel über die CONAIE und einen über deren Geschichte, Kontaktinformationen und eine Zusammenstellung wichtiger Personalien. Zuletzt folgen Organizaciones Filiales, also verbundene Organisationen, was deutlich mehr ist als „Verbündete“ oder Partner_innen. Darunter fallen drei: CONFENIAE, CONAICE und ECUARUNARI.

Die CONAICE (Confederación de Nacionalidades y Pueblos Indígenas de la Costa Ecuatoriana) und die CONFENIAE (Confederación de Nacionalidades Indígenas de la Amazonía Ecuatoriana) sind hier weniger von Interesse, soll doch andinen indigenen Akteur_innen gefolgt werden. Damit ist die für diese Untersuchung zentrale Mitgliedsorganisation, auf die verwiesen wird, ECUARUNARI. Deren Internetauftritt ist zwar immer zu erreichen, aber auch nur bedingt mit Inhalten gefüllt. Sowohl die Fotos, die Videos wie auch die angekündigten Ereignisse sind alle eher veraltet, zum größten Teil aus den Jahren vor 2010. Von den Noticias können nur die Anfänge gelesen werden, die Links funktionieren nicht. Daraus lässt sich auf deren Aktualität nicht schließen. Die dunkel unterlegte Kursankündigung zu Soziale Kommunikation in interkulturellen Kontexten ist auch schon von 2012. Viele weitere Links sind nicht funktionierend oder verweisen auf Seiten ohne Dokumente, Noticias gibt es so auch über einen Link nicht, die Seite zu einem Marcha lässt sich nicht öffnen. Die Materiales sind alle aus dem Jahr 2009, aber zu politischen Belangen dieses Jahres durchaus tiefer gehend. Gleiches gilt für Nuestra Organización, zu Verläufen im Jahr 2009 findet sich einiges, so verheißen es zumindest die Links, die jedoch generell nicht funktionieren. So verbleibt eine Liste des Vorstandes aus dem Jahr 2009. Der textuell größte Teil der Seite findet sich unter Historia. Dabei wird auf 18 Seiten in deutlichem Detailreichtum die Geschichte von 1970 bis 1985 erfasst, jedoch keineswegs etwas darüber hinaus Gehendes. Auch über diese Mitgliedsorganisation der CONAIE sind Informationen online also kaum nachzuvollziehen. Eine digitale Vernetzung ist bis zu diesem Punkt maximal kaum zu erkennen, eher vorherige Ansätze, die inzwischen deutlich erkalten oder schon erkaltet sind.

Ein weiterer Weg digitalen Aktivitäten nachzugehen, ist den Facebook-Auftritt zu betrachten. Dabei gibt es zwei Seiten von der CONAIE, einmal von CONAIE Comunicación (https://www.facebook.com/conaie.org?fref=ts) und einmal die zu oder von Juventud CONAIE (https://www.facebook.com/juventud.conaie?fref=ts). Erstere ist wieder die einer Organisation, hat also keine Freunde, nur „Fans“, wie es in der Facebook-Sprache heißt. Sie existiert seit 2012 und dient vor allem dazu Fotos und Informationen zu Aktivitäten zu verbreiten. Dabei sind manche Phasen sehr dicht abgedeckt, es gibt aber auch Monate ohne Aktivitäten. Meistens werden nur Links und Fotos anderer geteilt, die eigenen Aktivitäten sind marginal zu nennen; dies gilt auch für „Gefällt mir“-Markierungen oder Kommentare. Die Aktivitäten sind insgesamt doch sehr stark beschränkt. Dennoch wurde diese Seite immerhin fast 7000 mal mit „Gefällt mir“ markiert. Es gibt keine Termine und auch wenige Verbindungen zu anderen Organisationen oder Akteur_innen, die Seitenbetreiber_innen selber markieren nichts, teilen nur. Die Juventud CONAIE-Seite ist die einer natürlichen Person, einer weiblichen, die diese Seite aus folgenden Grund eröffnete: „COMPAS, ABRIMOS ESTE FACEBOOK COMO ESPACIO DE ARTICULCION (sic!) DE LOS CONSEJOS DE JOVENES DE LA CONAIE EN TODO EL PAIS“[190] . Hier vermischen sich aber Informationen und Aktivitäten dieser Unterorganisation, der Privatperson und anderer Personen. Status-Updates werden genauso kommentiert wie Links geteilt. Deutlich richtet sich die Seite, wie CONAIE selber auch, gegen die Politik Rafael Correas. Die einzige Notiz auf der Seite verweist klar auf den Konflikt. Von der Seite werden mit „Gefällt mir“ klare Verbindungen markiert, wie zu CONAIE Comunicación, aber auch eher auf individuelle Interessen stoßendes wie Amor Revolucionario oder Ginecología Natural. Die über 1000 Freunde sind vor allem Individuen, wenig kollektive Akteur_innen oder gar Organisationen. Diese Aktivitäten sind durchaus als ein Hinweis auf digitale und global vernetzte indigene Aktivitäten in Ecuador zu sehen, weniger jedoch der CONAIE, sondern einer „Gruppe“ dieser. Um auf die digitale Vernetzung der CONAIE zu schauen, eignet sich diese Seite leider keineswegs. Von und zu ECUARUNARI gibt es gar nur eine Seite die Personen im Interesse verbindet, um genau zu sein keinen eigenen Facebook-Auftritt (https://www.facebook.com/pages/ECUARUNARI/469008093222160?fref=ts&rf=616408095080814).

Ein weiterer Schritt sich entsprechenden Vernetzungen zu nähern, ist sich das ICCI anzuschauen, das zumindest politisch über CONAIE wirkt. Vom ICCI findet sich kein Facebook-Auftritt, der Fokus der Betrachtung muss also auf der Internetseite liegen. Auch diese zeichnet sich durch eine gepflegte und deutliche Veralterung und Unfertigkeit aus. Die Sektion Nacionalidades führt nur zu einem generellen Artikel und zu näheren Informationen zu einer indigenen Gruppen, zu allen anderen fehlen nähere Informationen. Die Sektion Análisis befasst sich vor allem mit dem Jahr 2008 und früheren. Auch die Publikationen enden früh, der Boletín ICCI im Jahre 2006, dafür geht er bis 2004 zurück, und bei der Revista Yachaykuna können die Ausgaben von 2001 bis immerhin 2010 eingesehen werden. Die Sektion Agua y Páramos beschäftigt sich mit Fragen zum Themenkomplex Wasser, von Besitz zu Zugänglichkeit, aber dies auch ausgerichtet auf Konflikte im Jahr 2007 und den damaligen Kampf um die neue Verfassung. Dabei wird auf Aktivitäten der CONAIE und von ECUARUNARI verwiesen. Daneben gibt es noch eine Kategorie dazu, wer oder was das ICCI sei. Auf der Homepage selber wird zudem auf fünf Radioaufnahmen verlinkt und ein Plakat für eine Veranstaltung 2010 abgebildet. Dazu gibt es Links ohne weitere Kommentare. Diese führen zur CONAIE (http://www.conaie.org) und zu ECUARUNARI (http://ecuarunari.org/portal/). Dazu gibt es noch einen zu nativeweb.org. Ein letzter, und nicht funktionierender Link führt zur UINPI, die gemeinsam vom ICCI und von der CONAIE getragen wird. Zu dieser findet sich viel mehr, letztlich die gesamte aktivistische Aktivität, auf der Facebook-Seite. Die Informationen und Aktivitäten dort sind klar zunehmend, und dies gilt nicht nur für die Menge an Fotos. (https://www.facebook.com/universidadintercultural.amawtaywasi/timeline) Auf der anderen Seite der ICCI-Homepage, nicht in der Linkliste links wie die anderen, findet sich aber noch ein weiterer Link, welcher tatsächlich funktioniert, der zur Escuela de Formación de Mujeres Lideres “Dolores Cacuango” führt (http://mujerkichua.nativeweb.org). Diese Schule ist darauf ausgelegt weibliche Führungskräfte indigener Organisationen und Bewegungen fortzubilden. Dies geschieht seit 1996 mit Hilfe von Führungskräften der Mitgliedsorganisationen von ECUARUNARI. Die Schwerpunkte dabei liegen auf Identität und Kultur, Selbstwertgefühl und politischer Organisation. Auch diese Seite ist eher veraltet und konzentriert sich, auch in ihren Beiträgen, auf die Jahre 1996 bis 2004. Verlinkungen gibt es zu ECUARUNARI, dem ICCI und der UINPI.

Hier wurde die mindestens nicht digital zentrale indigene Organisation Ecuadors untersucht, zumindest die außerhalb der digitalen Welt einmal zentral gewesene. Selbst wenn die Bedeutung und der Einfluss abgenommen haben, die CONAIE bleibt eine Sammlungsbewegung indigener Akteur_innen in Ecuador und ein indigenes Sprachrohr, klar auch über Ecuador hinaus. Dies zeigt sich an Aktivitäten, Protesten aber auch Berichten über die CONAIE. Diese nehmen mal zu und in letzter Zeit eher ab, doch dies bedeutet kein Verschwinden der CONAIE. Die Konferenz der CONAIE im Mai 2014 steht dafür. Aber auch die Aktivitäten der mit der CONAIE verbundenen größeren Akteur_innen zeigen dies, gerade von der UINPI über Facebook und auf ihrem Campus. Dies alles zeigt sich digital jedoch keineswegs auch nur annähernd so deutlich. Viele Begriffe und Konzepte, die die heutige indigene Bewegung prägen, sind auch von der CONAIE oder verbundenen Akteur_innen beeinflusst. Doch einen Einfluss auf deren derzeitige Entwicklung wird kaum ausgeübt oder auch nur gesucht. Plurinationalität oder interkulturelle Bildung sind auch Konzepte, die in der Praxis wie in Debatten über und mit der CONAIE geprägt wurden. Dies hat aber keinerlei Auswirkungen auf heutige Nutzungen online. Bezüglich dieser Akteurin auch nur das Konzept einer Rekursiven Öffentlichkeit anwenden zu wollen, erweist sich als de facto unmöglich. Zwar produziert(e) CONAIE gewisse Debatten und Konzepte durchaus mit, aber sie hat keinerlei Einfluss auf die Weiterverbreitung, auf ein Ende medialer Weiterdeutung. Dies liegt vor allem daran, dass sie ein Hauptinstrument dafür aus der Hand gab, die digitale Debatte und digitale Informationsverbreitung. Dies war keineswegs immer so. Alle Web-Präsenzen, die sich finden lassen, weisen einen Zeitraum großer und bedeutender Aktivität auf. Mal 1999, mal eher 2006 oder 2008. Doch danach versanden die Internetaktivitäten jedes Mal wieder. Ein rekursives Wirken bezüglich einiger lokaler Konzepte und Debatten kann so historisch nachvollzogen werden, ein breites oder in die Aktualität wirkendes jedoch keineswegs. Es ist schon sehr überraschend, wie mangelhaft die Web-Präsenz und Vernetzung ist. Auch ein googlen nach der CONAIE bringt eher Nachrichten und Informationen zu Tage, keine Verknüpfungen über andere Akteur_innen außerhalb von zentral als Informationsakteur_innen wirkenden. Über die realen zivilgesellschaftlichen Aktivitäten der CONAIE kann und soll hier nicht geurteilt werden. Die online-Aktivitäten aber sind derzeit, nach einem vorherigen Tief von Anfang bis Mitte der 2000er Jahre, deutlich beschränkt. Die realen Aktivitäten können nicht zu klein sein, es geht hier um die CONAIE selbst, eine zentrale Tochterorganisation, ECUARUNARI, die wiederum weitere Töchter hat, eine verbundene Forschungseinrichtung, das ICCI, und eine dazugehörige Schule und Universität. Das Kommunizieren darüber und in diesem Rahmen ist sehr groß und weit reichend, der Einsatz für Menschen- und Minderheitenrechte, zumindest nach Medienberichten, keineswegs zu negieren. Die Sorge, eine Stimme zu erhalten und zu geben, trieb die CONAIE von ihrer Gründung an; Märsche, Konferenzen und Proteste dienten dazu, und immer wieder auch online-Aktivitäten. Doch der Kampf um eine eigene Stimme, für Minderheiten-, Frauen-, Indigene Rechte und indigenes Territorium findet kaum bis fast nicht (mehr) online statt. Die dortigen Aktivitäten stehen still. Noch deutlicher ist, dass auch die Vernetzung dabei still steht. Bei aktuellen nicht-digitalen Aktivitäten mag es Verbündete und Vernetzungen geben. Doch auch hier ist die Vernetzung vor allem eine interne im Rahmen der CONAIE und über diese. Und dies zeigt sich auch online, die CONAIE und die zugehörigen Akteur_innen bilden quasi einen geschlossenen Mikrokosmos. ECUARUNARI verweist wieder auf die CONAIE und die CONAIE auf erstere. Auch die Schule verweist auf die „üblichen Verdächtigen“. Vernetzung scheint keineswegs primäres oder wichtiges Ziel zu sein. Die CONAIE sieht sich, und so liest es sich auch, aus einigen Selbstdarstellungen heraus, selbst als Zivilgesellschaft, als zivilgesellschaftliche Verknüpfung indigener Akteur_innen. Die Dachfunktion erschwert es sich nach außen zu öffnen, über internationale Kontakte hinaus, die aber auch nicht dargestellt werden. Es fehlt die Einsicht breite Verknüpfungen notwendig zu haben, horizontale wie vertikale, nicht nur zu den eigenen Tochterorganisationen, verbundenen Akteur_innen und Mitgliedern. Dies schließt nicht aus, sich als Teil einer größeren Bewegung zu zeichnen, doch wird dies mindestens online nicht umgesetzt. Kein Verweis auf keiner näher untersuchten Seite führt nach außerhalb von Ecuador, bis auf einen Link aus den 1990er Jahren nach Finnland. Die Bedeutung und das Gewicht dieses Mikrokosmos sind auch so stark, da jede Organisation wieder kleinere Einheiten hat: ECUARUNARI hat wieder Mitgliedsorganisationen, genauso die Universität oder die Schule. Dies kann durchaus als zivilgesellschaftliche Verknüpfung beschrieben werden, keinesfalls aber als Globale Zivilgesellschaft oder Teil dieser. Noch viel weniger ist dies ein Exempel für eine Digitale Zivilgesellschaft. Die Reichweite und Möglichkeiten des Digitalen werden nicht erkannt, die Aktivitäten anders gebündelt, und vor allem Kontakte sehr begrenzt gesucht. Aber es finden sich für Ecuador auch keine größeren alternativen Akteur_innen, die sich für eine Untersuchung angeboten hätten. Die CONAIE beherrscht immer noch in großen Teilen das Feld, aber dies bedeutet digital vor allem eine Leere, keine Fülle.

Hier wurde nun, anders als in Chile oder Peru, eine historisch wie politisch zentrale Akteurin untersucht. Dies geschah auch zur Kontrastierung. In Chile wurde ein_e sehr spezialisierte_r und letztlich nur digital aktive_r Akteur_in untersucht. In Peru wurde eher ein_e auf beiden Seiten aktive_r Akteur_in untersucht. Interessanterweise suchte aber CHIRAPAQ gerade digital Informationen zu verbreiten, Meinungen zu fixieren und sich zu vernetzen. Dies geschieht in Ecuador nur zu wenigen Momenten. Informationshoheit wurde immer wieder digital zu erreichen gesucht, aber in den seltensten Fällen auch gefunden. Noch viel weniger wurde aber eine digitale Vernetzung gesucht. Warum dies so ist, vielmehr, was dies vielleicht erklärt, dazu dann mehr in der Analyse. Es ist noch festzuhalten, dass mit der CONAIE beim besten Willen keine Akteurin Digitaler Globaler Zivilgesellschaft untersucht wurde. Sie hatte dazu Ansätze, war immer wieder digital aktiv, aber nie wirklich vernetzt. Ecuador war und ist der Fokus, und dies in einem Maße, das eine Vernetzung darüber hinaus anscheinend erschwert. Obwohl hier eine so große und mächtige, so weit reichende Organisation untersucht wurde, muss diese Einschränkung gemacht werden. Größe und Bedeutung im Rahmen von lokalen und nationalen Aktivitäten ist allem Anschein nach deutlich nicht konstitutiv für eine digitale globale zivilgesellschaftliche Einbindung, scheinbar können diese hingegen sogar bedeutend hinderlich sein. Dies gilt es zu analysieren. 

Hier wurden nun Organisationen und Akteur_innen in und aus drei Ländern des andinen Hochlandes untersucht, mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen und Reichweiten. Es fanden sich Beispiele deutlicher digitaler und globaler Vernetzung aber auch einer weitgehenden digitalen Vernachlässigung. Dies mit den nationalen Umständen, Organisationsformen und Politikansätzen zu verbinden, wird Aufgabe der Analyse sein. Zusammenfassend kann nun aber bereits festgehalten werden, dass in Chile mit Liwen ñi Mapu ein_e sehr kleine_r und letztlich nur digital aktive_r Akteur_in erfasst wurde, eine Organisation, die sich gerade auch für Rechte einsetzt. Ihre Wirkungsdefinition umfasst klar Minderheiten- und Indigene Rechte. Doch trotz und mit ihrer Kleinheit hat sie sich eine Nische gesucht, aus der sie prägend wirken kann, digital und global vernetzt. Eine Eingrenzung ist jedoch, dass der klare Ansatz der Informationshoheit und -autonomie dieser Organisation auch Risiken und Grenzen zur Folge hat. Suchen mehr und mehr Mapuche-Akteur_innen bezüglich Informationen globale Verbindungen oder auch Adaptionen, müsste Liwen ñi Mapu ihren Ansatz überdenken oder für ihre Rolle und Position deutlich kämpfen. In Peru wurde letztlich ein_e Akteur_in par excellence Digitaler Globaler Zivilgesellschaft gefunden und untersucht. Die sehr breite Aufstellung von CHIRAPAQ, die sich auch darin zeigt, dass Minderheitenrechte in Einzelthemen behandelt werden und digitale und in der Praxis umgesetzte Aktivitäten miteinander einhergehen und verflochten sind, bewahrt vor dem Risiko durch Trends deutlich Einfluss einzubüßen. Eine diverse, breite und tiefe zivilgesellschaftlich-praktische wie digitale, lokale wie globale Vernetzung rüstet davor. Und dies ist wohl die Überleitung zu Ecuador, wo es bei der untersuchten Akteurin vor allem an Globalität und Digitalität fehlt. Dies war nicht immer so, globale Vernetzung wurde und wird teilweise auch noch gesucht, Digitalität ebenso. Aber der Fokus ist deutlich(er) national und kaum digital, gerade im Vergleich mit digital sehr erfolgreich agierenden Akteur_innen wie in Chile oder Peru. Dass es sich tatsächlich um Beispiele Digitaler Globaler Zivilgesellschaft handelt, zeigt sich leicht: Die Digitalität wurde in Tiefen erörtert und sollte außer Frage stehen. Dies gilt ebenso für die nicht funktionierende Verzeichnung der CONAIE als digital und global. Doch die beiden hier als Beispiele, wenn auch sehr unterschiedliche und zu differenzierende Beispiele, Digitaler Globaler Zivilgesellschaft verzeichneten Akteur_innen stehen klar für Globale Zivilgesellschaft. Nicht nur gibt es international gleiche Verbindungen, so zur UN-Ebene, zur Ebene der OAS, oder auch zu Akteur_innen wie der CLACPI, letztlich sind mindestens indirekt auch beide hier untersuchten Akteur_innen verbunden, sei es über nativeweb.org oder eben beiderseitig verzeichnete Akteur_innen. Dies stellt den regionalen Rahmen dar, letztlich gar den bedingten globalen. Mit den weiteren Aspekten, wie ähnlichen verzeichneten internationalen Organisationen, wird daraus klar eine Digitale Globale Zivilgesellschaft, die sich in diesen Beispielen zu Minderheitenrechten verfestigt und repräsentiert zeigt. Unter welchen Bedingungen eine solche nun entsteht, wie sie sich entwickelt und welche Konditionen sie aufweist, gilt es in der folgenden und abschließenden Analyse und Conclusio herauszuarbeiten. Letzte Worte hier sind zum Konzept der Rekursiven Öffentlichkeit zu verlieren. Mindestens in Chile und Ecuador ließ und lässt sich das Konzept teilweise anwenden. In Peru herrschte weniger Interesse so zu agieren, auch, da hier scheinbar Offenheit eher als Kontrolle und Grenzen gesucht wurde, um eine breite und diverse Verflechtung zu erreichen. Aber gerade in Nischen ist ein Agieren als Teil einer Rekursiven Öffentlichkeit durchaus von Belang und erfolgsversprechend. Nur so erklärt sich die Reichweite von Liwen ñi Mapu. Aber auch das bedingte Ende der Reichweite der CONAIE erklärt sich so, die Begrenzung der Möglichkeiten weiterhin prägend auf Konzepte zu wirken – es fehlt daran Teil einer Rekursiven und so selbstsetzenden und kontrollierenden Öffentlichkeit zu sein. Vielmehr wurde der Anschluss verpasst, die Kontrolle verloren, die Selbstsetzung(smöglichkeiten) stark beschnitten, gerade durch die Unmöglichkeit der digitalen Umsetzung. Aber auch diesen Faden gilt es nun nochmals klarer und schematischer in der Analyse und Conclusio zu (er)fassen.

Analyse

Wer wie und warum digital vernetzt ist, ließe sich in letzter Konsequenz nur durch Interviews und multidisziplinäre Untersuchungen sagen. Hier soll sich aber an Hand klarer Analyse-Kategorien zumindest einer Antwort genähert werden. Es sollen nationale beziehungsweise regionale Aspekte in ihrer Bedeutung beleuchtet werden, aber auch nochmals auf die Art der digitalen Präsenz geschaut werden. Neben der Betonung der Art und Ausformung der Vernetzung wird es zentral für die Analyse sein, die Verbindungen zu real existierenden Organisation außerhalb der digitalen Welt genauer in den Blick zunehmen. Zuletzt soll nochmals ein Blick auf den theoretischen Rahmen und methodischen Zuschnitt sowie das Konzept einer Rekursiven Öffentlichkeit gewagt werden. Bevor sich diesem nun gewidmet wird als kurze Erinnerung: Es wurden drei Akteur_innen untersucht. Ein_e Akteur_in, Liwen ñi Mapu aus Chile, ist vor allem digital aktiv und durchaus vernetzt, umfasst aber zugleich nur ein klar umgrenztes Feld. Das CHIRAPAQ aus Peru ist sowohl digital wie auch außerhalb dessen aktiv, deutlich vernetzt auf beiden Ebenen und stark prägend. Die digitale Präsenz und Vernetzung ist klar begrenzt, aber auch sehr strukturiert und bedacht. Für Ecuador wurde die CONAIE untersucht, die real sehr aktiv war und ist, digital dies jedoch deutlich weniger zeigt. Sie steht für eine begrenzte digitale Vernetzung, letztlich vor allem eine „Eigenverlinkung“ zu Tochterorganisationen und weiteren sehr nahe stehenden. 

Nationale und Regionale Aspekte

Für die digitale Vernetzung und Präsenz ist es durchaus zentral, welchen Stellenwert indigene Themen im jeweiligen Land haben, insbesondere welchen Stellenwert Indigene und Minderheitenrechte haben, wenn es um Akteur_innen in diesem Feld geht. Dazu gehört auch die Frage, was Indigenität im jeweiligen Land bedeutet. Mit Chile wurde ein Land untersucht, das durchaus eine bedeutende indigene Minderheit aufweist, aber keinesfalls ein vor allem indigen geprägtes Land ist. Der Anteil indigener oder auch nur deutlich mestizischer Bevölkerung ist regional sehr divers. Dazu kommt, dass in Chile eine indigene Gruppe heraussticht, zahlenmäßig, aber auch im Sinne ihrer Beachtung in der Öffentlichkeit. Dies sind die Mapuche. Diese sind noch dazu vor allem im andinen Süden Chiles anzufinden, neben urbanen Migrant_innengruppen. Damit sind sie klar abgeschieden von den indigenen Gruppen in Peru und Ecuador, die im zentralen andinen Hochland zumindest deutlicher verbunden sind. Dies erleichtert es entsprechende Akteur_innen zu finden, aber auch deren Zusammenfinden und Vernetzen über und zu einem Thema. Ebenfalls sind die Diskursmodalitäten in Chile im Sinne einer Vernetzung von indigenen Akteur_innen für Minderheitenrechte sehr vorteilhaft: Indigene sind klar eine Minderheit, die Mapuche gar eine lange eher negierte oder als Gruppe so nicht anerkannte Minderheit. Der Kampf um Minderheitenrechte war und ist für diese sehr zentral. In Chile geht es insbesondere um Rechte, Rechte auf Land, auf Kultur und Sprache – indigene Minderheitenrechte sind zentraler Strang der Diskurse zu Indigenen in Chile. Doch dies ist zugleich wieder als Einschränkung zu betonen: Eine eingrenzbare Gruppe mit diesem klaren thematischen Fokus begrenzt die Vernetzungsmöglichkeiten. Mit dem zentralen andinen Hochland sind die Verknüpfungen weder weit ausgeprägt noch logische Folge von Aktivitäten. Dies zeigte sich auch klar für Liwen ñi Mapu. Und auch der thematische Fokus hilft zwar der Suche und der begrenzten engen Verknüpfung, aber keiner Öffnung. Ein weiterer Aspekt dabei ist die internationale Aufmerksamkeit. Eindeutige Gruppen mit klaren Agenden haben es leichter internationale Unterstützung für sich als Gruppe zu generieren. Diverse internationale Organisationen unterstützen Mapuche in ihren Anliegen, binden diese in internationale Netzwerke ein, so die UNPO. Dies beschränkt aber durch die Selektivität zugleich wieder eine engere Vernetzung im Großraum Südamerika. Überspitzt zeigt sich darin, dass es keinen Index regionaler Umstände gibt, der klar vorhersagen lässt, wie deutlich die Vernetzung und Einbindung in eine Digitale Globale Zivilgesellschaft ist oder sein wird.

Doch dies ist mit Einschränkungen zu versehen. Einerseits zeigt sich in Ecuador und auch in Peru, dass ein deutliche thematische Engführung von Diskursen es erschwert, indigene Akteur_innen für Minderheitenrechte zu finden oder überhaupt dementsprechend aktiv zu sein. Wenn Minderheitenrechte vor allem als Frauenrechte, Territorialrechte oder ein Recht auf Unberührtheit diskutiert werden, kann dies dazu führen, dass sich die Akteur_innenkreise trennen, es an Überschneidungen mangelt. Dies kann eine Organisation einfangen, die sich als ein Dach darüber versteht, wie beim CHIRAPAQ, doch dies muss nicht der Fall sein. Generell zeigt sich in Peru und Ecuador, dass die große Heterogenität indigener Gruppen und die lange schon deutliche Virulenz indigener Anliegen auch zu einer Heterogenität des Feldes geführt haben. Zwar funktioniert teilweise eine Verknüpfung über transnationale Akteur_innen, doch dies ist nicht immer gewährleistet. Afroecuadorianer_innen oder Afroperuaner_innen verlinken sich nicht notwendig mit indigenen Akteur_innen aus dem andinen Hochland, selbst wenn sich die Anliegen überschneiden. Beide Länder weisen aber auch keine Gruppen besonderer internationaler Aufmerksamkeit auf, so dass die Einbindung in der Großregion durchaus eine Notwendigkeit und Option ist. Dagegen steht nur, und dies gilt durchaus für Ecuador, wenn nationale Anliegen und Organisationen zu deutlich den jeweiligen nationalen Diskurs bestimmen. 

Alle drei Länder weisen indigene Akteur_innen und Diskurse auf, alle drei haben auch auf Minderheitenrechte fokussierte Akteur_innen. Doch nur in Chile zeigen sich diverse die sich der Thematik in Breite widmen; in Peru und Ecuador wurden Akteur_innen untersucht, die zwar entsprechende Schwerpunkte haben, doch als Dach auch andere Thematiken verbinden. Dass in Chile die Diskurse über indigene Themen mit der Verbreitung des Internets einen Aufmerksamkeitsschub erfuhren, half der digitalen Vernetzung Bedeutung zuzuschieben. Dass die Debatte in Ecuador in den 1980er und 1990er Jahren groß an Bedeutung gewann, ohne verbreitete digitale Zugänge, stand einer solchen eher entgegen. Internationale Aufmerksamkeit weisen alle drei Länder auf, besondere Aufmerksamkeit für eine spezifische andine indigene Gruppe vor allem Chile. In Peru und Ecuador werden indigene Gruppen des Amazonas-Tieflandes deutlicher fokussiert. Und während derzeit in Ecuador die politischen Wandlungsprozesse deutlich vor spezifischen indigenen Anliegen im Vordergrund stehen, diese als darin aufgehend gesehen werden, kann für Peru ein Fokus auf indigene Belange deutlicher ausgemacht werden. Gerade die großregionale Aufmerksamkeit richtet sich (auch) auf Peru.

So gibt es nun einige Gründe, warum in Chile aktive und gut vernetzte Akteur_innen zu finden sind, die für eine Digitale Globale Zivilgesellschaft stehen. Es gibt auch welche dafür, dass dies bedingt auch in Peru der Fall ist und in Ecuador weniger. Doch sagt dies noch wenig über die Art der Einbindung und über die Art der Nutzung digitaler Möglichkeiten aus – dafür muss die digitale Präsenz genauer untersucht werden.

Digitale Präsenz

Alle drei hier näher untersuchten Akteur_innen weisen eine deutlich unterschiedliche digitale Präsenz auf. Diese reicht von einer eher gepflegten und geordneten über eine zwar sehr aktuelle aber nicht stets klar geordnete zu einer sowohl nicht aktuellen als auch inhaltlich eher dürftigen Seite. Doch für alle hier näher untersuchten Seiten gilt, dass sowohl die Seitenorganisation wie die Aktualität nicht im höchsten Maße gewährleistet sind. Generell wurden Seiten und Akteur_innen ausgewählt, die nicht nur Informationen verbreiten, sondern damit auch eine gewisse Agenda verfolgen. Keine widmet sich im besonderen Maße der Geschichte, wenn, dann der Geschichte der eigenen Organisation. Zentral sind aber alle Seiten, selbst die sonst nicht besonders weit reichende der CONAIE, für die Selbstpositionierung und -darstellung. Gerade das CHIRAPAQ stellt sich deutlich selbst dar und verbindet sich mit einer Agenda. Die Frage, was dabei Indigenität beinhaltet, wird auf keiner anderen Seite ähnlich zentral beantwortet. Zunächst überrascht, wie chaotisch und wenig aktuell viele der Seiten sind. Sie wirken eher wie eine Zusammenstückelung von Informationsschnipseln als wohl durchdachte Seiten. Die Seite von Liwen ñi Mapu ist dafür ein sehr gutes Beispiel. Diese ist durchaus sehr aktuell, gerade auch im Vergleich zu den anderen untersuchten. Sie ist kategorial geordnet, stellt aktuelles heraus und verweist auf der zentralen Seite bereits auf andere Organisationen. Doch dies alles muss gefunden werden. Hinter der Seite steckt kein Konzern, kein Büro, das sich eine gut und somit auch oft teuer designte Seite leisten kann. Vielmehr zeichnet die Seite Pragmatismus aus – neuste Informationen und Anliegen sollen Verbreitung finden, die Agenda klar vorgestellt werden so wie die zentralen Themen. Dafür wird komplex verlinkt und auf eine sich stetig ausbauende Seite gesetzt. Einmal durch dieses fast schon Überangebot durchgestiegen, offenbart sich die Systematik, der Rekurs auf zentrale Themen und Anliegen. Beeinflussen über Informationen statt Überzeugen durch Design scheint der Anspruch zu sein. Beim CHIRAPAQ ist die Ordnung klarer und deutlicher. Diese ergibt sich aber durch ein Zufügungssystem von Kategorien und Verlinkungen; dabei bleiben die alten und kaum mehr aktuellen neben den neuen stehen. Dies wirkt besser geordnet, ist es aber durch Doppelungen und teilweise sehr inaktuelle Beiträge nur bedingt. Klar ist aber auch hier das zentrale Anliegen zu erkennen, es wird auf die Selbstverortung Wert gelegt, darauf, was unter Indigenität verstanden wird. Dazu werden Programme und thematische Schwerpunkte gesetzt und präsentiert. Kurios ist das tatsächliche Nebeneinander von Altem und Neuem; doch zugleich liefert dies den Eindruck einer Breite an Themen und Aktivitäten, der den aktuellen Aktivitäten zupass kommt. Ganz anders ist die Internetpräsenz von CONAIE. Diese ist zwar nicht unorganisiert, aber doch sehr leer und uninformativ. Die eine Seite, über nativeweb.org, ist sehr begrenzt weit reichend informativ, die andere kaum aufrufbar und in vielen Kategorien nicht gefüllt. Diese mag eine zukünftig wichtige Seite sein. Doch zeigten alle bisher findbaren Spuren im Internet, dass es diverse Ansätze einer digitalen Präsenz von CONAIE gab, diese aber ebenso immer wieder aufgegeben wurden – dieses Schicksal droht auch einer neuen Seite. Die Agenda der CONAIE fällt in diesem Kontext ebenso heraus. Sensibilisierung und Veränderung durch Informationsverbreitung sind eben nicht der Ansatz, vielmehr politische Vernetzung und Massenbewegung(en). Und dies zeigt sich deutlich an der begrenzten Internetpräsenz. Aktualität soll in den Aktivitäten, nicht digital bewahrt und geschaffen werden. Alle Seiten kämpfen um Aktualität und geordnete Zugänglichkeit, alle weisen dabei Probleme auf. Zwei der untersuchten Seiten konzentrieren sich darauf ihre Anliegen nach vorne zu rücken, dabei älteres bewahrend und Doubletten, dies sind hier diverse Links zu ein und demselben Dokument, zulassend. Doch das Umsetzen ihrer Agenda und das Vorbringen ihrer Anliegen sind so möglich. Aktualität und Design kosten Zeit und Geld, dies steht hier hinten an für die eigene Agenda.

Ein Ausweg daraus ist die Nutzung weiterer internetbasierter Kanäle neben eigenen Homepages. Das Setzen auf YouTube ist dabei ein durchaus möglicher Weg. Alle drei untersuchten Akteur_innen such(t)en und nutz(t)en diesen Weg. Jedoch ist zugleich bei allen drei die Reichweite begrenzt zu nennen. Es sind stets nur wenige Videos, die sich finden, es scheint einfacher zu sein, Videos über die eigene Homepage zu präsentieren. Auch fehlt über YouTube die Möglichkeit schnell und ohne großen Aufwand zu informieren, zu erreichen und auch zu verbinden. Die Einbindung in eine und das Wirken als Zivilgesellschaft sind über YouTube schlecht möglich. Viel besser möglich und breiter genutzt findet dies über Facebook statt. Dabei bietet Facebook vor allem die Möglichkeit Neuigkeiten zu verkünden und sich zu verlinken, ohne an einer Überfrachtung mit Informationen zu leiden oder inaktuell zu werden. Das Neuste taucht immer zuerst auf, die Seite ist an sich geordnet. Alle drei hier untersuchten Akteur_innen haben Facebook-Seiten, teilweise als Institution, teilweise nur oder auch als natürliche Person. Die Funktionsweise von Homepage und Facebook-Präsenz sind dabei klar zu trennen. Facebook lässt Diskussionen zu, eine deutlichere und breitere Vernetzung. Auch Aktualität ist einfacher über Facebook herzustellen. Doch die bleibende Außendarstellung von Informationen und Verbindungen wird eher auf der Homepage gesucht. Einmal bei Facebook „Gefällt mir“ zu klicken, hat eine ganz andere Reichweite als eine_n andere_n Akteur_in auf der Homepage als verbunden darzustellen. Auch die Botschaften und Beiträge sind auf der Homepage „bleibender“ kreiert, was dem Verbleiben von Botschaften auf Facebook über die Timeline keinen Abbruch tut. Diese Trennung zeigt sich gerade auch bei der CONAIE, wo über eine Facebook-Seite einer natürlichen Person Diskursen zu CONAIE ein Forum geboten wird, die offizielle Facebook-Seite aber schon sehr begrenzt in der Nutzung ist. Die Homepage zeigt dann letztlich nur die quasi „abgesegnete“ Agenda. Die Facebook-Kontakte dabei als tatsächliche Verbindungen in einer Digitalen Globalen Zivilgesellschaft zu zeichnen, ist schwierig, über den Charakter eines „Gefällt mir“ ist wenig auszusagen; deutlicher sind die Verbindungen auf den Homepages. Dies nimmt den Kontakten über Facebook nicht die Relevanz. Aber weder sind diese stets Ausweis einer Zivilgesellschaft, noch haben sie einen viel größeren Aussagewert als die Anzahl von Seitenklicks. Auch deshalb wurden diese Kontakte hier zwar untersucht, aber nicht zentral gestellt. Gerade die Trennung von natürlichen Personen und Organisationen bei Facebook erschwert das Heranziehen dieser Kontakte zusätzlich. Die Privatpersonen können nicht oder maximal bedingt mit der oder dem institutionellen Akteur_in gleichgesetzt werden, und die institutionelle Seite ist oft eher starr und ein Informationsverkündungsmedium, das direkt an die Homepage gebunden ist. 

Dies führt dazu, dass die Verlinkungen auf der Homepage die zentralen Indizien für eine Einbindung in eine Globale Digitale Zivilgesellschaft sind. Wie deutlich und mit wem sich verbunden wird, ist dabei ein klares Indiz nicht nur für eine Eingebundenheit in eine Digitale Zivilgesellschaft, sondern auch für den Zweck der Verbindungen. Die breitesten Verbindungen finden sich zunächst bei Liwen ñi Mapu, zumindest wenn Diversität und Verweise ausgewertet werden. Doch sind die Verlinkungen vom CHIRAPAQ letztlich ebenso weit reichend und bedeutsam. Gerade durch die Kategorie Espacios en los que CHIRAPAQ forma parte erhöhen sich Anzahl und Breite deutlich. Beide Akteur_innen sind dabei klar sowohl international als auch regional, national und lokal verbunden. Teilweise verweisen sie auf weiter führende Seiten, teilweise auf so gefasste Verbündete. Der Unterschied in der Reichweite und Breite ist dennoch merklich. Während bei Liwen ñi Mapu stets die Bezüge Indigenität und Mapuche zentral bleiben, löst sich dies beim CHIRAPAQ teilweise, hin zu allgemeineren Anliegen und Kontakten. Beider Verlinkungen stehen für reale Kontakte oder Verbindungen, und sei es durch das Nutzen gemeinsamer Plattformen. Doch gerade bei Liwen ñi Mapu finden sich auch Verbindungen, die keine im engeren Sinne realen sind, so zur UN-Ebene. Diese dienen vielmehr der Selbstverortung, der Selbstdarstellung als bedeutsame und zentral eingebundene Organisation. Alle Internetseiten dienen der Selbstpräsentation und der Weiterleitung, jedoch mit unterschiedlicher Gewichtung. Und auch die Links und Weiterleitungen können der Selbstpräsentation dienen. Dass Liwen ñi Mapu zentral auch auf UN-Akteur_innen verweist, zur internationalen Menschenrechtsebene verlinkt, dient eher der Selbstverortung als Menschenrechtsakteurin, als dass dies reale Ver- und Einbindungen sind. Dennoch sind solche Links durchaus ein Teil einer Digitalen Globalen Zivilgesellschaft. Zivilgesellschaftliche Aktivitäten, im Sinne von Minderheitenrechten, die sich online vernetzen, können sich auch durch ein gemeinsames Dach oder gemeinsame Dächer verbinden, sei es Indigenität, Mapuche, oder eben der Verweis auf zentrale UN-Akteur_innen – so geht Liwen ñi Mapu vor. Dennoch ist damit das Netzwerk real deutlich kleiner als es auf den ersten Blick scheint. Hier steht Masse vorne an, die Masse an Verbindungen als für Bedeutung und Relevanz stehend, ohne notwendige reale Auswirkung. Viele Links dienen vor allem der Selbstverortung, viele weitere mindestens auch einer solchen. Reale Verbindungen erfolgen vor allem über den Kanon Minderheitenrechte-Indigene-Lateinamerika und politische Anliegen von Mapuche. Da ist beim CHIRAPAQ die Breite deutlich größer. Auch sind die Verbindungen klarer geordnet und auch in ihrer Bedeutung bewertet, dadurch dass einige herausgehoben sind, andere erst unter einer Folgekategorie aufkommen, unter Espacios en los que CHIRAPAQ forma parte, und es dort keine weiteren Informationen und Links gibt, wie zu den zentral aufgeführten. Ganz anders sieht dies bei der CONAIE aus. Hier sind Verweise und Links eher Mangelware. Letztlich wird auf wenige immer wieder verwiesen, wie ECUARUNARI, die wiederum auf CONAIE verweisen. Es ist eher ein Kreislauf der (Selbst)verweise, von Tochterorganisationen und verbundenen Organisationen auf CONAIE und von dieser auf diese. Damit hebt sich die CONAIE einerseits deutlich selber heraus, als quasi zu groß für eine deutlichere Einbindung, stellt sich aber andererseits zugleich auch selber als das ecuadorianische zivilgesellschaftliche Netzwerk dar, als die indigene Zivilgesellschaft dort. Doch dies macht noch keine Digitale Zivilgesellschaft, geschweige den eine Einbindung in eine Digitale Globale Zivilgesellschaft. Andere digitale Akteur_innen verweisen deutlich auf die CONAIE, doch eher als Hinweis sie seien auch mit indigenen Akteur_innen in Ecuador verbunden, weniger als entscheidende digitale Akteurin. Durch diese Breite von Verweisen auf die CONAIE, die weder das CHIRAPAQ noch Liwen ñi Mapu aufweisen können, kann die CONAIE in einem gewissen Sinne sich sogar eine schlechte, inaktuelle und eher selbstreferentielle Internetpräsenz leisten. Zu finden ist die CONAIE stets. Aber durch den Mangel an digitalen und online-Aktivitäten wird das Zepter des Handelns aus der Hand gegeben, dortige Diskussionen sind so kaum beeinflussbar. Dies bedingt sich aber auch durch die dahinter stehende „reale“ Organisation.

Die dahinter stehende Organisation in der nicht digitalen Welt

Die hier untersuchten Akteur_innen sind außerhalb ihrer digitalen Präsenz deutlich unterschiedlich in ihrer Größe und Reichweite. Auch in ihren Anliegen unterscheiden sie sich. Alle drei haben politische Anliegen, alle drei wollen Minderheitenrechte für Indigene umsetzen und stärken – auch deshalb wurden sie hier als Fallbeispiele gewählt. Doch nicht alle drei wollen dies auf gleich Art und Weise erreichen. Liwen ñi Mapu setzt vor allem auf die digitale Welt. Dort sollen und können Informationen etwas bewegen, dort ist Vernetzung auch von dezentralen Orten aus und mit begrenzten Mitteln möglich. Ganz anders sieht dies bei der CONAIE aus. Diese ist vor allem eine Akteurin der Sammlung und der Straße. Dazu ist sie auch noch eine klare politische Akteurin, die bereits politische Macht trug und danach folgend wie davor Massen mobilisieren kann und konnte. Ihr Handlungsfeld ist die Straße, der Versammlungssaal oder die Politik, viel weniger die digitale Welt. Nun könnte es heißen, damit sei eine falsche Wahl getroffen worden, diese hier zu untersuchen. Doch die CONAIE ist ihrer Bedeutung in Ecuador in diesem thematischen Feld nicht zu negieren. Es finden sich keine alternativen deutlicher digital aktiven Akteur_innen und schon die Anzahl der digitalen Verweise auf die CONAIE sprachen und sprechen für deren Untersuchung. Es zeigt sich, dass heute eine rein nicht-digitale Vernetzung ihre Grenzen kennt. Diskurse werden mindestens auch online geführt, dabei mitzuwirken ist zentral. Dies versuchte die CONAIE auch immer wieder, scheiterte aber gleichfalls immer wieder. Mögliche Gründe dafür sind divers: Die schiere Größe der Organisation stand einer klaren gerichteten Stimme eher entgegen, aber auch ihre politische Relevanz sowie der politische Druck auf diese. Genauso wie Liwen ñi Mapu auf die digitale Welt setzt, um als sehr kleine Organisation in diesem Feld eine zentrale Rolle einnehmen zu können, konzentrierte sich die CONAIE auf das nicht digitale Feld. Beide geben so ein Handlungsfeld zwar nicht auf, aber doch eher aus der Hand. Liwen ñi Mapu setzt auf das Handeln anderer, versucht dieses über digitale Berichte zu verstärken. Dies geschieht eher symbiotisch und arbeitsteilig. Der nicht vorhandene Aktionsradius außerhalb des Internets aber schmälert und gefährdet stetig die Reichweite von Liwen ñi Mapu in diesem. Vernetzungen sind vor allem digital, weniger real, es bedarf des Handelns anderer, um darüber berichten zu können, und der Zugänglichkeit und Berichtsbereitschaft der entsprechenden Akteur_innen. Auch die CONAIE beschränkt sich, digitale Diskurse entgleiten, die digitale Darstellung von Aktivitäten ebenso. Dadurch wird nicht alles real Umgesetzte schlecht gemacht oder nicht verbreitet, aber eine Lenkung mit Emphase ist so nicht möglich. Zu große und zu breite Bedeutung können also hinderlich sein. Deutlich besser wird die Verbindung nicht-digitaler und digitaler Aktivitäten beim CHIRAPAQ umgesetzt. Diese_r Akteur_in ist auch politisch aktiv, hat deutliche Aktivitäten außerhalb des Internets vorzuweisen. Aber das CHIRAPAQ setzt auch auf klare online-Aktivitäten. Generell verbinden und ergänzen sich dabei die digitale und die reale Vernetzung. Akteur_innen, mit denen digital oder eben real gewirkt wird, werden auch real beziehungsweise digital Teil des Netzwerkes. Das CHIRAPAQ ist dabei nicht nur ein Knoten Globaler Zivilgesellschaft in Peru zu den Themen Minderheitenrechte und Indigenität, sondern ebenso digital. Die Ausgeglichenheit zwischen beiden Ebenen ist als bedeutender Wirkungs- und Reichweitenvorteil hervorzuheben. Das CHIRAPAQ ist sowohl digitale_r wie reale_r Akteur_in, nicht vor allem digitale_r, wie Liwen ñi Mapu, oder vor allem reale_r, wie die CONAIE. Die Organisation ist nicht so groß, dass Diskurse vor allem intern geführt werden, aber auch nicht so klein, dass Umsetzungen erschwert sind. Sie ist zwar politisch aktiv, wie Liwen ñi Mapu bedingt durchaus auch, aber nicht fokal wie die CONAIE generell. Dies bedeutet aber nicht, dass von Anfang an klar gewesen wäre, dass die CONAIE keine Akteurin Digitaler Globaler Zivilgesellschaft ist und das CHIRAPAQ definitiv. Es geht eher um Rahmenbedingungen und Startvoraussetzungen. Genauso wie der nationale Rahmen beeinflusst, und durchaus sich positiv für Akteur_innen in Chile darstellt, beeinflusst die Nutzung des Internets als Raum, der Versuch der digitalen Verortung. Die CONAIE versuchte immer wieder einen digitalen Raum zu prägen und zu besetzen, und das CHIRAPAQ generell auch, so erklären sich die Phasen der Homepage. Doch die CONAIE schied immer wieder aus, gab das Feld auf, sah keine Notwendigkeit konstanter Mühen und Aktivitäten. Das CHIRAPAQ hingegen setzte zentral auf auch digitale Aktivitäten und Vernetzungen. Sowohl als zweites Standbein, aber auch um die „realen“ Aktivitäten in ihrer Wirksamkeit durch Verbreitung und Verlinkung zu erhöhen. Dies genau bietet auch Liwen ñi Mapu, nur für die Aktivitäten anderer. Das CHIRAPAQ setzt auf eigene Aktivitäten digital und in der „realen“ Welt. Dadurch erhöht sich der Impact, und auch die Vernetzungen ergänzen sich eher, als dass es zwei parallele Einbindungen gibt, real und digital. Auf Facebook wird mit Akteur_innen Kontakt gehalten, die gemeinsame reale Projekte teilen, und auch die Homepage verweist auf solche. Nur so kann das CHIRAPAQ zugleich Akteur_in Digitaler wie realer Globaler Zivilgesellschaft sein und die CONAIE wenn nur eine einer realen Globalen Zivilgesellschaft. Doch selbst ihre Globalität ist begrenzt durch den starken Fokus spezifisch auf Ecuador, weniger auf die Großregion.

Diese Erkenntnisse sind deutlich und lassen sich gut erklären. Bevor daraus jedoch eine Conclusion abgeleitet werden soll, bedarf es noch eines Blickes auf die hier umgesetzten Methoden und bedachten Theorien, um das hier vorgebrachte zu kontextualisieren und weiter zu differenzieren und zu verfeinern.

Methoden und Theorien

Der leitende Ansatz war hier nicht-staatlichen Akteur_innen eines bestimmten Policy-Feldes zu folgen. Dabei war die vorangehende größere Analyse, was Minderheiten- und Menschenrechte sind, sehr zentral. Wenige Akteur_innen stellen sich selber als Akteur_innen für oder von Minderheitenschutz oder -rechten dar, maximal sind sie Menschenrechtsakteur_innen. Umso zentraler war es, Akteur_innen diesem Feld zuordnen zu können. Wirken sie beispielsweise auf Indigene Rechte an sich und dazu noch spezifisch auf Indigene Frauenrechte, sind sie durchaus als Akteur_innen in diesem Feld zu betrachten. Wirken sie aber nur singulär auf ein Thema oder eine überbordende Breite an Themen ohne Fokus auf solche Felder, wurden sie diesem Akteur_innenkreis nicht zugeordnet. Dies hat etwas rigides, ist aber der Bearbeitbarkeit geschuldet. Ohne jedoch zuvor klar Minderheitenrechte zu erfassen, hätten alle indigenen Akteur_innen hineingeholt werden müssen, die sich (auch) mit Rechten befassen. Genauso wichtig war es aber Indigenität und das Wesen indigener Stimmen zu problematisieren. Es sollten indigene Akteur_innen untersucht werden, dafür bedurfte es Überlegungen, was indigene Akteur_innen sind. Die im Theorien- und Methodenteil dazu angestellten Überlegungen ermöglichten dann erst eine Fallstudienauswahl. Und es zeigte sich bei den untersuchten Seiten und Akteur_innen, aber auch bei vielen weiteren aufgefundenen aber nicht tiefer untersuchten, klar die Beschäftigung mit eben dieser Thematik. Das CHIRAPAQ widmet nicht grundlos viele Zeilen der Frage was Indigenismus sei, warum es selber indigen sei. Die Selbstverortung als indigen als bestimmend für Indigenität zu wählen, erwies sich dabei als eine sehr gut umsetzbare und in der Praxis bedeutsame Entscheidung. Nur so konnten indigene Akteur_innen aus der Ferne als solche betrachtet werden. Dies öffnete zugleich den Begriff wie auch das Akteur_innenfeld und verhinderte dirigistische oder autoritäre Setzungen durch wenige übergeordnete Akteur_innen. Selbstzuschreibung als Merkmal für Indigenität erweist sich aber nicht nur als sehr praktikabel, auch viele der indigenen Akteur_innen (er)fassen sich und andere so. Indigenität wird gelebt, ist aber auch ein relativ offen nutzbares Label. Dieses wiederum bedarf es, um auch Minderheitenrechte für sich legitimiert beanspruchen zu können. Der Zirkelschluss erwies sich in den Falluntersuchungen als verbreitet. 

Auch der nachvollzogene Diskurs über indigene Mediennutzung war zentral für die Fallstudien. Den Thesen folgend, dass neue und breitere Vernetzungsmöglichkeiten durch die Verbreitung des Internets entstehen und entstanden und neue indigene Artikulationsmöglichkeiten die Folge waren, musste zunächst über die tatsächliche Zugänglichkeit dieses Bereiches für indigene Akteur_innen reflektiert werden. Die Zentralität der Selbstbilderstellung und -kontrolle zeigte sich nicht nur in der Literaturreflektion, sondern auch auf den Seiten selber. Es zeigte sich auch, dass bereits sehr geringe Fertigkeiten und Möglichkeiten genügen eine digitale Vernetzung Realität werden zu lassen. Die meisten untersuchten und gefundenen Seiten sind eher einfach aufgebaut. Immer wieder werden öffentlich zugängliche Seiten genutzt, um die eigene Organisation zu präsentieren, wie nativeweb.org, oder aber kostenfreie Möglichkeiten Internetseiten aufzubauen, wie es Liwen ñi Mapu über wordpress.com macht. Die niederschwelligen und kostengünstigen Möglichkeiten dienen somit tatsächlich einer Verbreiterung der Aktivitätsmöglichkeiten und einer besseren Vernetzung. Den Thesen neuer Vernetzungsmöglichkeiten und neuer Ausdrucksmöglichkeiten kann hier nach der Analyse eine klare Zustimmung entgegen gebracht werden. Gerade die Menge jüngerer Seiten, aber ebenso veralteter und scheinbar kaum mehr genutzter Seiten, zeigt den Grad der Nutzung des Internets, aber auch die Dynamik von Vernetzungen und Veränderungen. Ein Mehr an Vernetzung durch neue Möglichkeiten ist sehr deutlich, und auch die Suche nach globaler Ein- und Anbindung zeigt sich. Sehr deutlich ist dies auf Facebook zu beobachten, wo immer wieder bekannte internationale Akteur_innen der Felder Menschenrechte, Indigene Rechte, Minderheitenrechte und ähnlichem von den hier untersuchten Akteur_innen markiert werden, Verbindungen auf diesem niederschwelligen Weg gesucht werden. Den vielfach empfundenen Nachteilen der Globalisierung, wie beispielsweise die Gefährdung einiger indigener Völker und ein Mehr an ökonomischem Druck, steht der Vorteil größerer globaler Vernetzungsmöglichkeiten und Einbindung gegenüber. Eigene, eher lokale, kleinere und auch medial sonst nicht abgedeckte Anliegen könnten sonst keine solche Öffentlichkeit generieren und erreichen. Gerade auf Seiten mit Mapuchebezug zeigt sich immer wieder der Rekurs auf kleinere Landkonflikte. Diese und die involvierten Mapuche-Akteur_innen erfahren erst durch internationale Vernetzung und digitale Präsentation, auch in Form digitaler Zeitungsberichte, Zustimmung, Aufmerksamkeit und Druck auf die als gegnerisch gezeichneten Akteur_innen. Doch zugleich zeigt sich, dass es auch Gegenbewegungen und Aktivitäten dieser „Gegner_innen“ gibt. Die Frage nach neuen Artikulationsformen ist gleichfalls eher zweischneidig zu beantworten. Akteur_innen, die von den einen als „Gegner_innen“ gezeichnet werden, zeichnen wiederum andere als solche. Verschiedene Seiten ringen um Deutungsmacht, um die Deutungsmacht über Bilder und Ereignisse. Indigene Akteur_innen haben digital deutlich mehr Möglichkeiten zeitnah und eher kostengünstig ihre Sicht der Dinge zu verbreiten, ihre Sprache dafür zu wählen. Aber damit diese auch gefunden wird, Verbreitung erfährt, bedarf es Vernetzung, Einbindung und auch Querverweisen, damit überhaupt erst die eigene Darstellung wirkungsmächtig wird. Dazu bedarf es einem Folgen von Sprachkonventionen und dem Nutzen einer Sprache, die andere auch finden und Verbreitung finden kann – Seiten auf Mapuche haben kaum Verbreitungschancen, spanische schon deutlich mehr. Neue Artikulationsformen begrüßen dabei nicht alle, sind sie doch auch mit Unsicherheiten und schwererer Einschätzbarkeit verbunden, gerade wenn ein globaler Konzern seine eigenen Bilder und Berichte entgegen stellt. Der Versuch, die Mitwirkungsmöglichkeiten im Rahmen von Deutungen zu beschränken, liegt da nahe. Als Rekursive Öffentlichkeit zu agieren, ist da ein Ansatz, wie in beispielsweise Liwen ñi Mapu fährt. Doch dazu später mehr. 

Zunächst sollen noch die weiteren hier zentral beleuchteten Kategorien eine Bewertung ihrer Umsetzbarkeit, Notwendigkeit und Gebräuchlichkeit erfahren. Hier sollten nicht-staatliche Akteur_innen im Fokus stehen. Schon im Theorien- und Methodenteil wurde deutlich, dass Abgrenzungen zu staatlichen Aktivitäten teilweise sehr schwierig sind. Dies war in einigen Fällen kein Problem, so bei Liwen ñi Mapu. Schon beim CHIRAPAQ gestaltete sich dies schwieriger, aber das politische Wirken dieser Organisation war stets klar begrenzt, das Wirken in Öffentlichkeiten und zivilgesellschaftliche Gruppen hinein deutlicher. Gerade bei der CONAIE zeigte sich aber, dass die Grenzen nicht fixierbar sind. Deutlich wurde mit der CONAIE auch bewusst ein Fall gewählt, der klarere politische Einmischungen zeigt(e), deutlicher auch staatlich agierte. Doch agiert die CONAIE inzwischen wenn dann oppositionell-staatlich, und auch eher wieder deutlicher zivilgesellschaftlich-nicht-staatlich. Es bedarf klar einer situativen Differenzierung und einer Meidung von Schemen. Anfang der 2000er Jahre wäre es durchaus schwierig gewesen die CONAIE als nicht-staatliche Akteurin zu untersuchen, heute geht dies durchaus. Damit ist aber die CONAIE nicht heute nicht-staatlich und war es zwischendurch nicht. Vielmehr zeigen sich stetige Überlagerungen und Abgrenzungen wie Vermischungen. Auch hier gilt es, den Aspekt der Selbstzuschreibung, jedoch mit öffentlichem Korrektiv, zu stärken. Ein Präsident oder eine Präsidentin kann vieles nicht als „privat“ deklarieren. Eine Situation, in der er oder sie einen Gefallen annahm, so umzudeuten, dass er oder sie in diesem Moment „nicht-staatlich“ oder „privat“ aktiv war, wird bei Bekanntwerden des Falles von Öffentlichkeiten aller Wahrscheinlichkeit nach deutlich abgelehnt und betont werden, dass dies keineswegs der Fall war. Aber selbst Präsident_innen können nicht-staatlich agieren, und ebenso Organisationen, die durchaus staatsnah wirken. Sich als zivilgesellschaftliche Kraft zu fassen, hat dabei durchaus Vorteile im Sinne von Legitimität und Verankerung. Und so wie Nicht-Staatlichkeit offen und divers zu fassen ist, Selbstzuschreibungen mit Korrektiv Klassifizierungen leiten sollten, so gilt dies auch für Zivilgesellschaft(en). Wie bereits im Theorien- und Methodenteil sollte an einer weiten Fassung des Begriffs und Konzepts festgehalten werden. Kleine Organisationen als durchaus zentralen Teil einer Digitalen Zivilgesellschaft zu fassen, wie Liwen ñi Mapu, hat nicht nur Reize, sondern ist im Sinne der Erkenntnisleitung gar zentral. Die Frage der Selbstkontrolle über Bilder und Identitäten wird so erst deutlich, zeigt sich so erst. Digitale Vernetzung erlaubt es, Zivilgesellschaft(en) herzustellen, ja auch eine Globale Zivilgesellschaft herzustellen oder sich einer solchen anzuschließen. Die zunehmende Bedeutung von Zivilgesellschaft(en) in Südamerika, wie sie im Theorien- und Methodenteil herausgestellt wurde, zeigte sich auch digital. Sich als nicht-staatliche_r zivilgesellschaftliche_r Akteur_in zu fassen, verbreitert den Aktionsradius, die Sprachgewalt und die Reichweite. Es kommuniziert so nicht ein_e Akteur_in, sondern ein_e verbundene Akteur_in der oder einer Zivilgesellschaft; eine Stimme für mehrere Akteur_innen dahinter ist das dabei erzeugte Bild. Gerade Querverlinkungen von Beiträgen und Veranstaltungsaufrufen stehen dafür. Eine Einladung oder einen Aufruf auf mehreren Seiten und Kanälen, so auf der Homepage und via Facebook zu teilen, erhöht die Reichweite. Und ja, so entstehen neue Öffentlichkeiten. Zivilgesellschaftliche Möglichkeiten, Verbindungen und Reichweiten erhöhen sich deutlich bei einer Ausdehnung ins Digitale. Zentral dabei ist aber, dass es Verbindungen bedarf. Rein digitale Aktivitäten führen nicht weit. Zwar können konzentrierte und koordinierte digitale Proteste durchaus etwas bewirken. Aber sowohl für relevante Informationen als auch für mindestens unterstützende Aktionen bedarf es einer real handelnden Zivilgesellschaft. 

Die im Theorien- und Methodenteil vorgebrachte Abhandlung über Kommunikation und Handeln erweist sich dabei als notwendiger Analyse- und Verständnishintergrund. „Reine“ digitale Kommunikation ist begrenzt. Liwen ñi Mapu ohne Verbindungen nicht nur zu anderen Seiten, sondern auch zu Akteur_innen lokal und vor Ort, hätte kaum Reichweite und Bedeutung. Worüber kommuniziert wird, kann und muss entschieden werden, aber vor allem müssen Inhalte vorhanden sein. Dabei reicht eine spätere Verwertung von Informationen anderer langfristig nicht aus. Nur Beiträge anderer zu sammeln und zu posten, ist eine Möglichkeit aktiv zu sein, aber damit zentral in einem Netzwerk zu werden, ist kaum möglich. Anderen aber zu ermöglichen, über die eigene Seite Informationen zu verbreiten oder in Kontakt mit lokalen Akteur_innen die digitale kommunikative Abdeckung ihrer Aktivitäten zu gewährleisten, führt weit. Dies bedeutet durchaus, dass Liwen ñi Mapu der Gefahr unterliegt, Einfluss zu verlieren. Ohne Kontakte hilft auch eine existente breite Einbindung wenig, wenn dann nur noch mehr oder minder veraltete Beiträge bleiben. Zumindest an den Rand eines Netzwerkes würde die Organisation so gedrängt werden. Deutlich besser funktioniert es, wenn eigene Aktivitäten kommunikativ und digital begleitet werden. Dies ist quasi das Erfolgsrezept vom CHIRAPAQ und Grund für die Zentralität dieser Organisation. Kommunikation und Handeln bedürfen einer Verbindung, mindestens so wie bei Liwen ñi Mapu, gesicherter so wie beim CHIRAPAQ. Damit ist Liwen ñi Mapu keine Reichweite oder Bedeutung abzusprechen, aber langfristig eine gesichertere Position hat klarer das CHIRAPAQ. Bei der CONAIE zeigt sich der Bruch dieser Ebenen. Durch die mangelhafte online-Präsenz und letztlich nicht vorhandene Einbindung in eine Digitale geschweige denn Digitale Globale Zivilgesellschaft, ist der Aspekt der weit reichenden Kommunikation vom Handeln mindestens auf einer Ebene, der digitalen und globalen Verbreitung, getrennt. Die CONAIE mag große Aktionen planen und durchführen, eine Aufmerksamkeit außerhalb Ecuadors, und selbst dort in Breite, ist kaum zu gewährleisten. So hat die CONAIE sich einer großen Handlungsmöglichkeit und resultierenden -macht beschnitten, dem Mitwirken im Rahmen einer durchaus auch in Ecuador existierende Digitalen Zivilgesellschaft, die jedoch Minderheitenrechte vor allem für Amazonas-Tiefland Indigene und Afroecuadorianer_innen diskutiert; diese inkludiert die CONAIE, aber auch ECUARUNARI nicht. Die ecuadorianische Zivilgesellschaft ergänzt und verbreitert sich durch eine Verbindung zu einer Digitalen und gar Digitalen Globalen Zivilgesellschaft und erlangt so mehr Macht und Reichweite. Für viele indigene Akteur_innen des andinen Hochlandes, und gerade das zentrale Sammlungsbecken CONAIE, ist diese Verbindung nicht zu ziehen. Mindestens überraschend mutet dieses Schweigen, diese fehlende Verbindung an. Die Möglichkeiten wären da, und immer wieder gab es auch Versuche einer digitalen Teilhabe. Doch fehlt es an Konstanz und Pflege. Situativ wird diese Erweiterung genutzt, so bei Aufrufen zu Konferenzen über Facebook, danach fehlt aber wieder die Konstanz. Eine Ausgliederung der digitalen Aktivitäten und Berichte wäre eine Möglichkeit. Dies schränkte jedoch die zentrale (Macht)position ein. Dies mag ein Grund dafür sein, dass dieser Weg nicht gegangen wird. Die CONAIE zeigt sich als eher träge und so als auch nur bedingt weit reichend.

All dies herauszuarbeiten ermöglichten die hier vorgenommenen Falluntersuchungen, die sich zumindest an einer Netzwerkanalyse eines Policy-Netzwerkes orientierten. Dabei sind durchaus Schwierigkeiten und mit dem Ansatz einer Analyse aus der Ferne auch nicht zu behebende Grenzen herauszustellen. Tatsächliche Verbindungen als Teil eines Policy-Netzwerkes zu fassen, war deutlich möglich, und zugleich im jeweils konkreten Fall doch herausfordernd. Schon Minderheitenrechte mussten weit(er) gefasst werden: Akteur_innen die sich für diverse Minderheitenrechte einsetzen, wurden als Minderheitenrechteakteur_innen gefasst. Dies ist durchaus lauter und funktionierend, erweitert aber den Policy-Begriff soweit, dass letztlich von einer gewissen Unkonkretheit geschrieben werden muss. Dies zeigt sich sehr deutlich am Beispiel vom CHIRAPAQ. Dort stehen zwar diverse Minderheitenrechte auf der Agenda, von Frauenrechten über die consulta previa bis hin zur educación intercultural, aber eben nicht Minderheitenrechte als Policy-Feld an sich. So sind auch die Verbindungen divers. Das CHIRAPAQ ist in einem Policy-Netzwerk zu Reproduktiven Rechten und Gesundheit ebenso wie einem zum Thema Klimawandel. So überlagern und überschneiden sich diverse Policy-Netzwerke und bilden erst zusammen und in der Überlagerung eine Art Supra-Policy-Netzwerk zum Thema Minderheitenrechte. Selbst Liwen ñi Mapu, der oder die sich deutlicher als Akteur_in für Minderheitenrechte zeichnet, kann in einem begrenzten Policy-Netzwerk zum Thema Minderheitenrechte gezeichnet werden, ist aber noch in vielen anderen Policy-Netzwerken aktiv, die teilweise wieder mit einem Supra-Policy-Netzwerk Minderheitenrechte überlappen. Noch komplexer ist dies bei der CONAIE, wo ein Policy-Netzwerk Minderheitenrechte aus diversen Agendateilen, Aspekten und Untergruppen der CONAIE zusammengesetzt ist. Die Herausforderung dabei ist, dass ein solches Netzwerk nicht abschließend und auch nicht befriedigend abgrenzbar zu zeichnen ist. Es gibt letztlich in allen untersuchten Ländern kein Policy-Netzwerk Minderheitenrechte. Solche gibt es zu konkreten Anlässen, das Policy-Netzwerk zur Verankerung von Reproduktiven Rechten und Gesundheit in Gesetzen oder der consulta previa in solchen, aber nicht ein klares stetiges Policy-Netzwerk Minderheitenrechte, das identifizierbar wäre. Dies macht den Ansatz ein solches Netzwerk zu suchen nicht falsch. Aber ein solches konstruiertes als Analyserahmen zu nehmen, erweist sich nicht als praktikabel. Sollte dies durchgeführt werden, müsste deutlich systematischer, aber auch schematischer vorgegangen werden. Es müsste mindestens für das jeweilige Land ein Set zusammengestellt werden, was zentrale Minderheitenrechte jeweils sind, und dazu Akteur_innen untersucht werden, die Teile dieser abdecken, bestimmte sehr tief oder viele in Breite. Und in einer gewissen vorgeschalteten Weise geschah dies bereits hier. Es wurden die Akteur_innen untersucht, die im Rahmen einer digitalen Präsenz möglichst diverse Teile des Feldes Minderheitenrechte mit Bezug zu Indigenen abdecken. Dabei wurde sich nicht an Debatten in den jeweiligen Ländern über Minderheitenrechten orientiert, sondern an internationalen Themen und wiederum an Selbstsetzungen der Akteur_innen, was diese als relevant im Sinne indigener Minderheitenrechte fassen. So wurde aus einem bestimmten Blickwinkel doch ein Bild überlappender Policy-Netzwerke zum Thema Minderheitenrechte, in den jeweiligen Ländern, der Großregion und auch global gezeigt. Nicht das oder ein Policy-Netzwerk wurde so erfasst, sondern eine Art Schnappschuss diverser. Nicht von Policy-Netzwerken kann und sollte so ausgegangen werden, vielmehr diese in Schnappschüssen zu erfassen das Ziel sein. Dafür erwies sich die hier vorgenommene Netzwerkanalyse als weit tragend. Klar ist aber zu betonen, dass diese noch weiter hätte führen können. Doch eine Analyse aus der Ferne unterliegt Grenzen. Gerade wie stark Verbindungen sind, ist kaum zu analysieren; ob nun weak oder strong ties hier aufgezeigt wurden, kann nur bedingt geschrieben werden. Mehrfache Nennungen und geteilte Beiträge deuten auf zumindest stronger ties, doch dies sind nur Indizien. Deutlich ist die COANIE mit ECUARUNARI im Sinne von strong ties verbunden, Liwen ñi Mapu mit der UN-Ebene maximal mit weak ties. Dazwischen liegen alle weiteren Verbindungen. Klarere Aussagen bedürften nicht nur des Rückschlusses auf einzelne Organisationen und ihre (Rück)verweise auf die hier untersuchte und sie verlinkende Organisation. Dies wäre mit deutlichem Mehraufwand möglich gewesen. Die Resultate wären aber dennoch sehr begrenzt geblieben. Eine mathematische Gleichung zur Stärke von Verbindungen wäre irreführend. Viele Kontakte müssen noch keine starke Verbindung ausmachen, gerade wenn andere begrenztere inhaltlich viel breiter und bedeutender sind. Wichtiger scheint es Extreme zu markieren, wie oben benannt, und alle weiteren Verbindungen in einem diffusen Feld zu belassen, statt möglich Trennschärfe vorzutäuschen. Diese Begrenzung der Aussagemöglichkeiten ist somit eine pragmatische Entscheidung, aber auch dem nicht zu erwartenden Mehrwert geschuldet. Auch digitale Verlinkung konnte hier nur in Offensichtlichkeiten nachvollzogen werden. Dass aufgezeichnete Bild zeigt die von den Akteur_innen selbst dargestellte oder mindestens autorisiert sichtbare Vernetzung. Die reale Vernetzung kann größer oder kleiner sein, Verbindungen können nur bedingt real sein, wie von Liwen ñi Mapu zur UN-Ebene, aber es können auch Verbindungen nicht gezeigt werden, so wie es bei der CONAIE den Anschein hat, durch die begrenzten Verlinkung von sich aus aber der Breite der Verweise auf diese. Doch eine partiell umgesetzte Netzwerkanalyse war der beste und klarste Weg sich einer Digitalen Zivilgesellschaft von Ferne zu nähern, die sich ja gerade in offenen digitalen Verknüpfungen und Verbindungen zeigt.

Dabei wurde auch das Konzept einer Rekursiven Öffentlichkeit berücksichtigt und hinterfragt. Und dies ist nun der letzte bezüglich den berücksichtigen und umgesetzten Theorien- und Methoden vorzustellende Aspekt. Letztlich half dieses Konzept jedoch nur begrenzt weiter. Dies liegt nicht am Konzept selber, und auch nicht an seiner Anwendbarkeit. Vielmehr zeigte sich, dass eine Rekursive Öffentlichkeit einer Digitalen Globalen Zivilgesellschaft zwar nicht diametral entgegen steht, aber für diese mindestens hinderlich ist. Versuche, Diskurse über die eigene Identität mindestens zu lenken, können sehr weit gehen. Im Extremen wird versucht, „fremd“ angesehene Einflüsse und Diskursteilnahmen zu verhindern. Dafür steht durchaus Liwen ñi Mapu. Der deutliche Fokus auf Mapuche, und damit einhergehend die Suche nach eher internationaler Anbindung als innerlateinamerikanischer oder andiner Vernetzung, zeigt sich in ihren Aktivitäten. Themen sollen selber gesetzt und in einem gewissen Rahmen auch selber kontrolliert werden. Dies ist zum Teil durchaus für alle hier untersuchten oder auch nur kurz betrachteten Akteur_innen beschreibend, doch geht dies bei Liwen ñi Mapu sehr viel weiter. Der deutliche Fokus und der versuchte Ausschluss „fremder“ Meinungen, und damit durchaus der Versuch, Anfänge und Enden von Diskursen zu bestimmen, Zielrichtungen klarer zu lenken, erschwert eine breite digitale Vernetzung. Durchaus ist Liwen ñi Mapu Teil einer Digitalen Globalen Zivilgesellschaft, aber einer begrenzten und dabei selber in einer Nische aktiv. Eine zentrale Stellung und breitere Vernetzung ist so kaum möglich. Vernetzungen laufen eher über mehrere weitere Akteur_innen, selber ist die Vernetzung begrenzt. Die Reduzierung der Anliegen und Zugänglichkeit schränkt die Vernetzung wie die Handlungsmöglichkeiten ein. Als Akteur_in einer Rekursiven Öffentlichkeit kann somit nur bedingt als Akteur_in einer Digitalen Globalen Zivilgesellschaft gewirkt werden. Das CHIRAPAQ umgeht dies klar. Es stellt sich zentral und ist divers in weiten Feldern vernetzt und aktiv, ohne selber Grenzen festzulegen. Dies können und nehmen andere mit dem CHIRAPAQ verbundene in bestimmten Felder vor, doch die herausragende Vernetzung von CHIRAPAQ, die zentrale Stellung in einer Digitalen Globalen Zivilgesellschaft, ist nur möglich, da gerade eben nicht als Teil einer Rekursiven Öffentlichkeit agiert wird. Deutlicher wird diese Nichtkompatibilität noch, wenn auch der Fall der CONAIE einbezogen wird. Diese prägte und bestimmte klar bestimmte Debatten in Ecuador, sieht sich durchaus als prägende zentrale Akteurin. Ihr Anspruch ist der einer Interpretationshoheit, damit auch einer Stimmberechtigung darüber, welche anderen Akteur_innen mitwirken. Dies zeigte sich klar in ihrem gesellschaftlichen Agieren. Und dies führte auch zu einer sehr mangelhaften Vernetzung, gerade über Ecuador hinaus. Als Sinnbild einer versucht kreierten realen Rekursiven Öffentlichkeit zeigt sich hier die Problematik Teil einer Globalen Zivilgesellschaft sein zu können. Präziser steht die CONAIE zwar nicht einer internationalen Teilhabe und entsprechenden Aktivitäten entgegen, aber doch egalitäreren zivilgesellschaftlichen koordinierten Aktivitäten. Noch problematischer ist dies durch die mangelhafte digitale Tätigkeit. Gegen die CONAIE eine Digitale Zivilgesellschaft in und zu ihren Hauptthemen- und -betätigungsfeldern aufzubauen, unterliegt klaren Möglichkeitsgrenzen in Ecuador. So konzentriert sich eine Digitale Globale Zivilgesellschaft in Ecuador weniger auf das andine Hochland und prägt doch Diskurse mit, letztlich an der CONAIE vorbei. All dies nachvollziehen zu können, bedurfte es des Konzeptes einer Rekursiven Öffentlichkeit. Dieses funktioniert deskriptiv auch sehr gut, wie soeben gezeigt. Doch eine solche zu suchen, führt dazu, Hindernisse einer breiten und weit reichend funktionierenden Digitalen Globalen Zivilgesellschaft zu zeigen, nicht eine solche zu finden. Dieses Konzept ist also eher ein Überprüfungsinstrument, in wie fern tatsächlich eine solche vorliegt, als ein Suchindikator.

Conclusio

Bevor sich nun einer tatsächlichen Conclusio zugewandt werden kann, bedarf es noch einiger Gedanken, die jedoch sowohl als Überleitung, Reflektion und schon Teil einer Conclusio zu verstehen sind. Dabei geht es um die Bedeutung von Sprache. Die zentralen Anliegen der hier untersuchten Akteur_innen sind es Deutungsmacht zu erlangen, Aufmerksamkeit zu generieren und zu lenken. Dies dient der Verbindung diverser Zivilgesellschaften, aber auch dem Voranbringen von Minderheitenrechten. Doch dazu bedarf es Sprache. Und Sprache begrenzt wie öffnet, je nach Öffentlichkeiten, Zielen und Sprache. Mapuche wird von maximal 200.000 Menschen aktiv gesprochen. Eine globale Verlinkung über Mapuche ist da sehr erschwert, wenn auch in Südamerika und darüber hinaus Akteur_innen eines weiten Feldes Minderheitenrechte einbezogen werden sollen. Rapanui sprechen sogar nur wenige tausend Menschen, eine Vernetzung auf dieser Sprache wäre einer geschlossenen Gesellschaft gleichzusetzen. Auch deshalb wird deutlich auf Spanisch gesetzt, teilweise auch auf Englisch, als angenommen noch weiter reichend. Doch nicht nur die Begrenztheit der Sprechendenzahl führt zur Dominanz einiger Sprachen, auch das Internet und dessen Aufbau leisten dieser Vorschub. Facebook ist nur in 70 Sprachen verfügbar (http://allfacebook.de/zahlen_fakten/facebook-infografik-und-statistiken), googlen ist laut Wikipedia in 123 Sprachen möglich (http://en.wikipedia.org/wiki/Google_Search), laut anderen Seiten in noch weniger Sprachen, und selbst Wikipedia existiert nur in 287 Sprachen (http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Sprachen). Dies ist eine deutliche Begrenzung bei weltweit über 6.000 Sprachen. Ein solche Begrenztheit führt zu einer Asymmetrie der Möglichkeiten und Kommunikation. Und die ausgemachte Notwendigkeit Teil einer Digitalen Globalen Zivilgesellschaft zu werden, verstärkt diese Asymmetrie noch. Um Teil einer Digitalen Globalen Zivilgesellschaft zu werden, muss auf die sehr begrenzte Auswahl an verbreiteten Sprachen zurück gegriffen werden. Dafür muss eine solche Sprache beherrscht werden – in den hier untersuchten Fällen heißt dies mindestens Spanisch muss gesprochen werden. Zudem hilft auch eine größere Anzahl an Sprechenden nicht unbedingt weiter. Dass es Millionen gibt, die Quechua-Varianten sprechen, hilft nichts, wenn eine Außenwirkung und -vernetzung (auch) zentral sind – dann bedarf es wieder einer spanischsprachigen Seite. Letztlich müssen sich so Minderheiten, die nach Minderheitenrechten streben, wieder einem Mainstream unterwerfen, um überhaupt Chancen und Gehör zu bekommen. Sprachliche Anpassung als Grundvoraussetzung für die Realisierung von Minderheitenrechten ist festzuhalten. Sowieso bereits existierende strukturelle Ungleichheiten verschärfen sich so. Und mit einer solchen Anpassung wird sich erst auf einen riesigen Markt an Informationen und Wettbewerb um Aufmerksamkeit begeben. Destinktion durch Sprache würde da helfen, aber auch die Reichweite wieder beschränken. Vor diesem Dilemma stehen die hier untersuchten Akteur_innen. Und auch wenn einige dieser mit wenigen Begriffen auf Mapuche oder in anderen indigenen Sprachen ihre Präsenz und Aktivitäten im Internet bereichern, fügen sie sich doch den Rahmenbedingungen. Dies rechtfertigt die Suche auf Englisch und Spanisch, macht diese aber auch zum Ausweis der Brutalität der Notwendigkeiten. Zwar erweitert das Internet die Möglichkeiten sich zu vernetzen und Sprache zu finden, Minderheitenrechte Wirklichkeit werden zu lassen, aber nur, wenn die Rahmen bedacht, berücksichtigt und umgesetzt werden. Diese Studie erfasst die Möglichkeiten und Hemmnisse, die sich trotz oder im Rahmen des sich Fügens in diese Notwendigkeiten zeigen, nicht aber die Hemmnisse und das Scheitern, vielleicht sogar die Möglichkeiten bei Anpassungsverweigerung, -unmöglichkeit oder -ablehnung. Seiten auf Mapuche oder Quechua entgingen der Suche, entgehen aber auch der breiten globalen Einbindung und so ihrer politischen Wirkung über Landesgrenzen hinaus. 

Abschließend lässt sich dennoch sagen, dass die leitende Hauptthese, dass indigene digitale Vernetzung sinnbildlich für Digitale Globale Zivilgesellschaft steht und Teil dieser ist, durchaus trefflich ist. Doch auch weitere Einschränkungen sind zu betonen. Indigene digitale Vernetzung erweitert den Möglichkeitsradius, erhöht die Stimmgewalt und Reichweite bei einer Fügung in Sprachkonvention und weitere Rahmen des Internets. Sie ist klar existent und zeigte sich in allen hier untersuchten Ländern, mit deutlich unterschiedlicher Diversität und Tiefe. Und mindestens für Peru und Chile lässt sich das Bild einer im untersuchten Feld existenten Digitalen Globalen Zivilgesellschaft zeichnen, jedoch einer bedingt verbundenen. Und wären in Ecuador Indigene des Amazonas-Tieflandes in ihren digitalen Aktivitäten nachvollzogen worden, hätte sich auch hier eine Digitale Globale Zivilgesellschaft gezeigt. Die Einschränkung ist jedoch, dass auch bezüglich indigener Akteur_innen in einem umgrenzten Raum, den Anden in Südamerika, im Rahmen eines Policy-Feldes, Minderheitenrechten, nicht von einer Digitalen Globalen Zivilgesellschaft zu schreiben ist. Einige Akteur_innen suchen eher eine überregionale Einbindung, die bis ins Globale reicht, andere eher gleich die globale Ebene und weniger eine regionale Vernetzung. Die Pluralität ist zu betonen und auch herauszustellen. Diversitäten und Dynamiken dabei einzufangen, ist nicht immer einfach, doch gerade Facebook erweist sich in diesem Kontext als eine wahre Fundgrube. Die Aktivitäten sind teilweise noch eher neu oder begrenzt, die Tendenz scheint aber eine zunehmende Vernetzung über Soziale Medien zu sein. Gerade in diesen zeigt sich vermehrt auch eine Digitale Globale Zivilgesellschaft. Zugleich erschwert dies wieder Abgrenzungen, beispielsweise was nicht-staatlich oder was zivilgesellschaftlich ist, denn auch staatlich aktive Akteur_innen beteiligen sich auf diesem Weg. Selbst aufgeführten und dargestellten Vernetzungen zu folgen, erweist sich als durchaus weit führender Ansatz, zunächst einmal eine größere, gar eine globale Vernetzung zu konstatieren. Selbstbeschreibungen und -verortungen zunächst gelten zu lassen, ist wichtig, um tatsächlich spezifische Akteur_innengruppen einer Digitalen Globalen Zivilgesellschaft aufzufinden und auch mindestens bedingt und teilweise voneinander zu scheiden. Einige Eigenschaften lassen sich nun aus dieser Analyse ableiten, die einer digitalen Einbindung, der Vernetzung und dem Agieren in einer und als Teil einer Digitalen Globalen Zivilgesellschaft entgegen stehen oder dieses erleichtern:

Die (reale) Größe der jeweiligen Akteurin oder des jeweiligen Akteurs ist durchaus zentral. Sehr kleine Akteur_innen sind zumeist entweder nur digital oder nur „real“ aktiv, so Liwen ñi Mapu. Dies erschwert eine dauerhafte zentrale Einbindung. Andere sind sehr groß und heterogen, eher starr und wenig dynamisch als Ganzes, so die CONAIE. Dies erschwert zentrales und vor allem dynamisches digitales Vernetzen durchaus. Durch vorhandene größere Ressourcen kann dies um- und angegangen werden, dafür bedarf es aber einer Erkenntnis der Bedeutung von Vernetzung auf diesem Weg und der Bereitschaft als Teil einer Digitalen Globalen Zivilgesellschaft aktiv zu werden. Dies scheint bei der CONAIE nicht vorhanden zu sein. Das CHIRAPAQ hat in diesem Kontext eher eine optimale(re) Größe.

Dauerhaft ist eine digitale Vernetzung nur möglich, wenn es auch lokale An- und Verbindungen gibt. Zumindest gilt dies, wenn die Thematik Indigenität und Minderheitenrechte in ihrer Umsetzung sind. Die Anbindung kann über Kontakte erfolgen, so wie bei Liwen ñi Mapu. Sicherer sind aber eigene lokal-reale Aktivitäten, die durch digitale Einbindung und Aktivitäten ergänzt werden. Lediglich digital aktiv zu sein ohne lokale Vernetzung beschränkt den Aktivitätsrahmen so sehr, dass eine aktive Teilhabe im Sinne einer Digitalen Globalen Zivilgesellschaft letztlich nicht möglich ist.

Erleichtert wir das Aktivwerden, wenn es mindestens zunächst klare Netzwerkgrenzen gibt. In Chile ist eine indigene Gruppe herausstellbar, die besondere Zentralität hat. Diese kann auch regional zentral verortet werden. Dazu kommt internationale Aufmerksamkeit. Dies erleichtert es in einer darauf bezogenen Digitalen Globalen Zivilgesellschaft aktiv zu werden. Verbindungen darüber hinaus können aber folgend erschwert sein. Deutliche Spezialisierungen verhindern es, weit vernetzte zentrale Knoten zu werden. So mag die initiale Vernetzung für das CHIRAPAQ herausfordernder gewesen sein, doch inzwischen hat sie eine deutlichere Breite und Reichweite erreicht, das CHIRAPAQ eine viel gesichertere und zentralere Stellung inne.

Digitale Präsenz und Vernetzung lebt von Aktualität und der Pflege von Informationen und Kontakten. Teil einer Digitalen Globalen Zivilgesellschaft zu sein, mag mit begrenzten digitalen Aktivitäten möglich sein, aktiver und prägender Teil einer solchen zu sein jedoch nicht – dazu bedarf es eines Fokus auf aktuelle digitale Aktivitäten. Selbst eher chaotisch aufgebaute Seiten oder das Nicht-Löschen oder Umordnen alter Inhalte widerspricht nicht deutlicher Bedeutung und Einbindung in eine Digitale Globale Zivilgesellschaft. Sowohl bei Liwen ñi Mapu als auch beim CHIRAPAQ wird Aktualität zu pflegen gesucht, das Neuste steht zentral. Daneben steht noch die Selbstverortung und -bestimmung zentral, die den Ort im jeweiligen Netzwerk erklärt und beschreibt. Dies ist auch der Grund dafür, dass die CONAIE letztlich kein Teil einer Digitalen, geschweige denn einer Digitalen Globalen Zivilgesellschaft ist. Es gibt deutlich mehr Hinweise auf und Links zur CONAIE als etwa zu Liwen ñi Mapu, aber diese sind eher wie eine Fußnote, wie ein historischer Rekurs. Aktivitäten gehen davon nicht aus. Aktiver Teil einer Digitalen Globalen Zivilgesellschaft kann die CONAIE ohne Pflege von Kontakten und der Aktualität von Informationen nicht sein.

Digitale Globale Zivilgesellschaft steht generell durchaus für ein Mehr an Stimme und Reichweite, für eine erhöhte politische Schlagkraft. Sich als solche zu verstehen und sich einer solchen anzuschließen, erhöhte und erhöht den Möglichkeitsradius indigener nicht-staatlicher Akteur_innen im Rahmen von Minderheitenrechten, schuf und schafft diesen teilweise erst. Und dies gilt auch für eine Reihe anderer Akteur_innen, andere indigene Akteur_innen aber auch andere nicht-staatliche zu diversen Themen. Dabei ist die Teilhabe in diesem Rahmen etwas anzustrebendes, etwas, dass erarbeitet und geschaffen werden muss, auch durch Anpassung, wie es sich bezüglich verwendeter Sprache zeigt. Letzterer Aspekt wäre durchaus noch weiter zu diskutieren und zu erforschen als strukturelle Einschränkung digitaler Vernetzung von Minderheiten. Lokale Bedeutung führt nicht automatisch dazu, auch in diesem Rahmen Bedeutung zu haben. Kleinere Akteur_innen können so neuen Einfluss und deutliche Macht erlangen, andere Akteur_innen in ihrem Spielraum begrenzt werden oder bleiben. Indigene Akteur_innen und Minderheitenrechte erfuhren nur (auch) mit digitaler Vernetzung und Unterstützung ihre Bedeutungssteigerung in den letzten Jahren. Und dieser Prozess scheint eher am Anfang als an einem Ende zu stehen. Anliegen vorzubringen und deren Umsetzung auch langfristig wirksam zu erreichen, bedarf zunehmend mehr als lokalen Aktivitäten. Eine Digitale Zivilgesellschaft dahinter erhöht den Wirkungsradius. Aber erst im Rahmen einer eingebundenen und verbundenen Digitalen Globalen Zivilgesellschaft kommen Druck, Aufmerksamkeit und Einfluss hinzu, welche die Wirkungsmacht potenzieren. Dies geht nur bedingt als Digitale Globale Zivilgesellschaft alleine. Doch dies ist nicht nur schwer zu konzipieren, sondern auch kaum der zumeist gesuchte Weg. Es geht eher um eine Erweiterung und zugleich Ergänzung bestehender Globaler und lokaler Zivilgesellschaften. Mit diesen, über diese, und diese über die digitalen, sind Digitale Globale Zivilgesellschaften wirkungsmächtig. Sie sind eine Realität, eine gesuchte Anbindung, und im Plural existenter Handlungsrahmen, gerade für Akteur_innen und Agenden, denen es sonst und zuvor an Stimme und Reichweite fehlt(e), wie vielen indigenen Akteur_innen und Minderheitenrechten in Südamerika. 

Glossar

  • AIDESEP: Asociación Interétnica de Desarrollo de la Selva Peruana
  • ASONEDH: Asociación Negra de Defensa y Promoción de los Derechos Humanos
  • CAOI: Coordinadora Andina de Organizaciones Indígenas
  • CHIRAPAQ: Centro de Culturas Indígenas del Perú
  • CLACPI: Coordinadora Latinoamericana de Cine y Comunicación de los Pueblos Indígenas
  • CONAIE: Confederación de Nacionalidades Indígenas del Ecuador
  • DAR: Derecho Ambiente y Recursos Naturales
  • ECMIA: Enlace Continental de Mujeres Indígenas de las Américas
  • ECUARUNARI: Confederación Kichwa del Ecuador
  • ICCI: Instituto Científico de Culturas Indígenas
  • NGOs: Non-Governmental Organizations
  • OAS: Organisation Amerikanischer Staaten
  • UINPI: Universidad Intercultural de las Nacionalidades y Pueblos Indígenas Amawtay Wasi
  • UNPO: Unrepresented Nations and Peoples Organization

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Genutzte Internet-Ressourcen

(genutzt im Zeitraum März bis Ende August 2014)

Abya-Yala Internacional: http://abyayalainternacional.wordpress.com.

Abya Yala Net: http://abyayala.nativeweb.org

Agencia Intercultural de Noticias Indígenas (des Centro de Estudios Aplicados a los Derechos Económicos, Sociales y Culturales): http://www.aininoticias.org

Alianza Mesoamérica de Bosques y Pueblos: http://alianzamesoamericana.org.

Asociación de Cabildos del Norte del Cauca. Cxab Wala Kiwe: http://www.nasaacin.org.

Asociación Interétnica de Desarrollo de la Selva Peruana: http://www.aidesep.org.pe.

Asociación Negra de Defensa y Promoción de los Derechos Humanos: http://asonedhperu.org.

azkintuwe: http://www.azkintuwe.org/quienesomos.htm.

Centro de Culturas Indígenas del Perú (CHIRAPAQ): http://www.chirapaq.org.pehttps://www.facebook.com/pages/Chirapaq/191569760893836https://www.facebook.com/chirapaq.centroculturasindigenas & https://www.youtube.com/user/prensachirapaq?feature=results_main.

Centro de Derechos Económicos y Sociales: http://cdes.org.ec.

Centro de Documentación Mapuche: http://www.mapuche.info.

Centro de la Mujer Peruana Flora Tristá: http://www.flora.org.pe/web2/.

Chile Indígena: http://indigenaschile.wordpress.com.

Comisión Andina de Juristas: http://www.cajpe.org.pe/index.html

Comunicación Mapuche – Avkin Pivke Mapu: http://www.avkinpivkemapu.com.ar.

CONAIE: https://es-es.facebook.com/conaie.orghttp://conaie.orghttp://conaie.nativeweb.org/index.htmlhttps://www.youtube.com/user/CONAIEVideoshttps://www.flickr.com/photos/conaieecuador/https://www.facebook.com/conaie.org?fref=ts & https://www.facebook.com/juventud.conaie?fref=ts.

Conferencia Global de Mujeres Indígenas 2013: http://mujerindigena.com.

Construyendo Nuestra Interculturalida: http://www.interculturalidad.org.

Coordinación por los Derechos de los Pueblos Indígenas: http://www.codpi.org

Coordinadora Latinoamericana de Cine y Comunicación de los Pueblos Indígenas (Observatorio del Derecho a la Comunicación de los Pueblos Indígenas): http://www.clacpi.org.

Derecho Ambiente y Recursos Naturales: http://www.dar.org.pe/inicio.htm

ECUARUNARI: http://ecuarunari.org/portal/ & https://www.facebook.com/pages/ECUARUNARI/469008093222160?fref=ts&rf=616408095080814.

Enlace Mapuche Internacional: http://www.mapuche-nation.org/index.htm.

Escuela de Formación de Mujeres Lideres “Dolores Cacuango”: http://mujerkichua.nativeweb.org.

Facultad de Derecho der Universidad de San Martín de Porres: http://www.derecho.usmp.edu.pe/index.html.

Facultad Latinoamericana de Ciencias Sociales (FLASCO) in Ecuador: https://www.flacso.org.ec/portal/paginas/el-sistema-internacional-de-flacso.1.

Foro Internacional de Mujeres Indígenas: http://www.fimi-iiwf.org/organizaciones.php. (statt: http://www.fimi-iiwf.com)

Forum Solidaridad Perú: http://www.psf.org.pe/xto/.

Fundación Chile 21: http://derechosindigenaschile21.blogspot.de & http://www.chile21.cl.

Fundación Regional de Asesoría en Derechos Humanos: http://www.inredh.org/index.php?option=com_content&view=frontpage&Itemid=1.

Informationen zu Facebook: http://allfacebook.de/zahlen_fakten/facebook-infografik-und-statistiken.

Informationen zu Google: http://en.wikipedia.org/wiki/Google_Search.

Informationen zu Stipendien der UN für indigene Repräsentant_innen: http://www2.ohchr.org/spanish/issues/indigenous/fellowship.htm.

Informationen zu Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Sprachen.

Institut für Sozialstrategie: http://www.institut-fuer-sozialstrategie.de/forschungsschwerpunkt/globale-zivilgesellschaft.

Instituto Científico de Culturas Indígenas: http://icci.nativeweb.org/index.htm.

Inter-American Commission on Human Rights: http://www.oas.org/es/cidh/

Inter-American Court of Human Rights: http://www.corteidh.or.cr.

Inter Press Service: http://www.ipsnoticias.net

Liwen ñi Mapu: http://liwenmapu.wordpress.comhttps://twitter.com/liwenmapuhttps://www.facebook.com/liwenmapuhttp://www.liwenmapu.org & http://www.liwenmapu.cl

Noticias de Abya-Yala: http://www.ayi-noticias.blogspot.de.

Mapuexpress: http://mapuexpress.org.

mapunet.org: http://mapunet.org/mapunet/index.html.

nativeweb-Seite über indigene Gruppen in Ecuador: http://abyayala.nativeweb.org/ecuador/

Observatorio de Derechos Colectivos del Ecuador: http://observatorio.cdes.org.ec.

Observatorio de Derechos Humanos de los Pueblos Indígenas: http://odhpi.org

Observatorio sobre discriminación racial y exclusión étnica: http://www.flacsoandes.edu.ec/observatoriodiscriminacion/.

Organización Nacional Indígena de Colombia: http://cms.onic.org.co.

Prensa Latina: http://www.prensa-latina.cu/index.php.

Programa de Intercambio, Diálogo y Asesoría en Agricultura Sostenible y Seguridad Alimentaria: www.pidaassa.org.

Programa Salvadoreño de Investigación sobre Desarrollo y Medio Ambiente: http://www.prisma.org.sv.

PuLofMapuXawvn / Alianza Territorial Mapuche: http://alianzaterritorialmapuche.blogspot.de.serindigena.org: http://www.serindigena.org/index.php/es/.

Red Intercultural Tinku Andino Nórdico: http://www.kaapeli.fi/~tinku/.

Seite zu Indigenen des Hohen Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte: http://www2.ohchr.org/spanish/issues/indigenous/index.htm.

Servindi: http://servindi.org

Survival: http://www.survival.es.

The Hunger Project: www.thp.org.

Ukhamawa: http://ukhamawa.blogspot.de

United Nations Permanent Forum on Indigenous Issues: http://undesadspd.org/Default.aspx?alias=undesadspd.org/indigenouses.

Universidad Intercultural de las Nacionalidades y Pueblos Indígenas Amawtay Wasi: https://www.facebook.com/universidadintercultural.amawtaywasi/timeline.

Unrepresented Nations and Peoples Organization: http://www.unpo.org.

Venezuela Originaria: http://venezuelaoriginaria.blogspot.de

Yanapuma Foundation: http://www.yanapuma.org/en/index.php


[1] Hier wird keine abgrenzende Definition von Indigenität erfolgen, vielmehr wird hauptsächlich Selbstzuschreibungen gefolgt.

[2] Vgl. García, María Elena / Lucero, José Antonio: Explorando un “país sin indígenas“, S. 256 / 257.

[3] Vgl. Rathgeber, Theodor: Cooperación interandina, S. 323. 

[4] Vgl. Ströbele-Gregor, Juliana: De indio a actor político, S. 291.

[5] Vgl. Ströbele-Gregor, Juliana: De indio a actor político, S. 292 / 293.

[6] Vgl. Baud, Michiel: Indigenous Politics and the State, S. 20 – 39.

[7] Begriffe wie Etnopolítica sind sehr problematisch, unter anderem weil das Konzept von Ethnien durchaus vieles umfasst und auch negative Konnotationen trägt. Die Unbestimmtheit hat ihre Vor- aber auch ihre Nachteile. Dabei zeigt sich das Konzept als deutlich begrenzt, weil gerade auch Soziolog_innen und Ethnolog_innen anders Ethnien erfassen, mit unterschiedlichen Konsequenzen. Generell wird ein fremdes Konzept übergestülpt, die Passgenauigkeit hat Grenzen, das Beschriebene ändert sich klar schon durch die Beschreibung. Vgl. dazu Münzel, Mark: <<Identidad étnica>> – una mala palabra bárbara, S. 327 – 331.

[8] Vgl. Ströbele-Gregor, Juliana: De indio a actor político, S. 293 – 303.

[9] Vgl. Postero, Nancy / Zamosc, Leon: La batalla de la cuestión indígena en América Latina, S. 11.

[10] Vgl. García, María Elena / Lucero, José Antonio: Explorando un “país sin indígenas“, S. 250 – 253.

[11] Vgl. Sawyer, Suzana: Empire/Multitude – State/Civil Society, S. 70 – 78.

[12] Vgl. Tello, Edgar: Movimiento indígena y sistema político en Ecuador, S. 69 – 73. 

[13] Vgl. Ströbele-Gregor, Juliana: Globalización y cultura, S. 269 – 273 & 277 – 279.

[14] Vgl. Tello, Edgar: Movimiento indígena y sistema político en Ecuador, S. 158.

[15] Vgl. Ströbele-Gregor, Juliana: De indio a actor político, S. 303.

[16] Vgl. Rathgeber, Theodor: Cooperación interandina, S. 325 – 333.

[17] „Las entidades territoriales indígenas son el objetivo al que se llega a través de una sociedad civil activamente involucrada que se constituye, a la vez, como instrumento y como base coordinadora. Existe, efectivamente, una cooperación indígena andina que tiene como objetivo proponer otro concepto de utilización de los recursos naturales e de regulación autónoma tanto a nivel constitucional como en la práctica cotidiana. Éste es uno de los ejes de su formación política. El otro eje apunta a tener una incidencia política en el marco de los derechos humanos, al legitimar sus actividades dentro de la ley y dentro del marco del derecho internacional. Por eso concluimos que la discusión de las culturas políticas en la zona andina se está constituyendo como tercer actor político a nivel internacional, lo que le permitirá interactuar con los Estados y con las empresas privadas.“ Zitat: Rathgeber, Theodor: Cooperación interandina, S. 333, Vgl. Rathgeber, Theodor: Cooperación interandina, S. 333 / 334.

[18] Vgl. Navas Alvear, Marco: Revueltas en lo público, S. 372 – 376.

[19] Vgl. Baud, Michiel: Indigenous Politics and the State, S. 19 / 20.

[20] Vgl. Grebe Vicuña, María Ester: Culturas Indígenas de Chile, S. 35 – 70 & 78 – 94 & Funk, Kevin: “Today There Are No IndigenousPeople“ in Chile?, S. 128.

[21] Vgl. Delamaza, Gonzalo: ONG, Sociedad Civil y democracia en Chile post autoritario, S. 65 – 67.

[22] Vgl. Funk, Kevin: “Today There Are No Indigenous People“ in Chile?, S. 126 – 128 & Grebe Vicuña, María Ester: Culturas Indígenas de Chile, S. 19 – 24.

[23] Vgl. Masson, Peter: Locuciones y refranes, S. 354 – 365.

[24] Vgl. Postero, Nancy / Zamosc, Leon: La batalla de la cuestión indígena en América Latina, S. 14 – 43.

[25] In Peru gibt es lange schon Bemühungen zur Dezentralisierung, auch um die innere Heterogenität nicht gegen eine Einheit sprechen zu lassen. Die Bemühungen waren dabei sowohl divers als auch herausfordernd, nicht-staatliche Akteur_innen wurden jedoch deutlich einbezogen. Einheit und wirtschaftliches Wachstum und Entwicklung wurden nur in umgesetzter Dezentralisierung als möglich angesehen. Vgl. Varas, Augusto: La (Re)Construcción Democrática del Espacio Público, S 54 – 61.

[26] Vgl. García, María Elena / Lucero, José Antonio: Explorando un “país sin indígenas”, S. 229 / 230. 

[27] Vgl. Alvarado, Mariana / Panfichi,, Aldo: Desconfianza y control, S. 158 / 159; García, María Elena / Lucero, José Antonio: Explorando un “país sin indígenas“, S. 230 – 233 & Steinhauf, Andreas: Die Unterdrückten als Protagonisten, S. 241 / 242.

[28] Vgl. García, María Elena / Lucero, José Antonio: Explorando un “país sin indígenas“, S. 254 / 255.

[29] Vgl. García, María Elena / Lucero, José Antonio: Explorando un “país sin indígenas“, S. 256.

[30] Vgl. García, María Elena: Desafíos de la interculturalidad, S. 18, 27 – 33, 127 – 138, 142 – 147 & 164 & García, María Elena / Lucero, José Antonio: Explorando un “país sin indígenas“, S. 243 – 250.

[31] Vgl. Postero, Nancy / Zamosc, Leon: La batalla de la cuestión indígena en América Latina, S. 12 & Zamosc, Leon: El movimiento indígena ecuatoriano, S. 196 – 199.

[32] Vgl. Colloredo-Mansfeld, Rudi: The Power of Ecuador’s Indigenous Communities, S. 86 – 99 & 102 / 103 & Zamosc, Leon: El movimiento indígena ecuatoriano, S. 209 – 214.

[33] Vgl. Wolff, Jonas: Del gobierno a la crisis, S. 281 – 292; Tello, Edgar: Movimiento indígena y sistema político en Ecuador, S. 99 – 104 & 134 & Zamosc, Leon: El movimiento indígena ecuatoriano, S. 214 – 222.

[34] Vgl. Colloredo-Mansfeld, Rudi: The Power of Ecuador’s Indigenous Communities, S. 86 – 90; Ospina Peralta, Pablo: Corporativismo, Estado y revolución ciudadana, S. 85 – 90 & Tello, Edgar: Movimiento indígena y sistema político en Ecuador, S. 93.

[35] Vgl. Ospina Peralta, Pablo: Corporativismo, Estado y revolución ciudadana, S. 110 – 114 & Tello, Edgar: Movimiento indígena y sistema político en Ecuador, S. 98 & 140 – 145.

[36] „No basta que un gobierno que el de Correa posiblemente considere a la población indígena, sus intereses y valores, sino que es importante que las propias organizaciones indígenas participen activamente en los debates nacionales y en todas las decisiones macropolíticas. Que se escuche a representantes indígenas cuando se trata de cuestiones como la educación bilingüe es pertinente y obviamente importante, pero el logro del movimiento indígena ecuatoriano de las últimas décadas ha sido que las voces indígenas hayan empezado a tener peso en todos los temas de la política nacional, sea la política económica, social o exterior.“ Zitat: Wolff, Jonas: Del gobierno a la crisis, S. 292.

[37] Vgl. Tello, Edgar: Movimiento indígena y sistema político en Ecuador, S. 37 – 41.

[38] Vgl. Baud, Michiel: Indigenous Politics and the State, S. 38 / 39 & Tello, Edgar: Movimiento indígena y sistema político en Ecuador, S. 41 – 61.

[39] Zitat: Tello, Edgar: Movimiento indígena y sistema político en Ecuador, S. 57.

[40] Vgl. Tello, Edgar: Movimiento indígena y sistema político en Ecuador, S. 58 – 60 & 96.

[41] Vgl. Buergenthal, Thomas / Thürer, Daniel: Menschenrechte, S. 418 – 420. 

[42] Vgl. Buergenthal, Thomas / Thürer, Daniel: Menschenrechte, S. 32 / 33.

[43] Vgl. Mill, John Stuart: Utilitarinism, on Liberty and Considerations on Representative Government, London / Melbourne: Dent 1972, S. 300.

[44] Vgl. Kaufmann, Matthias: Mehrheitsregel und Minderheitenschutz, S. 345 / 346.

[45] Vgl. Kaufmann, Matthias: Mehrheitsregel und Minderheitenschutz, S. 346 – 354.

[46] Vgl. Laden, Anthony Simon / Owen, David: Introduction, S. 02 – 13.

[47] Vgl. Kymlicka, Will: The new debate on minority, S. 25 – 32.

[48] Vgl. Weinstock, Daniel M.: Liberalism, multiculturalism, S. 255 / 256 & 264.

[49] Vgl. Kymlicka, Will: The new debate on minority rights, S. 50 – 59.

[50] Vgl. Eberl, Oliver: Parlamentarismus und Repräsentation, S. 285 / 286.

[51] Vgl. Forst, Rainer: A critical theory of multicultural toleration, S. 294 / 295.

[52] Vgl. Forst, Rainer: A critical theory of multicultural toleration, S. 295 – 297.

[53] Vgl. Forst, Rainer: A critical theory of multicultural toleration, S. 294 – 300.

[54] Vgl. Forst, Rainer: A critical theory of multicultural toleration, S. 305 – 307.

[55] Vgl. Forst, Rainer: A critical theory of multicultural toleration, S. 310 / 311.

[56] Vgl. Eberl, Oliver: Parlamentarismus und Repräsentation, S. 288 – 291 .

[57] Vgl. Weinstock, Daniel M.: Liberalism, multiculturalism, S. 244 – 253.

[58] Vgl. Young, Iris Marion: Structural injustice and the politics of difference, S. 60 – 74.

[59] Vgl. Mills, Charles W.: Multiculturalism as/and/or anti-racism?, S. 107.

[60] Vgl. Young, Iris Marion: Structural injustice and the politics of difference, S. 75 – 83.

[61] Vgl. Krennerich, Michael: Soziale (Un-)Gerechtigkeit: Begriffe und Sichtweisen, S. 16 – 26.

[62] Zitat: Nohlen, Dieter: Soziale Gerechtigkeit in Lateinamerika?, S. 177.

[63] Vgl. Nohlen, Dieter: Soziale Gerechtigkeit in Lateinamerika?, S. 177 / 178.

[64] Vgl. Buergenthal, Thomas / Thürer, Daniel: Menschenrechte, S. 422 / 423; Eberl, Oliver: Parlamentarismus und Repräsentation, S. 271 & Weinstock, Daniel M.: Liberalism, multiculturalism, S. 254.

[65] Vgl. Buergenthal, Thomas / Thürer, Daniel: Menschenrechte, S. 416 – 418. 

[66] Vgl. Buergenthal, Thomas / Thürer, Daniel: Menschenrechte, S. 420 / 421.

[67] Vgl. Hallo de Wolf, Antenor: Reconciling Privatization with Human Rights, S. 02 – 09 & 689 – 696.  

[68] Vgl. Hallo de Wolf, Antenor: Reconciling Privatization with Human Rights, S. 91, 94 & 99.

[69] Vgl. Hallo de Wolf, Antenor: Reconciling Privatization with Human Rights, S. 158.

[70] Vgl. Eberl, Oliver: Parlamentarismus und Repräsentation, S. 275 – 277.

[71] Vgl. Young, Iris Marion: Structural injustice and the politics of difference, S. 83 – 88. 

[72] Vgl. Mason, Andrew: Multiculturalism and the critique of essentialism, S. 222 – 243.

[73] Vgl. Weinstock, Daniel M.: Liberalism, multiculturalism, S. 256 – 264.

[74] Vgl. Kymlicka, Will: The new debate on minority rights, S. 33 – 49.

[75] Vgl. Buergenthal, Thomas / Thürer, Daniel: Menschenrechte, S. 187 – 189.

[76] Vgl. Buergenthal, Thomas / Thürer, Daniel: Menschenrechte, S. 297 – 318.

[77] Vgl. Alvarado, Mariana / Panfichi, Aldo: Desconfianza y control, S. 156; Bendel, Petra / Kropp, Sabine: Zivilgesellschaften und Transitionsprozesse, S. 08; Finke, Barbara / Knodt, Michèle: Einleitung, S. 13 – 15; Freise, Matthias: Introduction, S. 11 – 13 & Rucht, Dieter: Europäische Zivilgesellschaft, S. 31 – 37 & 45 – 51. Online auch: http://www.institut-fuer-sozialstrategie.de/forschungsschwerpunkt/globale-zivilgesellschaft.

[78] Vgl. Freise, Matthias: Introduction, S. 12 / 13 & Rucht, Dieter: Europäische Zivilgesellschaft, S. 42 – 45.

[79] Vgl. Bendel, Petra / Kropp, Sabine: Zivilgesellschaften und Transitionsprozesse, S. 11 – 14.

[80] Vgl. Bendel, Petra / Kropp, Sabine: Zivilgesellschaften und Transitionsprozesse, S. 15 / 16.

[81] Vgl. Bendel, Petra / Kropp, Sabine: Zivilgesellschaften und Transitionsprozesse, S. 82 / 83.

[82] Vgl. Bendel, Petra / Kropp, Sabine: Zivilgesellschaften und Transitionsprozesse, S. 55 – 81.

[83] Vgl. Bendel, Petra: Wege aus der Ungerechtigkeit?, S. 194 / 195.

[84] Vgl. Bendel, Petra: Wege aus der Ungerechtigkeit,? S. 202 / 203 & Fuentes, Claudio / Heiss, Claudia: Sociedad Civil y Democracia, S. 358 – 360.

[85] Vgl. Steinhauf, Andreas: Die Unterdrückten als Protagonisten, S. 243 / 244.

[86] Vgl. Delamaza, Gonzalo / Fernández, Margarita: Cuando el Viento sopla desde abajo, S. 292.

[87] Vgl. Delamaza, Gonzalo / Fernández, Margarita: Cuando el Viento sopla desde abajo, S. 294 / 295.

[88] Vgl. Delamaza, Gonzalo / Fernández, Margarita: Cuando el Viento sopla desde abajo, S. 268 – 280 & Fuentes, Claudio / Heiss, Claudia: Sociedad Civil y Democracia, S. 356.

[89] Vgl. Stewart, Michelle / Wilson, Pamela: Introduction, S. 12 – 14.

[90] Vgl. Stewart, Michelle / Wilson, Pamela: Introduction, S. 14 – 18.

[91] Vgl. Steinhauf, Andreas: Die Unterdrückten als Protagonisten, S. 228 – 230.

[92] Vgl. Abregú, Martín: Derechos Humanos para Todos, S. 88.

[93] Vgl. Steinhauf, Andreas: Die Unterdrückten als Protagonisten, S. 233 – 236.

[94] Vgl. Steinhauf, Andreas: Die Unterdrückten als Protagonisten, S. 237 – 239.

[95] Vgl. Stewart, Michelle / Wilson, Pamela: Introduction, S. 09.

[96] Vgl. Stewart, Michelle / Wilson, Pamela: Introduction, S. 10 / 11.

[97] Vgl. Stewart, Michelle / Wilson, Pamela: Introduction, S. 11 / 12.

[98] Zitat: Steinhauf, Andreas: Die Unterdrückten als Protagonisten, S. 243 / 244.

[99] Vgl. Smith, Laurel: The Search for Well-Being, S. 184 & Steinhauf, Andreas: Die Unterdrückten als Protagonisten, S. 243 / 244.

[100] Vgl. Eberl, Oliver: Parlamentarismus und Repräsentation, S. 270. 

[101] Vgl. Eberl, Oliver: Parlamentarismus und Repräsentation, S. 269 – 271.

[102] Zitat: Buergenthal, Thomas / Thürer, Daniel: Menschenrechte, S. 172.

[103] Vgl. Abregú, Martín: Derechos Humanos para Todos, S. 94 – 99 & 117 – 120 & Buergenthal, Thomas / Thürer, Daniel: Menschenrechte, S. 171 – 173 & 176 – 180.

[104] Vgl. Buergenthal, Thomas / Thürer, Daniel: Menschenrechte, S. 173 – 175 & 181 – 184. 

[105] Vgl. Abregú, Martín: Derechos Humanos para Todos, S. 100 – 103 & 108 / 109 & Sorj, Bernardo: Introducción: (de)construyendo la sociedad civil, S. 13.

[106] Vgl. Bendel, Petra / Kropp, Sabine: Zivilgesellschaften und Transitionsprozesse, S. 23 & 43 / 44 & Varas, Augusto: La (Re)Construcción Democrática del Espacio Público, S. 35 / 36 & 74.

[107] Vgl. Sorj, Bernardo: Introducción: (de)construyendo la sociedad civil, S. 09 – 11.

[108] Vgl. Abregú, Martín: Derechos Humanos para Todos, S. 120 – 127.

[109] Vgl. Abregú, Martín: Derechos Humanos para Todos, S. 110 – 112.

[110] Vgl. Abregú, Martín: Derechos Humanos para Todos, S. 112 – 117. 

[111] Vgl. Massot, Emilie: Autonomía cultural y hegemonía desarrollista, S. 21 – 24 & 29.

[112] Vgl. Abregú, Martín: Derechos Humanos para Todos, S. 104 / 105; Sorj, Bernardo: Introducción: (de)construyendo la sociedad civil, S. 05 – 09 & Varas, Augusto: La (Re)Construcción Democrática del Espacio Público, S. 25 – 35.  

[113] Vgl. García, María Elena: Desafíos de la interculturalidad, S. 167 – 198 & 246 – 249.

[114] Vgl. García, María Elena: Desafíos de la interculturalidad, S. 207 – 220 & 249 / 250.

[115] Vgl. García, María Elena: Desafíos de la interculturalidad, S. 260 – 262. 

[116] Vgl. Abregú, Martín: Derechos Humanos para Todos, S. 145 / 146.

[117] Vgl. Habermas, Jürgen: Strukturwandel der Öffentlichkeit, S. 267 / 268.

[118] „Die grundrechtliche Fixierung einer vorstaatlichen Privatsphäre und einer die Gesellschaft mit dem Staat vermittelnden eben politisch fungierenden Öffentlichkeit wird in dem Maße, in dem Staat und Gesellschaft sich wechselseitig durchdringen (und eine mittlere, von einem erst entstehenden Sozialrecht geordneten Sphäre halbprivater, halböffentlicher Beziehungen hervorbringen), von einer konkurrierenden Grundrechtsnormierung in ihrem soziologischen Sinn und ihrer verfassungswirklichen Funktion umgewertet; denn, was indirekt durch Ausgrenzung nicht mehr gewährleistet werden kann, bedarf nun positiv der Gewährung: die Teilhabe an sozialen Leistungen und die Teilnahme an den Einrichtungen der politischen Öffentlichkeit. Gleichzeitig muß sich der Kompetenzbereich dieser Teilhabe in dem Verhältnis, in dem diese Teilhabe effektiv werden soll, ausdehnen. In der politischen Öffentlichkeit agieren deshalb staatsbezogen gesellschaftliche Organisationen, sei es durch Parteien vermittelt, sei es unmittelbar im Zusammenspiel mit der öffentlichen Verwaltung.“ Zitat: Habermas, Jürgen: Strukturwandel der Öffentlichkeit, S. 273.

[119] Vgl. Habermas, Jürgen: Strukturwandel der Öffentlichkeit, S. 274.

[120] Vgl. Habermas, Jürgen: Theorie des kommunikativen Handelns. Band 2, S. 228.

[121] Vgl. Wihl, Gary: The Tyranny of Majority Opinion in the Public Sphere, S. 56 – 58.

[122] Zitat: Graham, Gordon: Public Opinion and the Public Sphere, S. 34 / 35.

[123] Vgl. Emden, Christian J.: Epistemic Publics: On the Trading Zones of Knowledge, S. 80.

[124] Zitat: Emden, Christian J. / Midgley, David: Beyond Habermas?, S. 07.

[125] Vgl. Graham, Gordon: Public Opinion and the Public Sphere, S. 35 – 40.

[126] Vgl. Wihl, Gary: The Tyranny of Majority Opinion in the Public Sphere, S. 58.

[127] Vgl. Murillo, Mario A.: Weaving a Communication Quilt, S. 156 – 159.

[128] Zitat: Habermas, Jürgen: Strukturwandel der Öffentlichkeit, S. 288 / 289.

[129] Vgl. Habermas, Jürgen: Strukturwandel der Öffentlichkeit, S. 290 – 293.

[130] Vgl. Crowell, Steven G.: Critique of Public Reason, S. 153 – 163; Emden, Christian J.: Epistemic Publics: On the Trading Zones of Knowledge, S. 65 / 66 & Tully, James: On the Global Multiplicity of Public Spheres, S. 169 – 197.

[131] Zitat: Habermas, Jürgen: Theorie des kommunikativen Handelns. Band 2, S. 184.

[132] Vgl. Crowell, Steven G.: Critique of Public Reason, S. 153.

[133] Vgl. Habermas, Jürgen: Theorie des kommunikativen Handelns. Band 2, S. 213.

[134] Vgl. Habermas, Jürgen: Theorie des kommunikativen Handelns. Band 2, S. 327.

[135] Vgl. Habermas, Jürgen: Theorie des kommunikativen Handelns. Band 2, S. 332.

[136] Vgl. Habermas, Jürgen: Theorie des kommunikativen Handelns. Band 2, S. 274.

[137] Zitat: Habermas, Jürgen: Theorie des kommunikativen Handelns. Band 2, S. 573.

[138] Vgl. Habermas, Jürgen: Theorie des kommunikativen Handelns. Band 2, S. 573 – 575.

[139] Vgl. Weyer, Johannes: Netzwerke in der mobilen Echtzeit-Gesellschaft, S. 22 – 24 & Wu, Tim: The Master Switch.

[140] Zitat: Stewart, Michelle / Wilson, Pamela: Introduction, S. 02.

[141] Vgl. Stewart, Michelle / Wilson, Pamela: Introduction, S. 06 & 21.

[142] Vgl. Faulhaber, Priscila / Forline, Louis: Recollecting Indigenous Thinking, S. 253 & 268.

[143] Vgl. Córdova, Amalia / Salazar, Juan Francisco: Imperfect Media, S. 39 – 43 & Stewart, Michelle / Wilson, Pamela: Introduction, S. 05, 21 / 22 & 30 / 31.

[144] Vgl. Córdova, Amalia / Salazar, Juan Francisco: Imperfect Media, S. 47.

[145] Vgl. zum Absatz Landzelius, Kyra: Postscript: Vox populi from the margins?, S. 293 – 296 & Murillo, Mario A.: Weaving a Communication Quilt, S. 145 – 156.

[146] Vgl. Ginsburg, Faye: Rethinking the Digital Age, S. 291 / 292.

[147] Vgl. Ginsburg, Faye: Rethinking the Digital Age, S. 287.

[148] Vgl. Ginsburg, Faye: Rethinking the Digital Age, S. 294 & 302.

[149] Vgl. Belausteguigoitia, Marisa: On line, off line and in line, S. 97, 99, 102 – 108 & Halkin, Alexandra: Outside the Indigenous Lens, S. 160 – 178.

[150] Zitat: Smith, Laurel: The Search for Well-Being, S. 185.

[151] Vgl. Smith, Laurel: The Search for Well-Being, S. 185 / 186.

[152] Zitat: Landzelius, Kyra: The meta-native and the militant activist, S. 129.

[153] Vgl. Landzelius, Kyra: Introduction: Native on the net, S. 27 – 29; Landzelius, Kyra: Postscript: Vox populi from the margins?, S. 297 – 299 & Landzelius, Kyra: The meta-native and the militant activist, S. 112 – 129.

[154] Vgl. Forte, Maximilian C.: Amerindian@Caribbean, S. 142 – 147; Landzelius, Kyra: Introduction: Native on the net, S. 02 – 04; Landzelius, Kyra: Postscript: Vox populi from the margins?, S. 292 / 293; La Representación de lo Indígena en los Medios de Comunicación, S. 14 – 22 & Martínez V., Camilo / Nagel A., José: Chile: Agricultores y nuevas tecnologías de información, S. 20 – 24.

[155] Vgl. Landzelius, Kyra: Introduction: Native on the net, S. 08 – 10. 

[156] Vgl. Landzelius, Kyra: Introduction: Native on the net, S. 10 – 20 & La Representación de lo Indígena en los Medios de Comunicación, S. 36 – 39.

[157] Vgl. Landzelius, Kyra: Introduction: Native on the net, S. 04 – 07.

[158] Vgl. Landzelius, Kyra: Introduction: Native on the net, S. 30 – 33.

[159] Vgl. Ginsburg, Faye: Rethinking the Digital Age, S. 304 & Landzelius, Kyra: Postscript: Vox populi from the margins?, S. 297.

[160] Zitat: Landzelius, Kyra: Postscript: Vox populi from the margins?, S. 297 & 300 / 301. 

[161] Vgl. Weyer, Johannes: Netzwerke in der mobilen Echtzeit-Gesellschaft, S. 05.

[162] Vgl. Weyer, Johannes: Netzwerke in der mobilen Echtzeit-Gesellschaft, S. 20 / 21 & Weyer, Johannes: Zum Stand der Netzwerkforschung, S. 46 / 47.

[163] Vgl. Weyer, Johannes: Zum Stand der Netzwerkforschung, S. 51 / 52.

[164] Vgl. Weyer, Johannes: Zum Stand der Netzwerkforschung, S. 52 / 53.

[165] Vgl. Diaz-Bone, Rainer / Jansen, Dorothea: Netzwerkstrukturen als soziales Kapital, S. 75 / 76.

[166] Vgl. Diaz-Bone, Rainer / Jansen, Dorothea: Netzwerkstrukturen als soziales Kapital, S. 76 – 80.

[167] Vgl. Weyer, Johannes: Zum Stand der Netzwerkforschung, S. 61 – 64.

[168] Vgl. dazu Marin, Bernd / Mayntz, Renate: Introduction: Studying Policy Networks, S. 16.

[169] Vgl. Knill, Christoph / Schäfer, Ansgar: Policy-Netzwerke, S. 189 – 194 & Marin, Bernd / Mayntz, Renate: Introduction: Studying Policy Networks, S. 15 – 22.

[170] Vgl. Knill, Christoph / Schäfer, Ansgar: Policy-Netzwerke, S. 195 – 208.

[171] Vgl. Knill, Christoph / Schäfer, Ansgar: Policy-Netzwerke, S. 208 – 211.

[172] Vgl. Kenis, Patrick / Schneider, Volker: Policy Networks, S. 25 – 33.

[173] Vgl. Kenis, Patrick / Schneider, Volker: Policy Networks, S. 33 – 38.

[174] Vgl. Kenis, Patrick / Schneider, Volker: Policy Networks, S. 40 – 43.

[175] Zitat: Kelty, Christopher: Geeks and Recursive Publics, S. 99.

[176] Zitat: Kelty, Christopher: Geeks and Recursive Publics, S. 100 / 101. Vgl. zu den Ausführungen S. 99 – 101.

[177] Vgl. Kelty, Christopher: Geeks and Recursive Publics, S. 104 & 105.

[178] Vgl. Kelty, Christopher: Geeks and Recursive Publics, S. 113 / 114 & Kenis, Patrick / Schneider, Volker: Policy Networks, S. 43.

[179] Zitat: Kelty, Christopher: Geeks and Recursive Publics, S. 113.

[180] Gesucht wurde mit diversen Begriffskombinationen auf Spanisch und Englisch. Dabei wurden die Begriffe „Indigen“, „Zivilgesellschaft“, „Minderheiten(rechte)“ und das jeweilige Land in Abwandlungen und divers kombiniert und auch mit Fragezeichen oder Sternchen gearbeitet.

[181] LGBT steht für Lesbian-Gay-Bisexual-&-Trans und ist eine der genutzten Abkürzungen, um auf breite Gender- und Sexualitätskonzeptionen zu verweisen. Ohne dies nun zu weit auszuführen, soll diese Abkürzung hier als eine mögliche für diese Seite von Minderheitenrechten genutzt werden. 

[182] Facebook-Seiten von Organisationen haben keine Freundschaften, sie haben nur Fans – dies sind einseitige Beziehungen. Nur Facebook-Seiten von natürlichen Personen können zweiseitige Beziehungen in Form von Freundschaften haben. Aber auch Organisationen können über die „Gefällt mir“-Funktion zweiseitig ein- und verbunden werden.

[183] Zitat: http://liwenmapu.cl/?page_id=2.

[184] Ein weiterer Link, zu Wallmapuche. Consejo de Todas las Tierras, eine Mapuche-Organisation, die in Chile und Argentinien aktiv ist (oder nur war?), führt zu keiner aufrufbaren Seite. Auch über Facebook ist diese Organisation nicht erreichbar.

[185] Der auf der CHIRAPAQ-Seite angegebene Link (http://www.fimi-iiwf.com) funktioniert nicht, es bedarf einer Suche nach dem Foro, um auf dessen Seite zu gelangen.

[186] Zu ECMIA wird kein Link auf der Seite vom CHIRAPAQ bereit gestellt, lediglich die Akteurin wird beschrieben.

[187] Der Link zu diesem Programm verweist lediglich auf die GIZ, nicht auf das entsprechende Programm.

[188] Dies ist der Stand von Ende August 2014.

[189] Dabei handelt es sich um eine globale Plattform für „indigene Informationen“. Sie bietet auch Informationen zu zentralen Akteur_innen und ist eine der Hauptquellen zur CONAIE.

[190] Zitat: https://www.facebook.com/juventud.conaie?fref=ts (Eintrag vom 03. Oktober 2012).


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Posted by Mario Faust-Scalisi

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